Epilepsie / Epileptischer Anfall / Krampfleiden Flashcards
Fallsucht, Krampfleiden, Anfallsleiden
Epileptischer Anfall: eine Störung des Gehirns aufgrund einer kurz andauernden vermehrten Entladung von Nervenzellen.
Epileptische Anfälle können sehr unterschiedlich aussehen.
Epilepsie: Erkrankung des Gehirns, die durch eine andauernde Prädisposition für epileptische Anfälle.
Kriterien: Mind. 1 der folgenden Faktoren:
≥2 unprovozierte Anfälle oder Reflexanfälle, zwischen denen mehr als 24 Stunden liegen
1 unprovozierter Anfall oder Reflexanfall in Kombination mit einem 10-Jahres-Risiko für weitere Anfälle, das mit dem allgemeinen Rückfallrisiko (≥60%) nach 2 unprovozierten Anfällen vergleichbar ist
Triggerfaktoren epileptischer Anfälle: Substanzabhängige Trigger
Einnahme von Drogen (bspw. Alkohol, Ecstasy, Amphetamine, Kokain)
Antidepressiva (Amitriptylin, Clomipramin, Maprotilin, Bupropion, Amoxapin)
Antipsychotika (Clozapin, Olanzapin, Haloperidol)
Antibiotika (insb. hochdosiertes Penicillin, seltener Carbapeneme , Cephalosporine , Norfloxacin, Ciprofloxacin)
Analgetika (Alfentanil, Indometacin, Tramadol)
Antiemetika (Metoclopramid, Ondansetron)
Trigger im Rahmen anderer pathologischer Zustände
Fieber (häufigste Ursache bei Kindern)
Elektrolytentgleisungen (bspw. Hyper- und Hyponatriämie, Hypokalzämie, Hypomagnesiämie)
Hypoglykämie (v.a. durch Insulinüberdosierung)
Hypoxie
Hyperventilation
Eklampsie
Epilepsie nach ischämischem Schlaganfall
Situationsabhängige Trigger:
Exzessive körperliche Verausgabung
Extremer psychischer Stress
Stroboskop-Licht
Schlafentzug
Art der Epilepsie
- Fokale Epilepsie
- Generalisierte Epilepsie
- Kombiniert generalisierte und fokale Epilepsie
- Unklassifiziert
Fokale Anfälle
Fokale Anfälle sind auf eine bestimmte Gehirnregion beschränkt. Sie lassen sich optional in Anfälle ohne Bewusstseinsstörung und Anfälle mit Bewusstseinsstörung unterteilen. Die zentrale Differenzierung erfolgt im Hinblick auf das Vorhandensein motorischer Störungen:
- Fokale Anfälle mit motorischen Störungen: Automatismen atonische Anfälle klonische Anfälle epileptische Spasmen hyperkinetische Anfälle myoklonische Anfälle tonische Anfälle
- Fokale Anfälle ohne motorische Störungen autonome Anfälle: Arrest-Anfälle kognitive Anfälle emotionale Anfälle sensorische Anfälle
Generalisierte Anfälle
Generalisierte Anfälle werden analog den fokalen Anfällen in Anfälle mit und ohne motorische Störungen unterteilt:
- Generalisiert beginnende Anfälle mit motorischen Störungen: tonisch-klonische Anfälle klonische Anfälle tonische Anfälle myoklonische Anfälle myoklonisch-tonisch-klonische Anfälle myoklonisch-atonische Anfälle atonische Anfälle
- Generalisiert beginnende Anfälle ohne motorische Störungen: (Absencen)
Klinik: Allgemeine Symptomatik eines epileptischen Anfalls
Plötzliches, unwillkürliches Auftreten
Meist kurze Dauer (≤2 min) und verlangsamte Reorientierung nach dem Ereignis
I.d.R. selbstlimitierend, aber Übergang in Status epilepticus möglich
Diagnostik
Eigen- und Fremdanamnese
Insbesondere: Blutzucker , Na+, pH, Lactat.
EEG: Möglichst frühzeitig nach dem Anfall
Neurologisches Notfall-Labor:
Kleines Blutbild, CRP, Blutzucker, Elektrolyte (Na+, K+, Mg2+, Ca2+), Phosphat, Lactat, Kreatinin, Harnstoff, GFR, Bilirubin, ALT, γGT, Troponin, CK, TSH, INR, pTT, Ethanol
Wichtig !!!
Je später EEG im anfallsfreien Intervall, desto häufiger ohne auffälligen Befund
D.D.
Die häufigsten Differenzialdiagnosen des epileptischen Anfalls mit Bewusstseinsverlust, zwischen denen in jedem akuten Fall unterschieden werden muss, sind Synkopen und psychogene nicht-epileptische Anfälle.
- Synkope
- Psychogenen nicht-epileptische Anfall (Dissoziative Krampfanfall)
*Dissoziative Krampfanfälle: Situativ ausgelöste Krampfanfälle, die einem epileptischen Anfall stark ähneln
Wichtig !!!
Auch Synkopen können mit Konvulsionen einhergehen und damit epileptischen Anfällen sehr ähneln, die Patienten sind aber auch nach konvulsiven Synkopen in wenigen Sekunden vollständig reorientiert!
Therapie während des Anfalls
- Vitalparameter überwachen (insb. Sauerstoffsätigung mittels Pulsoxymetrie)
- Patient vor Verletzungen schützen
Wichtig !!
Epileptische Anfälle werden innerhalb der ersten 5 min nicht medikamentös behandelt, weil die allermeisten Anfälle innerhalb dieser Zeit spontan sistieren und so die Nachteile der Sedierung vermieden werden können.
Erst ab 5 min spricht man von einem Status und beginnt die Behandlung dann ohne Verzögerung!
Anfallsprophylaxe
- Bei symptomatischen Epilepsien: Beseitigung der Ursache
- Medikamentöse Anfallsprophylaxe
- Vermeidung von Triggerfaktoren epileptischer Krampfanfälle
Medikamentöse Prophylaxe epileptischer Anfälle
Therapieprinzip: Antikonvulsiva erhöhen die pathologisch erniedrigte Krampfschwelle
Nach erstem Anfall nur, wenn MRT oder EEG zur Klinik passende, spezifische Befunde zeigen (Ammonshornsklerose, Spike-Wave-Muster)!!!!
Indikation: ≥ 2 Anfälle innerhalb 6 Monate
a. Anfälle mit fokalem Beginn
1. Wahl: Lamotrigin, Levetiracetam
2. Wahl: Carbamazepin, Gabapentin, Valproat, Pregabalin, Topiramat
b. Anfälle mit generalisiertem Beginn:
1. Wahl: Valproat
2. Wahl: Lamotrigin, Topiramat
Aufklärung: EEG; Elektrozephalogramm
Indikation: Möglichst frühzeitig nach dem Anfall.
Bedeutung: Der Nachweis epilepsietypischer Potenziale (z.B. Spikes, Sharp-Waves, Spikes and Waves ) bestätigt einen tatsächlich epileptischen Anfall und kann die Eingrenzung der ursächlichen Hirnregion und die Zuordnung zu einem Epilepsiesyndrom ermöglichen
EEG-Kriterien eines epileptischen Anfalls:
Klarer Anfang und klares Ende
Steigerung der Amplitude im Verlauf
Veränderung der Frequenz im Verlauf
Das EGG entsteht durch die elektrische Aktivität der Nervenzellen im Gehirn.
Sie sitzen und danach wird eine Haube mit von 12 bis zu 21 Elektroden über Ihren Kopf gespannt über Kabeln werden die Elektroden mit einem Rechner verbunden Sie müssen sich ruhig verhalten und wird aufgefordert entweder die Augen zu schließen oder sie zu öffnen und dann bekommen wir die Aufzeichnung und Auswertung der Signale mittels eines Computers.
Die Untersuchung in diesen kann ohne besondere Vorbereitung durchgeführt werden. Es ist schmerzfrei und dauert Ca. 20 Minute.
Kontraindikationen: unruhige, stark schwitzende, zitternde Patienten
Aufklärung: MRT
Indikation: Idealerweise nach speziellem Epilepsie-Protokoll inkl. koronarer Schichtung zur Darstellung der medialen Temporallappen
Bedeutung: Suche nach potenziell epileptogenen, zumeist kortikalen Läsionen
MRT allgemeinen: keine Röntgenbestrahlung, durch ein starkes Magnetfeld werden die einzelnen Atomkerne im Körper ausgerichtet. Dauer 20-30 Minuten
Sie liegen in einer engen Röhre, bei Platzangst könnten Sie ein Beruhigungsmittel erhalten, das Gerät ist sehr laut, so dass Sie Kopfhörer aufbekommen alle elektromagnetischen Gegenstände müssen abgelegt werden (Brillen, Kontaktlinsen, Hörgeräte, Zahnprothesen, Ringe, Schmuck, Schlüssel, Geld, Kreditkarten), Sie müssen absolut ruhig liegen und gleichmäßig atmen, Sie bekommen eine Klingel in die Hand, damit, wenn es Ihnen nicht gut geht, Sie sich bemerkbar machen können.
evtl. wird ein Kontrastmittel verabreicht (Tumoren, Entzündungsherde)
Kontraindikationen: Herzschrittmacher, Herzklappen aus Metall, Eingebaute Insulinpumpen, Innenohrprothesen, kein Kontrastmittel bei Niereninsuffizienz
Video: Erklärung der Epilepsie
https://www.youtube.com/watch?v=hANjVcZpxU0