Hyperthyreose / Schilddrüsenüberfunktion Flashcards

1
Q

Schilddrüsenüberfunktion, Hyperthyreoidismus

A

Hyperthyreose ist der medizinische Fachausdruck für eine Überfunktion der Schilddrüse.

Eine Hyperthyreose spiegelt meist eine pathologische Veränderung der Schilddrüse wider. Die häufigsten Ursachen sind der immunogene Morbus Basedow sowie die funktionelle Schilddrüsenautonomie. Klinisch zeigen sich multiple Befunde, unter denen ein Gewichtsverlust trotz ständigem Heißhunger, eine Struma sowie die Merseburger Trias bei Morbus Basedow besonders markant sind.

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2
Q

Die Schilddrüse

A

Die Schilddrüse ist eine lebenswichtige Hormondrüse. Sie spielt eine große Rolle für den Stoffwechsel, das Wachstum und die Reifung des Körpers und hilft dabei, zahlreiche Körperfunktionen zu regulieren.

Das Organ (medizinisch: Glandula thyreoidea) befindet sich im vorderen Halsbereich unterhalb des Kehlkopfs.

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3
Q

Ätiologie

A
  1. Morbus Basedow : Genetische Prädisposition
  2. Hyperthyreose infolge einer funktionellen Schilddrüsenautonomie :
    Unifokal (= autonomes Adenom)
    Multifokal, Disseminiert
  3. Seltenere Ursachen einer Hyperthyreose:
    a. Iatrogen: Hyperthyreosis factitia insb. iodhaltige Röntgenkontrastmittel, Einnahme von Amiodaron.
    b. Entzündlich: Passager bei subakuter Thyreoiditis de Quervain, Passager bei Hashimoto-Thyreoiditis (sog. Hashitoxikose)
    c. Neoplasie: Schilddrüsenkarzinome
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4
Q

Klinik

Die Symptomatik einer Hyperthyreose kann nach klinischen Gesichtspunkten mithilfe des Burch-Wartofsky-Scores bewertet werden.

A

allgemeine Symptome
– Gewichtsverlust trotz Polyphagie (Heißhungerattacken)
– warme, gerötete Haut
– Hyperhidrose → Polydipsie
– Hyperthermie und Wärmeintoleranz
– Unruhe, Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen

• Herz-Kreislauf
– Tachykardie
– Vorhofflimmern *

• neurologisch
– Tremor in den Akren
– thyreotoxische Enzephalopathie → Koma, Exitus
(während einer thyreotoxischen Krise*)

• dermatologisch
– dünne Haut*
– Pruritus
– Alopezie*
– Onycholyse

• gastroenterologisch
– Diarrhö

• gynäkologisch und sexuell
– Impotenz ♂
– Gynäkomastie ♂
– Spaniomenorrhö, Oligo- bis Amenorrhö ♀
– Infertilität ♀, ♂
• lokomotorisch
– Myopathie, Muskelatrophie
– Osteopathie
• Stof wechsel
– Hypocholesterinämie
– ↑ Kalzämie
– pathologische Glukosetoleranz
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5
Q

Spezielle Symptome bei Morbus Basedow

*Merseburger Trias

A

Merseburger Trias:

  1. Struma
  2. Tachykardie
  3. Exophthalmus → Endokrine Orbitopathie (Auftreten in etwa 60% der Fälle)

Frühzeichen: Schwellung der lateralen Augenbrauen, Fremdkörpergefühl

Liegt neben allgemeinen Symptomen der Hyperthyreose auch eine endokrine Orbitopathie

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6
Q

Wichtige Zeichen des Exophthalmus

A

– Dalrymple-Zeichen: Retraktion des
Oberlidretraktion + Exophtalmus → sichtbare Sklera
zwischen Oberlidunterkante und Limbus corneae als
weißer Streifen
– Stellwag-Zeichen: ↓ Lidschlagfrequenz
– Von-Graefe-Zeichen: Augenlid bleibt bei Blicksenkung
zurück
– Möbius-Zeichen: Konvergenzschwäche der Augen

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7
Q

Diagnostik

Ein normaler TSH-Spiegel schließt eine manifeste Hyper- oder Hypothyreose mit hoher Wahrscheinlichkeit aus!

A
  1. Laboruntersuchung
    1.1.Manifeste Hyperthyreose: TSH basal↓, fT3↑ und/oder fT4↑
    1.2.Latente Hyperthyreose: TSH basal↓, fT3 und fT4 normal
    Insb. vor Einnahme iodhaltiger Medikamente bzw. Kontrastmittel zu beachten
    1.3Morbus Basedow: Schilddrüsen-Antikörper
    TSH-Rezeptor-Autoantikörper (TRAK) in >90% der Fälle nachweisbar
    Thyreoperoxidase-Antikörper (TPO-AK) in etwa 70% der Fälle nachweisbar
    2.Dopplersonographie
    Vergrößerte Schilddrüse (Struma)
    Vermehrte Vaskularisierung
    Inhomogenitäten
  2. Szintigraphie
    Erhöhter Uptake von Isotopen (z.B. Technetium)
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8
Q

DD

A
  1. Psychosen
  2. Drogenabusus (Kokain, Amphetamine)
  3. Unbehandelter Diabetes mellitus (Gewichtsverlust trotz Heißhunger)
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9
Q

Wichtig !!!

Bei Abklärung eines Gewichtsverlustes sollte die Schilddrüsenfunktion stets zu Beginn geklärt werden – insb. vor CT-Untersuchungen mit iodhaltigem Kontrastmittel!

A

Merken !!

Bei Gewichtsabnahme trotz adäquatem Essverhalten muss auch immer an eine Tumorkachexie gedacht werden. Ebenso ist bei jedem unklaren Gewichtsverlust im Alter auch an eine Hyperthyreose zu denken!

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10
Q

Allgemeine Therapieprinzipien

A
  1. Thyreostatika-Therapie
  2. Symptomatische Therapie: Symptomatische und supportive Behandlung von Symptomen der Hyperthyreose
    Unselektive Betablocker, z.B. Propranolol (Hemmung der Konversion von T4 zu T3)
  3. Kausale Therapie: Behandlung der Grunderkrankung, bspw. Absetzen auslösender Medikamente
    -Operative bzw. interventionelle Verfahren: Die Indikationsstellung richtet sich nach der Grunderkrankung
    -Radioiodtherapie: Totale oder subtotale Ablation des Schilddrüsengewebes nach Applikation von radioaktivem Iod
    -Schilddrüsenchirurgie: Resektion der Schilddrüse
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11
Q

Therapie bei Morbus Basedow

A
  1. Thyreostatische Therapie über 12–18 Monate, i.d.R. mit Thionamiden (= Hemmung der Thyreoperoxidase)
  2. Verlaufskontrolle: Kontrolle der TRAK-Spiegel nach 6 Monaten: Bei Werten >10 IU/L → Remission unwahrscheinlich, Operation bzw. Radioiodtherapie indiziert
  3. Bei Rezidiv/persistierender Erkrankung: Definitive Behandlung mit: Operation (Schilddrüsenchirurgie): Eine totale Thyreoidektomie ist der subtotalen Thyreoidektomie bzgl. der Hyperthyreose-Kontrolle überlegen
    oder Radioiodtherapie

Ablatives Konzept; bei Morbus Basedow mit hohem Behandlungserfolg (200–300 Gy) → Jedoch hohe Hypothyreoserate mit lebenslanger Levothyroxin-Substitution

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12
Q

Therapie bei Schilddrüsenautonomie

A
  1. Radioiodtherapie: Nach Erreichen einer Euthyreose ist aufgrund der hohen Rezidivrate eine definitive Therapie mittels Radioiodtherapie oder Operation indiziert, ein Wirkungseintritt der Radioiodtherapie ist binnen 2–3 Monaten zu erwarten
  2. Postinterventionelle Schilddrüsenhormone zweiwöchentlich, bei Eintritt einer Hypothyreose Beginn einer L-Thyroxin-Substitution

Indikation eher zugunsten einer operativen Therapie
Malignomverdacht (kalte Knoten)
Kompressionsymptome, große Struma
Sofortige Therapienotwendigkeit (thyreotoxische Krise, schwere Nebenwirkungen einer thyreotoxischen Medikation, Hyperthyreose in der Schwangerschaft mit hohem Thyreostatikabedarf)
Postoperativ: L-Thyroxin-Substitution fast immer notwendig

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13
Q

Therapie bei seltenen Ursachen einer Hyperthyreose

A

Therapie abhängig von der Grunderkrankung, bspw.:
Onkologische Resektion bei Schilddrüsenkarzinom
Absetzen der iatrogenen Schilddrüsenhormon-Zufuhr bei Hyperthyreosis factitia
Absetzen von Amiodaron bei Amiodaron-induzierter Hyperthyreose

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14
Q

Komplikation: Thyreotoxische Krise Akute lebensbedrohliche Exazerbation einer Hyperthyreose

A
Eine thyreotoxische Krise ist ein Notfall! Es kann manchmal sogar sein, dass sich die Patienten mit V.a. Psychose vorstellen.
• Herzrhythmusstörungen, Tachykardie
• Fieber
• Hyperhidrose
• ↑↑↑ Nervosität
• Bewusstseinstrübungen
• Koma
• Therapie:
– intensivstationäre Behandlung
– Volumen- und Elektrolytsubstitution
– hoch dosierte Thyreostatika
– β-Blocker
– Fiebersenkung: Wadenwickel, extrakorporaler Kreislauf
– Plasmapherese
– Glukokortikoide – prophylaktisch; Gefahr:
Nebennierenrindeninsuffizienz
– Notfall: Schilddrüsenresektion
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15
Q

Aufklärung: Schilddrüsenszintigrafie

immer mit KM

Kontraindikation: Schwangerschaft, Stillzeit

A

Bei Ihnen ist eine Schilddrüsenszintigrafie nötig. Haben Sie davon schon mal gehört?

Mit dieser Untersuchung kann man die Größe, Form und die Funktion der Schilddrüse beurteilen. Uns interessiert, ob Sie Knoten haben. Das könnte man auch mit einem Ultraschall sehen – wir wollen aber genau wissen, was das für Knoten sind. Wie funktionieren diese Knoten?

Sie werden einen Zugang bekommen und über diesen Zugang wird ein radioaktives Mittel verabreicht.

Dann warten wir etwa 20 Minuten. Danach benutzen wir eine sogenannte Gammakamera, um ein „Hightech-Fotoshooting“ zu machen und die benötigten Messungen durchzuführen.

Unser „Fotoshooting“ dauert ca. 10 Minuten. Nehmen Sie zwischen den Messungen viel Flüssigkeit zu sich und versuchen Sie, oft Wasser zu lassen.
Das radioaktive Medikament ist gut verträglich.
Komplikationen sind sehr selten wie :
• Allergien und Unverträglichkeiten

Sonst sagen Sie uns bitte Bescheid, wenn Sie Übelkeit, Schwindel, Hautausschlag, Schmerzen, Fieber oder so etwas bekommen.

Haben Sie Fragen?

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16
Q

• Struma = Schilddrüsenvergrößerung

A

– kann durch Kompression ein Kloßgefühl im Hals,
Dysphagie, Dyspnoe, Heiserkeit verursachen
– kann Knoten oder Zysten assoziieren

• blande Struma = Schilddrüsenvergrößerung + normale
Struktur + Euthyreose (normale Schilddrüsenfunktion)

Struma-Einteilung der WHO grad 0 bis 3:
– Grad 0: Vergrößerung der Schilddrüse klinisch
unmöglich; Feststellung nur sonografisch möglich
– Grad 1: Vergrößerung tastbar
- Grad 1a: tastbar, aber nicht sichtbar, auch bei
Reklination des Kopfes
- Grad 1b: tastbar und nur bei Reklination des Kopfes
sichtbar
– Grad 2: sichtbar auch ohne Reklination des Kopfes
– Grad 3: lokale Komplikationen (Dyspnoe, Dysphagie,
Dysphonie usw.)

17
Q

Chvostek-Zeichen

Test zur Feststellung einer Kalziummangels nach einer Schilddrüsenoperation.

A

Indikation: Hypokalziämie

Durchführung: Beklopfen des N. facialis 1-2cm vor dem Ohrläppchen
Bewertung, positiv: kurze Zuckungen der Wangenmuskulatur

18
Q

Prinzip der Hypothalamus-Hypophysen-Achse

Video Amboss: https://next.amboss.com/de/article/jK0_TS?m=gqbFBu#Zbed5b36e3a7838b340be7e822cec0fd7

Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=zycOriYDOAw
https://www.youtube.com/watch?v=8VbutEDRZbw

A

Die Sekretion der hypophysären Hormone der Adenohypophyse wird durch Steuerhormone aus dem Hypothalamus reguliert, die die Adenohypophyse über die hypophysären Pfortadern erreichen . Die hypothalamischen Steuerhormone werden pulsatil sezerniert und unterliegen Einflüssen von übergeordneten Hirnzentren und Regelkreisläufen. Diese sog. „neuroendokrinen Regelkreise“ wirken über das Prinzip der negativen Rückkopplung. Man unterscheidet:
„Short Feedback Loop“: Adenohypophysenhormone hemmen die Synthese der Steuerhormone im Hypothalamus
„Long Feedback Loop“: Die Effektorhormone der Zielorgane hemmen die Synthese der Steuerhormone in Hypothalamus und Hypophyse
Releasing-/Inhibiting-Hormone
Definition „Releasing-“/„Inhibiting-Hormone“: Regulatorische Peptidhormone des Hypothalamus, die die Sekretion verschiedener Hypophysenhormone regulieren
Struktur: Kurze Peptidhormone, entstehen durch Proteolyse längerer Vorläufermoleküle
Sekretion: Sekretion aus dem Hypothalamus erfolgt pulsatil, was essenziell für die Funktion ist