Sonstiges Lektion 22 Flashcards
Was ist der Unterschied zwischen einem Imperativ Präsens und einem Imperativ Aorist?
Der Imp. Präs., ist als Form des Präsensstammes markiert durativ (z.B. mit linearer Aspektnuance)
Der Imp. Aor. wäre die aspektmäßig unmarkierte Normalform ohne (grammatisch ausgedrücktes) duratives Bedeutungselement.
Bei Aufforderungen zu einmaligem Tun würde man zu diesem greifen. Umgekehrt dürfen wir aus der Verwendung der Aorist-Variante noch nicht schließen, ein lediglich einmaliges Tun sei (notwendigerweise) gefordert.
Alle Imperativformen des Aoristes
Schwacher Aorist Aktiv:
παίδευ-σ-ον
παιδευ-σ-ά-τω
παιδεύ-σ-α-τε
παιδευ-σ-ά-τωσαν
Schwacher Aorist Medium:
παίδευ-σ-αι
παιδευ-σ-ά-σθω
παιδεύ-σ-α-σθε
παιδευ-σ-ά-σθωσαν
Schwacher Aorist Passiv:
παιδεύ-θη-τι
παιδευ-θή-τω
παιδεύ-θη-τε
παιδευ-θή-τωσαν
Starker Aorist Aktiv:
λάβ-ε
λαβ-έ-τω
λάβ-ε-τε
λαβ-έ-τωσαν
Starker Aorist Medium:
λαβ-οῦ
λαβ-έ-σθω
λάβ-ε-σθε
λαβ-έ-σθωσαν
Starker Aorist Passiv:
στράφ-η-θι
στραφ-ή-τω
στράφ-η-τε
στραφ-ή-τωσαν
Wurzelaoriste
γνῶ-θι
γνώ-τω
γνῶ-τε
γνώ-τωσαν
βῆ-θι / -βα
βή-τω / -βά-τω
βῆ-τε / -βα-τε
βή-τωσαν
Wie werden die Verneinungen οὐ und μή verwendet?
Als Verneinung (nicht) steht im Neuen Testament:
- οὐ grundsätzlich bei Indikativen und Einzelwörtern, auch in der direkten Frage (ein »doch« als Antwort andeutend);
- μή abwehrend bzw. grundsätzlich bei nichtindikativischen Formen, in der direkten Frage aber iSv etwa (ein »Nein« als Antwort andeutend).
Die Mehrfachsetzung von Verneinungspartikeln verstärkt die Verneinung (im Normalfall; aufgehoben wird sie nur, wenn am Ende der Verneinungspartikel-Kette ein einfaches οὐ steht).
Was ist ein Genitivus Absolutus?
»Genitivus absolutus« (abgekürzt »gen. abs.«) bedeutet »losgelöster Genitiv«. Genitive sind sonst an andere Ausdrücke im Satz gebunden, durch sie bedingt.
Es gibt z.B. Vergleichsgenitive, die zu einem Komparativ gehören oder Präpositionen, die einen Genitiv nach sich ziehen.
Wenn ein Satz auch ohne den Genitiv grammatisch vollständig sein könnte, handelt es sich um ein grammatisch (nicht inhaltlich) losgelöstes Partizipialgefüge.
Zu welcher Gebrauchsweise von Partizipien zählt ein Genitivus Absolutus?
Er gehört zu den adverbial gebrauchten Partizipialgefügen. Er gibt also Antwort auf die Frage: »Unter welchen Umständen – ganz allgemein – geschieht die ›Handlung‹ der übergeordneten Konstruktion?«.
Im Deutschen kennen wir einen vergleichbaren modalen Gebrauch von Genitivkonstruktionen, der allerdings fast nur noch in festen Wortverbindungen anzutreffen ist, z. B. »ERHOBENEN HAUPTES verließ er den Saal« oder etwa »GEMESSENEN SCHRITTES trat er auf das Grab zu«.
Durch welche 2 Besonderheiten zeichnet sich ein Gen. Abs. aus?
- Das SUBJEKT der Partizipial-»Handlung« (in der deutschen Übersetzung Subjekt des adverbialen Nebensatzes) ist im gen. abs. selbst enthalten.
Der gen. abs. setzt sich nämlich (im Normalfall) aus mindestens zwei im Genitiv stehenden (miteinander kongruierenden) Elementen zusammen:
a) dem Partizip, das die »Handlung« bezeichnet (in unserem Fall ἐρχομένων),
b) einem Substantiv oder Pronomen, das das Subjekt dieser Handlung nennt (in unserem Fall ἀδελφῶν).
- Die finale Sinnrichtung fehlt
Was ist das “Particpium Coniunctum” (part. coni.)?
Ein, mit der übergeordneten Konstruktion grammatisch-formal verbundenes Partizip.
Es lässt sich immer aufgrund von Kasus-, Numerus- bzw. Genus-Kongruenz mit einem Bezugswort innerhalb der übergeordneten Konstruktion verbinden; aus diesem ist auch das Subjekt der Partizipial-»Handlung« abzuleiten.
Regel über den Gen. Abs. und seine Übersetzung
Wenn man auf ein artikelloses Partizip im Genitiv stößt, liegt meist ein gen. abs. vor.
Ein gen. abs. enthält (im Normalfall) neben dem Partizip im Genitiv zusätzlich noch mindestens ein Substantiv oder Pronomen in maximaler Kongruenz, das dem Partizipialgefüge als Subjekt dient.
Übersetzt wird der gen. abs. als (temporaler oder modaler, manchmal als kausaler, konzessiver oder konditionaler [nie aber als finaler]) ADVERBIALSATZ.
Wie sind die Ausgänge des Wurzelaorist Imperativ?
Es sind die Ausgänge wie vom schwachen Aorist Passiv (ohne -θη).
Nur 2/S ist -θι statt -τι
γνῶ-θι
γνώ-τω
γνῶ-τε
γνώ-τωσαν
Unterschied zwischen οὐκ ἔρχεσθε· und μὴ ἔρχεσθε·
οὐκ ἔρχεσθε· …
Ihr kommt nicht; … (Indikativ)
μὴ ἔρχεσθε· …
Kommt nicht! … (Imperativ)
Unterschied zwischen οὐκ ἔρχεσθε; und μὴ ἔρχεσθε; (Frage)
οὐκ ἔρχεσθε; Kommt ihr nicht? (angedeutete Antwort: »Doch, wir kommen!«)
μὴ ἔρχεσθε; Kommt ihr etwa? (angedeutete Antwort: »Nein, wir kommen nicht.«)
Unterschied zwischen οὐκ ἔρχεται οὐδείς und οὐδεὶς οὐκ ἔρχεται
οὐκ ἔρχεται οὐδείς (Normalfall)
Kein Einziger kommt. (Verstärkung)
οὐδεὶς οὐκ ἔρχεται (eher selten)
Keiner kommt nicht = jeder kommt. (Aufhebung)
Wie setzt sich ein Gen. Abs. zusammen?
a) dem Partizip, das die »Handlung« bezeichnet (in unserem Fall ἐρχομένων),
b) einem Substantiv oder Pronomen, das das Subjekt dieser Handlung nennt (in unserem Fall ἀδελφῶν).