Neuro Tag 6 - Tag 65 Flashcards
Amyotrophe Lateralsklerose
Epidemiologie
Ätiologie
Klinik
- ♂>♀
- 40-70 Jahre
- Verbreitung: Sporadisch, familiär und endemisch
Ätiologie:
- Verschiedene Mutationen u.a. Trinukleotid-Repeat-Mutation oder eine Mutation des Kupfer-Zink-Superoxiddismutase-Gens (SOD1)
KLINIK
- Zeitgleiches Auftreten von Zeichen der Degeneration des 1. (spastische Paresen) UND des 2. Motoneurons (schlaffe, atrophische Paresen)
- Muskelschwäche
- Schmerzhafte Muskelkrämpfe (sog. “Krampi”)
- Schluckstörungen
- Zunächst keine Beeinträchtigung der Sensibilität
- Frühe Zeichen
- Faszikulationen / Fibrillationen
- Atrophische Paresen
-
Im Verlauf
- Ausbreitung auf die gesamte Muskulatur (auch die Atemmuskulatur kann betroffen sein!)
- Zunahme der Sensibilitätsausfälle
- Blasen- und Mastdarmfunktion bleiben erhalten
Amyotrophe Lateralsklerose
Diagnostik- neurologische Untersuchung, interventionelle Diagnostik
Neurologische Untersuchung:
Degeneration des 1. Motoneurons
- Spastische Paresen
- Eigenreflexe ↑, patholog Fremdreflexe
- Pyramidenbahnzeichen positiv
Degeneration des 2. Motoneurons = spinale Muskelatrophie
- Atrophische Paresen der kleinen Handmuskeln
- Faszikulationen (durch Beklopfen oder Kälte auslösbar)
Degeneration der Hirnnervenkerne (= progressive Bulbärparalyse)
- Zunge und Gaumen:
- Dysarthrie, Dysphagie und Sialorrhö
- Fibrillationen
- Mimische Enthemmung : Pathologisches Lachen und Weinen = “Pseudobulbäraffekt” (inadäquate emotionale Reaktionen)
Amyotrophe Lateralsklerose
interventionelle Diagnostik
interventionelle Diagnostik:
Liquor:
- i.d.R. unaufällig, evtl. erhöhtes Eiweiß
EMG:
- Neurogenes Schädigungsmuster → Pathologische Spontanaktivität und großamplitudiges,
- aber gelichtetes Aktivitätsmuster (sog. Riesenpotentiale)
Muskelbiopsie
- Muster der neurogenen Muskelatrophie
- erhöhte CK
Makroskopisch:
- Verschmälerung der grauen Substanz - a.G.d. Untergangs der Motoneurone
Amyotrophe Lateralsklerose
Therapie (6-7 Substanzen)
Prognose
Medikamentös
- Riluzol (Glutamat-Antagonist - Wirkung bei der amyotrophen Lateralsklerose noch unklar) → Geringe Lebenszeitverlängerung und Verlängerung der beatmungsfreien Zeit (ca. 2-5 Monate)
- Thyreotropin-Releasing-Hormon oder Pyridostigmin → Vorübergehende Symptomverbesserung
- Baclofen → Verbesserung spastischer Symptome
- Atropin → Vermindert die Speichelproduktion bei Sialorrhö
- Amitriptylin → Gegen Depression und Angststörung, auch bei pathologischem Lachen und Weinen; zudem Verminderung der Speichelproduktion bei Sialorrhö
- Opiate und Benzodiazepine → In der Endphase zur Beruhigung und Schmerzlinderung
Mittlere Überlebenszeit: 3-5 Jahre
Spinale Muskelatrophien
allgemein was ist das
welche gibt es
Hereditär (5)
Sporadisch (3)
- Gruppe von Erkrankungen, die alle durch eine nicht-entzündliche Degeneration des 2. Motoneurons gekennzeichnet sind.
- atrophischen Paresen, Hypo- bis Areflexie und Faszikulationen
Hereditär
- Infantile Form (Typ I oder Werdnig-Hoffmann)
- intermediäre Form Typ II
- juvenile Form Typ III
- adulte Form Typ IV
- Spinobulbäre Muskelatrophie (Kennedy-Syndrom)
Sporadisch
- Typ Duchenne-Aran
- Typ Vulpian-Bernhardt
- Peronealtyp
Infantile Muskelatrophie
Manifestationsalter, Vererbungsmodus, Klinik, Prognose
- im 1. LJ
- Vererbungsmodus: Autosomal-rezessiv
Klinik
- Symmetrische atrophische Paresen initial am Beckengürtel (muskulär hypotones Erscheinungsbild sog. “floppy infant”)
- Später symmetrische Fazialisparesen
- Starke Entwicklungsverzögerung
- Verlauf: Schnell progredient, Paresen der Intercostalmuskulatur → Atelektasen → Rezidivierende Pneumonien
Prognose: Mittlere Überlebenszeit: 1,5 Jahre
Juvenile Form (Typ III oder Kugelberg-Welander)
Manifestationsalter, Vererbungsmodus, Klinik, Prognose
- 2.-18. LJ
Vererbungsmodus: Meist autosomal rezessiv, selten autosomal dominant
Klinik
Indirekt myopathisch
- Symmetrische atrophische Paresen, v.a. der Beckenmuskulatur/unteren Extremität (→ “Watschelgang”), so dass Treppensteigen und Aufstehen Probleme bereitet
- Später auch Befall der oberen Extremität
Direkt neuropathisch: Muskelfaszikulationen
Verlauf: Lebenserwartung ist kaum eingeschränkt
Spinobulbäre Muskelatrophie (Kennedy-Syndrom)
Manifestationsalter, Genetik (Erbgang, Mutation), Klinik,
- Adoleszenz
- Vererbungsmodus: X-chromosomal rezessiver Erbgang; Trinukleotid-Repeat-Erkrankung im Gen, das für den Androgenrezeptor kodiert
Klinik
- Infertilität (bei Hodenatrophie), Gynäkomastie
- Degeneration des 2. Motoneurons → Muskelatrophie (und Denervierungszeichen) proximaler Extremitätenabschnitte, des Schultergürtels, der Zungen- und Schlundmuskulatur
- Charakteristisch sind Atrophien des M. temporalis, der Zunge und der vom N. facialis versorgten Muskulatur, was zu Dysarthrie und Dysphagie führt
- Haltetremor
- DD: Amyotrophe Lateralsklerose
Muskelatrophie
Typ Duchenne-Aran
Manifestationsalter, Häufigkeit, Klinik, Verlauf, Prognose
- Manifestationsalter: Um das 30. Lebensjahr
- Häufigste SMA
- Klinik: Zunächst atrophische Paresen der Handmuskulatur (Bild der sog. Krallenhand)
- Verlauf: Symptomatik breitet sich langsam von distal nach proximal und v.a. auf die Schulter aus
- Prognose: Keine Einschränkung der Lebenserwartung
myotone Syndrome
Definition und wichtigste Eigenschaften, Klassifikation mit zugehörigen Erkrankungen (3+2)
- pathologische, tonische Verlängerung der Muskelkontraktion über den Innervationszeitraum hinaus darstellt
- nach Ruhephase Muskuläre Startschwierigkeiten
- unterteilung in dystrophe und nicht dystrophe
Nichtdystrophe Myotonien
- Alle selten
- Manifestieren sich alle in der ersten Lebensdekade
- Myotonia congenita Typ Thomsen
- Myotonia congenita Typ Becker
- Paramyotonia congenita Eulenburg
Myotone Dystrophien
- Typ 1 (DM1; Typ Curschmann-Steinert)
- häufigstes myotones Syndrom, kongenitale (v.a. hypotone Erscheinung, “floppy infant”) und adulte Form (v.a. myotone Reaktion, 20.-30. Lebensjahr)
- Typ 2 (DM2;proximale myotone Myopathie, PROMM)
Nicht Dystrophe Myotonien
Typen (3 mit Besonderheiten)
allgemeine Diagnostik, Therapie
Typ Thomsen
- autosomal dominant
- Defekt im Chloridkanal
- Keine Atrophie, sondern Hypertrophie
- Initiale Relaxationsschwierigkeiten (z.B. Lösen des Händedrucks erschwert),
v. a. Bein-, Augen-, Zungen- und Kaumuskeln betroffen - Herkulestyp
- Kinder
Typ Becker
- autosomal-rezessiv
- Defekt im Chlorid-Kanal
- Myotonie der Beine stärker ausgeprägt
Evtl. Schwäche der Arme - 5.-35. LJ
Typ Eulenburg
- autosomal-dominant
- Defekt im Natrium-Kanal
- Insbesondere bei Kälteexposition treten Myotonie und Muskelschwäche auf
- bereits Neugeborene
Diagnostik
- Perkussionsmyotonie (durch Beklopfen auslösbare Myotonie)
- EMG: ‘Sturzkampfbombergeräusch’ (salvenartige Entladung < >)
Therapie
- häufig keine nötig
- ggf. Na-Kanal- Blocker: Carbamazepin, Tocainid, Mexiletin
Myotone Dystrophie Typ I
Genetik (Erbgang, sonstiges), Defekt
DM 1 = Typ Curschmann-Steinert
Genetik:
- Autosomal-dominant
- Trinukleotid-Repeat-Erkrankung (CTG-Repeats)
- Antizipationseffekt
Klinik:
- Muskelschwäche (v.a. distale Extremitätenabschnitte → Steppergang; Gesichts- und Nackenmuskulatur → Facies myopathica, Schwäche der Mm. sternocleidomastoidei) mit Dekontraktionsstörung
- Zudem Stirnglatze, Hodenatrophie/Ovarialinsuffizienz, Katarakt, Innenohrschwerhörigkeit, psychopathologische und kognitive Störungen/Demenz, Diabetes mellitus, Herzschwäche
Myotone Dystrophien
Diagnostik
Diagnostik
- EMG: Salvenartige Entladungen entsprechend eines Crescendo-Decrescendo-Geräusches mit An- und Abschwellen der Tonhöhe sowie Lautstärke. Synonym: “Sturzkampfbombergeräusch”
- Genetische Diagnostik: Nachweis der Trinukleotid-Repeat-Expansion aus Leukozyten
- Labor: CK↑, Sexualhormone↓
- EKG: Herzrhythmusstörungen
- cMRT: Zeichen globaler Atrophie
Myotone Dystrophien - DM2
Genetik, Klinik
DM Typ II - PROMM (proximale myotone Myopathie)
Genetik:
- Autosomal-dominant
- Repeat-Expansion (CCTG-Repeats) im Zinkfinger-9-Gen (ZNF-9)
Klinik:
- Ebenfalls Muskelschwäche und -atrophie, v.a. aber proximale Muskeln betreffend (Becken und Schultern); insgesamt weniger stark ausgeprägt als bei DM1
- Katarakt; Diabetes mellitus; Gonaden und Herz aber selten betroffen
progressive Muskeldystrophien
allgemeines Problem, Genetik
zwei Formen
Epidemiologie und Manifestationsalter
Ätiologie
- Mutationen in muskulären Proteinen - fortschreitender, aber unterschiedlich stark ausgeprägtem Verfall vor allem der Skelettmuskulatur
- X-chromosomal-rezessiver Erbgang: Daher sind von den Muskeldystrophien Typ Duchenne und Becker-Kiener fast ausschließlich Jungen betroffen
- Manifestationsalter
Typ Duchenne: 3.-5. Lebensjahr
Typ Becker-Kiener: 6.-20. Lebensjahr
- Chromosomaler Defekt: Schäden im Dystrophin-Gen auf dem kurzen Arm des X-Chromosoms (Xp21)
- Deletionen (60%)
- Punktmutationen (30%)
- Duplikationen (10%)
- Dystrophin verankert das Zytoskelett einer Muskelzelle in der extrazellulären Matrix
- binde- und fettgewebigen Umbau
- Hypertrophie der verbliebenen Muskulatur