Skript 9 Abort, Blasensprung, Amnioninfektionssyndrom, Zervixinsuffizenz, Wehen, Geburtslageanomalien Flashcards
Abort
- Vorzeitige Beendigung der Schwangerschaft mit einem kindlichen Geburtsgewicht <500g (>500g Totgeburt) und ohne Lebenszeichen (sonst Lebendgeburt)
- Frühabort: <16.SSW
- Spätabort: 16.-23.SSW
- Abort imminens: Drohender, noch reversibler Abort, atypische Blutungen, Muttermund geschlossen, normale Lebenszeichen -> Abwarten
- Abort incipiens: Irrversibler beginnender Abort mit fehlenden oder schwachen Lebenszeichen, starke pathologische Blutungen und ggfs schon offenen Muttermund -> Abortkürretage
- Abort incompletus: Blutungen, starken Schmerzen, Muttermund offen -> Abortkürretage
- Abort completus: abgeschlossener Abort mit sistieren der Blutungen
- Missed Abortion: keine Schmerzen, keine Blutungen, geschlossener Muttermund, keine Vitalzeichen -> Abortkürretage
- Abortus habitualis: >3 Aborte vor der 20.SSW in Folge, z.b bei Antiphosholipidsyndrom
Durchführung: Prostaglandingabe zur Erweiterung des Muttermundes (Priming), Abortkürretage, anschließend Oxycotin i.v zur Uteruskontraktion um Blutungen zu minimieren, zudem bei Rhesus-negativen Patientinnen eine Rhesus-D Prophylaxe
Zervixinsuffizienz und vorzeitige Wehen
- Zervixinsuffizienz: schmerzlose Verkürzung der Zervix (häufig keine Wehen)
- vorzeitige Wehen: Wehentätigkeit vor der 37.SSW
Ätio:
- meist durch eine Infektion ausgelöst
- Mehrlingsschwangerschaften
- intrauterine Manipulationen in Anamnese z.b Abrasio
Dia:
- Vaginalsono der Zervixlänge
- Infektionsscreening
- CTG des Kindes
Therapie:
- Tokolyse bei Wehen in der 24.-34.SSW mittels z.b Fenoterol i.v oder Oxytocinrezeptoranatgonist Atosiban, somit kann wertvolle Zeit z.b zur Lungenreifung des Embryos gewonnen werden
- Zur RDS-Prophylaxe des Embryos wird Glucocorticoide verabreicht die die Surfactantproduktion angeregt, indiziert wenn Frühgeburt droht zwischen der 24.-34.SSW mittels 12mg Betamethason i.m
Vorzeitiger Blasensprung
- Vorzeitiger: vor Beginn der Wehen bei ca.10% aller SS, vor Beginn der Eröffnungsphase
- Frühzeitiger: vor vollständiger Muttermunderöffnung innerhalb dee Eröffnungsperiode
- Verspäteter: innerhalb der Austreibungsphase
- Meist kommt es innerhalb eines Tages zum Eintritt der Wehen und der Geburt
Klinik:
- Plötzliches Entleeren von Fruchtwasser, abhängig von Wehentätigkeit starke Unterbauchschmerzen
Diagnostik:
- Spekulumeinstellung, Zervikal und Vaginalabstrich,
- Fruchtwassernachweis durch IGF1-Tests (Protein welches im Amnion vorkommt und nachgewiesen werden kann) oder Lackmus/Bromthymoltest (Teststreifen vor Vulva verfärbt sich blau durch alkalisches Amionwasser, bei Vaginalsekret da sauer rot, jedoch falsch positive Ergebnisse durch Zervixschleim)
- CTG, Abdomensono
Therapie:
- Blasensprung vor der 20. SSW: Empfehlung der Induktion des Spätaborts aufgrund sehr schlechter Prognose für das Neugeborene
- Blasensprung zwischen der 20. und 24. SSW: Individuelles Vorgehen nach ausführlicher Diskussion mit der Mutter über die sehr kritische Prognose, evtl. Beendigung der Schwangerschaft
- Blasensprung nach der 24. SSW: Bei unauffälligem Verlauf ohne Hinweis auf ein Amnioninfektionssyndrom generell abwartendes Prozedere
Lungenreifeinduktion zur Prophylaxe des Respiratory-Distress-Syndroms und zur Verminderung der perinatalen Morbidität
Ggf. Tokolyse
Ggf. antibiotische Therapie bei Keimnachweis von β-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe B
Bei Verdacht auf Amnioninfektionssyndrom: Sectio oder zügige Entbindung
Wenn möglich: Schwangerschaft bis zur 34. SSW prolongieren, dann medikamentöse Geburtseinleitung - Blasensprung nach der 34. SSW: Bei unauffälligem Verlauf 12–24 Stunden abwarten, dann medikamentöse Geburtseinleitung (s.u.), wenn keine spontane Wehentätigkeit erfolgt
Amnioninfektionssyndrom
- bakterielle Infektion, die sich insbesondere nach einem vorzeitigen Blasensprung manifestiert und von der Mutter später auch auf das Kind übergreifen kann
- Meist aufsteigende b-hämolysierende Streptokokken, Staphylokokken, Enterokokken, E.coli oder Anaerobier
- Klinik: Infektzeichen, Tachykardie, Fieber, Druckschmerz des Uterus, vorzeitiger Blasensprung mit fötidem Fruchtwasser
- Gefahr der Frühgeburtlichkeit beim Kind und bei der Mutter Schock, Sepsis möglich
- Therapie: I.v Antibiose und Beendigung der SS schnellstmöglich
Wehen
- Schwangerschaftswehen -> Physiologisch ab 20. SSW
Alvarez-Wellen -> Geringe Intensität, hohe Frequenz
Braxton-Hicks-Kontraktionen (Übungswehen) -> Höhere Intensität, tetanisch, ganzer Bauch hart, max. 1 Minute
Physiologisch ab 20. SSW
Höhere Intensität, tetanisch, ganzer Bauch hart, m - Senkwehen
3-4 Wochen vor Geburt
Unkoordinierte Wehen mittlerer Intensität, die das Kind positionieren - Vorwehen
3-4 Tage vor Geburt
Unregelmäßige Wehen hoher Intensität, kurz vor der Eröffnungsperiode alle 5-10 Minuten; sie stellen den Kopf des Kindes im Becken richtig ein
Geburtswehen Eröffnungswehen
Definieren die Eröffnungsperiode
Koordinierte, regelmäßige, rhythmische Wehen hoher Intensität, zunächst alle 10 Minuten, kurz vor Eröffnung alle 2-3 Minuten; sie eröffnen den Muttermund
Austreibungswehen
Nach vollständiger Muttermundseröffnung
Koordinierte regelmäßige Wehen von hoher Intensität, zunächst alle 4-10 Minuten; dienen dem Austreiben des Kindes; in der letzten Phase häufiger (alle 2-3 Minuten) und verstärkt (Drücke von bis zu 200mmHg) = Presswehen
Nachgeburtswehen
Minuten nach Geburt des Kindes
Unregelmäßige Kontraktionen niedriger Intensität, die innerhalb von 30 Minuten zur Austreibung der Plazenta führen
Nachwehen
Tage nach Geburt
Unregelmäßige Wehen unterschiedlicher Intensität, die der Rückbildung des Uterus (Involutio uteri) und der Blutstillung dienen
Uterusruptur
- meist auf Boden eines vorgeschädigten Uterus z.b Zustand nach Kaiserschnitt
- geht einher mit starken Schmerzen, Kaltschweißigkeit, starke Wehen und Ängste bis hin zum Ereignis der Ruptur mit plötzlichem Sisitieren der Schmerzen und Wehen
- Therapie: Bei Verdacht sofortige Tokolyse, Volumensubstitution und Notfallsectio, wenn bereits stattgefunden -> Intensivmedizinische Betreuung mit ggfs Hysterektomie etc
Geburtslageanomalien
Querlage, mentoposteriore Gesichtslage, Beckenendlage mit Fußvorfall und Stirnlage sind geburtsunmögliche Lagen (Sectio caeserea)! Bei schwierigen Geburtsvorgängen (Lage-, Haltungsanomalien) ist eine mediolaterale Episiotomie indiziert!
- Beckenendlage
Reine Steißlage
Steiß-Fuß-Lage
Unvollkommene Fußlage
Vollkommene Fußlage - Querlage: Körperhauptachse von Mutter und Kind liegen im rechten Winkel zueinander
Verschleppte Querlage: Zusätzlich Einkeilung des Kindes (Vorfall des Arms, Verkeilung der Schultern) - Risikofaktoren für Lageanomalien
Mehrlingsschwangerschaft
Polyhydramnion
Uterus- oder Plazentaanomalien - Geburtshilfliches Vorgehen
Bei Querlage, Risikofaktoren (Frühgeburt, Makrosomie, Fußlagen) und/oder Wunsch der Patientin: Sectio caesarea
Manualhilfe nach Bracht
Kopflösung nach Veit-Smellie
- Einstellungsanomalien
- Hoher Geradstand des Kopfes: Beim hohen Geradstand des Kopfes liegt der Kopf im fronto-occipitalen Durchmesser (Sutura sagittalis, Pfeilnaht) auf Symphyse und Promontorium auf und kann dadurch die Beckeneingangsebene nicht überwinden.
Seitenlagerung, um eine 90°-Drehung des Kopfes zu bewirken, Wehenunterstützung (z.B. mit Oxytocin)
Bei Geburtsstillstand → Sectio caesarea
Beckeneingangsebene - DiameterBeckeneingangsebene - Hoher Geradstand des Kopfes
- Tiefer Querstand des Kopfes: Beim tiefen Querstand bleibt die 90°-Drehung vom Beckeneingang zum Beckenausgang (zumeist aufgrund einer Wehenschwäche) aus. Die Pfeilnaht ist quer im Beckenausgang zu tasten
Seitenlagerung, um eine 90°-Drehung des Kopfes zu bewirken, Wehenunterstützung (z.B. mit Oxytocin)
Sofortige operative vaginale Entbindung: Drehung des Kopfes durch vaginale Zangen- oder Vakuumextraktion - Asynklitismus, Scheitelbeineinstellung
Vorderer Asynklitismus (Naegele-Obliquität)
Spontangeburt möglich
Hinterer Asynklitismus (Litzmann-Obliquität)
Der hintere Asynklitismus ist geburtsunmöglich → Frühzeitige Sectio caesarea
- Haltungsanomalien/Streckhaltung
Im Normalzustand ist der Kopf beim Durchtritt durch den Geburtskanal gebeugt/flektiert; das Kinn liegt der Brust auf. Durch eine fehlende Flexion des Kopfes kommt es zu einer Deflexion/Streckung des Kopfes → Je nach Grad der Deflexion unterscheidet man zwischen Vorderhaupts-, Stirn- und Gesichtslage
- Vorderhauptslage/Vorderhaupteinstellung/Vorderhaupthaltung : Die große Fontanelle führt im Geburtskanal
Spontangeburt möglich - Stirnlage : Die Stirn führt im Geburtskanal
Größtmöglicher Kopfumfang: Bis zu 39cm
Geburtsstillstand → Sectio caesarea !!! - Gesichtslage : Das Gesicht führt im Geburtskanal. Je nachdem, ob das Kinn vorne oder hinten ist, unterscheidet man:
Mentoanteriore Gesichtslage : Das Kinn bewegt sich um die Symphyse, der Kopf kann um die Symphyse flektieren und damit geboren werden
Spontangeburt möglich
Mentoposteriore Gesichtslage : Der Hinterkopf bewegt sich um die Symphyse, der Kopf müsste um geboren zu werden weiter um die Symphyse deflektieren. Die maximale Deflexion ist aber schon erreicht
Geburtsstillstand → Sectio caesarea