Kindes- und Jugendalter Flashcards
4 Phasen der Gehirnentwicklung
- Neuronale Proliferation (Neuronenbildung durch Zellteilung)
- Migration (Wanderung der Neurone zu Lokalisation)
- Differenzierung und Reifung (Dendriten, Axone, Synapsen)
- Zelltod und Synapsenreduktion
neuronale Entwicklung reicht bis in Adoleszenz (fortschreitende Myelinisierung der Axone, dynamische Veränderung der grauen Substanz)
Hirnregionen für basale sensorische und motorische Prozesse reifen zuerst, für höhere kognitive Funktionen erst später
Gestörte Hirnentwicklung
Pränatal
Fehlbildungen durch genetische, infektiöse und toxische Einwirkungen (1. und 2. Schwangerschaftsdrittel)
Schädigung der weißen bzw. grauen Substanz
(frühes bzw. spätes 3. Schwangerschaftsdrittel)
Perinatal
Asphyxie (Atemstillstand) oder Frühgeburt
Postnatal
Hirntumore, SHT, entzündliche Hirnerkrankungen, Stoffwechselstörungen
Genetische Syndrome
Prader-Willi-Syndrom
Deletion an Chromosom 5 = Funktionsstörung Hypothalamus
Antriebsschwäche, unkontrollierte Nahrungsaufnahme (Adipositas), Wachstumsverzögerung
Williams-Beuren-Syndrom
Mikrodeletion an Chromosom 7 = Störung der Calcitoninproduktion
allgemeine Entwicklungsverzögerung, visuell-perzeptuelle Ausfälle
Frühgeburt
erhöhtes Risiko für kognitive, behaviorale oder psychosoziale Probleme, häufig Aufmerksamkeitsdefizite (da Striatum besonders vulnerabel für Sauerstoffmangel)
Epilepsie
gehört zu den häufigsten Erkrankungen im Kinder- und Jugendalter
75% der Epilepsien beginnen vor dem 20. Lebensjahr
schwere Entwicklungsbehinderungen, Retardierung und Demenz bei therapieschwierigen Epilepsien (West-Syndrom, Lennox-Gastaut-Syndrom)
Teilleistungsstörungen bei symptomatischer Epilepsie oder benigner Partialepilepsie
sehr mildes bis unauffälliges Krankheitsbild bei Aufwach- oder Absence-Epilepsie
Defizite im deklarativen Gedächtnis bei Temporallappenepilepsie
Funktionsminderungen insgesamt diffuser als bei Läsionspatienten
Nebenwirkungen antikonvulsiver Therapien erhöhen Risiko für Entwicklung von Teilleistungsstörungen (Verlangsamung der Verarbeitungsgeschwindigkeit, Veränderung von Wahrnehmungsschwellen)
Erworbene Hirnschädigungen
bessere Überlebensrate und Erholung für sensorische und motorische Funktionen (nicht für kognitive),
vor 7. Lebensjahr prognostisch ungünstiger bezogen auf IQ
SHT
Verarbeitungsgeschwindigkeit und Gedächtnis
Problemlösefähigkeit und abstraktes Denken
Verhaltensstörungen
Hirntumore
zweithäufigste Erkrankung bei Kindern
(nach akuter lymphatischer Leukämie)
entzündliche Hirnerkrankungen
Enzephalitis und Meningitis durch Viren, Bakterien oder Pilze,
im Kindesalter oft Masern- oder Herpesviren und Zeckenbisse
Psychiatrische Erkrankungen
am häufigsten Störungen im Bereich der Handlungskontrolle, exekutiven Funktionen und Impulskontrolle
allerdings kein Instrument zur Einzelfalldiagnostik existent
Legasthenie und Dyskalkulie
Umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Funktionen zählen zu den häufigsten Vorstellungsanlässen im ambulanten Bereich: Lese-Rechtschreibstörung, isolierte Rechtschreibstörung, Rechenstörung
Hauptmerkmal = eindeutige Beeinträchtigung in der Entwicklung der Lese-, Rechtschreib- oder Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch das Entwicklungsalter, Visusprobleme oder unangemessene Beschulung erklärbar ist
Komorbiditäten beachten! (zB. ADHS)
Diagnostik bei Kindern
ähnlich wie bei Erwachsenen, aber Fokus auf Status und Verlauf
Besonderheiten:
- Normierung besonders wichtig (ausreichend große Stichproben)
- SES, Bildungsniveau der Eltern und Geschlecht beachten
- prämorbides Verhalten bei jüngeren Kindern schwierig einzuschätzen, bei Schulkindern und Jugendlichen einfacher durch Befragung der Eltern und Lehrer (oft aber geringe Übereinstimmung, Eltern verleugnen möglicherweise prämorbides Verhalten)
- motivationale Prozesse spielen eine große Rolle (Unterschätzung der Leistungsfähigkeit durch Kombination pubertierender + störungsbedingter Leistungsverweigerung)
-
Stärken und Kompensationsfähigkeiten aufdecken
(immer gesamte Testbatterie durchführen) - viele Testverfahren für Kinder
zB. KOPKJ (fremdamnestisches Verfahren zur Einschätzung kognitiver defizite bei Kindern)
Exekutive Funktionen
Diagnostik schwierig, da charakteristische Beeinträchtigungen sich häufig nur in komplexen Situation oder unspezifischen Kontexten zeigen → mit den traditionellen Testverfahren nicht nachweisbar
durch lange, altersabgängige Maturationsprozesse des PFC können manche Defizite außerdem verzögert auftreten → Verfahren mit differenzierten Altersnormen daher hier besonders wichtig
Sprachstörungen
isoliert oder im Rahmen von Entwicklungsstörungen
Stottern vs. Poltern
Poltern = unrhythmisches Sprechen, wechselndes Sprechtempo, Verschlucken von Silben, Wörtern oder Satzteilen, viele Umstrkturierungen und Satzabbrüche mit Neubeginn
außerdem Artikulationsstörungen (zB. Lispeln), expressive und repressive Störungen
Diagnosen dürfen nur bei Diskrepanz zum Intelligenzniveau der Kinder gestellt werden
Verhaltensstörungen und soziales Funktionsniveau
v.a. nach schwerem SHT
häufigste Diagnosen = organisches Psychosyndrom, depressive Störungen, ADHS
im ersten Jahr nach SHT berichten Eltern vor allem kognitive Beeinträchtigungen, ein Jahr später vor allem emotionale und Verhaltensstörungen
Neuropsychologische Rehabilitation
muss umfassender sein als bei Erwachsenen
→ Förderung nicht entwickelter Potentiale kommt hinzu
kaum institutionelle Rahmenbedingungen für Reha mit Kindern und Jugendlichen
Schwerpunkte der Behandlung:
- kognitive Rehabilitation
(Trainings und Kompensationsstrategien) - Verhaltensauffälligkeiten und emotionale Störungen
- Edukation von Familienangehörigen
- schulisch-beruflische Reintegration
medikamentöse Behandlung bei Aufmerksamkeitsstörungen
Neurofeedback-Verfahren (non-invasiv und nebenwirkungsarm)
= Selbstregulation der Hirnaktivität durch Rückmeldung und Belihnung