Gedächtnisstörungen Flashcards

1
Q

Gedächtnisfunktionen

A

a) Arbeitsgedächtnis:

  • Teil des Kurzzeitgedächtnisses
  • vorübergehende Speicherung und Veränderung von Gedächtnisinhalten
  • sehr begrenzte Aufnahmekapazität (7+/- 2 Einheiten)
  • kurze Verweildauer der Infos (Sekunden bis Minuten)
  • Funktion: Verstehen/Merken von Sätzen & Ziffernfolgen, Zusammensetzen von Tönen zu einer Melodie

b) Langzeitgedächtnis:

  • langfristiges Behalten von Infos
  • weitgehend unbegrenzte Speicherkapazität
  • hohe zeitl. Stabilität
    • Deklaratives Gedächtnis
      • Episodisches Gedächtnis: Gedächtnisinhalte mit persönlichem Bezug (erlebt)
      • Semantisches Gedächtnis: Allgemeines Faktenwissen und Daten, wobei der Lernkontext i.d.R. nicht mehr erinnert werden kann ( erlernt)
    • Prozedurales Gedächtnis: (motorische) Handlungsroutinen (erlernt, trainiert)
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2
Q

Gedächtnisstörungen

A

= unspezifischer Begriff

  • Alle Bereiche können betroffen sein: Enkodierung, Speicherung (Konsolidierung), Abruf, LZG, KZG,…
  • Gedächtnisstörungen sind häufig sekundärer Natur (Aufmerksamkeitsstörungen,exekutive Störungen, Schmerz, Depression) → Therapie der zugrundeliegenden Störung!
  • Differentialdiagnostik: Aufmerksamkeitsstörung, Schmerzen, unruhiger Schlaf, Sorgen, Depression
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3
Q

Amnesie

A

(bzw. amnestisches Syndrom)

= schwere und globale isolierte Störung des Lernen und Behaltens, die nicht auf andere Funktionsbeeinträchtigungen zurückgeführt werden kann

Handlungsplanung und Problemlösen häufig sekundär gestört
→ Komplexe Instruktionen können nicht behalten werden

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4
Q

Gedächtnisstörung/Kurzzeitgedächtnis

A

Merkmale:

  • Geringe Zahlenspanne (7 +/- Items)
  • Schwierigkeiten beim Formulieren von Sätzen (Satzanfang wird vergessen)
  • Schwierigkeiten einer Konversation zu folgen
  • Selektive Kurzzeitgedächtnisstörungen (ohne Aufmerksamkeitsstörungen) sind selten

Kritische Areale:

  • linker Parietallappen im Umfeld Wernicke-Sprachareal
  • parieto-frontale bzw. frontale Läsionen

Tests:

  • Span Task (aus Wechsler IQ-Test)
  • Digit Span vorwärts und rückwärts
  • Corsi-Block-Tapping-Test

Therapie:

  • bisher kaum Studien mit Transfereffekten
  • gut: Buchstabenpositionen aus Sequenz erkennen, mismatched Buchstaben finden, Nummer in anderer Reihenfolge wiedergeben
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5
Q

Gedächtnisstörungen/Langzeitgedächtnis

A

a) anterograde Amnesie: gestörtes Neugedächtnis

  • Pat. kann sich nicht an neue Eindrücke oder Erlebnisse erinnern
  • erkennt neu kennengelernte Personen nicht wieder
  • kann sich neues Fachwissen oder Wege schlecht aneignen
  • prospektiv (vorausschauend): Handlungsabsichten, Termine, Aufträge werden nicht eingehalten; Notizbuch/Terminplaner wird nicht benutzt

b) retrograde Amnesie: gestörtes Altgedächtnis

  • Unfähigkeit, sich an Eindrücke oder Ereignisse vor dem Eintritt der Amnesie zu erinnern
  • kurze Gedächtnislücken nach SHT (Sekunden bis Stunden)
  • Störung des Altgedächtnisses: Erinnerungen an Jahre oder Jahrzehnte zurückliegende Ereignisse
  • Episodisches, semantisches oder prozedurales Gedächtnis können selektiv gestört sein
  • Zeitlicher Gradient: Erinnerung wird i.d.R. besser, je weiter die Erinnerungen in der Vergangenheit liegen
  • Globale Amnesie = anterograde + retrograde Amnesie
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6
Q

Gehirnareale und Gedächtnisstörungen

A
  • mediobasale Temporallappenregion: schwer anterograd & retrograd (z.B. Epilepsie, Hypoxie, Herpes-Simplex-Enzeph.)
  • Thalamus: initial schwer, deutliche Besserung innerhalb von Monaten, v.a. anterograd
  • Mammilarkörper
  • Basales Vorderhirn: schwer anterograd, leicht - schwer retrograd (Aneurysma A. communicans ant., Tumore)
  • bei diffuser Hirnschädigung (traumatische Hirnschädigung, Meningoenzephalitis, subkortikale vaskuläre Enzephalopathie)
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7
Q

Ziele Therapie Gedächtnisstörungen

A

volle Funktionsfähigkeit ist nicht das Ziel, hängt vom Schweregrad und den komorbiden neuropsychologischen Störungen ab (Apathie, Störung der Exekutivfunktionen, mangelnde Einsicht)

  1. Verbesserung der allgemeinen Befindlichkeit mit Auswirkung auf die Gedächtnisleistung
  2. Verbesserung der Orientierung
  3. Verbesserung begleitender kognitiver Störungen
  4. Verbesserung der Enkodierungs- und Abrufleistung
  5. Reduzierung der Gedächtnisanforderungen
  6. Vermitlung von domänensprezifischem Wissen
  7. Nutzung von Gedächtnisinhalten, die durch Dritte vorgegeben werden.
  8. Selbstständige Anwendung von Kompensationstrategien
  9. Integration der Folgen der Hirnschädigung in ein neues Selbstkonzept (bezogen auf personengebundenen Kontext)
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8
Q

Methoden der neuropsychologischen Therapie von gedächtnisgestörten Patienten

A
  1. Funktionstherapie
    Training anderer kognitiver Funktionen (v.a. Aufmerksamkeit)
  2. Kompensationstherapie
    • Methoden zur Reduzierung der Gedächtnisanforderungen
    • Lerntheoretisch fundierte Strategien
    • Externe Gedächtnishilfen
  3. Integrative Behandlungsmethoden
    Methoden zur Identitätsstärkung, Verhaltensmodifikation
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9
Q

Funktionstherapie (Restitution) der Gedächtnisstörung

A
  • Training anderer kognitiver Funktionen
  • Auswendiglernen von Wortlisten ist nachweislich unwirksam! → Kein Transfer! Gehirn ist kein Muskel!
  • Frühphase: Training Aufmerksamkeit
  • Postakute Phase: mit hoher Frequenz und Intensität sollen gestörte Prozesse trainiert werden
  • Realitätsorientierungstraining: Kalender mit großer Schrift aufstellen, in kurzen Abständen Datum abfragen, immer größer werdende Abstände (nur beantworten, wenn man sich sicher ist!) = fehlerfreies Lernen und verzögerter Abruf, außerdem Beschränkung der Therapieinhalte: Wird der Pat. mit zuviel Info konfrontiert, führt das eher zu Überforderung!
  • computergestützte Trainingsprogramme: Fortschritt festlegen, Feedback, visuelle Präsentation, individuelle Betreuung → Akzeptanz erhöhen!
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10
Q

Kompensationstherapie bei der Gedächtnisstörung

A

= Stärkung der Bewältigungsfähigkeiten durch Zurückgreifen auf intakte Fähigkeiten

Wenn Funktionsrestitution nicht mehr möglich, manchmal auch gleichzeitig → Kompensationsstrategien in der chronischen Phase unverzichtbar

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11
Q

Kompensationstherapie bei der Gedächtnisstörung/ Reduzierung der Gedächtnisanforderungen

A

a) Informationsverlagerung nach außen:

  • Notizzettel an zentrale Orte
  • relevante Gegenstände gut sichtbar platzieren
  • Name und Foto an Zimmertür
  • Wenn vertraut: elektrische Gedächtnishilfen

b) implizites Gedächtnis nutzen:

  • Einbettung in täglich wiederkehrende Routine (Medis zu den Mahlzeiten, Brille am gleichen Ort)
  • Körperhygiene immer zur gleichen Zeit in gleicher Abfolge
  • Raum, Zeit und Aufbau von Therapiesitzungen immer gleich
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12
Q

Kompensationstherapie bei der Gedächtnisstörung/ Lerntheoretisch fundierte Methoden/ Lerntechniken für das implizite Gedächtnis

A

a) Lerntechniken für das implizite Gedächtnis

Errorless Learning:

  • Vermeiden von Fehlern und Raten
  • Lernerfolg größer, wenn Pat. durch Hilfestellung Antwort selbst finden
  • nur antworten, wenn Antwort sicher
  • Pat. mit Gedächtnisstörungen und ältere Personen lernen besser, wenn sie Dinge von Anfang an fehlerfrei üben. (kein Trial & Error!) → Anziehen mit hemiparetischem Arm
  • anfänglich Hilfe, dann zunehmende Selbstständigkeit

Backward Chaining (Verkettung von Handlungsschritten)

  • Aufbau von komplexen alltäglichen Routinen: Handlung wird in einzelne Schritte untergliedert, die dann miteinander von hinten verknüpft werden. Beispiel: Obstsalat machen
  • Variation des Materials, nicht aber der Handlungskette
  • gut zum Erlernen von Routinen
  • Aber kein Transfer auf andere Bereiche zu erwarten

Vanishing Cues: Hinweisreize werden nach und nach entfernt

Spaced Retrieval (verzögerter Abruf): neue Info durch zahlreiche Wiederholungen in immer größeren Intervallen festigen

Internale Enkodierungs- und Abrufstrategien, z.B. zum Lernen von Namen und Gesichtern, Erinnern an PIN etc.:

  • Visuelle Strategien: visuelle Vorstellung, Rhytmisieren der Info, Einbetten in Geschichte, verbale (tiefere) Elaboration
  • PQRST-Technik: systematische und intensive Auseinandersetzung mit Texten (Preview, Questions, Read, State/Zusammenfassung), Test/Verständnis überprüfen)
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13
Q

Kompensationstherapie bei der Gedächtnisstörung/Gruppenansätze

A

Problemlösetraining und metakognitives Training

  • für leichter gestörte Patienten
  • metakognitives Training: Selbstreflexion über eigenes Denken und Handeln wird gestärkt
  • Gewichtung auf Ansätze des Problemlösetrainings sowie Vermittlung von Strategie- und Störungswissen
  • Positive Effekte Gruppentherapie: Soziale Vergleichsprozesse können Krankheitsbewältigung erleichtern, Möglichkeit um Erfahrungen mit dem Einsatz von Strategien auszutauschen, Reflexion über Lernstile anregen
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14
Q

Externe Hilfen für retrospektives und prospektives Erinnern

A

a) Gedächtnishilfen für retrospektives Erinnern:
* Tagebuch mit Schlüsselwörtern oder Erlebnissen, am besten chronologisch und mit Photos
b) Gedächtnishilfen für prospektives Erinnern:

  • an zukünftige Aufgaben oder Pläne erinnern
  • für soziale Integration ist Einhalten von Terminen wichtig (komplexe kognitive Leistung: Enkodierung, Speicherung, Abruf im richtigen Moment/richtige Situation, Ausführung und Evaluation)
  • bei schwer gestörten Pat.: Anpassung der Spracheingabe, Schriftgröße und Signallautstärke, interaktive Führung durch Handlungsabläufe
  • Hinweise für erfolgreiche Nutzung:
    • Konsequenz: Nach Ausprobieren auf wenige Strategien festlegen, um Überblick nicht zu verlieren
    • Gewohnheit: entlastet Gedächtnis, Notizen sofort machen
    • Ordnung: Notizen zum Einordnen mit Datum versehen
    • Klarheit: genau kennzeichnen, was bereits erledigt ist
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15
Q

elektronische Gedächtnishilfen

A
  • mobile Navis
  • Voice Organizer: Diktiergerät, Anrufbeantworter
  • Neuropage (tragbarer Pager mit Alarmsignal und Nachricht, was zu erledigen ist)
  • Handy: Errinerungsanrufe ( Verbesserung der Zuverlässigkeit)
  • Taschencomputer (Dateneingabe muss häufig durch Dritte erfolgen, Hauptfunktion: Startsignal für beabsichtigte Handlung geben)
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16
Q

nicht-elektronische Gedächtnishilfen

A
  • Kalender: Nutzung muss durch regelmäßgie Routine eingeführt werden
  • Notizzettel (Nachteil: gehen verloren)
  • Notizbuch mit Verwendung vom Datum
  • Pinnwand: aktuelle Infos werden angeheftet
  • Kurzzeitwecker: Für Erledigungen verzögerter Intentionen
17
Q

Integrative Behandlungsmethoden bei der Gedächtnisstörung

A

= Methoden anderer psychotherapeutischer Verfahren, wie Verhaltenstherapie (bei exekutiven Störungen hinsichtlich der Handlungskontrolle)

Schwerpunkt: Alltags- und Lebensbewältigung, Teilhabe

a) Verhaltensmodifikation

Bedingungen für gute Gedächtnisleistungen herausfinden und durch Verhaltensanalyse Ziele ableiten, z.B. Gedächtnisbuch (mit Hilfe von Armbanduhr Wecksignal, um wieder ins Buch zu schauen)

→ Selbstmonitoring (Selbstkontrolle) verbessern, auch zur Verminderung von Konfabulationen (aufschreiben, was wirklich passiert ist), muss erst mit Unterstützung gut eingeübt und automatisiert werden

b) Methoden zur Identitätsstärkung

Gedächtnisstörungen verändern Selbstbild durch Erfahrungen mit dem eigenen Versagen, Leben unter erlebnisarmen Bedingungen, Verletzung der personalen Kontinuität durch Amnesie → oftmals depressive Reaktion

  • Selbsterhaltungstherapie
    • Besprechen der eigenen Krankheitsgeschichte (bei retrograder Amnesie auch Besprechen der Lebensgeschichte)
    • Tagebuch mit Lebensereignissen
    • Gespräche über Tagesnachrichten: Weltwissen (ermöglicht ggf. auch Gespräch mit Partner, stärkt also das Selbstbewusstsein des Pat.)
  • Narrative Ansätze:
    • Fokus auf Bedeutung von Fakten (nicht nur bloß Fakten) im Akt des Erinnerns
  • Kombinierte Ansätze: VT, Neuropsychologie und Selbsterhaltungstherapie
    • z.B. KORDIAL bei Alzheimer
      (Kognitiv verhaltenstherapeutische ressourcen-orientierte Therapie früher Demenzen im Alltag)
      • Verbesserung des Umgangs mit Gedächtnisdefiziten
      • Unterstützung bei emotionaler Bewältigung
      • Stärkung Selbstwert über Biographiearbeit
      • Verbesserung Kommunikation
18
Q

Pharmakologische Intervention bei Gedächtnisstörungen

A

keine evidenzbasierte Empfehlung

Motivation und aktive Lernhaltung spielen wichtige Rolle bei Therapie und Diagnostik

19
Q

Zusammenfassung Gedächtnisstörung

A