Einheit 1: 2.3 - 2.5 - Erziehungsbegriff Flashcards
Systematisierung von Erziehungsbegriffen nach Brezinka
- Brezinka hat vier Begriffs- und Deutungsdimensionen mit jeweils einem Gegensatzpaar herausgearbeitet
- Dimensionen eignen sich zur konzeptionellen Charakterisierung und terminologischen Präzisierung der heterogenen Erziehungsbegriffe (Weber, 2009)
Dimensionen:
* Prozess vs Produkt
* Deskriptions vs Präskription
* Absicht vs Wirkung
* Handlung vs Geschehen
Prozessbedeutung vs. Produktbedeutung
- Prozessbegriff: Erziehung als Vorgang, d.h. unabhängig von dem Resultat
- Produktbegriff: Erziehung als Resultat
=> Einwand gegen den Produktbegriff von Brezinka selbst: es kann nie eindeutig festgestellt werden, b und inwieweit das erzieherische Handeln die Ursache für das Resultat ist
Deskriptionsbegriff vs Präskriptionsbegriff
- Deskriptive Begriffsbestimmung: Die Merkmale der Erziehung werden nur als Fakten genannt
- Präskriptive Begriffsbestimmung: Das Erziehungskonzept enthält wertenden Aussagen und normative Vorschriften
Absichtsbegriff vs. Wirkungsbegriff
- Absichtsbegriff: die erzieherische Intention, d.h. die Absicht ist wesentlich
- Wirkungsbegriff: Erziehung kann nur als solche gelten, wenn sie die gesetzen Ziele auch tatsächlich erreicht
Kritik von Weber: eine eindeutig Zuordnung von bestimmten Determinanten zu eingetretenen Wirkungen scheint unmöglich (Weber, 2009)
Handlungsbegriffe vs. Geschehensbegriffe
- Handlungsbegriff: Erziehung als aktive, intentionale Einflussnahme
- Geschehensbegriff: beiläufiges Geschehen, das im erzieherischen Sinne funktional wirksam ist
Direkte Erziehung
Direkte Erziehung, die auf den Zu-Erziehenden unmittelbar mit Förderungsabsicht gerichtet ist, erfolgt z.B. im Gespräch von Angesicht zu Angesicht (Brezinka, 1975)
Indirekte Erziehung
Indirekte Erziehung wirkt auf den Lernenden mittelbar dudurch ein, dass seine Umweltverhältnisse so geschaffen oder verändert werden, dass sie ihn förderlich beeinflussen (Brezinka, 1975)
z.B. Gestaltung von Lernsituations, Rousseau, Montessori
Zusammenspiel funktionaler/intentionaler und direkter/indirekter Erziehung
- Direkte Erziehung wird stets als intentionale Erziehung verwirklicht
- Indirekte Erziehung kann beides sein
Wertfrei bzw. Wertneutral-deskriptive und wertend-normative entspricht weitgehend:
deskriptiver und präskriptiver Erziehungsbegriffe
Wertfrei bzw. werturteilsfrei konzipierte Erziehungsbegriffe
Definitionen bei denen alle Wertaspekte ausgeklammert bleiben, sind selten
z.B. behaviorisitische Verhaltenswissenschaft, z.B. Skinner
Wertneutral bzw. wertoffen-deskriptiv konzipierte Erziehungsbegriffe
- Wertaspekte werden weder völlig ausgeklammert noch stellungnehmend wertend eingebzogen
- Wertoffen meint, dass der Erziehungsbegriff mit den verschiedensten Wertvorstellungen verträglich ist
Wertend-präskriptive Erziehungsbegriffe
bringen werturteilende und vorschreibende Stellungsnahmen zum Ausdruck
Fazit: Wertfreie bzw. wertneutral-deskriptive und wertend-normative Erziehungsbegriffe
Für die Pädagogik erweist sich sowohl ein deskriptiver als auch ein normativer Begriff von Erziehung als notwendig
Sie ergänzen undrelativieren sich wechselseitig