Aufmerksamkeitsstörungen Flashcards

1
Q

Aufmerksamkeit /Allgemeines

A

Aufmerksamkeitsstörungen als die häufigste und dauerhafteste kognitive Beeinträchtigung:
- neurologische Patienten ( 90% nach SHT , 67% nach cerebrovaskulärer Erkrankung
- psychiatrische Patienten (Schiziphrenie, Depression)
- schon leichte Hirnschäden führen zu Beeinträchtigungen
Aufmerksamkeit als Voraussetzung für erfolgreiches Handeln im Alltag!
Entscheidende Auswirkung auf Reha-Massnahmen: schlechteres Ergebnis der motorischen Reha, geringere Selbstständigkeit nach 2 Jahren, mehr Schwierigkeiten beim Erlernen von Gedächtnishilfen und deren Einsatz im Alltag

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2
Q

Definition Aufmerksamkeit

A

= die Fähigkeit des Menschen, aus der Vielzahl der Sinneseindrücke und Informationen diejenigen auszuwählen, die sein Interesse finden und für die Planung und Durchführung von Handlungen von Bedeutung sind (=Selektionsfunktion).
Voraussetzung für Selektionsfunktion: ausreichender Wachheitsgrad (=Aktivierungsfunktion).
Typische Probleme bei Aufmerksamkeitsstörungen:
- Verlangsamung
-Gedächtnisprobleme
-Ablenkbarkeit
-geringe Belastbarkeit

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3
Q

Aufmerksamkeitsleistungen als funktionelle Basisleistungen

A

Beteiligung an vielen perzeptuellen und kognitiven Prozessen:

  • Wahrnehmung, Gedächtnis, Planen, Handeln, Sprache, räumliche Orientierung, Problemlösen
  • Aufmerksamkeit kann nicht direkt gemessen werden
  • Defizite äußern sich in Geschwindigkeit und Genauigkeit anderer kognitiver Leistungen, werden über diese indirekt gemessen und sind dadurch konzeptuell und funktionell schwer von anderen Funktionen abgrenzbar.
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4
Q

Funktionen von Aufmerksamkeit

A

Selektion: Beachtete Stimuli werden herausgegriffen und bevorzugt bearbeitet.
Inhibition: Reduzierte Verarbeitung nicht beachteter Stimuli
Konzentration: willentliche Fokussierung auf eine bestimmte Aufgabe über einen längeren Zeitraum hinweg

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5
Q

5 Komponenten der Aufmerksamkeit

A
  1. Aufmerksamkeitsaktivierung (Alertness /tonisch, phasisch, intrinsisch)
  2. Daueraufmerksamkeit
  3. Selektive (fokussierte ) Aufmerksamkeit
  4. Geteilte Aufmerksamkeit
  5. Exekutive Aufmerksamkeit
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6
Q

Alertness (Aufmerksamkeitsaktivierung)

A

= Fähigkeit, eine Reaktionsbereitschaft herzustellen)

  1. tonische Alertness: allgemeine, physiologische Aktivierung/Wachheit und Erhöhung der Reaktionsbereitschaft eines Organismus (unterliegt cirkadianen Schwankungen und situativen Anforderungen)
  2. phasische Alertness: plötzliche , kurzfristige Zunahme der Aufmerksamkeit unmittelbar nach einem Warnreiz
  3. intrinsische Alterness: selbstgenerierte Steigerung der Aufmerksamkeit zwecks schneller Reaktion auf ein erwartetes Ereignis (z.B. rote Ampel)
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7
Q

Daueraufmerksamkeit

A

= Fähigkeit, relevante Reize über längeren Zeitraum zu beachten und auf diese zu reagieren.

a) Vigilanz: Aufrechterhaltung Aufmerksamkeit unter extrem monotonen Bedingungen (sehr geringe Auftretensrate von kritischen Reizen, Nachtfahrten auf der Autobahn, Fließbandarbeit,…)
b) Daueraufmerksamkeit: selektive Aufmerksamkeit unter Einsatz mentaler Anstrengung willentlich und kontrolliert aufrechterhalten.(hohe Auftretensrate kritischer Reize mit zusätzlicher perzeptueller Anforderung , viele konkurrierende Reize(Autofahren im Stadtverkehr,…))

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8
Q

Selektive (fokussierte) Aufmerksamkeit

A

= auf bestimmte Merkmale schnell und zuverlässig reagieren.

  • nicht durch irrelevante und unwichtige Merkmale ablenken lassen, Verarbeitungskapazität des Gehirns ist beschränkt.
  • Auswahl erfolgt durch externe (hervorstechende) und interne (Erwartungen) Faktoren.
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9
Q

Geteilte Aufmerksamkeit

A

= Fähigkeit, 2 oder mehr Áufgaben gleichzeitig zu bewältigen.
hängt ab von:
- Automatisierungsgrad der Aufgaben
- Ausmaß indem Aufgaben dieselbe kognitive Ressource beanspruchen (zur Aufteilung der kognitiven Ressourcen auf die Aufgaben wird exekutive Kontrolle benötigt.
z.B. während Spaziergang eine Unterhaltung führen, während Autofahren unterhalten, Notizen bei Vortrag machen

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10
Q

Exekutive Aufmerksamkeit (Aufmerksamkeitsflexibilität)

A

= Fähigkeit, Aufmerksamkeit schnell zwischen verschiedenen Infoquellen/Tätigkeiten wechseln zu lassen.

  • notwendig für zielgerichtetes Handeln, willentliche Kontrolle und Steuerung bei der Verarbeitung von Infos
  • Handlungsplanung,- antizipation,-kontrolle
  • Fehlererkennung und Konfliktbearbeitung
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11
Q

Räumliche Aufmerksamkeit

A

=Fähigkeit, die Wahrnehmung (visuell, auditiv, taktil, motorisch) auf bestimmte Ausschnitte des Raumes zu konzentrieren

  • räumliche Aufmerksamkeitszuwendung kann verdeckt erfolgen (ohne Blickzuwendung) oder offen
  • > Störung = Neglect
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12
Q

Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit

A

= Geschwindigkeit mit der kognitive Prozesse realisiert werden können

  • Mechanismus der Zeitbegrenzung (Verlangsamung -> Prozess kann nicht in vorgegebener Zeit beendet werden )
  • Mechanismus der Gleichzeitigkeit (Verlangsamung auf basaler Ebene -> es stehen nicht rechtzeitig alle Infos zum Lösen einer Aufgabe zur Verfügung)
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13
Q

Störungen der Alertness

A
  • Pat. reagiert verzögert auf Ansprache, wirkt schläfrig
  • zeitl. ,örtlich und in Bezug auf eigene Person deorientiert
  • allgemein verlangsamt
  • reagiert phasenweise reduziert
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14
Q

Störungen der Daueraufmerksamkeit/Vigilanz

A
  • Pat. ermüdet rasch bei jeder alltagspraktischen Tätigkeit
  • benötigt längere Pausen um sich zu erholen
  • Pat. klagen über geringere Belastbarkeit
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15
Q

Störungen der Selektiven Aufmerksamkeit

A
  • v. a. Unterdrücken von irrelevanten Reizen ist gestört
  • erhöhte Ablenkbarkeit (v.a. bei Frontalhirnläsionen)
  • neu auftauchender Reiz löst Orientierungsreaktion aus
  • momentan ausgeführte Aktivität wird unterbrochen, ohne sie zu beenden
  • Extremfall: utilization behaviour ( environmental dependency syndrome: Handlungen oder Handlungssequenzen werden durch Umwelt hervorgerufen (Pat. sieht Zahnbürste und putzt sich die Zähne, Blatt Papier -> schreibt einen Brief,…)
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16
Q

Störungen der Geteilten Aufmerksamkeit

A
  • Pat. berichtet über Überforderung wenn viele Menschen im Raum sind
  • Multitasking nicht möglich
  • Dinge, die früher parallel (automatisch ,gleichzeitig)ausgeführt werden konnten, müssen jetzt seriell kontrolliert werden. (Gehen und Sprechen)
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17
Q

Störungen der Exekutiven Aufmerksamkeit (Aufmerksamkeitsflexibilität)

A
  • Pat. zeigt perseveratives Verhalten (streicht immer wieder gleiches Item durch)
  • Ablauforganisation ist unstrukturiert (Pat. will abreisen, hat aber nur die Fahrt organisiert und nicht gepackt, Nudeln in kaltes Wasser,…)
  • Inflexibles, stereotypes Verhalten: Pläne und Handlungsroutinen werden nicht verändert (Pat. macht Großeinkauf, obwohl Gäste warten,…)
  • Fehler werden nicht korrigiert
  • schnelles, ungeplantes Verhalten ohne Plausibilitätskontrolle (Pat. kontrolliert nicht, ob alle wesentlichen Dinge berücksichtigt wurden)
18
Q

Aufmerksamkeitsfunktionen: Taxonomie

A

a) Intensität:
Alertness (tonisch, phasisch, intrinsisch)
–> Kognitive Verlangsamung, Müdigkeit, verzögertes Reagieren, Abwesenheit
Daueraufmerksamkeit:
–> Ermüden/Fehler bei längeren Aufgaben mit hoher Reizdichte.
Vigilanz:
–> Fehler bei längeren, monotonen Aufgaben mit niedriger Reizdichte

b) Selektivität:
Selektive (fokussierte) Aufmerksamkeit:
--> Erhöhte Ablenkbarkeit
geteilte Aufmerksamkeit:
--> Probleme beim Multitasking
Exekutive Aufmerksamkeit:
--> Unorganisierte Arbeitsweise, Perseverationen, Inflexibilität

c) Räumliche Aufmerksamkeit (Orientierung):
Räumliche Verschiebung der Aufmerksamkeit:
–> Neglect

19
Q

Ätiologie und Läsionslokalisationen bei Aufmerksamkeitsstörungen

A
  • bei nahezu allen neurologischen Erkrankungen des ZNS möglich
  • je nach Erkrankung (umschrieben, lokal, diffus): Funktionsstörungen in einzelnen Aufmerksamkeitskomponenten oder global
  • häufigste ätiologische Gruppen:
    + Zerebrovaskuläre Erkrankungen
    + SHT
    +Neurodegenerative Erkrankungen (Demenz,…)
    + Extrapyramidale Erkrankungen (Parkinson, Chorea Huntington)
    +Entzündliche Erkrankungen des ZNS
    + Epilepsie
    +psychische Erkrankungen: Depression, Angststörung, Schizophrenie
    Rechtshemissphärische Dominanz des Aufmerksamkeitsaktivierungssystems und des Systems der räumlichen Aufmerksamkeitszuwendung
    Neglect= Kombination aus gestörter räumlicher Aufmerksamkeitszuwendung und geminderter Alertness
20
Q

Aufmerksamkeitsnetzwerke

A

= grobe Zuordnung der Aufmerksamkeitsfunktionen zu neuroanatomischen Strukturen

  • Netzwerke überlappen und interagieren
    1. Alerting Netzwerk
    2. Orienting Netzwerk
    3. Executive-Control-Netzwerk
21
Q

Aufmerksamkeitsnetzwerke/Alerting Netzwerk

A

=reguliert Alertness, Vigilanz und Daueraufmerksamkeit
- kortikales, subkortikales, überwiegend rechtshemissphärisches Netzwerk
+ Hirnstamm
+dorsolateraler frontaler Cortex re.
+anteriorer cingulärer Cortex re.
+inferiorer parietaler Cortex re.
+ Thalamus re.
- subkortikale Strukturen sind für kortikale Aktivierung verantwortlich,
–> Läsionen: Anstieg Reaktionszeit, fronto-thamalisch: erhöhte Ablenkbarkeit (selektive Aufmerksamkeit)
–> Neurotransmitter: Noradrenalin

22
Q

Aufmerksamkeitsnetzwerke/Orienting Netzwerk

A

=Netzwerk für selektive Aufmerksamkeit, räumliche Aufmerksamkeitszuwendung
- Läsionen frontaler Anteile der linken Hemissphäre: Beeinträchtigung der selektiven Aufmerksamkeit (Anstieg RZ und Fehler bei Wahlreaktionsaufgaben)
- neuronales Netzwerk für die räumlich Selektion von Reizen:
+Parietallappen, temporo-parietaler Übergangsbereich, superiore Colliculi, frontales Augenfeld
–> Neurotransmitter: Acetylcholin
(covert shifts führen zu metabolischer Aktivität im Parietallappen)

23
Q

Aufmerksamkeitsnetzwerke/Executive Control Netzwerk

A

= geteilte Aufmerksamkeit und Aufgabenwechsel

  • mediale Anteile des Frontalhirns inclusive anteriorer gyrus cinguli, supplementär motorisches Areal, Basalganglien(Schnittstelle zwischen exekutiven Funktionen (exekutive Aufmerksamkeit) und Aufmerksamkeit)
  • -> Defizite häufig bei Patienten mit Aneurysmaruptur der A. communicans ant. (bilaterale frontale Blutung)
  • -> Neurotransmitter : Dopamin
24
Q

Aufmerksamkeitsstörungen nach SHT

A
  • schon bei leichten SHT (Kontusion)
  • bei Rückkehr in Alltag:
    + kognitive Verlangsamung
    + schlechte Konzentration
    + Unfähigkeit zwei Dinge gleichzeitig zu tun
    + erhöhte Müdigkeit
    + Irritierbarkeit
25
Q

Aufmerksamkeitsstörungen nach Schlaganfall

A
  • > Strukturen Mittelhirn (colliculi superiores): an Verschiebung der Aufmerksamkeit beteiligt
  • > Anteile Thalamus: Steuerung Fokussierung auf Zielreiz
  • > posteriorer Parietallappen: Aufmerksamkeit von Reiz lösen und neuen Reiz in kontraläsionalem Raum fixieren
  • > Thalamus und Hirnstamm: erhöhte Ermüdbarkeit
  • gravierende Folgen bei rechtshemissphärischen Läsionen, da rechter Parietallappen für beide Raumhälften zuständig ist.(linker Parietallappen nur für rechtsseitig)
  • rechtsseitiger Apoplex mit zurückgebildetem Neglect: Schwierigkeiten beim Multitasking
  • hohe Prävalenz an kognitiver Verlangsamung
  • kann unabhängig von anderen kognitiven und affektiven Störungen sein
26
Q

Aufmerksamkeitsstörungen nach Schlaganfall

A
  • > Strukturen Mittelhirn (colliculi superiores): an Verschiebung der Aufmerksamkeit (attentional shift) beteiligt
  • > Anteile Thalamus: Steuerung Fokussierung auf Zielreiz
  • > posteriorer Parietallappen: Aufmerksamkeit von Reiz lösen und neuen Reiz in kontraläsionalem Raum fixieren
  • > Thalamus und Hirnstamm: erhöhte Ermüdbarkeit
  • gravierende Folgen bei rechtshemissphärischen Läsionen, da rechter Parietallappen für beide Raumhälften zuständig ist.(linker Parietallappen nur für rechtsseitig)
  • rechtsseitiger Apoplex mit zurückgebildetem Neglect: Schwierigkeiten beim Multitasking
  • hohe Prävalenz an kognitiver Verlangsamung
  • kann unabhängig von anderen kognitiven und affektiven Störungen sein
27
Q

Aufmerksamkeitsstörungen bei Multipler Sklerose

A
  • Auftreten und Art hängt vom Verlauf der Krankheit ab und ist sehr variabel
  • anfängliche Beeinträchtigungen: verbales Gedächtnis, abstraktes Denken, sprachliche Leistungen
  • später: Defizite Aufmerksamkeit und räumliches Gedächtnis
  • subjektiv erhöhte Müdigkeit (mögliche Gründe: höhere Ermüdbarkeit, Depression, körperliche Beeinträchtigung, Persönlichkeit, herabgesetzte Handlungskontrolle)
28
Q

Aufmerksamkeitsstörungen und Alzheimer

A
  • Mild-Cognitive-Impairment vermutlich Vorstadium der Demenz

- MCI-Patienten: Störung der geteilten Aufmerksamkeit und Daueraufmerksamkeit

29
Q

Diagnostik von Aufmerksamkeitsstörungen

A
  1. Verhaltensbeobachtung (Auswirkung im Alltag, objektive Testwerte)
  2. Strukturiertes Interview (Exploration, Infos über Probleme aus Sicht des Patienten)
  3. Fragebögen
  4. Paper-Pencil-Tests (d2, FAIR, AKT, Trailmaking-Test)
  5. Testbatterien (TEA)
  6. Computergestützte Testbatterien (TAP, Wiener Testsystem)

Ziele:
Objektivierung der Beschwerden /Prognose von alltäglichen und beruflichen Einschränkungen
- ICF-Modell
- Hinweise auf kompensatorische Funktionen identifizieren

Gründe für neuropsychologische Diagnostik:

  • Therapieplanung
  • Verlaufsbeurteilung
  • Beurteilung von Berufsfähigkeit, Fahreigung, Leistungsansprüche
30
Q

Diagnostik von Aufmerksamkeitsstörungen/Fragebögen

A

+ Skala zur Erfassung von Aufmerksamkeitsdefiziten (SEA) : Selbst- und Fremdbeurteilungsverfahren, ob und in welchem Umfang werden kompensatorische Strategien genutzt, Vorteil= Alltagsnahe Besprechung der Awareness
+ Fragebogen für erlebte Defizite der Aufmerksamkeit (FEDA): Selbst- und Fremdbeurteilung, erfasst v.a. Ablenkbarkeit und Verlangsamung, Ermüdbarkeit bei geistigen Prozessen, praktischen Tätigkeiten, Antriebsstörung

31
Q

Diagnostik von Aufmerksamkeitsstörungen/Testbatterien

A
  1. Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP)
    - computergestützt
    - zusätzlich zu Aufmerksamkeit: Gesichtsfeldausfälle, Auswirkungen visueller Neglect, visuelle Exploration und AG
    - zusätzlich zu WAF: Flexibilität
  2. Testbatterie für Wahrnehmungs und Aufmerksamkeitsfunktionen (WAF)
    - computergestützt
    - 6 Untertests: Alertness, Vigilanz und Daueraufmerksamkeit, selektive Aufmerksamkeit, fokussierte Aufmerksamkeit, geteilte Aufmerksamkeit
  3. Test of everyday attention (TEA)
    - paper-pencil
    - 3 Parallelversionen mit Untertests zu : selektive Aufmerksamkeit, Flexibilität, Daueraufmerksamkeit und AG
  4. Aufmerksamkeits-Netzwerk-Test (ANT)
    - noch in Erprobungsphase
    - Wahlreaktionszeitaufgabe
32
Q

Diagnostik von Aufmerksamkeitsstörungen/Einzeltests

A
  1. Aufmerksamkeitsbelastungstest-d2
  2. Ruu2&7 Selective Attention Test (fundierter Durchstreichtest - selektive Aufmerksamkeit)
  3. Alterskonzentrationstest (Durchstreichtest - selektive Aufmerksamkeit)
  4. Trail-Making-Test (A-Version: visuelle Explorationsfähigkeit, B-Version:zusätzlich Flexibilität/exekutive Aufmerksamkeit [Zahlen und Buchstaben miteinander verbinden])
  5. PASAT (Progressiver Auditiver Serieller Additions-Test (Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit, Rechenaufgabe, nicht geeigenet bei Dyskalkulie)

CAVE: unterschiedliche Therapeuten nehmen Defizite bei Patienten unterschiedlich wahr! Und: Schlechte Testergebnisse könnten durch andere Störungen zustande kommen (AG-Störung)

33
Q

ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit)

A
  1. Diagnostische Beurteilung auf der Ebene der Körper- und Organfunktionen –> Kodierung
  2. Auswirkungen der Funktionsstörungen auf die alltäglichen Aktivitäten und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
    - -> durch Ratingsskalen erfasst!
34
Q

Diagnostik von Aufmerksamkeitsstörungen/Verhaltensbeobachtung

A
Hinweise:
\+ Pausenwünsche
\+ unruhiges Verhalten
\+Sprechen während des Tests
\+unkonzentrierter fahriger Arbeitsstil
\+ Verzögerungen zu Beginn der Aufgabenbearbeitung
\+ Fehlerhafte Aufgabenbearbeitung
\+Leistungseinbrüche im Verlauf
\+ Probleme, Aufgabe zu verstehen
\+...
35
Q

Therapie von Aufmerksamkeitsstörungen/Restitution

A
  • Aufmerksamkeitsfunktionen sind von zentraler Bedeutung für sensorische, motorische und kognitive Prozess
  • Restitution unterstützt Therapie anderer Funktionsstörungen
  • -> beeinträchtigte Funktion durch spezifische Stimulation und geeignete Übungen wiederherstellbar! =Restitution des betroffenen Netzes.

Voraussetzungen:
+ Schädigung des neuronalen Netzes nicht zu umfangreich
+progredienter Verlauf ist eher ungünstig
+ ausreichend biologisches Substrat
-> stimulierende repetitive Übungen die über längeren Zeitraum wiederholt werden

Prinzipien:
+ Perzeptions- datengesteuerte Stimulation (bottom-up)
+ konzeptgesteuerte Stimulation (top-down)
+ Stimulation durch Beeinflussung inhibitorischer und exzitatorischer Prozesse (Verschiedene neuronale Netzwerke interagieren und hemmen oder aktivieren sich gegenseitig)
+ Stimulation durch Anregung der Aufmerksamkeit (Arousal durch Psychopharmaka , Stimulanzien : Methylphenidat,

36
Q

Therapie von Aufmerksamkeitsstörungen/Restitution/computergestütztes Training

A

CogniPlus(Nachfolgerversion von Aixtent ) RehaCom: Spielerischer Charakter der Aufgaben
– Spezifisches Restitutionstraining der Aufmerksamkeitskomponenten:
+ Alertness (Autofahren, bei Hindernis Taste drücken, Feedback durch lautes Bremsgeräusch )
+ Selektive Aufmerksamkeit
+ geteilte Aufmerksamkeit (Flughafen Überwachungskameras, bei Fehlermeldung Tastendruck)
+Vigilanz
-> verschiedene Schwierigkeitsstufen
-> spezifische Wirksamkeit der trainierten Komponenten konnte nachgewiesen werden.
Wirksamkeit v.a. bei:
+postakutem Training (3-6 Monate) bei SHT und Apoplex
+Transfer auf AG-Leistung
+ Steigerung der Leseleistung und auditivem Sprachverständnis bei Aphasiepatienten
+ Verbesserung exekutiver Aufmerksamkeitsfunktionen bei SHT Patienten

37
Q

Therapie von Aufmerksamkeitsstörungen/Restitution/Therapieeffizienz in Alltagssituationen

A

Probleme:

  • geringe Korrelation zwischen computerisierten Tests und Fragebögen
  • experimentell gut unterscheidbare Aufmerksamkeitsbereiche lassen sich in Alltagssituationen nicht exakt differenzieren
  • Messtheoretische Probleme bei der Messung von Alltagsleistungen
  • Globale Einschätzung des wiedererlangten beruflichen Status oder Fähigkeit zu unabhängigem Leben zu undifferenziert, um möglichen Zusammenhang mit Therapie zu erfassen
  • Fragebögen /Interviews: Angesichts der Unawareness und Subjektivität eingeschränkt

Trotzdem:

  • Verbesserte Fahrfähigkeit
  • Geringere Ermüdbarkeit, geringere mentale und physische Verlangsamung
  • Verbesserungen im Arbeitsalltag
  • Auswirkungen auf Sprachleistungen bei Aphasiepatienten
38
Q

Empfehlungen für Aufmerksamkeitstrainings

A
  • Therapie muss spezifisch auf jeweiliges Defizit zugeschnitten sein! (Diagnostik!)
  • Anwendung von zu komplexen Programmen kann bei elementaren Störungen (Alertness, Vigilanz) zu Leistungsverschlechterung führen!
  • möglichst alltagsähnliche Situationen trainieren
  • hohe Anzahl /Frequenz von Therapiesitzungen nötig
  • Unterstützung der Therapie durch Kompensationsmaßnahmen
39
Q

Therapie von Aufmerksamkeitsstörungen/Kompensation

A

=Ausgleich der Funktionsdefizite durch intakte Fähigkeiten

  • Umstrukturierung der Umwelt (weniger Ablenkung durch Sprechzeiten, Einzelbüros, Strukurierung/Hierarchisierung der Aufgaben)
  • reizarme Umgebung (Türen schließen)
  • Informationen von Arbeitskollegen
  • Striktes Einhalten von Pausenzeiten
  • Emotionaler Umgang mit den Folgen der Schädigung
  • Entwicklung neuer Lebensperspektiven trotz der Einschränkungen
  • Technik der Selbstinstruktion (Aufforderung im therapeutischen Setting einüben und erproben. Positive Erfahrungen führen zu Generalisierung auf andere Situationen)
  • Token Economy: Belohnungen um die time-on-task zu erhöhen/Ablenkungen zu vermeiden
  • Time-Pressure-Management (durch bessere Vorbereitung der Aufgabe, Optimierung der Abläufe, Veränderung der Umwelt und mentale Wiederholung der erforderlichen Arbeitsschritte: mehr Zeit zum Ausführen der Aufgabe!)
  • -> Kompensationsansätze sind gut und wirksam.
  • -> Bei Alertness: Restitutive Ansätze!
  • -> Pharmakotherapie auch wirksam!
  • -> GENERELL: gemischte Befunde!
40
Q

Therapie von Aufmerksamkeitsstörungen/Pharmakologische Intervention

A
  • Katecholaminerge (noradrenerge und dopmainerge ) Pharmaka können basale Prozesse wie Vigilanz, Arousal, Geschwindigkeit der Infoverarbeitung und AG-Prozesse stimulieren.
  • Psychostimulantien wie Methylphenidat und Amphetamin können Aufmerksamkeitsdefizite und davon abhängige kognitive Funktionen verbessern