Karpaltunnelsyndrom (Brachialgia paraesthetica nocturna) Flashcards
Namen:
Abkürzungen: CTS, KTS
Synonyme: Tinel-Syndrom, Medianuskompressionssyndrom,
Distales Medianuskompressionssyndrom, Handgelenkstunnelsyndrom,
Karpaltunnelsyndrom,
Brachialgia paraesthetica nocturna
Der Karpaltunnel ist ein Kanal im Bereich der Handwurzel, der durch Knochen und Bindegewebe begrenzt wird. Er liegt an der Innenseite von Handgelenk und Handwurzel und wird von einem festen Bindegewebsband. Durch den Karpaltunnel verlaufen Sehnen und der Mittelnerv (Nervus Medianus). Dieser Nerv steuert die Empfindungsfähigkeit und Beweglichkeit des Daumenballens und von Teilen der Hand. Wenn das Gewebe im Karpaltunnel anschwillt, kann der Mittelnerv unter Druck geraten und ein Karpaltunnelsyndrom auslösen. Die Beschwerden verschwinden oft von allein wieder, halten manchmal aber auch länger an.
KTS ist ein Engpasssyndrom (Nervenkompressionssyndrom) des Nervus medianus im Bereich der Handwurzel.
Das Karpaltunnelsyndrom bezeichnet eine chronische Kompression des N. medianus unter dem Retinaculum flexorum im Karpaltunnel.
Ätiologie / Epidemiologie
Geschlecht: ♀ > ♂ / Alter: Häufigkeitsgipfel 40.–50. Lebensjahr / Häufig: Beidseitiger Befall
Idiopathisch
Überlastung: Häufiger bei körperlicher beruflicher Tätigkeit auftretend
Chronische Entzündung der Sehnenscheiden: Bspw. bei rheumatoider Arthritis
Trauma
Arthrose des Handgelenks
Risikofaktoren:
Familiäre Prädisposition, Adipositas, Schwangerschaft
Endokrin: Diabetes mellitus, Hypothyreose, Akromegalie, postmenopausal
Klinik
Frühsymptom: Brachialgia paraesthetica nocturna
Nächtliche Schmerzen und Parästhesien der volaren Hand und der Finger I–IV
Besserung der Symptomatik durch Schütteln oder Massieren der Hände
Missempfindungen oder Hypästhesie im Nervenversorgungsgebiet
Ausstrahlung der Beschwerdesymptomatik in den Arm
Spätsymptom: Thenarmuskelatrophie (Daumenballenatrophie)
Atrophische Paresen des M. abductor pollicis brevis und des M. opponens pollicis
Selten: Trophische Haut- und Nagelveränderungen
Diagnostik
Anamnese Schmerzen: Qualität und Zeitpunkt des Auftretens Missempfindungen Vorerkrankungen und Voroperationen Berufliche Tätigkeit
Inspektion und Palpation: zum Ausschluss einer Muskelatrophie
Prüfung der Oberflächensensibilität
Prüfung der Motorik:
Flaschen-Zeichen: Beurteilung der Funktion des Musculus abductor pollicis brevis
Provokationstests:
Hoffmann-Tinel-Zeichen/ Phalen-Test / Karpalkompressionstest (Durkan-Test)
apparative:
Ziel: Nachweis einer verringerten Nervenleitgeschwindigkeit des N. medianus als Folge einer Demyelinisierung
Elektroneurografie: Verlängerung der distalen motorischen und sensiblen Latenz
Motorische Elektroneurografie: Testung und Vergleich der Latenzen von N. ulnaris und N. medianus
Bei unklaren Ergebnissen der motorischen Elektroneurografie: Messung der sensiblen Nervenleitgeschwindigkeit
Differenzialdiagnose
Polyneuropathie
Zervikale Radikulopathie: C6/C7
Spinale Erkrankungen
Therapie
Konservative Therapie
Nächtliche Ruhigstellung durch gepolsterte, palmare Unterarmschiene
Orale Glucocorticoid-Therapie über 14 Tage
Einmalig: Lokale Infiltrationstherapie mit Glucocorticoiden
Kurzzeitig analgetische Therapie (NSAR)
Operative Therapie Indikation: Zeichen der Nervenschädigung (bspw. dauerhafte Dysästhesie, Thenarmuskelatrophie) Versagen der konservativen Therapie Durchführung Setting: Meist ambulant Verfahren: Spaltung des Retinaculum flexorum (Lig. carpi transversum) Endoskopisch: Mono- oder biportal Offene Karpaldachspaltung
Aufklärung Elektroneurographie (ENG)
auf ihrer Haut kleben
Bei Ihnen ist eine Elektroneurographie nötig. Ich versuche, Sie über alles aufzuklären. wenn ich zu schnell spreche oder wenn Sie etwas nicht verstanden haben, bitte sagen Sie mir Bescheid, okay?
die Nerven und Muskeln arbeiten mit Hilfe von elektrischen Strömen, die gemessen werden können.
Gemessen wird die Nervenleitgeschwindigkeit, also wie gut und wie schnell der Nerv die elektrischen Signale weiterleitet.
Der zu untersuchende Nerv wird nacheinander an zwei verschiedenen Stellen künstlich mit einem ungefährlichen schwachen Stromreiz (kurzer elektrischer Impuls) stimuliert. Dies erfolgt mit Elektroden, die auf die Haut aufgeklebt werden.
Eine Elektroneurographie kann ohne besondere Vorbereitung durchgeführt werden, wenn Sie eine Pflasterallergie haben, bitte sagen Sie Bescheid. Die Untersuchung dauert zwischen 5 und 15 Minuten.
Provokationstests: Hoffmann-Tinel-Zeichen
Beklopfen des Karpaltunnels führt zu elektrisch einschießenden Schmerzen distal im Versorgungsgebiet des N. medianus
mit Reflexhammer oder Zeigefinger
der Karpaltunnel mit Reflexhammer oder Zeigefinger beklopfen, das führt zu elektrisch Schmerzen……
Provokationstests: Karpalkompressionstest (Durka-Test)
Druck auf den Karpaltunnel führt zu elektrisch einschießenden Schmerzen distal im Versorgungsgebiet des N. medianus
Provokationstests: Phalen-Zeichen
Forcierte Volarflexion oder Dorsalextension des Handgelenks (entweder durch den Untersucher oder den Patienten selbst ) über 1 min führt zu elektrisch einschießenden Schmerzen distal im Versorgungsgebiet des N. medianus
Radikulopathie
Eine Radikulopathie ist die chronische oder akute Reizung oder Schädigung einer Nervenwurzel mit dadurch ausgelösten Empfindungsstörungen, Schmerzen oder Lähmungen. Sind mehrere Nervenwurzeln betroffen spricht man von einer Polyradikulopathie.