Schädel-Hirn-Trauma (SHT) Flashcards
Schädel-Hirn-Verletzung
Patient: Schädel-Hirn-Verletzung; ist ein Sammelbegriff für Kopfverletzungen, die zu einer Funktionsstörung oder Verletzung des Gehirns führen
Arzt: Verletzung des Schädels mit konsekutiver Funktionsstörung und/oder struktureller Schädigung des Gehirns
Schweregrad-Einteilung des SHT nach GCS
Anhand der Summe aus den 3 Teilscores (Augenöffnen, verbale und motorische Reaktion) der GCS werden 3 Schweregrade definiert:
Leichtes SHT: GCS 13–15 Punkte
Mittelschweres SHT: GCS 9–12 Punkte
Schweres SHT: GCS ≤8 Punkte
Ätiologie
Hochenergietrauma
Verkehrsunfälle (häufig im Rahmen eines Polytraumas), ca. 25%
Sportunfälle, ca. 6%
Stürze aus großer Höhe
Stürze, ca. 50% (meist im häuslichen Umfeld)
Shaken-Baby-Syndrom
Klinik: Initialsyndrom
Bei einem Schädel-Hirn-Trauma kann es direkt nach der Verletzung zu einem sogenannten Initialsyndrom kommen.
Das Initialsyndrom hält meist für nur wenige Sekunden bis Minuten an. Es erlaubt anhand seiner Ausprägung keine Rückschlüsse auf die Schwere des SHT.
Charakteristika hierfür sind:
Mydriasis, schlaffe Paresen keine auslösbaren Reflexe Hypotonie Bradykardie und Arrhythmie unregelmäßige, schnappende Atmung
SHT 1. Grades
Ein Schädel-Hirn-Trauma 1. Grades liegt bei einem GCS-Score von 13-15 Punkten vor. Hier wird klinisch häufig das Synonym “Gehirnerschütterung” (Commotio cerebri) verwendet.
keine dauerhafte Schädigung der Hirnstrukturen nachweisbar. Oft erfolgt die stationäre Aufnahme zur Abklärung von HWS- oder Gesichtsschädelfrakturen und zur Beobachtung wegen möglicher Enstehung einer intrakraniellen Blutung.
Zu den Symptomen zählen:
sofort einsetzende Bewusstlosigkeit, jedoch nicht länger als Sekunden bis Minuten anhaltend
nach Erwachen Benommenheit und motorische Verlangsamung, (meist kurze) retrograde Amnesie, kongrade Amnesie, kurze anterograde Amnesie möglich
häufige Begleitsymptome: Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Kopfschmerzen, Sehstörungen
SHT 2. Grades
Ein Schädel-Hirn-Trauma 2. Grades liegt bei einem GCS-Score von 9-12 Punkten vor. Man spricht auch von “Gehirnprellung” (Contusio cerebri).
Es besteht eine offene oder gedeckte Schädigung der Hirnsubstanz, die häufig durch Beschleunigungs- oder Verzögerungseffekte entstanden ist. Aufgrund der Massenträgheit kann auch auf der Gegenseite der Gewalteinwirkung eine Schädigung eintreten (Contre-Coup-Verletzung).
Die Symptome entsprechen der SHT 1. Grades. Allerdings dauert die primäre Bewusstlosigkeit länger als 15 Minuten an.
SHT 3.Grades
Ein Schädel-Hirn-Trauma 3. Grades liegt bei einem GCS-Score von 3-8 Punkten vor. Dieser Zustand wird auch als “Gehirnquetschung” (Compressio cerebri) bezeichnet.
Das SHT 3. Grades wird durch intrakranielle Drucksteigerungen (Hirnödem oder Hirnblutung) oder direkte Verletzungen hervorgerufen.
Die Symptome entsprechen denen der SHT 1. und 2. Grades, allerdings hält die primäre Bewusstlosigkeit Tage oder Wochen an.
Präklinisches Management: Erstmaßnahmen
Überprüfung und ggf. Sicherung der Vitalfunktionen nach dem cABCDE-Schema
Sicherung der Atemwege (siehe: Notfallmanagement - Airway)
Bei GCS ≤8: Indikation zur endotrachealen Intubation als RSI
Venöser Zugang: Mind. 2 großlumige, periphere Zugänge
Volumensubstitution zur Kreislaufstabilisierung mit isotoner Kristalloidlösung
Monitoring: Herzfrequenz, EKG, Atmung, spO2, Blutdruck und BZ-Messung
Blutdruck: Systolischer Blutdruck ≥90 mmHg
Atmung: Normoxie (saO2>90%), Normokapnie und Normoventilation mit Atemfrequenz >10
Entscheidung zur Krankenhausaufnahme bzw. CT-Bildgebung
Grundregel: Jedes SHT sollte weiter abgeklärt werden, außer es handelt sich um ein leichtes SHT ohne jegliche Hinweise auf eine intrakranielle Verletzung
Notfall-CT: Goldstandard
Natives cCT, ggf. plus HWS-CT, CT-A oder CT-Traumaspirale
Sofortmaßnahmen
ICP > Intrakranieller Druck
Der Patient wird bei entsprechender Indikation vollimmobilisiert.
Der Patient sollte bereits präklinisch (sofern kein Schock vorliegt) in 30° Oberkörperhochlage gelagert werden, um den ICP zu senken.
Ziel ist ein zerebraler Perfusionsdruck (CPP) von weniger als 70 mmHg und ein mittlerer arterieller Blutdruck (MAP) von < 90 mmHg. Ist der systolische Blutdruck < 100 mmHg, wird der Patient zur Verbesserung der Hirnperfusion flach gelagert.
Bei Bewusstlosigkeit ist eine stabile Seitenlage bzw. eine Narkose und Intubation notwendig.
Die Akutgabe von Glukokortikoiden wird nicht mehr empfohlen. Grund ist die erhöhte Stoffwechselleistung des Körpers und der damit verbundenen Sauerstoffverbrauch an der “falschen” Stelle.
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Die Akutgabe von Glukokortikoiden wird nicht mehr empfohlen. Grund ist die erhöhte Stoffwechselleistung des Körpers und der damit verbundenen Sauerstoffverbrauch an der “falschen” Stelle.
Stationäre Behandlung
Die stationäre Weiterbehandlung erfolgt in einer neurochirurgischen oder neurologischen Intensivstation unter kontinuierlicher Überwachung von Herzfrequenz, Blutdruck, Atmung, Temperatur und Hirndruck mittels einer Hirndrucksonde. Oft sind eine Liquordrainage und ein arterieller Blutdruckkatheter erforderlich.
Aufklärung: stationär Aufnahme und CT
CT (Computertomographie)
Untersuchung durch röntgenologische Schnittbilder durch den Körper.
Sie werden auf eine Liege gelegt und in das runde Röntgengerät eingefahren, danach müssten Sie still liegen bleiben während das Röntgengerät um Sie herumfährt und schichtweise Aufnahmen macht. Die Computertomographie ist völlig schmerzfrei.
Die CT dauert Ca. 20 Minuten und in diesem Fall ist es für uns die Untersuchung der Wahl und aussagekräftig.
Kontraindikationen: Schwangerschaft, bei Kontrastmittelgabe: Allergien auf Kontrastmittel, Schilddrüsenüberfunktion, eingeschränkte Nierenfunktion