Migräne Flashcards

1
Q

Migräne

A

Eine Migräne ist etwas anderes als gewöhnliche Kopfschmerzen, die fast jeder Mensch ab und zu hat.

Bei einem Migräneanfall setzen plötzlich heftige Schmerzen ein, oft nur auf einer Kopfseite. Sie sind deutlich stärker als gewöhnliche Kopfschmerzen und meist von weiteren Beschwerden begleitet.

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2
Q

EPI

A

Sehr häufige primäre Kopfschmerzerkrankung

Geschlecht: ♀>♂ (3:1) im mittleren Erwachsenenalter

Alter: Erstmanifestation meist zwischen 15. und 25. Lebensjahr

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3
Q

Ätiologie: Familiäre Disposition und Triggerfaktoren

Über die pathophysiologische Ursache der Erkrankung gibt es viele Theorien, aber keine eindeutigen Erkenntnisse

A

Familiäre Disposition

Mögliche Triggerfaktoren:

  1. Klimaeinflüsse: Wetterwechsel, Kälte
  2. Genussmittel: Alkohol, Nikotin, Zitrusfrüchte, Milchprodukte, tyraminhaltige Lebensmittel (Schokolade, Rotwein)
  3. Veränderungen des Schlaf-Wach-Rhythmus, Zeitverschiebungen
  4. Nach einer anstrengenden, stressigen Zeit (sog. “Feiertagsmigräne”)
  5. Bei Frauen zusätzlich: Menstruation, Hormoneinnahme (Kontrazeptiva)
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4
Q

Migräne Formen

Die Migräne wird klinisch in:
einfache ( vegetative Begleitsymptome),
klassische ( neurologische Defizit begleitet ) und
komplizierte ( neurologische Störungen begleitet) Form eingeteilt.

Einige Autoren teilen die Migräne auch nach dem Vorhandensein einer Aura in “mit Aura” und “ohne Aura” ein.

A
  1. Einfache Migräne: Die einfache oder gewöhnliche Migräne zeichnet sich durch vegetative Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen, audiovisuellen Missempfindungen (Photophobie, Phonophobie), Palpitationen und Diarrhöen aus.
  2. Klassische Migräne: auch Migräne mit Aura genannt, werden die Kopfschmerzen zusätzlich von meist kurz andauernden und nach Anfallsende abklingenden neurologischen Defiziten begleitet. So sind beispielsweise für die ophthalmische Migräne Gesichtsfeldausfälle in Form von sog. Flimmerskotomen typisch, auf welche oft Lichtblitze (Photopsie) folgen. Bei Lidschluss leuchten die Lichtblitze intensiv bläulich-gelb wie ein Feuerwerk. Dem folgt ein Halbseitenkopfschmerz mit Rötung der Gesichtshaut der betroffenen Seite. Ätiologisch verantwortlich ist wahrscheinlich eine temporäre Blutzirkulationsstörung im Bereich der Arteria cerebri posterior. Diese Art der Migräne betrifft meist jüngere Patientinnen zwischen 10 und 30 Jahren.
  3. Komplizierte Migräne: auch als Migraine accompagnée bezeichnet, auftretenden neurologischen Störungen dauern länger als bei der klassischen Migräne und können den einzelnen Anfall auch überdauern. Beispiele für die komplizierte Migräne sind:
    Hemiplegische Migräne
    Basilaris-Migräne
    Ophthalmoplegische Migräne mit Paresen im Versorgungsgebiet des Nervus oculomotorius
  4. Sonderformen:
    Der medikamenteninduzierte Dauerkopfschmerz kann im Rahmen einer Migräne durch zu häufige Einnahme von Schmerzmitteln, Mutterkornalkaloiden oder Triptanen zustande kommen. Es kommt dabei zu einer Zunahme der Migräneattacken. Auch die Einnahme von Tranquillizern (Benzodiazepinen), Nitropräparaten und Antibiotika (z.B. Aminoglykoside) können zu Kopfschmerzen führen.

Die vestibuläre Migräne ist die häufigste Ursache von spontan rezidivierenden Schwindelattacken im mittleren Lebensalter.

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5
Q

Klinik: Prodromi
Vorboten: Stunden bis 2 Tage vor der Migräneattacke

A
Stimmungsveränderung
Heißhunger oder Appetitlosigkeit
Schwierigkeiten beim Schreiben und Lesen
Vermehrtes Gähnen
Polyurie
Polydipsie
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6
Q

Klinik: Kopfschmerzen

A

Lokalisation: Ca. 60% einseitig (kann auch während eines Anfalls die Seite wechseln), insb. frontal, frontotemporal, retroorbital
Dauer: 4–72 Stunden
Verlauf: Langsam zunehmender Schmerz
Charakter: Pulsierend, bohrend, hämmernd

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7
Q

Klinik: Begleitphänomene

A
Phonophobie = Lärmenempfindlichkeit 
Photophobie =  Lichtempfindlichkeit
Appetitlosigkeit 
Übelkeit 
Erbrechen 
Leichtes Augentränen 
Geruchsüberempfindlichkeit
Verstärkung durch körperliche Tätigkeiten
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8
Q

Klinik: Migräne mit Aura

Anfallsweise auftretende, reversible fokale neurologische Symptome <60 Minuten Dauer

A

Migränetypische Kopfschmerzen sind dabei nicht obligat (Migraine sans migraine)
Kortikale Symptomatik, insb. mit Beteiligung der Sehrinde
Flimmerskotom
Negatives Skotom: Gesichtsfeldausfall
Positives Skotom: Gezackte Linien bzw. Fortifikationsspektren , die das Flimmerskotom umgeben oder ausfüllen
Photopsien (Lichtblitze)
Grelle Farbwahrnehmungen
Sensibilitätsstörungen, Parästhesien
Aphasie
Hirnstamm- bzw. Kleinhirnsymptomatik: Paresen, Schwindel

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9
Q

Klinische Diagnose der klassischen Migräne ohne Aura

A

Anamnestisch mind. fünf Attacken, die folgende Kriterien erfüllen und nicht auf eine andere Erkrankung zurückzuführen sind:
Dauer (ca. 4–72 Stunden)
Mind. zwei der folgenden Kriterien bzgl. der Kopfschmerzen werden erfüllt
Lokalisation (meistens einseitig)
Pulsierender Charakter
Mittlere bis starke Intensität
Verstärkung durch körperliche Tätigkeiten
Auftreten von mind. einem der folgenden Begleitsymptome
Übelkeit und/oder Erbrechen
Photophobie und Phonophobie

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10
Q

Klinik: Allgemeine Untersuchung beim Leitsymptom Kopfschmerz zum Ausschluss anderer Ursachen

A
  1. Neurologischer Status und detaillierter Hirnnervenstatus.
  2. Trigeminale Nervenaustrittspunkte: Zum Ausschluss einer Trigeminusneuralgie
  3. Bulbusdruck- und Bewegungsschmerz: Als Hinweis auf ein ophthalmologisches Geschehen (z.B. akutes Glaukom)
  4. Beweglichkeit der HWS, Druckschmerzhaftigkeit der perikraniellen Muskulatur: Kann als Hinweis auf einen Spannungs- oder zervikogenen Kopfschmerz dienen
  5. Klopf- und Druckschmerz der Kalotte: Diffuser Klopfschmerz kann z.B. Zeichen einer Meningitis sein; umschriebener Klopfschmerz kann z.B. im Rahmen von Knochenprozessen auftauchen
  6. Schmerzen bei Kieferöffnung: Störungen im Bereich des Kiefergelenks und der Kaumuskulatur (Myoarthropathien) treten gehäuft zusammen mit Migräne oder Kopfschmerzen vom Spannungstyp auf
  7. Beurteilung der Schleimhäute, Zahnstatus: Kopfschmerzen können im Rahmen von dentogenen und kieferorthopädischen Leiden auftreten
  8. Ertasten der A. temporalis superficialis: Kann Hinweis auf das Vorliegen einer Arteriitis temporalis geben. Der Puls der Arteria temporalis superficialis (“Schläfenpuls”) lässt sich oberhalb des Jochbogens etwas anterosuperior des Tragus tasten.
  9. Messung des Blutdrucks: Zum Ausschluss einer Hypertonie bzw. einer hypertensiven Krise
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11
Q

DD

A

Spannungskopfschmerz
Cluster-Kopfschmerz
Medikamenten-induzierter Kopfschmerz
Hypertensive Krise

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12
Q

Spannungskopfschmerzen

A

Typischerweise bifrontal, okzipital oder holozephal
Dumpf drückend, Engegefühl („Schraubstockgefühl“)

Meist leichte bis mäßige Intensität

Weitere Charakteristika
Keine Verstärkung durch körperliche Tätigkeit
Keine vegetativen Begleitsymptome.
Erbrechen ist mit Kopfschmerzen vom Spannungstyp nicht vereinbar!

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13
Q
Cluster-Kopfschmerzen 
Hinweisend auf Clusterkopfschmerz:
Einseitige Symptomatik
Schmerzen im Bereich des Auges
Zeitliche Charakteristika (bspw. Erwachen aus dem Schlaf, Wiederholung zur selben Tageszeit)
(Motorische) Unruhe während Attacke
A

Leitsymptomatik: Stärkste einseitige Kopfschmerzattacken mit ipsilateraler autonomer Symptomatik Kopfschmerzen

Lokalisation: Streng einseitig Augenregion (orbital, supraorbital und/oder temporal)

Schmerzcharakter: Hohe oder sehr hohe Schmerzintensität Bohrend, stechend, brennend

Zeitlicher Charakter: Häufig nachts auftretend

Dauer der einzelnen Attacke: 15 Minuten bis 4 Stunden

Gehäuftes Auftreten in „Clusterperioden“ mit bis zu 8 Attacken pro Tag !

 Autonome Symptome (mindestens eines obligat und immer ipsilateral zu den Kopfschmerzen): Konjunktivale Injektion und/oder Lakrimation (Tränenfluss), Inkomplettes Horner-Syndrom (nur Ptosis und/oder Miosis)
Rhinorrhö und Schleimhautschwellung der Nase, Schwitzen, Gesichtsrötung
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14
Q

Paroxysmale Hemikranie

A

Sehr selten

Klinik: Periorbitale bohrende Schmerzen hoher Intensität
Kürzere Attacken (5–30 Minuten) und höhere Attackenfrequenz (bis zu 30/Tag) als beim Clusterkopfschmerz

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15
Q

Medikamenten-induzierter Kopfschmerz

Übergebrauch von Analgetika

A

Bei regelmäßiger Schmerzmitteleinnahme aus anderen Gründen als einer primären Kopfschmerzerkrankung kommt es nicht zu einem Medikamenten-induzierten Kopfschmerz!

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16
Q

Therapie: Medikamentöse Akuttherapie

A

Allgemein: Patienten von äußeren Reizen (Licht, lauten Geräuschen usw.) abschirmen, Bettruhe

a. Leichte bis mittelstarke Migräneattacke: NSAR sind Mittel der 1. Wahl Acetylsalicylsäure (ASS) p.o. oder i.v. als Notfallmedikament Ibuprofen p.o. Diclofenac-Kalium p.o.
ASS + Paracetamol + Koffein (Kombinationspräparat) p.o.
Bei Kontraindikation gegen NSAR: Paracetamol p.o. oder Metamizol p.o.

b. Mittelschwere bis schwere Migräneattacke : Triptane
Wirkstoffe.
Sumatriptan s.c. ist die wirksamste Triptan-Therapie und hat den schnellsten Wirkungseintritt
Kombination von Triptan + NSAR (insb. Sumatriptan + Naproxen): Indiziert bei Patienten mit langen oder wiederkehrenden Migräneattacken

c. Antiemetikum: Bei allen Attacken als zusätzliche Gabe möglich
Metoclopramid p.o.
Alternative: Domperidon p.o

17
Q

Migräne-Notfallmedikation

A

Nach erfolgloser Einnahme oraler Medikation
ASS als schnell wirksames Lysinat i.v. oder Sumatriptan s.c.

Alternative: Metamizol i.v. Therapievorschlag: Metamizol
(z.B. Novaminsulfon®) 1.000 mg i.v. als langsame Infusion beim liegenden Patienten, Maximaldosis 5.000 mg/d, beachte Aufklärung bei Metamizolgabe
Ergänzend: Metoclopramid i.v

18
Q

Komplikationen

A
  1. Chronische Migräne: Kopfschmerzen an ≥15 Tagen/Monat über ≥3 Monate, ohne dass ein Medikamentenübergebrauch besteht
    Dabei an ≥8 Tagen/Monat typische Migränesymptomatik
  2. Status migraenosus: Migräneattacke, die länger als 3 Tage anhält
    Therapie: Glucocorticoide p.o., einmalig Prednison oder Dexamethason
  3. Migränöser Infarkt
  4. Zerebraler Krampfanfall
19
Q

Prävention

A
  1. Nichtmedikamentös:
    Lebensstiländerung (Vermeidung von Stress)
    Ausdauersport (3×/Woche Schwimmen, Fahrradfahren, Joggen)
    Muskelrelaxation
    Akupunktur
  2. Medikamentös:
    Indikationen ≥3 Attacken/Monat * !
    Migräneattacke >72 h oder lang anhaltende Auraphänomene
    Nichtansprechen auf Akuttherapie
    Z.n. migränösem Hirninfarkt
    Mittel der 1. Wahl : Betablocker (insb. Metoprolol und Propranolol)

CGRP-Antikörper: Indiziert bei ≥4 Migränetagen pro Monat Erenumab

20
Q

Aufklärung : gründliche KU Insb. neurologische Untersuchung, Vitalparametern.

Ggf. Elektroenzephalographie und MRT, bei einem Hinweis auf…..führen wir eine….., um…. auszuschließen

A

Blutdruckmessung

Die Blutdruckmessung ist eine Standarduntersuchung, mit der man den Druck in den Schlagadern bestimmt.
Vor der Messung sollten Sie entweder in eine sitzende oder liegende Position mit leicht erhöhtem Oberkörper sein und etwa drei bis fünf Minuten ruhen. Ich erfolge die Anlage der Blutdruckmanschette am Ihren entkleideten Oberarm und ich werde die Blutdruckmanschette aufpumpen.

21
Q

Die 10 wichtigsten Schritte für die allgemeine neurologische Untersuchung

A

file:///C:/Users/johan/OneDrive/Dokumente/FSP/neurologie-HA-10-regeln.pdf

22
Q
A

Eine besonders schwere Form der Migräne ist die sogenannte Migräne mit Aura. Dabei wird das Sichtfeld der Patienten durch zickzackförmige Blitze oder Flimmern zunehmend eingeschränkt. Zunächst denkt der Patient, dass die Windschutzscheibe des Autos beschlagen oder schmutzig ist. Er versucht dies mit dem Scheibenwischer zu beheben. Das bewirkt keine Änderungen. Die Aura wird größer und breitet sich zeitlich und räumlich aus. Mit der Migräne-App können Nutzer die Migräne mit Aura live in ihrer aktuellen Umgebung erleben. Dies kann zu schneller diagnostischer Sicherheit und wirksamer Behandlung verhelfen. Viele Patienten, die zum ersten Mal eine Migräne mit Aura erleben, sind verunsichert und wissen nicht, was diese enorme Einschränkung des Sichtfeldes zu bedeuten hat. Oftmals wird ein Problem mit den Augen oder gar ein Schlaganfall vermutet.