Skript 11 Miktion und Urin, Urologische Diagnostikverfahren, Harnableitung, Fehlbildungen, Hypospadie, Harnröhrenklappen, Maledescensus, Phimose Flashcards
Miktion und Urin
Zerebral/Sakral: Detrusoreflexzentrum im Frontallappen, pontines Miktionszentrum in der Formatio reticularis des Hirnstammes, sakrales Miktionszentrum im Rückenmark S2-4
M.detrusor vesicae: Parasymphatisch aus sakralen Zentrum (S2-4), N.splanchnicus pelvici im Verlauf im N.pelvicus mit Kontraktion des Destrusors und Erschlaffung des M.sphincter uerthrae internus, Symphatisch aus TH10-L2, Verlauf im N.hypogastricus mit Hemmung des Destrusors und Kontraktion von urethraler Muskulatur und Blasenhals
M.sphincter urethrae externus: Innervation durch N.pudendus mit willkürlicher Kontraktion
Polyurie: > 2800ml/Tag z.b bei Diabetes insipidus,mellitus
Oligourie: < 500ml/Tag
Anurie: <100ml/Tag z.b bei Exsikkose, AKI/CKD
Pollakisurie: häufiger Harndrang mit Ausscheidung kleiner Urinmengen z.b bei BPH und Zystitis
Dysurie: erschwertes/schmerzhaftes beim Wasserlassen
Algurie: schmerzhaftes Wasserlassen
Nykturie: Nächtliches Wasserlassen z.b bei Herzinsuffizienz
Proteinurie: vermehrte Proteinausscheidung im Urin (schäumend)
-> Mikroalbuminurie: 30mg-300mg/Tag oder 20mg-200mg/l
-> Makroalbuminurie: >300mg-Tag oder >200mg/l Spontanurin
-> Kleine Proteinurie: <3g/Tag
-> Große Proteinurie: >3g/Tag
Färbungen des Urins:
Hell, farblos -> verstärkte Flüssigkeitsaufnahmd
Dunkelgelb, Bernstein -> Exsikkose, AKI
Dunkelbraun -> Ikterus
Rot, rotbraun -> Hämaturie, Myoglobinurie, Hämoglobinurie, Porphyrie, Bestimmte Nahrungsmittel oder Medikamente
Blaugrün -> Pseudomonasinfektion
Chronische Harnstauung
- Obstruktion der ableitenden Harnwege über einen längeren Zeitraum mit Atrophie des Nierenparenchyms und zunehmenden Verlust der Nierenfunktion
- Bei mechanischen Obstruktionen wie Konkrementen, Tumoren, Fehlbildungen oder funktionellen Obstruktionen wie VUR, neurogene Blase
- Durch dauerhafte Druckerhöhung kommt es zu dilatierten Nierenbecken und Nierenkelchsystems mit zunehmender Hydronephrose und Atrophie des Nierenparenchyms mit Endstadium der Wassersackniere
Ejakulatdiagnostik
- nach einer 5-tägigen sexuellen Karenz wird das Spermiogramm aus frischem Ejakulat angelegt
- bestehend aus Spermien, alkalischem Sekret, Fructose, PSA
- Befunde:
Aspermie -> kein Ejakulat vorhanden
Hypospermie -> <1,5ml Ejakulat
Oligozoospermie -> <15.Mio Spermien/ml Ejakulat, normale Morphologie und Motilität
Azoospermie -> fehlender Nachweis von Spermatozoen
Asthenozoospermie -> herabgesetzte Motilität, normale Spermienzahl und Morphologie
Teratozoospermie -> verminderter Anteil von normal geformten Spermien, normale Spermienzahl und Motilität
Viergläserprobe
- Erstes Glas aus der Harnröhre -> Urethritis
- Zweites Glas ist Mittelstrahlurin -> Zystitis
- Drittes und Viertes Glas nach Prostatamasage -> Prostatitis
Uroflowmetrie
- Ziel: Nicht-invasive Beurteilung von Miktionsdruck und Harnröhrenwiderstand anhand des Miktionsverlaufs
- Indikationen:
Verdacht auf Obstruktion der Harnröhre (z.B. benignes Prostatasyndrom, Harnröhrenstriktur)
Inkontinenzdiagnostik (bspw. bei neurogener Blasenentleerungsstörung) - Durchführung: Der Patient uriniert in einen Trichter, dabei wird die Urinausscheidung pro Zeit aufgezeichnet und in eine Flusskurve eingetragen
- Beurteilung: Erst ab einem Miktionsvolumen von 150ml sinnvoll bzw. möglich, nur bei relativ gefüllter Blase beurteilbar !!
Maximaler Harnfluss (Peak Flow) Qmax → normal: 15-50ml/s; bei Obstruktion: <10ml/s - Kurvenverlauf:
Glockenförmiger Verlauf → Normalbefund
Glockenförmig, mit abgeflachter Kurve → Hinweis auf Obstruktion (am ehesten durch ein Prostataadenom)
Schneller Anstieg, dann Erreichen eines Plateaus → Hinweis auf Obstruktion (am ehesten durch eine Harnröhrenstriktur)
Unregelmäßig, undulierend, wellenförmig → Hinweis auf eine Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie - Miktionszeit → normal: <60s
Zystometrie
- Indiziert bei Blasenentleerungsstörungen
- Einbringen eines doppellumigen Katheters in die Blase und langsames Auffüllen mit NaCl und zusätzlich Platzierung einer Drucksonde im Rektum zur Messung des intraabdominellen Druckes
- Destrusordruck = Blasendruck - intraabdomineller Druck
- Harnfluss, Compliance der Blase und weitere Parameter können beurteilt werden
i.v Urografie (Ausscheidungsurogramm)
- Indiziert bei Nephrolithiasis zur Diagnostik und Verlaufskontrolle, sowie bei rezidivierenden Infekten oder Flankenschmerzen
- KI: Kontrastmittelallergie, Niereninsuffizienz, Hyperthyreose, Plasmozytom, Schwangerschaft und akute Nierenkolik
- Leeraufnahme im Liegen, nach 7 Minuten Aufnahme zur Beurteilung im Nierenparenchym und oberen Hohlsystem, nach 15 Minuten Harnleiter und Harnblase, Harnleiter kommen durch ihre Eigenperistaltik meist nur abschnittsweise zur Darstellung
Miktionszystourethrografie (MCU)
- Zur Diagnostik von VUR, Blasenentleerungsstörungen und obstruktiven Harnröhrenpathologien, v.a angewendet in der Kinderuro
- Auffüllen der Harnblase mittels Kontrastmittel mittels Katheter -> Rötngenaufnahme soll bei Normalbefund eine glatte nahezu kugelige Darstellung der Harnblase mit homogener KM-Füllung und glatt berndeten Grenzen ohne Trabekularisierunf des Blasenmuskels zeigen -> Anschließend Katheter entfernen und Patient soll Wasser lassen währenddessen parallel Röntgenaufnahmen im seitlichen Starhlengang gemacht werden
Suprapubischer Harnblasenkatheter
- Harnblase sollte gefüllt sein , einstechen ca. 2 Querfinger über der Symphyse mit langer Kanüle bis Urin aspiriert wird
- KI bei Harnblasenkarzinom, Schrumpfblasen
- Komplikation der iatrogen Darmperforation bei ungenügender Blasenfüllung durch Gefäßpunktion und katheterinduzierter HWI
- Suprapubischer Katheter sollte bei Dauerkatheter alle 5-6 Wochen gewechselt werden, transurethrale alle 3-4 Wochen
Methoden der Harnableitung
- Inkontinente Verfahren
- Ureterokutaneostomie -> meist palliativ, direkte Verpflanzung von Harnleitern in die Haut (einfache Operation und keine Darmbeteiligung)
- Ileum-/Kolon-Conduit -> bei KI für Ersatzblase, ein oder beide Harnleiter werden in ein in die Haut implantiertes ausgeschaltetes Darmreservoir implantiert - Kontinente Harnableitung
- Darmersatzblase -> Standardverfahren, antirefluxive Implanation der Harnleitern in eine Darmersatzblase, aufwendige OP und hohe Compliance nötig aber kontinenzerhaltend
- Kontinentes Supravesikales Stoma -> KI für Erdatzblase, wie Ileum-Kolon Conduit aber kontinentes Stoma
Nierenfehlbildungen
- Nierenagenesie -> Ein- oder beidseitiges komplettes Fehlen der Nierenanlage infolge Fehlentwicklung während Embryogenese, einseitig meist asymptomatisch aber kompensatorische Hypertrophie der anderen Niere
- Nierenhypoplasie -> zu kleine Niere bei strukturell und funktionell erhaltener Binnenarchitektur mit meist nahezu normaler Funktion, einseitig meist asymptomatisch, beidseitig Niereninsuffizienz
- Nierendystopie -> meist kaudaler als normal, meist asymptomatisch aber erhöhtes Risiko für Nierensteine und Abflussstörungen
- Nephroptose -> Tiefertreten der Niere beim Lagewechsel vom Liegen zum Stehen um mehr als 2 WK meist infolge von Bindegewebsschwäche, meist asymptomatisch ansonsten Nephropexie (operative Fixierung der Niere) bei Symptomen
- Hufeisennieren -> partielle Fusion beider Nieren (meist am Unterpol), oft asymptomatisch, rezidivierende HWI möglich, Nierensteine etc
Fehlbildungen von Nierenkelchsystem und Harnleiter
- Doppelniere: Komplette Trennung des oberen Hohlsystems (doppelte Anlage des Nierenbeckens) Harnleiter der oberen Nierenanlage mündet kaudal und medial des Harnleiters der unteren Nierenanlage
- Ureter duplex: komplett doppelt angelegter Ureter (meist auch Doppelniere)
- Ureter fissus: doppelte Anlage des Nierenbeckens mit Abgang von 2 Uretern, die sich an beliebiger Stelle im Verlauf zwischen Pyelon und Harnblase Y-förmig zu einem Ureter vereinigen und in einem Ostium in die Blase münden
Ureterozele: Zystische Erweiterung des intravesikalen submukösen Harnleiteranteils, besonders Frauen betroffen
- > Mündungsstenose des normal oder ektop mündenden Harnleiters und durch die Peristaltik wird der zystisch erweiterte intravesikalen Ureterabschnitt ballonartig in die Harnblasse gepresst
- > Klinik: Asymptomatisch oder Harnstauung, VUR, rezidiv. HWI, Steine
- > Diagnostik: Zystisch erweiterte intravesikale Raumforderung in der i.v Urografie
- > Therapie: Geschlitz oder reseziert und Urether neu vernäht
Ektoper Harnleiter
- > Unphysiologische Harnleitermündung, meist unterhalb der eigentlichen Müdnung im Trigonum vesicae der Harnblase oder extravesikal
- > Mündung häufig in Prostata, Samenblasen oder Vagina
- > meist stammend aus einer Doppelniere
- > Klinik: Epididymoorchtiden (Mann) Inkontinenz (Frau) zudem HWI, Harnstau bei beiden
- > Therapie: Bei Symptomen Ureterozystoneostomie (Harnleitereinpflanzung in die Blase) oder Heminephrektomienjnd Reterektomie bei schlechter Nierenfunktion
Subpelvine Harnleiterstenose
- > Angeborene Engstelle zwischen Nierenbecken und proximalem Harnleiter mit Harnstauung und konsekutiver Dilatation des Nierenbeckens bzw. Nierenbeckenkelchsystems
- > besonders Jungs betroffen, häufigste Ursache einer Erweiterung des oberen Hohlsystems beim Neugeborenen
- > Asymptomatisch oder rezidiverende Flankenschmerzen
- > Sono und i.v Urografie, Ureterzystoskopie mit Ureteropyelographie
- > Therapie: Bei Beschwerden Nierenbeckenplastik mit Resektion des stenosierenden Teils und des dilatierten Nierenbeckenanteils mit anschließender Reanastomose
Megaureter
- > Kongenitale Erweiterung des gesamten Harnleiters
- > besonders Jungs betroffen
- > Einteilung in
1. Obstruktive Megaureter -> Harnleitermündungsstenose, subvesikale Obstruktion (Harnröhrenklappen, Tumore, Entzündungen)
2. Refluxive Megaureter -> VUR und subvesikale Obstruktion
3. Nichtobatruktige, Nichtrefluxive Megaureter -> idiopathisch, postoperativ, Diabetes insipidus - > Klinik: Nierensteine, Hämaturie, HWI
- > Diagnostik: I.v Uro, Sono, Miktionszystourethrographie für Refluxnachweis, dynamische Nierenszinti
- > Therapie: Abhängig von Symptomen und Nierenfunktion, Therapie der Grunderkrankung, Resektion der Stenose z.b
Vesikoureteraler Reflux
- Unphysiologischer Reflux von Urin aus der Harnblase in den Ureter bzw. in die Niere bei fehlerhaftem Antireflux-mechanismus
- hohe Inzidenz bei Neugeborenen ca. 60% aber Spontanheilungsrate hoch, v.a Kindern mit rezidivierenden HWI auffällig
- ungenügende Lage des intramuralen Harnleiterverlaufs kombiniert mit einer unreifen Ostienmorphologie (Normal ist Schlitzform, pathologisches sind Golfloch, Stadion, Hufeisen)
- je weiter lateral und je klaffender Ostium umso stärker der Reflux
- Klinik: Meist asymptomatisch, rezidivierende HWI, Flankenschmerzen, Gedeihstörungen
- Diagnostik: Sonographie, Miktionszystourethrografie -> 5 Schweregrade (1. Reflux in Harnleiter, 2. Reflux in Niere ohne Dilatation, 3. Reflux in Niere mit Dilatation, 4. Reflux in Niere mit starker Dilatation, 5. Papillen nicht mehr erkennbar so stark
- Therapie: Vermeiden von HWI und Nierenschädigung
-> Besonders bei Kleinkindern konservativ da hohe Spontanheilungsrate (Dauerhafte antibiotische Therapie bei Bakteriurie und rezidivierenden Infekten, Dreizeitige Miktion zur Entleerung des refluxiven Ureters , Feste Miktionsfrequenz)
-> Operativ bei Reflux Grad 4 Verschlechterung der renalen Funktion
Rezidivierende, nicht kontrollierbare Infekte
Durchführung:
Endoskopisch mittels Unterspritzung des Harnleiterostiums mit Silikon
Offen operativ:
Verschiedene Methoden der anti-refluxiven Harnleiterneuimplantation mit Verlängerung des intramuralen Harnleiterverlaufs
Ureter-Ureterostomie
Nephroureterektomie bei szintigraphischer Nierenfunktion unter 20%
Blasenekstrophie
Definition: Fehlbildung der vorderen Blasen- und Bauchwand, infolge der die ventral unverschlossene Blase freiliegt, häufig mit Epispadie und erweiterter Symphyse
Ätiologie: Einschränkung des ventralen, mesodermalen Bauchwandverschlusses durch eine persistente Kloakenmembran
Symptome/Klinik
Inkontinenz
Rezidivierende Infektionen
Diagnostik
Sonographiebefund während Schwangerschaft: Fehlender Nachweis der flüssigkeitsgefüllten Blase
Körperlicher Befund
Therapie
Operative Korrektur (meist mehrschrittig) mit Verschluss von Blase, Harnröhre und Bauchdecke, Symphysenadaption
Zeitpunkt: Erste Lebensmonate bis 1.–2. Lebensjahr, abhängig vom Operationsverfahren
Prognose: Häufig reduzierte Harnblasenkapazität und Kontinenz sowie orthopädische oder gynäkologische Probleme im Verlauf
Blasendivertikel und Urachusfehlbildungen
- angeborene Ausstülpung der kompletten Harnblasenwand (echter Divertikel) durch eine isolierte Blasenwandschwäche
- meist dorsolateral
- Asymptomatisch
- Keine Therapie oder bei Symptomen operative Entfernung
- bei vollständig durchgängigem Urachus kann es zu tröpfelnden Urinabgang aus dem Bauchnabel kommen