Urolithiasis / Harnsteinleiden Flashcards
Harnsteinleiden, Urolithiasis
Patient: Harnsteinleiden: schmerzharfte Steinen in den Harnwege.
Arzt: die Ausbildung von Harnsteinen in den Harnwegen (Nierenbecken, Ureteren, Harnblase, Urethra).
Epi
Alter: Häufigkeitsgipfel 30.–60. Lebensjahr
Geschlecht: Männer mehr als Frauen
Merken: Einteilung !!!
Die Urolithiasis kann nach Lokalisation des Steins weiter unterteilt werden in:
Nephrolithiasis: Stein im Hohlsystem der Niere (Nierenstein)
Ureterolithiasis: Stein im Harnleiter (Harnleiterstein)
Zystolithiasis: Stein in der Harnblase (Blasenstein)
Urethralithiasis: Stein in der Harnröhre
Im klinischen Sprachgebrauch werden jedoch meist nur die Begriffe “Nephrolithiasis” und “Urolithiasis” verwendet.
Ätiologie
▶ Meist Kombination verschiedener Ursachen.
- Erhöhte Ausscheidung lithogener Substanzen im Urin.
- Verminderte Ausscheidung antilithogener Substanzen im Urin.
▶ Erhöhte Ausscheidung lithogener Substanzen im Urin:
• Kalzium (Hyperkalziurie), idiopathisch oder bei primärem Hyperparathyreoidismus
• Phosphat (Hyperphosphaturie)
• Harnsäure
• Oxalat Hyperoxalurie
▶ Verminderte Ausscheidung antilithogener Substanzen im Urin:
• Mg+
• Zitrat
Prädisponierende Faktoren:
Immobilisation, mangelnde Flüssigkeitszufuhr, Ernährungsfaktoren (Fleisch, Alkohol, Hungern), *rezidivierende Harnwegsinfekte * Diabetes mellitus *Gicht Medikamente (Vitamin D, Analgetika) familiäre Belastung
Merken !!!
Calciumoxalatsteine : Häufigkeit: Ca. 75% aller Steine
Klinik
▶ Bei fehlender Obstruktion häufig keine oder uncharakteristische Symptome.
▶ Bei Mobilisation von Nierensteinen Nierenkolik: krampfartige Flankenschmerzen mit Ausstrahlung (Abhängig von der Steinlokalisation) in den Rücken, Unterbauch, Leisten, Genitalien. Parallel dazu häufig Übelkeit, Erbrechen
▶ Mikrohämaturie, evtl. auch Makrohämaturie.
Wichtig !!
Je nach Lage des Steins kann sich eine Urolithiasis wie eine Hodentorsion, aber auch wie eine Appendizitis präsentieren!
Diagnostik
- Anamnese und körperliche Untersuchung
- Abnahme einer Urin- und Blutprobe
- Sonografie
- CT (nativ) bei Stauungsniere und Begleitsymptomen (etwa Fieber)
a. Labordiagnostik:
a. 1. Urinanalyse
a.2. Blutabnahme:
Elektrolytstatus (Natrium, Kalium, Calcium, Phosphat, Magnesium, Chlorid, Albumin)
Harnsäure im Serum
Retentionsparametern Kreatinin und Harnstoff
b. Bildgebung
b.1. Sonografie (klinisch meist Methode der 1. Wahl)
Ziel: Darstellung von Konkrementen und sekundärer Stauung, Ausschluss von Differenzialdiagnosen
Lagerung: Rückenlage, Hände unter dem Kopf
Nierensteine: Echoreich, echofreier Schallschatten.
Harnleitersteine: Meist nicht direkt darstellbar
b.2. CT
ohne KM bzw. Nativ-CT ist Standardmethode der weiterführenden Diagnostik bei Verdacht auf Harnleitersteine. hohe Sensitivität und Spezifität
Wichtig !!
Die Sonografie ist bei Verdacht auf Urolithiasis auch in der Akutsituation die Untersuchungsform der ersten Wahl.
Bei unklaren Befunden oder Verdacht auf Harnleitersteine kann eine CT-nativ Untersuchung im Anschluss durchgeführt werden!
Merken !!
Calciumhaltige Steine sind bereits im konventionellen Röntgen gut sichtbar!
DD
- Niereninfarkt
- Darmerkrankungen (Appendizitis, Divertikulitis)
- Gynäkologische Erkrankungen (Adnexitis, Extrauteringravidität u.a.)
Therapie: Konservative Therapie
Bei Uretersteinen ≤5 mm kann bei komplikationslosem Verlauf unter konservativen Maßnahmen ein spontaner Abgang abgewartet werden
analgetischer Therapie
Erhöhung der Trinkmenge
Körperliche Bewegung
Regelmäßige Verlaufskontrollen (alle 1–2 Wochen, Sonografie: Harntransportstörung?, Urinlabor)
Therapie: Schmerztherapie bei Urolithiasis
- Metamizol (1. Wahl bei starken Schmerzen) (z. B. Novalgin® 500 mg/ml 2 bzw. 5 ml/Amp.)
- Diclofenac (bei moderaten Schmerzen)
- Paracetamol (Alternative zu Metamizol und Diclofenac, insb. in Schwangerschaft)
Spasmolytika (z. B. Buscopan® 20 mg/Amp)
Therapie: Interventionelle
- retrograde Einlage einer DJ-Harnleiterschiene
- perkutane Nephrostomie: Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie
Wenn die Kolik medikamentös nicht beherrschbar ist oder eine hochgradige Obstruktion mit konsekutiver Harnstauungsniere und/oder steigenden Retentionswerten vorliegt, besteht die Indikation zur Harnableitung.
Sie kann durch die retrograde Einlage einer Harnleiterschiene oder eine perkutane Nephrostomie erfolgen.
Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie
perkutane Nephrolitholapaxie (v.a. bei Nierenbeckensteinen)
Steinzertrümmerung mittels Zystoskopie/Ureteroskopie
offene chirurgische Entfernung (bei sehr großen Steinen, z.B. Ausgussteinen)
Allgemeine Harnsteinmetaphylaxe
Reichlich Flüssigkeitszufuhr: Mindestens 2,5 Liter pro Tag
Keine zuckergesüßten Softdrinks
Ernährung kochsalzarm, ausgewogen und ballaststoffreich
Gewichtsreduktion bei Übergewicht anstreben
Regelmäßige körperliche Aktivität
Ggf. stressabbauende Maßnahmen
Nach Steintherapie
Asymptomatische Patienten: Ultraschallkontrolle innerhalb von 3 Monaten
Symptomatische Patienten oder V.a. Residualfragmente: CT-Verlaufskontrolle (nativ) möglich