Lebensmittelvergiftung Flashcards
Lebensmittelintoxikation, Nahrungsmittelvergiftung
*Haben Sie in den letzten Stunden etwas auffälliges gegessen?
Unter einer Lebensmittelvergiftung versteht man eine Gastroenteritis bzw. Magendarmgrippe, die durch die orale Aufnahme von Toxinen mit der Nahrung entsteht.
DD
Differenzialdiagnostisch kann schon anhand der Latenz-/Inkubationszeit die Erregerauswahl eingeschränkt werden (z.B. S. aureus-Intoxikation → Enterotoxine → nur wenige Stunden).
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Nur wenige Lebensmittelinfektionen müssen kausal therapiert werden, zumeist reicht eine symptomatische Therapie aus
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Clostridium botulinum (Botulismus)
Einen Sonderfall stellt die Vergiftung durch Toxine des Bakteriums Clostridium botulinum (Botulismus) dar: Hier entwickelt sich im Gegensatz zu den meisten anderen Lebensmittelvergiftungen kein Durchfall als Leitsymptom - durch irreversible Hemmung der Acetylcholinfreisetzung kommt es zu Nervenlähmungen bis hin zum tödlichen Atemstillstand.
Staphylococcus-aureus-Intoxikation
a. Charakteristisch für Enterotoxine ist die kurze Latenzzeit (wenige Stunden nach der Lebensmittelaufnahme kommt es zu den Symptomen) und das Sistieren der Symptome nach 24-48 Stunden
b. Typischerweise vermehrt sich der Erreger in nicht durchgängig gekühlten Milchprodukten (Pudding, Sahnespeisen, etc.) oder Ei-Produkten (Mayonnaise)
c. Latenzzeit: 1–3 Stunden
d. Symptomatische Therapie: Eine antibiotische Therapie ist in der Regel nicht indiziert, da nicht der Erreger, sondern das produzierte Toxin zur Symptomatik führ
Botulismus
Botulismus ist eine Vergiftung, die durch die Neurotoxine des Bakteriums Clostridium botulinum ausgelöst wird.
Infektionsweg
Lebensmittelbotulismus: Die Sporen des Erregers überleben auch nach Luftabschluss in Konservendosen (obligat anaerob) von verunreinigten Lebensmitteln; beim Auskeimen entstehen unter Gasentwicklung die lebensgefährlichen Toxine (Botulinumtoxine = Enterotoxine A–F)
Wundbotulismus: Infektion durch Auskeimen der Sporen in verunreinigten Wunden
Inkubationszeit: 12–36 Stunden
Klinik
Allgemeine Symptome (nur in ca. 30% der Fälle): Gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, später Obstipation
Spezifische Symptome: Nervenlähmungen
Pupillen: Akkommodationslähmung, Mydriasis, Doppelbilder
Schlund: Dysarthrie, Dysphagie
Periphere Paresen: Von kranial nach kaudal
Vegetatives Nervensystem: Mundtrockenheit
Diagnostik: Versuch des Nachweises von Botulinumtoxin in jeglichem Material: Serum, Erbrochenes, Magensaft, Stuhl, verdächtige Nahrungsmittel
Therapie
Toxinbeseitigung durch Magen-Darmentleerung
Medikamentös
Gabe eines Botulismus-Antitoxins
Antibiose mit Penicillin G spielt eine untergeordnete Rolle
Ggf. symptomatische Therapie mit Cholinesterase-Hemmern
Frühzeitige intensivmedizinische Überwachung bereits bei milder Symptomatik
Botulismus und Magnesium !!!
Da ein erhöhter Magnesiumspiegel die Wirkung des Botulinumtoxins verstärken kann, ist die Gabe von Magnesium bei Botulismus kontraindiziert!
Bacillus-cereus-Infektion
Charakteristika: hitzeunempfindliches, sporenbildendes grampositives, das auch durch Kochen nicht abgetötet wird.
Während der Abkühlung gekochter Speisen und bei ungekühlter Lagerung kann sich der Erreger vermehren.
Abhängig von der Pathogenität produziert er zwei Enterotoxine: Eines führt zu Erbrechen, das andere zu Diarrhöen. Des Weiteren kann es bei Kontamination von Wunden oder Fremdkörpern zu Lokalinfektionen und insb. bei Immunsupprimierten zu systemischen Infektionen kommen.
Lebensmittelinfektion
Latenzzeit:
- Enterotoxin I (Erbrechen); 1–6 Stunden nach Aufnahme kommt es zu Übelkeit und Erbrechen
- Enterotoxin II (Diarrhö): 8–16 Stunden nach Aufnahme kommt es zu wässrigen Durchfällen, die 24–48 Stunden anhalten
Therapie: Symptomatische Therapie, keine antibiotische Therapie notwendig