Chirurgie Tag 1 - Tag 41 Flashcards
Follikulitis, Furunkel, Karbunkel
Definitionen
Erreger
- Follikulitis: Auf Haarfollikel begrenzte Infektion
- Furunkel: Moderate Ausbreitung einer Follikulitis mit Ausbildung eines Abszesses (ca. einige mm groß)
- Karbunkel: Konfluierende Furunkel → Mehrere Zentimeter messende Infektion ggf. mit Abszedierung und Hautnekrose
Erreger: Meist Staphylococcus aureus
Ecthyma simplex
Erreger, Klinik
- Superinfektion kleiner Verletzungen meist durch β-hämolysierende Streptokokken
- Klinik: Münzgroßes, scharf begrenztes und oberflächliches Ulkus, das wie ausgestanzt wirkt

Abzess
Definition, Erreger, Bildgebung
- Gewebeeinschmelzung und Eiteransammlung mit umgebender Abszessmembran (in nicht präformierter Körperhöhle)
- meist Staph aureus
- CT: hypodense Raumforderung, randständige KM-Anreicherung
Empyem
Definition
Therapie: Gelenk-, Pleura- und Gallenblasenempyem
- Eiteransammlung innerhalb eines schon bestehenden Hohlraums (Pleuraempyem, Gelenkempyem, Gallenblasenempyem)
Gelenkempyem:
- Notfall → Erfordert die sofortige Eröffnung, Säuberung und Drainage, um eine Zerstörung des Gelenks zu vermeiden; kalkulierte Antibiotikatherapie
Pleuraempyem:
- Kalkulierte Antibiotikatherapie, Thoraxdrainage bzw. eine thorakoskopische Ausräumung der Empyemhöhle unter Resektion und Dekortikation der viszeralen und parietalen Pleura samt Bindegewebs- und Narbensträngen, um eine Einschränkung der Atemmechanik zu verhindern bzw. zu beheben
Gallenblasenempyem: Cholezystektomie
Phlegmone
Bakterielle diffuse, nicht-abszedierende Entzündung des Bindegewebes
- Unscharf begrenzte, diffuse, sich ausbreitetende Rötung
Teigige Konsistenz - V-Phlegmone: Entzündung der Sehnenscheiden des Daumens und des Kleinfinge
- Differentialdiagnose Erysipel
Paronychie- Definition
Panaritium:
Defintion, Ursachen, Sonderformen
- Paronychie (Nagelfalzentzündung): Entzündung am Nagelwall, evtl. mit eitriger Einschmelzung
- Panaritium: Lokalisierte, eitrig-einschmelzende Entzündung im Bereich der Finger oder (seltener) Zehen
- Auslöser unter anderem:
- Unguis incarnatus = eingewachsener Nagel
- Sonderform:
- Kragenknopfpanaritium: Gleichzeitig intra- und subkutane Eiterbildung am Finger, die über einen kleinen Gang verbunden ist
- V-Phlegmone
Tetanus
Erreger
Pathomechanismus
Clostridium tetani
- grampositives Stäbchen, obligat anaerob, Neurotoxinbildner, ubiquitär
- unter anaeroben wundbedingungen können Toxine Tetanospasmin und Tetanolysin synthetisiert und freigesetzt werden
- gelangen über die Axone ins zentrale Nervensystem und verhindert die Freisetzung der Neurotransmitter in den Renshaw-Zellen
- unkontrollierte Aktivierung der alpha-Motoneurone
- tonisch-klonische Krämpfe
Tetanus
Klinik (Trias)
Diagnostik
Therapie
- Grippeähnliche Symptome mit Kopfschmerzen und Schwindel
- Vermehrter Speichelfluss
klassische Trias
- Trismus
- Risus sardonicus
- Opisthotonus
- getriggert durch sensorische Reize
Diagnostik
- Toxinnachweis aus der Wunde
Therapie
- Gabe von Anti-Toxin
- Penicillin G
Tetanus
Impfung
- Grundimmunisierung im 1. Lebensjahr mit Pertussis und Diphterie
- Toxoid-Totimpfstoff
- zwei Auffrischungen bis zum 18 LJ
- ab dem 18 LJ alle 10 Jahre
- keine Immunität bei durchgemachter Erkrankung
Gasbrand
Erreger
Pathopysiologie
- Clostridium perfringens
- obligat anaerober Sporenbildner
- seltener: Cl. septicum, Cl. histolyticus
- Pathophysio
- Bildung verschiedene Toxine unter CO2-Bildung
- Zerstörung von Zellmembranen, Leukozytenhemmung
- circulus vitiosus
Gasbrand
Klinik
Diagnostik
Therapie
Prognose
- schnell ! innerhalb von Stunden kann systemische Infektion entstehen
- Ödematös geschwollene Haut
- Wundsekret: Süßlich-faulig durch Anaerobierstoffwechselprodukte
- Hautkrepitationen
- Systemisch : Fieber und Schockzeichen (Tachykardie, RR-Abfall)
Diagnostik:
- Toxinnachweis im Wundmaterial
- Rö: Muskelfiederung (Gaseinschlüsse)
Therapie
- chirurgische Herdsanierung durch Debridement und ggf. Amputation
- Antibiose: Penicillin G und Metronidazol
- Hyperbare Oxygenierung
Prognose:
- unbehandelt: 100% letal
- behandelt: 50%letal

Präoperative Diagnostik
Besonderheiten
EKG
RÖ-Thorax
Lunkenfunktion
- EKG: Bei anamnestisch unauffälligen und kardial asymptomatischen Patienten ist unabhängig vom Alter kein EKG erforderlich
- RÖ-TH ab dem 60. LJ standard
- Lungenfunktion: Bei FVC von <50% der Norm (bzw. <2 Liter) ist bei etwa 30% der Patienten mit dem Auftreten einer postoperativen respiratorischen Insuffizienz zu rechnen
Medikamente vor der OP
was muss beachtet werden bei:
- Gerinnung
- orale Antidiabetika
- Statine
- Ovulationshemmer
- Psychopharmaka
- Antianginöse Medis
- Marcumar auf Heparin (niedermolekular) umstellen
- ASS, Clopidogrel: Ggf. ca 5-7 Tage präoperativ pausieren
- Metformin pausieren: 48 Stunden präoperativ bis 48 Stunden postoperativ → Gefahr einer Laktatazidose
Einstellung auf Insulin - orale Diabetika nicht am OP-Tag nehmen
- Statine NICHT absetzten
- Ovulationshemmer wegen erhöhtem Post-op-Thromboserisiko 4 Wochen vorher absetzten (große OPs)
- Lithium ca. 72 Stunden präoperativ absetzen
- Nicht-selektive, irreversible MAO-Hemmer (Tranylcypromin) 2 Wochen vorher absetzen
- Antianginöse Medikamente sollen zur Prävention einer Myokardischämie am OP-Morgen auch weiterhin genommen werden!
Perioperative Antibiotika-Prophylaxe
Wann und Wie
- bei OPs mit erhöhtem Risiko
- DArm-OP
- offene Frakturen
- Implantation von Fremdmaterial (z.B. Gefäßprothesen, Port-System)
- Kolorektalen/gastrointestinalen Operationen
- Ausgedehnten Operationen
- Notfalloperationen, Traumata
- Durchführung
- Präoperativ: ca. 30-60 Min. vor OP-Beginn i.v.
- Intraoperativ: Bei Dauer der OP >3 Std. oder einem Blutverlust >1 Liter ist ggf. eine 2. Dosis i.v. zu verabreichen
postoperatives Fieber
Ursachen für postoperatives Fieber: 5 W’s:
- Wind → Lunge (Pneumonie);
- Water → Harnwege (Zystitis);
- Walking → Thrombose/Lungenembolie;
- Wound → Wundinfektion;
- What did we do → Katheterinfektionen/Medikamente
Aortenaneurysma
häufigste Lokalisation, Epidemiologie,
besondere Beschwerden
- meist abdominal subrenal
- Häufigkeitsgipfel 60.-70. LJ Männer
- Thorakale Rückenschmerzen
- Abdominal- oder Flankenschmerz (kolikartig)
- Horner-Syndrom
- Stridor
- Heiserkeit (N. laryngeus recurrens)
akuter Arterieller Verschluss
Ätiologie
Gewebetoleranz
6 P (Symptome)
- 80% embolisch (bei Herzerkrankungen, art. Aneurysmen)
- 20% thrombotisch (bei Arteriosklerose, pAVK)
Ischämietoleranz
- Haut: 12 Stunden
- Muskulatur: 6-8 Stunden
- Nervengewebe: 2-4 Stunden
6 “P” nach Pratt
- Pain (Schmerz)
- Paleness (Blässe)
- Pulselessness (Pulslosigkeit)
- Paralysis (Bewegungsstörung)
- Paresthesia (Sensibilitätsstörung)
- Prostration (Schock)
akuter arterieller Verschluss
Komplikation
Tourniquet-Syndrom (Reperfusions-Syndrom, Postischämiesyndrom)
- komplikation durch das Einschwemmen angesammelter Metabolite (insb. nach > 6 h)
- Azidose, Hyperkaliämie → Herzrhythmusstörungen
- Rhabdomyolyse → Myoglobinämie → Crush-Niere
- Ischämisches Reperfusionsödem → Kompartmentsyndrom
- Massives Ödem → Hypovolämischer Schock
Paget-von-Schroetter-Syndrom
- akute Thrombose der V. axillaris, o. brachialis, o. subclavia
- tiefe Armvenenthrombose, die zum Beispiel aufgrund extremer Belastung (Tennis) des Arms oder durch einen Fremdkörper (ZVK) entstehen
Wundversorgung
wie wirkt sich das Wundalter auf die Wundversorgung aus ?
Bis zu 6-8 Stunden nach Verletzung ist eine Naht möglich, ältere Wunden sollten offen therapiert werden
Grund: erhöhtes Infektionsrisiko
Vollhauttransplantat
Transplantat (Histo), Vorteile, Nachteile
Transplantat: Epidermis + Dermis )+ Hautanhangsgebilde)
Vorteile: kosmetisch günstig
Nachteil: Nekrosegefahr, sekundärer Defekt im Entnahmebereich
Spalthauttransplantat
woraus besteht es, Vorteile, Nachteile, Sonderform
Transplantat: Epidermis und obere Dermis (ohne Hautanhangsgebilde)
Vorteil: gute Heilung, kein Sekundärdefekt
Nachteil: hässlich, hält nicht gut
Sondeform: Mashgraft, Vergrößerung auf das 3-6 fache
Bisswunden
häufige Erreger, Antibiose
Staphylokokken, Streptokokken, Pasteurella multocida, Capnocytophaga canimorsus
Antibiose: zB AmoxiClav, Cephalosporine der 2./3. Generation
Dekubitus
Klassifikation
Grad I: Rötung
Grad II: oberflächlicher Hautdefekt
Grad III: Defekt geht bis auf die Subkutis (evtl. Faszie)
Grad IV: Gewebenekrose oder Muskeln, Knochen usw. betroffen

Erysipel
Erreger, Varianten, Therapie, Komplikation
Erreger: häüfig Streptokokken, selten Staph aureus, selten Klebsiellen
Varianten: bullös, hämorrhag., nekrotisierend
Therapie: Penicillin, schwerer Verlauf: Cephalosporine, Clindamycin, Heparinisierung
Komplikation: Nekrotisierende Fasziitis
- ‘Streptokokkengangrän’
- Therapie: ausgedehntes Debridement, i.v. Antibiose
Tetanus
Erreger, Pathophys der Toxine, Symptomtrias,
Erreger: Clostridium tetani (gram positives Stäbchen, obligat anaerob), Neurotoxine: Tetanospasmin, Tetanolysin
Pathophys:
Tetanospasmin: retrogader Transport ins ZNS(Renshaw-Zellen) unkontrollierte Aktivierung der alpha-Motoneurone ausgelöst durch verschiedenste sensorische Reize
Tetanolysin: Hämolyse, kardiotoxisch
Sympt: Trismus, Risus sardonicus, Opisthotonus
Tetanus
Diagnostik, Therapie
Diagnostik: Toxinnachweis im Wundmaterial
Therapie: Antitoxin, Pencicillin G
Tetanus
Grundimmunisierung
Auffrischungsimpfung
bei Verletzung
Grundimmunisierung: 2.-12.Monat: 4 Impfungen
Auffrischungsimpfung: erste: 5.6.LJ, zweite:9.-17.
bei Verletzung
kleine saubere Wunde:
- Impfstatus: negativ oder unvollst.: →Aktivimpfung mit Toxoid-Totimpfstoff
alle anderen Wunden:
- Impfstatus negativ o unvollst.: → Simultan: Aktivimpfung+Immunglobuline
- wenn nur 2 Teilimpfungen oder grundimmu > 5 Jahre: → Aktivimpfung
Aktinomkykose (Strahlenpilz)
Erreger, Klinik (Manifestationsformen)
Erreger:
- KEIN PILZ, Bakt.: Aktinomyces (anaerob, grampositive Stäbchen, phys. Mund und Darmflora), verbreitung durch Verletzung
Klinik:
- Zervikofaziale Aktinomykose (am häufigsten):
- Mund, Gesicht (Kanalikulitis)
- Drusen (1mm Knötchen , Eiterentleerung, Ansammlung von Aktinomyzeten)
- Fistelbildung
- weiter Manifestationen
- Haut (übrige Haut außer Kopf)
- thorakal (Lunge
- abdominal (Darm)
- sonstige (selten)

Aktinomykose
Diagnostik, Therapie, Prognose
Diagnostik:
- mikroskop. NW der Drusen (Eiter, Biopsat)
Therapie:
- OP
- Aminopenicillin, Tetrcycline, Cephalosporine
Prognose:
- ohne Therapie: chron. progredient, mit Einwanderung in benachbarte Strukturen
- mit Therapie: rezidivierend
Abbildung: Druse in einem Abszess H.E.

Laparoskopie
Komplikationen (6)
- Pneumothorax
- Verletzung intraabdomineller Strukturen
- hämodynamische Beeinträchtigung
- Atemmechanik beeinträchtigt
- Reflux ↑ Aspirationsgefahr ↑
- Anstieg paCO2 (8-10 mmHg)
Aneurysma
OP-Indikationen
(Bauch, Thorax)
Postoperative Komplikationen
Bauchaortenaneurysma:
Symptomatisch
- dringend (<24h)
Asymptomatisch
- Durchmesser >5cm
- Zunahme des Durchmessers >1cm/Jahr
Thorakales Aneurysma
symptomatisch
- abwägen
Asymptomatisch
- Durchmesser >5,5-6 cm (bei Marfan 5)
- Zunahme des Durchmessers >0,5cm/Jahr
Postoperative Komplikationen:
- Protheseninfektion
- Aortointestinale Fistel → massive Blutabgänge über den Gastrointestinaltrakt
- Komplikationen durch Ischämie
Aortendissektion
häufigste Lokalisation, Klassifikation
Symptome
- 65% A.ascendens
- Stanford-Klassifikation (A=Arcus B=behind brachiocephalica)
- (Standford A entsprucht DeBakey I und II, B=III)
Klinik:
- Vernichtungsschmerz, evtl. kolikartig, wandert nach kaudal
- evtl. Puls-, RR-Differenz
- Schock
Aortendissektion
Therapie
Komplikationen (Stanford A und beide)
Therapie
- Zieldruck syst <100 β-Blocker i.v.
- o2 Gabe
- Analgosedierung
- OP: Stanford A immer , B nur bei Komplikation (zu hohe OP- Letalität)
- endovaskulär (Stent-Implant) nur bei Stanford B und zu hohem OP-Risiko
Komplikationen Stanford A:
- Herzinfarkt
- Herzbeuteltamponade
- Aortenklappeninsuffizienz
- Apoplex
Komplikationen beide Formen:
- Blutung in Thorax, Mediastinum und Abdomen
- Verlegung von Arterien mit konsekutiver Ischämie:
- Truncus coeliacus, A. mesenterica superior/inferior → Akutes Abdomen, Mesenterialischämie
- Nierenarterien → Niereninsuffizienz (Oligurie, Anurie)
- Rückenmarksarterien → Akute Querschnittslähmung
- Komplette Verlegung der distalen Aorta → Leriche-Syndrom