Psychiatrie Tag 1- Tag 67 Flashcards

1
Q

Delir/Delirium

(nicht durch Alkohol F05)

Definition

wie stellt man die Diagnose (5 klinische Kriterien +2 weitere)

A

Delir ist ein akutes, komplexes, hirnorganisches Syndrom, das durch eine Störung des Bewusstseins, der kognitiven Funktionen, der Psychomotorik, des Schlaf-Wach-Rhythmus und der Emotionalität gekennzeichnet ist.

Diagnose - klinisch gestellt

  • Bewusstseinsstörung und Aufmerksamkeitsstörung
  • Störung kognitiver Funktionen
  • Störungen der Psychomotorik
  • Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus, z.B.:
  • Störung der Emotionalität

Weitere Kriterien, die vorliegen müssen

  • Plötzlicher Beginn und Tagesschwankungen des Symptomverlaufes
  • Ausschluss anderer zerebraler oder systemischer Erkrankungen (z.B. Demenz), die für die beschriebenen zerebralen verantwortlich sein könnten
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2
Q

Alzheimer Demenz

Klassifikation/Manifestationsalter

Ätiologie

Pathophysiologische Merkmale

A
  • Präseniler Demenz: Eintrittsalter 50-65 Jahre und
  • Seniler Demenz: >65 Jahre

Gendefekte/Mutationen

  • Presenilin-1-Gen auf Chromosom 14
  • Presenilin-2-Gen auf Chromosom 1
  • Amyloid-Precursor Protein auf Chromosom 21
  • Risikofaktor
    • Apolipoprotein E4 (ApoE4)

Pathophysiologie

  • Fronto-temporo-parietale Hirnatrophie (insbesondere Hippokampus, Locus coeruleus, Kortex)Extrazelluläre, senile Aβ-Plaques
  • Intrazelluläre Neurofibrillenbündel (engl. neurofibrillary tangles) aus hyperphosphoryliertem Tau-Protein
  • Amyloide werden mit der Kongorot-Färbung (mit Polarisation) angefärbt
  • Amyloid-Angiopathie → Zerebrale Amyloidangiopathie:
    • Neuronenverlust
    • Neuritische Degeneration von Axonen
    • Degeneration des Nucleus Basalis Meynert: Cholinerge Verarmung
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3
Q

Alzheimer Demenz

Klinik

A

Kognitive Symptome

  • Gedächtnisstörungen: Das Langzeitgedächtnis bleibt dabei am längsten intakt
  • Wortfindungsstörungen mit Echolalie und Neologismen
  • Orientierungsstörungen
  • Werkzeugstörungen: Apraxie, Alexie, Agnosie, Akalkulie

Nicht-kognitive Symptome

  • Depressive Symptome und Apathie
  • Aggressivität, Reizbarkeit und Erregung
  • Paranoide Ideen mit Halluzinationen
  • Mutismus, Inkontinenz im Endstadium
  • Hyposmie
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4
Q

Alzheimer Demenz Diagnostik

Therapie

A
  • positiver Palmomentalreflex

Liquor

  • Phospho-Tauprotein:↑
  • β-Amyloidproteine Aβ1-42:↓

Radiologisch

  • CT, MRT: Hirnatrophiezeichen , insbesondere Atrophie des Temporallappens und Hippokampus
  • EEG: Verlangsamter Grundrhythmus
  • Evozierte Potenziale: Verlängerte Latenz
  • PET: Temporoparietaler Hypometabolismus

Therapie

  • Bei leichter bis mittelschwerer Demenz: Cholinesterasehemmer (Donepezil, Galantamin, Rivastigmin)
  • Bei schwerer Demenz: Memantine (NMDA-Antagonisten), auch in Kombination mit Cholinesterasehemmern
  • Bei Schlafstörungen: Melperon, da keine anticholinerge Wirkung
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5
Q

Vaskuläre Demenz

Pathophysio

Mikro und Makroangiopathie

A

progressive Atrophie des Gehirns aufgrund chronischer arterieller Hypertonie

Mikroangiopathie

  • chronischer Druck - Lipohyalinose - Nekrose der Arteriolen - Demyelinisierung v.a des Marklagers
  • multiplen thrombembolischen Mikroinfarkten im Marklager, Hirnstamm und den Basalganglien, dem sog. Status lacunaris, kommen

Makroangiopathie

  • arteriosklerotische Veränderung der großen Gefäße - Infarkte - Multi-Infarkt-Demenz
  • Betreffen diese Infarkte bestimmte Organisationseinheiten, wie Thalamus, Basalganglien oder frontales Marklager - Bezeichnung als “strategisch”
    *
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6
Q

Vaskuläre Demenz

Symtome

A

Initial

  • Häufig sind die Kognition, das Verhalten und der Affekt beeinflusst, zeitweilig auch die Orientierung.

Im Verlauf

  • Demenzielles Syndrom (ca. 3 Monate nach ischämischem Insult), Parkinson-Symptomatik, Fallneigung und Harninkontinenz

Diagnostik

  • 24h RR
  • cCT: Mikroangiopathische Marklagerschäden, lakunäre Infarkte
  • Im MRT (früher und deutlicher sichtbar): Multiple Lakunen und “white matter lesions” periventrikulär und im Marklager
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7
Q

Depression

Epidemiologie

A
  • Alter: Erstmanifestation meist ab dem 30. Lebensjahr

Lebenszeitprävalenz

  • Allgemeinbevölkerung: 16-20% (♂: 12,3%, ♀: 25%)
  • Verwandte 1. Grades eines Erkrankten: 24-30%
  • Konkordanzraten bei Zwillingen
  • Eineiige Zwillinge: 50% Konkordanz
  • Zweieiige Zwillinge: 15-20% Konkordanz
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8
Q

Depression

Ätiologie

Erlernte Hilflosigkeit (Beschreibung, typischekognitive Triade)

A

Multifaktorielles Geschehen

Erlernte Hilflosigkeit nach Seligman

  • Lebewesen die gefühlte Hilflosigkeit einer subjektiv oder objektiv ausweglosen Situationen (z.B. Traumen, negative Erlebnisse, Versagen) auf ihr allgemeines Verhalten übertragen
  • kognitive Triade:
    • Internale Kausalattribution
    • Generalität
    • Stätigkeit
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9
Q

Depression Therapie

(Dauer, Substanzklassen mit Wirkstoffbsp., supportive Maßnahmen)

A

nach Erstdiagnose medikamentöse Therapie mindestens 4-9 Monate über die Remission einer depressiven Episode hinaus nehmen

Patienten mit zwei oder mehr depressiven Episoden - Rezidivprophylaxe über mindestens 2 Jahre

  1. Wahl ohne Sedierung
  • SSRI (z.B. Citalopram)
  • SSNRI (z.B. Venlafaxin)
  • SNRI (z.B. Reboxetin)
  1. Wahl mit Sedierung
  • Mirtazapin
  • Trizyklische Antidepressiva (z.B. Amitriptylin o. Trimipramin)
    • Trizyklische Antidepressiva sollten aufgrund ihrer anticholinergen Wirkung bei Demenzen vermieden werden
  1. Wahl
    * MAO-Hemmer: Moclobemid

Weitere supportive Maßnahmen

  • Schlafentzugstherapie
  • Lichttherapie
  • Transkranielle Magnetstimulation (rTMS)
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10
Q

Paramnesie

A

Gedächtnisstörung, bei der ein Betroffener glaubt, sich an Ereignisse zu erinnern, die nicht stattgefunden haben

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11
Q

Wahn-Paramnesie

A

bei Schizophrenien: Der Patient erinnert sich an einen Wahn, der nicht stattgefunden hat

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12
Q

Katathyme Amnesie:

A

Gedächtnisstörung, bei der Patienten einzelne Gedächtnisinhalte vergessen

Z.B. können sich Betroffene an ein Ereignis, aber nicht an die anwesenden Personen erinnern

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13
Q

Ideenflucht

A

Patient kann einen Gedankengang nicht fixieren, kommt von einer Idee zur nächsten, ohne anhalten zu können

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14
Q

Verbigeration

A

Aneinanderreihung und teilweise endlose Wiederholung von Silben und Wörtern, die zusammengesetzt keinen Sinn ergeben

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15
Q

Paraphasie

(phonematisch, semantisch)

A

Paraphasie: Wortverwechslungsstörung

phonematischen Paraphasie

werden neue Wörter geschaffen, die von der Lautfolge her nicht existieren, dem Ursprungswort aber sehr ähnlich sein können (z.B. Bulme statt Blume)

Bei der semantischen Paraphasie werden verwandte (bei der entfernt semantischen auch nicht-verwandte), aber im Deutschen existente Wörter, statt der korrekten Wörter verwendet (z.B. Hund statt Katze).

Im Gegensatz zum Begriffszerfall ist bei der semantischen Paraphasie eine Verbindung zwischen den einzelnen Begriffen erkennbar.

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16
Q

Konkretismus

A

Begriffe und Sätze können nur noch wörtlich (bzw. nur im “konkreten” Sinne) und nicht mehr im übertragenen Sinn verstanden werden - demzufolge sind Metaphern bzw. Sprichwörter nicht mehr nachvollziehbar

Beispiel: Nachbar zur Patientin: “Sie haben nicht mehr alle Tassen im Schrank!”, Patientin: “Doch, doch die Tassen sind alle im Küchenschrank.”

17
Q

Überwertige Idee

A

fast wie ein Wahn- aber nicht ganz so schlimm:

ein dauerhaft lebensbestimmender Gedanke, der wahnhaft gesteigert sein kann, wobei die Kriterien eines Wahns nicht vollständig erfüllt sind

Zumeist ist die überwertige Idee nicht unkorrigierbar und die Gewissheit ist nicht in dem Maße vorhanden wie bei einem Wahn. Die Grenzen zu einem Wahn sind allerdings fließend

18
Q

Allgemeine Kriterien eines Wahns (4)

A

Allgemeine Kriterien eines Wahns

Gewissheit
Unkorrigierbarkeit
Objektiv falsch
Ohne Anregung von außen entstanden

19
Q

Formen des Wahns:

Wahnwahrnehmung

Wahneinfall

Wahnstimmung

Wahnarbeit

Systematisierter Wahn

A

Wahnwahrnehmung:

  • wahnhafte Fehlinterpretation
  • Z.B. wird ein Auto mit verdunkelten Scheiben zu einem den Betroffenen verfolgenden Fahrzeug des Geheimdienstes umgedeutet

Wahneinfall:

  • plötzliches Auftreten der wahnhaften Vorstellung
  • zB.: “Gerade ist mir klargeworden, dass ich die Außerirdischen bekämpfen muss”

Wahnstimmung:

  • unspezifisches Gefühl
  • Bedrohung ohne objektivierbare Ursache

Wahnarbeit:

  • Ausgestaltung des Wahns

Systematisierter Wahn:

  • Wahnarbeit + Verknüpfung zu anderen Wahnphänomenen = Wahnsystem
20
Q

Akoasmen

A

Non-Verbale Halluzinationen, die Geräusche jeder Art sein können (Rauschen, Summen, Pfeifen, Zischen, etc.)

Vor allem bei paranoider Schizophrenie

21
Q

Ich-Störungen auf der Gefühlsebene (2)

Vorkommen

A

Derealisation:

Der Patient empfindet die Umwelt als fremd, unvertraut und unwirklich. Die Derealisation wird von Betroffenen als ausgesprochen quälend empfunden

Depersonalisation:

Der Patient empfindet den eigenen Körper als fremd. Er kann das Gefühl haben, in einer Traumwelt zu sein oder komplett losgelöst von seinem Körper nur als Geist zu existieren

Vorkommen:

  • Paranoide Schizophrenie
  • Posttraumatische Belastungsstörung
  • Depression
  • Angst- und Panikstörungen
  • Borderline-Störung
  • Dissoziative Störungen
22
Q

Athymie

A

Störungen des Affekts

Affektarmut:

Die Anzahl der gezeigten Gefühle ist vermindert. Der Patient wirkt gleichgültig

23
Q

Affektstarre

A

Verringerte Schwingungsfähigkeit:

Die Stimmung des Patienten bleibt stets auf einem Niveau (z.B. stetige Gereiztheit)

24
Q

Definition ‘Demenz’ nach ICD-10 (5)

A
  • Störung des Gedächtnis + mind. eine weitere kognitive Funktion (z.B.: Sprache, Urteilsvermögen, Orientierung, Denkvermögen)
  • > 6 Monate
  • chronisch progredient
  • Bewusstseinsstörung ausgeschlossen
  • Störung der sozialen o beruflichen Funktion
25
Q

Demenz

medikamentöse Therapie

(kontraindizierte Substanzen, wirksame Substantklassen mit UAWs, was nimmt man bei Erregungszuständen)

A

auf Anticholinergika verzichten ! (z.B. Trizyklika)

Cholinesterasehemmer

z.B.: Donepezil, Rivastigmin, Galantamin

Nebenwirkungen: Cholinerge Nebenwirkungen

  • Gastrointestinal (Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle) (10%)
  • Gastroduodenale Ulzera (1%!)
  • Kardiovaskulär: (Bradykardie, brad. Herzrhythmusstörungen)
  • Bronchial: Bronchokonstriktion

Memantine

Indikation: Mittelschwere und schwere Demenzen
Wirkung: NMDA-Rezeptor-Antagonismus (↓ der glutamatergen Hemmung)

Nebenwirkungen: Es kommt vor allem zu zentralnervösen Nebenwirkungen

  • Kopfschmerzen und Schwindel
  • Verwirrtheit und Halluzinationen
  • Epilepsien

Erregungszustände:

Niedrig- und mittelpotente Antipsychotika: Bevorzugt Melperon, (andere haben in der Regel eine deutlich anticholinerge Wirkung)
Atypische Antipsychotika: Risperidon
Typische Antipsychotika: Haloperidol

26
Q

CADASIL

A

Cerebral autosomal dominant arteriopathy with subcortical infarcts and leucencephalopathy

Gehäufte Schlaganfälle durch Mikroangiopathie, allerdings charakteristisch mit migräneartigen Kopfschmerzen (und Aura) und keine Hypertonie; Mutation im NOTCH3-Gen

27
Q

Depression

organische Ursachen

A

Störungen der Schilddrüsenfunktion (insb. Hypothyreose), des Kalzium-, Vitamin B12- und Folsäurehaushalts
Anämie
Hämochromatose
Demenzen
Morbus Parkinson
Malignome: z.B. Pankreasmalignome

28
Q

Depression

Komorbiditäten

Monoamin-Hypothese

A

Komorbiditäten

  • Angst- und Panikstörungen
  • Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängigkeit
  • Weitere psychische Störungen

Monoamin-Hypothese

  • Serotonin-/Noradrenalinmangel als Ursache der Depression
29
Q

Larvierte Depression

A

Die depressiven Symptome werden vom Patienten nicht wahrgenommen, er leidet jedoch unter körperlichen Beschwerden und maskiert dadurch seine depressive Symptomatik.

30
Q

Bipolare affektive Störung

Therapie - akut

A

Nicht-medikamentöse, allgemeine Prinzipien

  • Abschirmung von äußeren Reizen
  • Klare Begrenzung durch stabile Regeln
  • Belassen von Freiräumen

Medikamentös

Die Akuttherapie soll die manische Episode zeitlich und im Ausmaß reduzieren. Dabei steht die medikamentöse Therapie im Vordergrund

  • Antipsychotika mit ausgeprägter antipsychotischer Potenz (z.B. Haloperidol, Olanzapin, Risperidon)
  • Benzodiazepine
  • Lithium
  • Antikonvulsiva
31
Q

Bipolare affektive Störung

Therapie - Phasenprophylaxe

A

bei depressiven Symptomen:

  • SSRIs

Mittel der ersten Wahl:

  • Lithium

second line:

  • Antikonvulsiva
  • Carbamazepin
  • Valproat (Valproinsäure)
  • Lamotrigin
32
Q

EKT- Elektrokrampftherapie

Kontraindikationen (absolut, relativ)

A

Absolut

  • Erhöhter Hirndruck und intrazerebrale Raumforderungen
  • Frischer Myokardinfarkt (< 3 Monate)
  • Schwerer arterieller Hypertonus
  • Fehlende Narkosefähigkeit
  • Akuter Glaukomanfall

Relativ:

Zerebrale Gefäßveränderungen,

z.B. Aneurysmen, Angiome