Obstipation / Verstopfung Flashcards
Obstipation
< 3 Stuhlentleerungen/Woche typischerweise verbunden mit zu harten Stühlen und Schwierigkeiten bei der Defäkation.
Patient: Man spricht von andauernder Verstopfung, wenn jemand über einen Zeitraum von drei Monaten ständig weniger als dreimal pro Woche Stuhlgang hat.
Arzt: sie ist gekennzeichnet durch eine Stuhlfrequenz von < 3-mal x Woche und eine harte Stuhlkonsistenz, die zu starkem Pressen führt und häufig mit einem Gefühl der inkompletten Entleerung einhergeht.
Ätiologie
- (Primäre) Funktionelle Obstipation
a. Normal-transit constipation (NTC): ca. 60 % — Obstipation ungeklärter Ursache bei normaler Darmpassagezeit
b. Beckenbodendyssynergie: ca. 25 % — Funktionelle anale Blockade durch paradoxes Anspannen des Sphinkterapparates beim Defäkationsvorgang
c. Slow-transit constipation (STC): ca. 15 % — Obstipation infolge einer Neuropathie des enterischen Nervensystems Einflüsse auf die Kolontransitzeit . Abnorme Funktion des autonomen Nervensystems
2. Sekundäre Obstipation: Exogene Ursachen Ernährung Medikamente, bspw. Opioide und Eisenpräparate Anticholinergika, Spasmolytika und Sympathomimetika Trizyklische Antidepressiva und MAO-Hemmer Neuroleptika Antikonvulsiva Antazida und Colestyramin Antihistaminika Diuretika Drogen: Kokain, Amphetamine
Situationsbedingte Obstipation : Psychischer Stress
- Mechanische Ursachen
Stenosen: Scharf abzugrenzen von einer funktionellen Obstipation → Ileus bzw. Subileus
Klassifikation
- Chronische Obstipation: Definition (ROM-III-Kriterien): 2 der folgenden Symptome müssen in den vergangenen 6 Mon. über mindestens 12 Wochen bestanden haben
- Stuhlfrequenz <3×/Woche
- Harter Stuhlgang
- Gefühl der inkompletten Entleerung
- Manuelle Manöver zur Unterstützung der Darmentleerung bei ≥25 % der Stuhlgänge
- Starkes Pressen
- Gefühl der analen Blockierung
- Akute Obstipation: Die akute Obstipation ist oft situativ bedingt (z.B. durch Bettlägerigkeit, Ernährungsumstellung oder auf Reisen) und verschwindet i.d.R., sobald sich die Situation wieder verändert.
Merken !!
Wichtig ist die Abgrenzung einer harmlosen akuten Obstipation zum Notfall Ileus!
wichtig !!
Auch bei normaler Stuhlfrequenz kann eine Obstipation vorliegen!
Diagnostik: Basisdiagnostik bei Obstipation
- Anamnese: Vorerkrankungen. Medikamente, Aktuelle Beschwerden
Ernährungsanamnese , Familienanamnese, Psychosoziale Anamnese - Körperliche Untersuchung
Palpation: Harte Stuhlballen oder Stuhlwalze im linken Unterbauch tastbar, wo sich auch das p.m. der Schmerzen befindet
Anale Inspektion: Rhagaden, Fissuren, Hämorrhoiden
Digital-rektale Untersuchung (DRU): Stuhlgefüllte Rektumampulle
Prüfung von Sphinkterruhetonus, Kneifdruck, Defäkationsversuch, Analkarzinom - Laboruntersuchungen, Blutbild und CRP, Kreatinin, GFR
Elektrolyte, GOT, GPT, Lipase, Pankreas-Amylase, TSH
Blutzucker, HbA1c, Calprotectin bzw. Lactoferrin im Stuhl, Urinuntersuchung - Sonografie (fakultativ): Stuhlgefüllter Darm, Luftüberlagerung, erweiterte Rektumampulle, Darmwand- und Darmweitenbestimmung
Spezielle apparative Diagnostik
- Bestimmung der Kolontransitzeit (Hinton-Test)
- Anorektale Manometrie
- Ballonexpulsionstest
- Defäkografie
- Kolonmanometrie
Spezielle apparative Diagnostik:
Bestimmung der Kolontransitzeit (Hinton-Test)
Bestimmung der Kolontransitzeit (Hinton-Test)
Indikation: Verlangsamte Kolontransitzeit, bspw. bei Slow-transit constipation (STC)
Normalbefund: Kolontransitzeit <68 Std.
Durchführung : Tägliche Einnahme röntgendichter Marker über 6 Tage
An Tag 7: Röntgen-Übersichtsaufnahme
Vorteile: Objektive Bestimmung der Darmpassagezeit, Differenzierung zwischen slow-transit constipation von segmentaler und proktogener Obstipation
Nachteile: Falsch positive Befunde bei vielen Patienten mit Stuhlentleerungsstörung oder Beckenbodendyssynergie
Falsch negative Befunde bei Defäkation kurz vor der Röntgenaufnahme und bei funktioneller Störung möglich
Warnsymptome bzw. auffällige Befunde
- Blutbeimengung
- Paradoxe Diarrhöen
- Vergrößerte Lymphknoten
- Abdominell tastbare Resistenzen
- Klinische Anämie
- Alter >50 J.
- Gewichtsverlust >10 %
- Karzinome des Gastrointestinaltraktes in der Eigen- oder Familienanamnese
Red Flags bei Obstipation: mit sofortigem Handlungsbedarf bei Obstipation !!
Wichtig kann Ileus sein !
Folgende Red Flags (Warnzeichen) sprechen für einen Ileus und sollten unbedingt von einer akuten Obstipation abgegrenzt werden:
Stuhl- und Windverhalt
Ausgeprägter Meteorismus
Starke Übelkeit und „schwallartiges Erbrechen“
Starke abdominelle Schmerzen
Wichtig !!!
Der durch die Laxantientherapie entstehende Kaliumverlust führt zur Hypokaliämie, die ihrerseits wiederum eine verminderte Darmaktivität bedingt!
Merken !!
Insbesondere bei längerfristiger, unreflektierter Einnahme kann es zur Laxantienabhängigkeit kommen!
Therapie : Primäre Obstipation (Stufen I bis V)
Stufe I: Allgemeinmaßnahmen und Ballaststoffe
Stufe Ia: Ernährungsumstellung, Ballaststoffreiche Ernährung
Ausreichende Trinkmenge: Vorzugsweise Wasser, Empfehlung zu vermehrter Bewegung
Stufe Ib: Quellstoffe (zusätzliche Ballaststoffe wie Flohsamenschalen, Weizenkleie, Leinsamen)
Stufen II–IV (Medikamentöse Maßnahmen)
Stufe II: Suppositorien/Klysmen
- Wahl: Präparate auf der Basis von Macrogol, Natriumpicosulfat oder Bisacodyl
- Wahl: Zuckerstoffe (z.B. Mannit, Lactulose) oder Anthrachinone
Stufe III: Laxanzien, Suppositorien und/oder Klysmen in Kombination
Bei funktioneller Störung (z.B. Beckenbodendyssynergie) — Biofeedbacktraining
Bei struktureller Störung (z.B. Rektumprolaps) — Chirurgische Maßnahmen zur Korrektur
Stufe III: Weitere medikamentöse Wirkprinzipien (Prucaloprid, Linaclotid, Lubiproston )
Stufe IV: Kombinationstherapie mit allen Optionen der Stufe I-III unter
Klysmen, Lavage (Einlauf)
Opioid-induzierte Obstipation: Standardtherapie und Prävention: Begleitende Verordnung von Macrogol bei allen regelmäßig erfolgenden Therapien mit Opioid-Analgetika
Stufe V (Interventionen und chirurgische Verfahren) Operative Verfahren (insb. Kolonteilresektion): Bei idiopathischem Megakolon
Komplementäre und alternativmedizinische Ansätze
Probiotika: Empfohlen bei funktioneller Obstipation, in der Schwangerschaft und beim Reizdarmsyndrom sowie bei der Therapie der Obstipation im Kindesalter
Kolon-Massage
Therapie der sekundären Obstipation
Wenn möglich Behandlung der Primärerkrankung (z.B. Tumorresektion)
Bei Defäkationsstörungen kann zusätzlich ein Biofeedback-Training sinnvoll sein
Merken !
Eine Sonderform stellt die Obstipation im Rahmen des Reizdarmsyndroms dar
Häufig kommen Beckenbodendyssynergie und STC kombiniert vor.
Aufklärung: DRU / Abdomensongraphie
Die Untersuchung ist unangenehm, aber auch unerlässlich und schnell vorbei sein wird.
Sie befinden sich in Seitenlage und der Zeichen- Finger wird dann unter Verwendung von Vaseline langsam in den After eingeführt. Die Untersuchung dauert ca. 2 Minute
Beurteilung: Einschätzung des Sphinktertonus , Vorliegen einer Druckschmerzhaftigkeit , Vorliegen von Resistenzen , Beurteilung möglicher Rückstände von Stuhl/Blut am Fingerling.
Eine Sonographie ist Ultraschalluntersuchung. Damit können wir
auf schmerzfreie und ohne Belastung von Strahlung viele innere Strukturen Ihres Körpers untersuchen. Bei der Untersuchung wird ein Gel auf Ihre Haut aufgebracht, und darauf wird der Schallkopf gesetzt. Mit Hilfe von Schallwellen werden viele innere Organe sichtbar gemacht. Die dauert Ca. 10 Minuten und kann ohne besondere Vorbereitung durchgeführt werden.
Merken: Reizdarmsyndrom, Colon irritabile
Das Reizdarmsyndrom ist eine sehr häufige Erkrankung, unter der fast jeder zweite Patient mit Magen-Darm-Beschwerden leidet. Klinisch liegen unspezifische Veränderungen des Stuhlgangs (Diarrhö und/oder Obstipation) und abdominelle Beschwerden (diffuse Schmerzen, Druckgefühl) vor. Da die Erkrankung eine Ausschlussdiagnose darstellt, müssen zunächst somatische Erkrankungen abgeklärt werden – Voraussetzung für die Diagnosestellung sind unauffällige laborchemische, bildgebende und mikrobiologische Befunde. Die Therapie kann in einer Änderung der Essgewohnheiten, der Gabe von Spasmolytika und vor allem der Aufklärung über die Harmlosigkeit der Erkrankung bestehen.
Klinik
Diffuse Bauchschmerzen im gesamten Magen-Darm-Trakt möglich
Druck- und Völlegefühl nach den Mahlzeiten, Blähungen
Obstipation, Diarrhö
Dünnflüssige, häufige Darmentleerungen
Stuhldrang, Gefühl der unvollständigen Darmentleerung
Besserung des abdominellen Druck- und Völlegefühls nach Darmentleerung
Schafskotartige Stühle
Warnhinweise, die gegen das Reizdarmsyndrom sprechen, sind nächtliche Diarrhö, Fieber, Blut im Stuhl und Gewichtsverlust (siehe: Red Flags bei Durchfall)!