Störungen des emotionalen Erleben und Verhaltens Flashcards
Veränderung Befindlichkeit bei zerebrovaskulären Syndromen
- bei unilateralen, zerebralen Durchblutungsstörungen relativ häufig (40 %) → depressive Verstimmung und Angststörungen
- Post-Stroke-Depression (korreliert mit Ausmaß der körperlichen Beeinträchtigung) → Läsionen präfrontaler Anteile (linker PFC), Thalamus und Basalganglien
- sekundäre Manie → subkortikale, limbische und/oder kortikale Areale der rechten Hemissphäre
- Pathomechanismen der Affektstörung bei zerebrovaskulären Erkrankungen noch weitgehend ungeklärt
- links: ängstlich, traurig, agitierte Befindlichkeit
- rechts: indifferente, euphorische Befindlichkeit
Veränderung Befindlichkeit bei degenerativen Erkrankungen der Basalganglien (Morbus Parkinson)
Morbus Parkinson (idiopathisches Parkinson-Syndrom)
- Kardinalsymptome = motorische Defizite (Akinese, Rigor, Tremor), depressive Verstimmungen
- Fortgeschrittenes Stadium (beidseitige Schädigung der ventralen Anteile der Basalganglien) = Antriebsmangel, Beeinträchtigung der Perzeption emotionaler Stimuli
Veränderung Befindlichkeit bei degenerativen Erkrankungen der Basalganglien (Chorea Huntington)
- autosomal-dominante Erkrankung
- Zellverlust im Bereich des nucleus caudatus
- Symptome = unwillkürliche Bewegungen (Hyperkinese), dementielle Entwicklung, Depression, manische Hochstimmung, Aggressivität, Irritibilität
- Genese unklar
- Beeinträchtigung der Perzeption emotionaler Stimuli
Veränderung Befindlichkeit bei Funktionsstörungen des Kleinhirns
- reziproke Verbindungen des Kleinhirns zum limbischen System → verminderte affektive Schwingungsfähigkeit und Persönlichkeitsveränderungen (impulsives, distanzgemindertes und /oder regressives Verhalten)
- vornehmlich Läsionen im Kleinhirnhinterlappen
Dissoziation von emotionalem Erleben und stimmlich-mimischen Verhalten/Pathologisches Lachen und Weinen
Pathologisches Lachen und Weinen:
- Ausdruckbewegungen, die nicht vom entsprechenden Affekt begleitet werden (keine emotionale Bedeutung, motorisches Enthemmungsphänomen)
- kein Spektrum wechselnder Intensität (Lächeln , Lachen); pathologisches Innervationsmuster tritt immer in voller Ausprägung auf
- Ausdrucksbewegungen laufen schablonenhaft ab
- spontan oder durch unspezifische Reize ausgelöst (z.B. Ansprechen)
- Ausdrucksbewegungen verschwinden oft nach Ablenkung
→ beidseitige Läsionen motorischer Kortex (= Enthemmung des Kontrollsystems) + SHT, traumatisches Mittelhirnsyndrom, Multiinfarkterkrankungen oder MS, Schädigung Capsula interna, ggf. Basalganglien mit Hypothallamus und Thalamus - Unwillkürliches Lachen kann auch Äquivalent zu epileptischem Anfall darstellen (gelastic epilepsy), meist (aber nicht notwendigerweise) assoziiert mit Gefühl der Heiterkeit
- Therapie = Pharmakologie: SSRI (Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibtoren)
Dissoziation von emotionalem Erleben und stimmlich-mimischen Verhalten/Motorische Aprosodie
Motorische Aprosodie (Hypophonie) und Amimie (Hypomimie):
- Hypophonie = Dissoziation von emotionalem Erleben und Verhalten auf stimmlicher Ebene: leise, monotone, unmodulierte Stimme, Schwingungsfähigkeit unbeeinträchtigt
- Hypomimie= spärliche mimische und gesturale Regungen
→ Läsion rechter Frontallappen: motorische Aprosodie
→ Basalganglien: Hypophonie, Hypomimie
Beeinträchtigung der Perzeption emotionaler Stimuli
Unilaterale, kortikale/subkortikale Läsion:
- affektive Prosodie eingeschränkt (Ausdruck von Befindlichkeit in sprachlichen Aussagen)
- Experiment: VOKAL vs. AFFEKT → Bennenung
Erkrankung der Basalganglien:
- beeinträchtigte Perzeption von affektiver Prosodie und mimischem Ausdruck
- möglicherweise Vereitelung der zur Identifikation emotionalen Verhaltens erforderlichen Reproduktion der entsprechenden vegetativ-autonomen und motorischen Leistungen
- am meisten betroffen: Identifikation der Emotion “Ekel”
Einschränkungen von Affektkontrolle und Verhaltensantrieb/ Funktionsstörungen des limbischen Systems
- limbisches System in erster Linie mit deklarativem Gedächtnis in Verbindung zu bringen, aber: Hypothalamus und Amygdala beachtliche Beiträge zu Affektkontrolle und Verhaltensantrieb
- Hypothalamus: Zentrum des emotionalen Gehirns,
Störung = Pseudowut und -lachen (durch Tierversuche identifiziert) - Klüver-Bucy-Syndrom: Entfernung des anterioren Temporallappens bei Affen (+Amygdala)
→ Exzessives Sexual- und Fressverhalten, oral tendency (Gegenstände in den Mund nehmen), gesteigerte Zahmheit, verminderte Furchtreaktionen; eher selten beim Menschen (M. Pick, Herpes-simplex-Enzephalitis, Temporallappenepilepsie) - bilaterale Läsion gyrus cinguli: Akinetischer Mutismus
- bilaterale Läsion ventrale Anteile der Basalganglien: Antriebsmangel
Einschränkungen von Affektkontrolle und Verhaltensantrieb/ Orbitalhirnsyndrom
Bsp. Phineas Gage: Orbitofrontaler Kortex leistet einen wichtigen Beitrag zur kategorialen Einordnung emotionaler Cues (zB. Fähigkeit Ironie herauszuhören)
Auditive Affektagnosie
Eine Beeinträchtigung der Wahrnehmung des stimmlichen Affektausdrucks (emotive/affektive Prosodie des Menschen)