Skript 4 Dehydration, Hyperhydration, Elektrolytentgleisungen (Natrium, Kalium und Kalzium) Flashcards
Grundlagen
- Osmolalität
- > Konzentration aller gelösten Teilchen pro kg Lösungswasser (Normwert: 280-296 mOsmol/kg H2O
- > Kann mittels (2 x Natriumkonzentration) + Harnstoff + Glucose abgeschätzt werden, vorausgesetzt keine Intoxikationen mit z.b Alkohol
- Osmolarität
- > Konzetration aller gelösten Teilchen/Lösungswasser
Regulation des Wasserhaushaltes:
- RAAS-Systems -> Bei Hypovolämie vermehrte Rückresorption von Natrium im proximalen Tubulus -> im distalen Tubulus weniger Natrium -> Reninsekretion im juxtaglomerulären Apparat -> usw. -> Alodsteron -> Verstärkte Natriumrückresorption von Natrium im distalen Tubulus mit enstprechender Wasserrückresorption
- Natriuretische Peptide -> Bei Volumenüberlastunf im Vorhof und Ventrikel gebildet führen zur Diurese
- ADH und Durstmechanismus
Dehydratation
- Isotone Dehydratation
- > Ätiologie: Durchfall, Erbrechen, Polyurie, Diuretikatherapie, Addison
- > Klinik: Hypovolämie mit Durst, Tachykardie, Oligurie und Hypotonie
- > Serummatrium und Osmalarität normal !!
- > Therapie: Flüssigkeitssubstitution mit isotoner Lösung !! - Hypotone Dehydratation
- > Extrazelluläre Dehydratation + Intrazelluläres Ödem
- > Ätiologie: Salzverlust bei AGS, Mukoviszidose, Diuretika, vermehrtes Schwitzen, hypotone Flüssigkeitszufuhr
- > Klinik: Deutlich ausgeprägte Symptome der Hypovolämie mit zerebralen Symptomen
- > Serumnatrium und Osmolarität vermindert
- > Therapie: Langsame Natriumsubstitution - Hypotone Dehydratation
- > Ätiologie: zu geringe Trinkmenge (Ältere Menschen), Diabetes mellitus oder insipidus, Fieber, Verbrennungen
- > Klinik: Hyvolämiesymptome und Exsikkosezeichen
- > Serumnatrium und Osmolarität erhöht
- > Therapie: Flüssigkeitssubstitution mit Glucoseinfusion (5%) und isotoner Lösung, langsamer Elektrolytausgleich
Hyperhydratation
- Bei Herz und Niereninsuffizienz, sowie Leberzirrhose, Nephrotsiches Syndrom, Trinken von Salzwasser
Therapie:
- Diuretika + 5% Glucose (Hypertone)
- Diuretika + NaCl (Hypotone)
- Diuretika (Isotone)
Hyponatriämie
- Serumnatriumkonzentration <135mmol/l
Ätiopathogenese:
- Entweder durch Natriumverlust oder Natriumverdünnung auf grund einer Hypervoliämie (Häufigsten)
- Hypovolämische Hyponaträmie (Hypotone Dehydratation)
- > Erbrechen, Durchfall, Aszites, Pankreatitis, Peritonitis, Niereninsuffizienz, Mineralkortikoidmangel, Diuretikatherapie
- Isovolämische Hyponaträmie
- > SIADH, Vasopressinanaloga, reaktiv bei Traumen, Operationen sowie bei Hypothyreose
- Hypervolämische Hyponaträmie
- > Nieren und Herzinsuffizienz, Leberzirrhose
Klinik:
- Bei akut einsetzenden Fällen -> Hirnöden mit zerebralen Symptomen wie Lethargie, Kopfschmerzen, Müdigkeit bis zum Koma
Diagnostik:
- Serumnatrium und Osmolarität
- Nierenfunktionsparameter
- Urinosmolarität und Natrium
-> Urin-Natrium ≤30 mmol/L: Hinweis auf erniedrigtes effektives arterielles Blutvolumen
Bei Hypervolämie: Am ehesten bei Herzinsuffizienz, Leberzirrhose und nephrotischem Syndrom
Bei Hypovolämie: Am ehesten bei gastrointestinalen Verlusten
-> Urin-Natrium >30 mmol/L: Häufig bei Diuretikaeinnahme und bei chronischer Niereninsuffizienz, daher im Zweifel schlecht zu beurteilen
Therapie: Indiziert bei Natriumserum <130mmol/l
- Vorsichtige Zufuhr von max. Anstieg von 8-12mmol/l/Tag, ansonsten Gefahr der pontinen Myelinolyse
- Hypo- und normovolämische Formen: Korrektur durch Gabe von isotoner Kochsalzlösung (NaCl 0,9%)
- Hypervolämische Formen: Korrektur durch Flüssigkeitsrestriktion (Trinkmengenbeschränkung), ggf. sogar vorsichtige Therapie mit Schleifendiuretika
Hypernatriämie
- Serumnatrium > 145mmol/l
- Ätiopathogenese:
- > Überproportionaler Wasserverlust bei Diabetes insipidus, Diabetes mellitus, Erbrechen und Diarrhö, vermehrtes Schwitzen und Fieber
- Weitaus seltener als Hyponatriämie !!
- Klinik: Polydipsie, Durst, Schwäche, Komplikation der Hirnblutung durch Wasseraustrom aus Zellen und Schrumpfung des hirns wodurch Brückenvenen zerreißen können, bei schweren Fällen Lethargie, Krampfanfälle bis hin zum Koma möglich
Therapie:
- 5% Glucoseinfusion bei Hypovolämischer Hypernatriämie -> Glucose wird verstoffwechselt und freies Wasser bleibt übrig !!
- bei Hypervolämie zusätzlich Diuretika
Hypokaliämie
- Serumkalium <3,6mmol/l
- Nur ca. 2% des Kaliums befindet sich extrazellulär, deshalb Kalium im Serum oft wenig Aussagekraft
- Kalium immer zusammen mit dem pH-Wert (BGA) betrachten da bei Azidose eine Hypokaliämie durch den vermehrten Austausch von Kalium und H+ zwischen Zelle und EZR zu einer scheinbaren Normokaliämie führen kann obwohl insgesamt Kaliummangel
Ätiopathogenese:
- Verlustbedingte Hypokaliämie:
- > Diarrhoe, Erbrechen, häufig durch Laxantienabusus
- > Diuretikatherapie, Hyperaldosteronismus, Nierenarterienstenose, Leberzirrhose, Nephrotisches Syndrom
- Verteilungshypokaliämie:
- > Verteilung des Kaliums aus dem EZR in die Zellen z.b bei Alkalose oder Insulintherapie
Klinik:
- Adynamie, Muskelkrämpfe, Muskelschwäche, Osbtipation bis zum paralytischen Ileus
- Ventrikuläre Arrythmien -> Im EKG: Abflachung der T-Welle und ST-Senkungen, U-Welle, bei schwerem Verlauf Verschmelzung T-und U Welle
- Glucoseintoleranzstörung
Therapie:
- Therapie der Ursache
- Kaliumreiche Nahrung wie Bananen, Tomaten
- Orale Gabe von Kaliumsalze bei milden Formen
- Parenetrale Zentralvenöse Infusion von Kalium bei ausgeprägter Hypokaliämie (max.20mmol/h)
Hyperkaliämie
- Serumkalium >5mmol/l
Ätiopathogenese:
- Verteilungsstörungen:
- > Bei Azidose, Medikamente (B-Blocker, Digitalisintoxikation, ACE-Hemmer, kaliumsparende Diuretika, Aldosteronantagonisten etc.), Hämolytische Krisen, Traumen mit Zelluntergang, Tumorlysesyndrom, Tourniquet-Syndrom, Hypocortisolismus, Hypoaldosteronismus , Insulinmangel
- Externe Bilanzstörungen:
- > Erhöhter Genuss von Bananen bei Niereninsuffizienz
- > Verminderte Ausscheidung bei Niereninsuffizienz (<20ml/min), da enterale Ausscheidung nicht mehr kompensieren kann
Klinik:
- Parästhesien, Muskelzuckungen,
- Komplikationen sind HRS im EKG -> Überhöhtes, zeltförmiges T, schenkelblockartige QRS-Verbreiterungen, verkürzte QT-Zeit, bradykardie, Asystolie, Kammerflimmern etc
- > Lebensbedrohlich bei >6,5mmol/l
Therapie:
- Dringende Indikation für Notfalltherapie ist ein Wert ab >6mmol/l
- Absetzen kaliumretinierender Medikamente
Verschiedene Optionen:
- Glucoseinfusion + Insulin
- > Insulin fördert Aufnahme von Kalium und Glucose in die Zelle - Natriumbikarbonat i.v
- > Durch Bikarbonat wird eine Alkalose geschaffen welches den Austausch von H+ mit Kalium bewirkt -> Kalium geht in die Zelle - Salbutamol (B-Mimetika) eröht den Einstrom von Kalium in die Zellen
- Kalziumglukonat i.v zum Schutz vor HRS
- > Sehr rascher Wirkeintritt und nur kurze Wirkdauer (30min)
- > Bei schweren Hyperkaliämien mit kardialer Gefährdung
- > bewirkt kurzzeitige membranstabilisierenden Effekt an den Myokardzellen, jedoch ohne absolute Kaliumkonzentration zu senken !!!!! - Kationenaustauscherharze oral oder rektal die Kalium binden, jedoch langsamer Wirkeintritt
- Forcierte Diurese mit Schleifendiuretika bei Nierengesunden
- Hämodialyse bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz und ausgeprägte Hyperkaliämie (>6,5mmol/l) oder EKG-veränderungen
Hypokalziämie
- Serumkalzium <2,2mmol/l bzw ionisiertes Kalzium <1,1 mmol/l
Ätiopathogenese:
- Hyperventilation !!
- Alkalose, Hypoparathyreodismus, Chronische Niereninsuffizienz durch Calcitriolmangel sowie durch Hyperphosphatämie zur Bindung von Kalzium und Phosphat im Gefäßsystem und Urin
Klinik:
- Tetanie mit Parästhesien, Hyperreflexie, Muskelkrämpfe, Pfötchenstellung und Stimmritzenkrampf
- Hypotonie, negative Inotropie, QT-Verlängerung
Klinische Tests:
- Chvostek-Zeichen -> Beklopfen des Stammes des Nervus facialis ventral des Ohrläppchens führt zur Kontraktion der Gesichtsmuskalatur
- Trousseau-Zeichen -> Blutdruckmanschette am Oberarm aufpumpen und anschließend krampfartige Kontraktion der Beugemuskalatur am Unterarm die zu einer typischen Pfötchestellung der Hände und Finer führt
Therapie:
- je nach Ursache:
- > Plastikbeutelrückatmung bei Hyperventilation
- > Kalziumsubstitution und Vitamin D3 bei chron. Niereninsuffizienz
- > bei Tetanie gibt man Kalziumglukonat
Hyperkalziämie
- Serumkalzium >2,7mmol/l bzw. ionisiertes Kalzium >1,3mmol/l
Ätiopathogenese:
- Maligne Ursache (60%)
- > Paraneoplastisch bei ektopen Synthese von PTHrP
- > Osteolytisch bei Multiplem Myelom, Knochenmetastasen
- Primärer/Tertiärer Hyperparathyreodismus (20%)
- > Meist solitäre Adenome der Nebenschilddrüse
- Medikamente wie Thiazide
- Gucocorticoidmangel wie M.Addison
- Erhöhter Knochenumsatz bei z.b Hyperthyreose, Akromegalie
- Vitamin D-Intoxikation
- Familiäre hypokalziurische Hyperkalzämie
Klinik:
- Adynamie, Hyporeflexie, Muskelschwäche, Somnolenz bis Koma, positive Inotropie, QT-Verkürzungen, Tachyarrythmien, Übelkeit, Erbrechen etc. Knochenschmerzen, Nephrolithiasis
Therapie:
- Behandlung der Grunderkrankung
- Bisphosphonate hemmen Osteoklasten
- Glucocorticoide v.a beim Vitamin D bedingter Hyperkalziämie
- (Kalzitonin)
- Cinacalcet zur chronischen Behandlung verstärkt die Wirkung von Calcium am Calciumsensor in der Niere und damit höhere Ausscheidung