Obstipation und Koprostase Flashcards
Obstipation
verzögerte oder erschwerte Darmentleerung
Definition nach ROM-IV-Kriterien einer Obstipation
Mindestens 2 der folgenden Symptome für mindestens 3 Monate (innerhalb der letzten 6 Monate)
• Weniger als 3 Stuhlentleerungen pro Woche • Harter oder klumpiger Stuhl (Bristol-Stuhltyp 1–2) • Pressen beim Stuhlgang • Gefühl der unvollständigen Entleerung • Gefühl der anorektalen Blockade • Manuelle Unterstützung zur Entleerung notwendig
Einteilung der Obstipation
Primäre (funktionelle):
- Idiopathische
- Chronisch habituelle
- Slow-Transit-Obstipation
- Beckenboden-Dyssynergie
Sekundäre
- Medikamentös (Opioide, Diuretika)
- Endokrine & metabolische (Hypothyreose, Hyperkalzämie, Diabetes mellitus)
- Neurologische Erkrankungen
- Gastrointestinale (Rezdarm, Karzinom, Divertikulose)
- Psychosoziale Faktoren
Chronisch habituelle Obstipation
geringer Flüssigkeitszufuhr, ballaststoffarmer Ernährung, Bewegungsmangel
Slow-Transit-Obstipation
gestörte Darmmotilität
Obstipation
Labor:
• TSH (Hypothyreose?)
• Kalzium (Hyperkalzämie?)
• Blutzucker (Diabetes?)
Therapie der Obstipation
Erstlinienbehandlung:
• Ballaststoffreiche Ernährung (30 g/Tag, Vollkorn, Gemüse, Leinsamen)
• Ausreichend Flüssigkeitszufuhr (mind. 1,5–2 L/Tag)
• Regelmäßige Bewegung (z. B. Spaziergänge, Schwimmen)
• Toilettengewohnheiten verbessern (regelmäßiger Stuhlgang, ohne Pressen)
Medikamentöse Therapie bei Obstipation
Quellstoffe (Mittel der Wahl!)
• Flohsamenschalen, Leinsamen, Weizenkleie
- Erhöht Stuhlvolumen → Stimuliert Darmperistalti
• Wichtig: Viel trinken!
Osmotische Laxantien: Lactulose, Macrogol (Polyethylenglykol, PEG)
Stimulierende Laxantien (Reserve!): Bisacodyl, Natriumpicosulfat, Sennesblätter
Warnsignale („Red Flags“) bei Obstipation
sofortige weitere Abklärung bei:
• Plötzlicher Beginn der Obstipation bei vorher normalem Stuhlgang
• Blut im Stuhl (okkult oder sichtbar)
• Ungewollter Gewichtsverlust
• Nächtliche Obstipation
• Anämie (Hb↓)
• Fieber, starke Bauchschmerzen
An Kolonkarzinom, Strikturen, Divertikulitis und Ileus denken
Komplikationen einer Obstipation
- Koprostase (Kotstau)
- Megakolon
- Rektumprolaps
Koprostase
massive Stuhlretention im Kolon, meist im Rektum oder Sigma, die zu einer mechanischen Obstruktion führen kann.
Koprom
Feste Stuhlballen, die den Darm verstopfen.
Kotstein (Bezoar)
Extrem verhärtete Stuhlmassen, oft durch Dehydratation verursacht.
Koprostatischer Ileus
mechanischer Darmverschluss durch verhärteten Stuhl.
Abdomenuntersuchung einer Koprostase
- Inspektion: Aufgetriebener Bauch, evtl. Operationsnarben
- Auskultation: Gedämpfte oder fehlende Darmgeräusche
- Perkussion: Tympanitischer Klopfschall (Meteorismus)
- Palpation: Harte Stuhlmassen tastbar (linker Unterbauch, Rektum), Druckdolenz, evtl. lokale Abwehrspannung
Rektale Untersuchung einer Koprostase
• Ampulle prall gefüllt mit harter Stuhlmasse
• Evtl. Überlauf-Diarrhö
• Spontaner Analreflex erhalten?
Labor bei V.a Koprostase?
- Anamnese & körperliche Untersuchung (inkl. digital-rektale Untersuchung!)
- Labor:
• Entzündungszeichen (CRP, Leukozyten) → Kolitis?
• Elektrolyte (Na, K, Ca) → Hyperkalzämie?
• TSH → Hypothyreose?
Bildgebung in Koprostase (bei V.a. Ileus, Perforation, Tumor! 🔎)
Röntgen-Abdomen (ohne KM:
• Stuhlmassen im linken Kolon/Sigma
• Freie Luft? (Perforation?)
Sonographie:
• Flüssigkeit vor Stuhlballen? (Überlauf-Symptomatik)
• Tumorverdacht?
- Harnverhalt?
Koloskopie (nach Entleerung!):
• Kolonkarzinom, Divertikulose?
Therapie der Koprostase
- Suppositorien oder Klistiere (Glycerin, Sorbitol, CO₂-Zäpfchen)
- Osmotische Laxantien (1. Wahl!): Macrogol (Polyethylenglykol, PEG)
- Flüssigkeitszufuhr & Mobilisation: 2–3 Liter Wasser/Tag. Bewegung fördern (Bettlägerige Patienten mobilisieren)
- Manuelle Stuhlentfernung
Komplikationen einer Koprostase
• Obstruktiver Ileus (koprostatischer Ileus)
• Kolonperforation → Peritonitis → Sepsis
• Rektumprolaps (bei starkem Pressen)
• Harnverhalt durch Druck auf die Blase