Pharmakologische Interventionen Flashcards
Pharmakologische Interventionen
zur Stimulation kognitiver und motorischer Restitutionsprozesse
Wirkung über mesokortikale Neurotransmittersysteme
(Dopamin, Noradrenalin, Serotonin, Acetylcholin)
Modulieren subkortikale und kortikale Informationsverarbeitung, jedes System hat bevorzugte Projektionsareale unterschiedlicher funktioneller Spezialisierung
Kognitive Arzneimittelnebenwirkungen
Substanzen, die bereits gestörte kognitive Funktionen kritisch verschlechtern können, wirken:
antihistaminerg (zB. niederpotente Neuroleptika, trizyklische Antidepressiva, Antiallergika) → Sedierung
anticholinerg (zB. trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika, Antiparkinsonmittel) → Gedächtnisstörungen
dopaminerg (zB. Dopaminagonisten) → Psychosen
antidopaminerg (zB. Neuroleptika) → Parkinsonoid (Rigor, Tremor und Akinese durch Medikamente)
Depressivität
schwere körperliche Erkrankungen als Auslöser
Art, Größe und Lokalisation der Läsion sowie daraus resultierende Neurotransmitterdefizite, neuroendokrine Dysregulationen und kognitive Defizite entscheidend für Entstehung und Ausprägung affektiver Störungen
schlechterer Rehaerfolg nach Schlaganfall, wenn Depression hinzu kommt, außerdem kognitive Defizite, reduzierte Lebensqualität und erhöhte Mortalität
Wichtig: trizyklische Antidepressiva (anticholinerge Nebenwirkungen wie Gedächtnisstörungen, Mundtrockenheit, Obstipation) können kognitive Defizite verstärken und Krampfschwelle senken, deshalb besser SSRIs (Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren), außer bei Major Depression
Emotionale Stabilität
Affektinkontinenz, pathologisches Weinen, emotionale Instabilität ohne depressive Grundstimmung
häufiges Phänomen bei hirngeschädigten Patienten
meist Spontanremission
medikamentöse Therapie kann unterstützen, meist schon niedrige Dosis SSRI ausreichend
Angst und Agitiertheit
Differentialdiagnose von Angststörungen bei hirngeschädigten Patienten schwierig, da oft Mischung aus akzentuierter Primärpersönlichkeit, situativer Angst (zB. vor neuem Infarkt), erhöhter Irritabilität und vegetativer Labilität
Verbesserung der Voraussetzungen für psychosoziale Interventionen und Abfangen von Akutsituationen durch zeitlich begrenzte medikamentöse Therapie
Benzodiazepine erhöhen Sturzrisiko bei älteren Patienten und können zu kognitiven Nebenwirkungen führen, daher besser sedierende Antidepressiva oder Buspiron
Aggressivität und Impulsivität
Delirante Zustände (akute, körperlich begründbare lebensbedrohliche Psychose) und Aggressivität sind die häufigste Indikation für sedierende Medikamente in der Neurorehabilitation
hochpotente Neuroleptika und Benzodiazepine
Organische Halluzinose und Wahn
Verwirrtheitszustände mit Halluzinationen und Wahnvorstellungen sind häufige neuropsychiatrische Komplikationen einer forcierten Therapie mit Psychopharmaka
kontrolliertes Absetzen bei Verdacht auf anticholinerges Delir
ggf. niedrige Dosierung hochpotenter Neuroleptika zur Behandlung von Psychosen
Antriebsstörungen
unabhängig von Depression häufiges Symptom nach Schlaganfall, SHT, Parkinson oder Demenz
manchmal auch als Minussymptomatik oder Apathie betitelt
Maximalvariante = akinetischer Mutismus, Pat. unbeweglich mit bis zur Stummheit reduzierter Sprache, kaum Reaktion auf Umweltreize
Dopaminantagonisten und katecholaminerge Psychostimulantien sollen helfen
Schlafstörungen
Frühstadium der Rehabilitation oft gestörte Schlaf-Wach-Rhythmen und vermehrtes Schlafbedürfnis
Behandlung durch abgestuftes Vorgehen mit Beratung zur Schlafhygiene, pflanzlichen Sedativa oder sedierenden Antidepressiva
Hypnotika mit Abhängigkeitspotenzial sollten nur kurzfristig eingesetzt werden, besser neuere Substanzen wie Zoplicon oder Zolpidem (beeinträchtigen Schlafarchitektur weniger stark)
Zentrale Schmerzsyndrome
meist nach cerebrovaskulären Thalamusläsionen
Indikation für rationale Psychopharmakotherapie
trizyklische und atypische Antidepressiva, Antikonvulsiva helfen
Neuropsychologische Defizite
Sprachstörungen: bei gestörter Sprachproduktion helfen Psychostimulantien und Dopaminagonisten, allerdings schwer zwischen Medikamenten- und Übungseffekten zu differenzieren
Aufmerksamkeitsdefizite: Stimulation basaler Prozesse durch katecholaminerge Pharmaka
Motorische Defizite: Hinweise auf Wirksamkeit von Physiotherapie in Kombination mit Amphetamin, Methylphenidat oder Levodopa
Befunde zu Gedächtnisstörungen und exekutiven Defiziten widersprüchlich und schwammig
Zusammenfassung
mögliche Indikationen für Pharmakotherapie:
Aufmerksamkeitsdefizite, Neglect, Störungen von Gedächtnis und Exekutivfunktionen, Aphasie, Antriebsstörungen, affektive Störungen, psychotische Störungen, delirante Zustände und motorische Defizite
allerdings keine evidenzbasierten Empfehlungen außer für Depressivität und pathologisches Weinen nach Schlaganfällen (SSRIs) und für aphasische Störungen nach Läsionen der sprachdominanten Hemisphäre (Piracetam)
Absetzen von Medikamenten mit plastizitätsmindernden, kognitiven oder motorischen Nebenwirkungen stellt wichtige Maßnahme in der neuropsychologischen Rehabilitation dar