Schluckstörungen / Dysphagie Flashcards
Grundlagen von Dysphagie
- häufig neurogen verursacht (Erkrankung ZNS, Hirnnerven, neuromuskulärer Übergang oder Muskulatur)
- Störung sensomotorische Steuerung des Schluckvorgangs
- Strukturelle Veränderung der am Schluckvorgang beteiligten Organe
- Neuropsychologische, psychogene Ursachen
- Schlaganfall: Akutphase 50 %, chronisch 25 % (linksseitiger Thalamusinfarkt, Kleinhirnbrückenwinkeltumor)
–> Steuerung des Schluckvorgangs über 6 Hirnnervenpaare und 50 Muskelpaare!
a) Oropharyngeale Dysphagie
- Beeinträchtigungen des Schluckens im Mund-Rachen-Raum
b) Ösophageale Dysphagie
- Störungen des Transports in der Speiseröhre
Folgekomplikationen von Dysphagie
- Malnutrition
- Dehydration
- Aspirationspneumonie
- Abhängigkeit von Sonderernährung
- eingeschränkte Lebensqualität
- hohe Kosten für Gesundheitssystem
Phaseneinteilung des Schluckvorgangs
a) Orale Phase:
+ Orale Vorbereitungsphase: Zerkleinerung und Einspeichelung der Nahrung
+ Orale Entleerungsphase: Weitertransport vom Mundraum in den Oropharynx, dort Auslösung Schluckreflex
b) Pharyngeale Phase: Triggerung Schluckreflex mit gleichzeitigem reflektorischem Atemstopp, drei Schutzmechanismen die Fremdkörperaspiration verhindern
c) Ösophageale Phase: Transport von Speiseröhre in den Magen
+ primäre Peristaltik: Reflexgeschehen, eigentlicher Transport
+ sekundäre Peristaltik: Reiningungswellen, durch Dehnungsreiz ausgelöst
+ tertiäre Peristaltik: hinderlich, häufig bei Älteren
Symptome bei Dysphagie
- Leaking: Entgleiten, unkontrolliertes Entgleiten des Bolus aufgrund gestörter Oralmotorik
- Pharyngeales Pooling: Auffangen von Bolusteilen im Rachen vor Schluckreflextriggerung
- Residuen: Bolusreste, die nach Schlucke noch im Mund-Rachen-Raum liegen
- Penetration: Eindringen von Fremdsubstanzen in Nase oder Kelhkopfeingang (während , vor oder nach Schluckreflextriggerung)
- Aspiration: Eindringen von Fremdsubstanzen in Luftwege unterhalb der Stimmlippen
Diagnostik Dysphagie
- Beurteilung der Fähigkeit zu ausreichender Nahrungsaufnahem
- ergänzende Sonderernährung nötig?
- Indikation für eventuelle Sofortmaßnahmen zum Schutz der tieferen Atemwege
- Analyse der Störungen als Basis für die Therapieplanung
- Überprüfung der Effektivität von therapeutischen Strategien
- Aspirationshinweise: Husten, Atemnot, Veränderung der Stimmqualität nach dem Schlucken
ALLGEMEIN:
- Anamnese und Eingangsdiagnostik
- Apparative Zusatzdiagnostik: Endoskopie und Bronchoskopie
- Ergänzend: Manometrie (Druckmessung), ph-Metrie…
Therapie Dysphagie
= Symptome bestimmen Ausmaß der Schluckstörung und Therapieidikation
a) Sonderernährung: Wenn Gefahr der Mangelernährung besteht /durch Aspiration
- intravenös oder Mangen-Darm-Trakt-Sonde
b) Tracheotomie (Luftröhrenschnitt): bei lebensgefährlicher Aspiration
c) FOTT (Therapie fascio-oraler Trakt)
- Therapieschwerpunkt: Störungen der fazio-oralen Funktionen
- 4 Bereiche: Nahrungsaufnahme, Mundhygiene, nonverbale Kommunikation, Sprache
- Behandlung konzentriert sich auf: Tonusregulierung, Körperhaltung, Vermittlung von Reizen verschiedener Modalitäten im Gesicht- und oralen Bereich
d) funktionelle Dysphagietherapie (FDT):
- Oropharyngeale Schluckstörungen
- Ziel: sicheres und effektives Schlucken
- Restituierende Maßnahmen: (sensomotorisches Training der Schluckmuskulatur)
- Partielle oder vollständige Wiederherstellung der gestörten sensomotorischen Funktion
- Voraussetzungen für physiologisches Schlucken schaffen
- Maßnahmen: Training der Oralmotorik, Schluckreflexstimulation (z.B. Eis lecken), Verbesserung der Schutzfaktoren (Schluss des Kehldeckels), Übungen zur Kehlkopfhebung, Aktivierung der pharyngealen Kontraktion - Kompensationsstrategien (Verhaltensänderungen)
- Variation der Kopfhaltung -> Bolusweg umleiten
- Schlucktechniken
- nicht bei allen Patienten gleichermaßen erfolgreich - Adaptive Maßnahmen (externe Hilfen)
- Anpassung der Nahrungskonsistenz (mehr breiig, mehr flüssig)
- spezielle Ess- und Trinkhilfen (Schiebelöffel, Saugflaschen)
Keine Wirksamkeitsstudien zu Dysphagie-Therapie vorhanden!
Schlucktechniken bei Dysphagie
a) Supraglottisches Schlucken: Stimmbandschluss durch Atmung anhalten, Schlucken und Abhusten
b) Super- supraglottisches Schlucken: Taschenfaltenschluss durch forciertes Atemanhalten, Schlucken und Abhusten
c) Kräftiges Schlucken: Erhöhung der Zungenbasisretraktionskraft durch Schlucken mit kräftiger Zungenrückwärtsbewegung
d) Mendelsohn-Technik: Seitliche Verlängerung der Kehlkopfhebung und Verbesserung der OÖS-Öffnung durch Schlucken und dabei Zunge mind. 2 Sek. an Gaumen pressen