Visuelle Agnosie Flashcards
Apperzeptive Agnosie
keine Integration visueller Merkmale zu Gesamtbild
(“integrative Agnosie”), bestenfalls schrittweise und mit Raten, kann sich aus initialer Formagnosie entwickeln
Formagnosie = schwerste Ausprägung, selbst einfache Formen werden nicht mehr erkannt, Wahrnehmung ist auf Helligkeit, Glanz und Farbe der Objekte beschränkt
Läsion bei Formagnosie = selektive Schädigung der Zellen der primären Sehrinde, die für Konturen verantwortlich sind
Läsion bei integrativer Agnosie = bilaterale bis okzipito-temporale Läsionen
Assoziative Agnosie
Visuelle Integration intakt, aber Zugang zu semantischem Gedächtnis (Wissen über die Welt) gestört
Wissensverlust oder Diskonnektion von visueller Bearbeitung und semantischem Gedächtnis
Diskonnektionsform = linker Okzipitallappen und Splenum des Corpus Callosum (visuelle Info aus rechter H. gelangt nicht in sprachdominante linke H. → Fehlbenennungen)
Wissen über die Welt = bilateral, basaler Temporallappen
Optische Aphasie
Objekterkennung intakt, aber sprachliches Benennen gestört
Erkennen kann nichtsprachig bekundet werden (zB. gestische Vorführung der Benutzung des Gegenstands)
Abgrenzung zu assoziativer Agnosie nicht eindeutig geklärt, beides “modalitätsspezifisch visuelles Fehlbenennen”
Prospoagnosie
herausragende Schwierigkeiten beim Erkennen von Gesichtern
Teilsymptom einer apperzeptiven Agnosie (Identifikation individueller Gesichter stellt besonders hohe Ansprüche an Integration von visuellen Einzelheiten zu Gesamtbild)
Selektiv: Manchmal nur menschliche Gesichter betroffen, Objekte werden erkannt oder umgekehrt (apperzeptive Objektagnosie ohne Prospoagnosie)
Läsion = bilateral okzipital und basale temporale Rindenfelder
Differentialdiagnostik
- Fehlbenennung von Bildern und Gegenständen bei sonst intakter Sprachleistung
- Ausschluss von Aphasie als Ursache
-
Abgrenzung von “elementaren” Störungen der visuellen Wahrnehmung
Sehschärfe, Kontrastempfindlichkeit, Gesichtsfeldgrenzen
Normalbefunde + Erkennensstörung = Agnosie
(Pathologische Befunde: kein Ausschluss, aber schwierigere Diagnose, zB. bei hochgradiger Einengung des Gesichtsfeldes, die zu einer stückweisen Exploration gesehener Objekte zwingt, ähnlich apperzeptiver Agnosie) -
Eingrenzung der Störung auf Stufe des visuellen Erkennens
Analyse der Benennfehler → visuell vs. semantisch,
Abzeichnen und Zuordnen von Bildern
visueller Fehler: genanntes Objekt sieht gesehenem ähnlich, stammt aber aus ganz anderer semantischer Kategorie
(charakteristisch bei apperzeptiver Agnosie)
semantischer Fehler: semantische oder assoziative Verbindung, aber keine Ähnlichkeit zwischen Objekten
(charakteristisch bei assoziativer Agnosie)
da semantisch verwandte Objekte oft visuell ähnlich, kann ein Fehler auch beiden Kategorien angehören - Selektiv visuell oder auch andere Sinneskanäle betroffen?
Anatomie
Visuelle Agnosien sind generell Schädigungen des ventralen Stroms
primäre Sehrinde → sekundär visuelle Rindenfelder im Okzipitallappen → Temporallappen