Chronische Niereninsuffizienz Flashcards
Definition
Irreversible Abnahme der exkretorischen (glomerulären, tubulären ) und inkretorischen (endokrinen ) Nierenfunktion
Definiert als strukturelle oder funktionelle Auffälligkeit der Niere über mehr als 3 Monate mit Auswirkungen auf die Gesundheit. Auffälligkeiten und somit Kriterien zur Diagnosestellung können dabei bspw. pathologische Befunde im Urinsediment, in der Bildgebung oder Histologie oder eine GFR <60 mL/min/1,73m2 sein
Wie viele Dialysepatienten gibt es in D?
In Deutschland gibt es >60.000 Dialysepatienten
Ätiologie/Gründe für chronische Niereninsuffizienz
- Diabetische Nephropathie (= Glomerulosklerose Kimmelstiel-Wilson) mit ca. 30–40% häufigster Grund in Deutschland
- Hypertensive Nephropathie ca. 20%
- Glomerulonephritiden ca. 10–15% (häufigster Grund bei jungen Erwachsenen)
- Polyzystische Nierenerkrankungen ca. 10%
- Tubulo-interstitielle Nierenerkrankungen (rezidivierende Pyelonephritis, Analgetikanephropathie) ca. 10%
- Weitere Ursachen: Vesikoureteraler Reflux, Nephrolithiasis, Amyloidose u.a.
Symptome
“Überwässerung”
„Überwässerung“
- Hypertonie
- Periphere Ödeme
- Lungenödem
- Oftmals interstitielles Lungenödem („fluid lung“): Fehlen der typischen feuchten Rasselgeräusche, da sich die Flüssigkeit nicht im alveolären Raum befindet
Symptome
Urämie
Urämie
- Kurzbeschreibung: „Intoxikation“ durch Ansammlung harnpflichtiger Substanzen. Genaue Zuordnung nicht bekannt, aber in erster Linie durch Metabolite des Eiweißstoffwechsels bzw. nicht renal eliminierte/erhöhte Serumeiweiße: u.a. Harnstoff, Kreatinin, β2-Mikroglobulin, Parathormon
- Allgemeinsymptome: Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen
- Typische Zeichen
- Urämischer Foetor
- Hautflecken (Café-au-lait-Farbe, „schmutziges Hautkolorit“)
- Häufig Pruritus
- Weitere Folgen
- Hämolyse durch Urämietoxine (Hautblässe, Anämie)
- Urämische Pleuritis
- Urämische Perikarditis
- Pathologie: Fibrinöse Perikarditis („Zottenherz“)
- Klinik: Perikardreiben
- Urämische Enzephalopathie: Krampfanfälle, Somnolenz, Koma
- Urämische Polyneuropathie: Parästhesien
- Urämische Gastroenteropathie: Übelkeit, Erbrechen
- Thrombopenie bzw. -dysfunktion, Leukozytendysfunktion
Symptome
Elektrolyte und pH
Elektrolyte und pH
Elektrolytstörungen
- Kalium, Phosphat↑
- Calcium↓
- Natrium↓/↑
pH-Haushalt: Insbesondere Gefahr der Azidose
Symptome
Inkretorisch
Inkretorisch (endokrin)
Renale Anämie
- Hauptursache: Erythropoetin-Mangel → Geringere Stimulation der Erythrozytensynthese bei „vorhandenen Substraten“ → Normochrome, normozytäre Anämie
- Weitere Ursachen: Verkürzte Überlebenszeit der Erythrozyten durch urämische Hämolyse; Blutverluste aufgrund urämischer Blutungsneigung; Hemmung der Erythropoese durch Urämietoxine u.a.
Renale Osteopathie
- Definition: Sammelbegriff für Veränderungen des Knochenstoffwechsels bei chronischer Niereninsuffizienz
- Bedeutsam ist v.a. die Genese über einen sekundären Hyperparathyreoidismus („high-turnover-Osteopathie“)
- Weitere Formen u.a. Osteomalazie und adynamische Osteopathie
Durch die Hyperphosphat- und Hypokalzämie bei Mangel an Calcitriol kommt es zum sekundären Hyperparathyreoidismusund zur renalen Osteopathie!
Normwerte der GFR
Normalwerte der glomerulären Filtrationsrate (GFR)
- Männer: 95–145 mL/min/1,73m2
- Frauen: 75–125mL/min/1,73m2
- Nach dem 30. Lebensjahr kommt es zu einem physiologischen Abfall von ca. 10 mL/min pro 10 Jahre
- Abschätzung der GFR mittels CKD-EPI- oder MDRD-Formel
Stadieneinteilung nach glomerulärer Filtrationsrate (National Kidney Foundation, NKF)
1* ≥90 mL/min/1,73m2
2* 60–89 mL/min/1,73m2
3 30–59mL/min/1,73m2 .
4 15–29 mL/min1,73m2
5 <15 mL/min/1,73m2 (Nierenversagen ; veraltet: „Terminale Niereninsuffizienz“)
Diagnostik
Blutuntersuchung
- Hämoglobin↓, MCV unverändert, ggf. Erythropoetin-Spiegel↓
- Elektrolyte: Insbesondere Kalium↑, Calcium↓, Phosphat↑
- Retentionsparameter↑
- BGA (pH-Überwachung)
- Bestimmung von Vitamin D und PTH
Urinuntersuchung
Sonographie (Größe der Nieren, Parenchymdicke u.a.)
Ggf. Nierenbiopsie zur Ursachenklärung
Allgemeine Therapie
zur Aufrechterhaltung der Nierenfunktion
Aufrechterhaltung der Nierenfunktion
- Ausgeglichene Flüssigkeitszufuhr (etwa 2 Liter/Tag) mit Vermeidung einer Exsikkose oder Ödemen
- Ziel: Ausreichende Diurese (Harnstoffelimination), ggf. auch unter Einsatz von Diuretika
- Kontrolle und Korrektur der Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalte
- Kochsalz (NaCl)
- Grundsätzlich keine Diät erforderlich
- Einschränkung bei Ödemen oder Hypertonie
- Kaliumarme Diät, ggf. Kaliumbinder
- Bicarbonat bei Azidose
- Kochsalz (NaCl)
Allgemeine Therapie
zur Reduktion von Risikofaktoren
Reduktion von Risikofaktoren
- Vermeidung nephrotoxischer Substanzen
- NSAR
- Nikotin
- Weitere, z.B. Aminoglykoside, Aciclovir, Cisplatin
- Strenge Blutdruckeinstellung
- Auf Werte unterhalb von 130/80 mmHg bzw. bei Proteinurie ≥1 g/Tag unterhalb von 125/75 mmHg
- Gute Blutdruckeinstellung von entscheidender Bedeutung, um Progredienz der Erkrankung zu verhindern
- Medikamentöse Therapie sollte einen ACE-Hemmer enthalten (alternativ AT1-Rezeptorblocker) → nephroprotektiv
- Therapie einer Hyperlipidämie
- CAVE bei Diabetes-Therapie: Insulinbedarf kann sinken!
- Eiweißarme Ernährung als Therapieansatz umstritten
Spezielle Therapien
renale Anämie
Sekundärer Hyperparathyreoidismus (renale Osteopathie)
Terminale dialysepflichtige Niereninsuffizienz
Renale Anämie
- Gabe von synthetischem Erythropoetin
- Eventuell parallele Eisengabe je nach Serum-Ferritin und Transferrinsättigung
- Nebenwirkungen: Thromboseneigung und Blutdrucksteigerung
Sekundärer Hyperparathyreoidismus (renale Osteopathie)
- Diätische Phosphatrestriktion (u.a. Vermeidung von Schmelzkäse, Nüssen)
- Phosphatbinder: Calciumacetat, Calciumcarbonat
- Vitamin-D-Substitution (aktives 1,25(OH)2-Vitamin D oral)
- Bei Therapierefraktärität: Operative Entfernung der Nebenschilddrüsen
Terminale dialysepflichtige Niereninsuffizienz
- Behandlungsmethode der Wahl: Nierentransplantation
- Übergangslösung: Nierenersatzverfahren