Gicht Flashcards
Ursachen einer Gicht
Primäre Gicht (90 %)
- Stoffwechselstörung, genetisch, meist durch verminderte Harnsäureausscheidung
- Risikofaktoren: fettreiche Fleischsorten, Meeresfrüchte, Alkoholkonsum (insbesondere Bier), Fruktosehaltige Getränke, Adipositas, Metabolisches Syndrom.
Sekundäre Gicht (10 %)
- Erhöhte Harnsäureproduktion: Tumorlysesyndrom, hämolytische Anämien, Psoriasis
- Verminderte Harnsäureausscheidung: Niereninsuffizienz, Diuretika (Thiazide, Schleifendiuretika), ASS (niedrig dosiert)
Akuter Gichtanfall
- Plötzlicher Beginn, meist nachts
- Stark schmerzhaft, gerötet, überwärmt, geschwollen
- Häufigstes Gelenk: Großzehengrundgelenk (Podagra)
- Weitere Gelenke: Sprunggelenk, Knie, Handgelenk
Chronische Gicht:
• Wiederkehrende Anfälle
• Tophi: schmerzlose, knotige Harnsäureablagerungen in Weichteilen (Ohren, Ellenbogen)
• Gichtnephropathie: Nierensteine, chronische Nierenerkrankung
Diagnostik einer Gicht
Labor
- Harnsäure im Serum: meist erhöht (> 6,8 mg/dl), aber kann während des Anfalls normal sein
- Entzündungszeichen: CRP ↑, BSG ↑, Leukozytose
- Nierenwerte: Kreatinin, Harnstoff zur Beurteilung der Nierenfunktion
Diagnostik einer Gicht
Gelenkpunktion (Goldstandard)
- Nachweis von Harnsäurekristallen: nadelförmig, negativ doppelbrechend in der Polarisationsmikroskopie
- Differenzialdiagnose: septische Arthritis ausschließen!
Diagnostik einer Gicht
Bildgebung
- Röntgen: bei chronischer Gicht → Erosionen, „Rattenbiss“-artige Defekte
- Sonografie: doppelte Konturlinie des Knorpels durch Kristallablagerung („Double Contour Sign“)
DDx einer Gicht
- Septische Arthritis (wichtigster Notfall!)
- Pseudogicht (Chondrokalzinose, Kalzium-Pyrophosphat-Ablagerung)
- Rheumatoide Arthritis
- Reaktive Arthritis
Akuter Gichtanfall
Notfalltherapie
- NSAR (1. Wahl): z.B. Ibuprofen, Indometacin
- Colchicin: falls NSAR kontraindiziert. (Achtung: gastrointestinale Nebenwirkungen, Toxizität)
- Glukokortikoide: systemisch oder intraartikulär bei Kontraindikationen für NSAR/Colchicin
- Kühlung des betroffenen Gelenks
- Keine rasche Senkung des Harnsäurespiegels während des Anfalls!
Langzeittherapie zur Harnsäuresenkung bei chr. Gicht
Indikation: > 2 Anfälle/Jahr, Tophusbildung, Gichtnephropathie
Medikamente:
• Allopurinol (1. Wahl): Xanthinoxidase-Hemmer
• Febuxostat: Alternative bei Unverträglichkeit
• Urikosurika (z.B. Benzbromaron): bei Ausscheidungsstörung
• Therapieziel: Harnsäure < 6 mg/dl (< 360 µmol/l)
Lebensstilmodifikation in Gicht
Purinarme Diät: wenig rotes Fleisch, Innereien, Meeresfrüchte
Alkoholkarenz (v.a. Bier!)
Ausreichende Flüssigkeitszufuhr (2–3 l/Tag)
Gewichtsreduktion bei Übergewicht
Fruktose vermeiden (Softdrinks, Süßigkeiten)
Chr. Komplikationen einer Gicht
- Chronische Gichtarthritis → Gelenkzerstörung
- Tophi mit Ulzeration
- Gichtnephropathie: Nierensteine, chronische Niereninsuffizienz
Red Flags einer Gichtanfall
- Fieber, Schüttelfrost, starke Gelenkschmerzen: septische Arthritis ausschließen!
- Plötzliche Verschlechterung trotz Therapie: Verdacht auf Infektion oder Nierenbeteiligung
Kann man während eines Gichtanfalls unmittelbar Allopurinol ansetzen?
Nein!!
- Wenn der Harnsäurespiegel im Blut schnell sinkt, werden abgelagerte Kristalle mobilisiert.
- Dies führt zu einer verstärkten Entzündungsreaktion, da das Immunsystem erneut aktiviert wird
- Falls der Patient bereits Allopurinol nimmt, wird es weitergeführt, aber nicht in der Dosierung verändert.