HP3 Flashcards
Leichte Schwerhörigkeit
bis zu einer Hörbehinderung von 30dB
Mittelgradige Schwerhörigkeit
Hörbehinderung zwischen 30 und 60 dB
Hochgradige Schwerhörigkeit
Hörbehinderung zwischen 60 und 80/90dB
Resthörigkeit
Hörbehinderung zwischen 80 und 95dB
Taubheit/Gehörlosigkeit
Hörbehinderung über 90/95dB
Ab welchem Hörverlust hört eine Person nurnoch die Hälfte?
6dB
Wie wird Gehörlosigkeit in Ö bei Babys festgestellt?
Neugeborenen Screening –> seit 2003 im Mutter-Kind-Pass
Medizinische Definition für hörbeeinträchtigte Personen
Defizitmodell/Pathologisierung: Einteilung nach Funktionsstörung des Hörorgans
Pädagogische Definition für hörbeeinträchtigte Personen
in Schule soll mit methodischen Konzepten die Integration (Anpassung) an/in die hörende Mehrheitsgesellschaft forciert werden –> Lautsprachenerwerb ist Grundlage!
Soziale Definition für hörbeeinträchtigte Personen
Gehörlose = Menschen mit einer gravierenden Hörschädigung, deren Lebensmittelpunkt im sozialen Zusammenhang der Gehörlosengemeinschaft angesiedelt ist
2 Perspektiven von Defizit vs. Gewinn
- Beeinträchtigung der Lautsprache vs. Erwerb von ÖGS
- Hörverlust vs. Gewinn von visueller Wahrnehmung
Unterteilung des Begriffs “gehörlos” bezüglich des Spracherwerbs 2
- prälinguale Gehörlosigkeit
- postlinguale Gehörlosigkeit
Worauf bezieht sich der Begriff “Gehörsprachig / GehörsprachlerIn”
bezieht sich nicht auf Hörstatus sondern auf Sprachkompetenz
Bei wieviel % der Menschen ist Gehörlosigkeit geerbt?
15%
Was wird nach verdächtigem Ergebnis bei Neugeborenenscreening durchgeführt? 4
- Objektiver Hörtest (BERA) –> Untersuchung des Hörnervs
- Messung otoakustischer Emissionen (OAE) –> Nachweis einer Schädigung der äußeren Haarzellen des Innenohrs
- CT oder MRT –> Nachweis, ob anatomische Veränderungen im Bereich der Cochlea oder des Hörnervs
- Promontorialtest –> Überprüfung der Funktionsfähigkeit des Hörnervs, wenn zur Behandlung ein Cochlea-Implantat (CI) vorgesehen ist
Was machen Hörhilfen?
Verstärken den Hörschall und Sprache
Arten von technischen Hörhilfen 4
- Hörgeräte
- Höranlage
- Cochlea-Implantat (CI)
- Hirnstamm-Implantat (ABI)
2 Arten von Hörgeräten
- HdO = Hinter dem Ohr –> 2 Geräte werden getragen aufgrund von Schallaufnahme vor dem Kopf
- IdO = Im Ohr Geräte –> in Ohrmuschel eingepasst oder in Gehörgang (Kanal-Gerät)
Stationäre Höranlagen 2
Vorteil: audiotechnisch hochwertig
Nachteil: Arbeitsplatzgebunden
Mobile Höranalgen 3
= FM-Anlagen (frequenzmoduliert)
Vorteil: nicht Arbeitsplatzgebunden
Nachteil: Überlagerungen bei mehrfachen Frequenzen im Schulbereich
CI = 4
- operativer Eingriff
- Voraussetzung: Hörnerv ist nicht geschädigt
- besteht aus äußerem und implantiertem Teil
- Kabel in Cochlea eingeführt –> Elektroden reizen anstelle der geschädigten Sinneszellen den Hörnerv direkt
Funktionsweise von CIs
Ohrnahes Mikrofon nimmt Schall auf –> Schallsignal über Kabel zu Sprachprozessor –> er analysiert, digitalisiert und codiert Schall als elektrische Impulse und leitet an Sendespule weiter –> sie sendet die codierten Signale an Teil des CIs der unter Haut –> dort erfolgt Umwandlung von Code in elektrische Signale und Weiterleitung an implantierte Elektroden im Innenohr –> Gehirn interpretiert Signale wie normale Reize als Schall –> Hörempfindung
Aussicht umso besser mit CI gut zu hören und Sprache zu verstehen, je… 2
- später der Hörverlust eingetreten ist
- weniger der Zeitpunkt des Verlustes des Hörvermögens zurückliegt
2 Folgen des Fehlens akustischer Reize (Deprivation):
- Hören wird verlernt
- organische Veränderungen im Hörsystem
Am häufigste durchgeführter Hörtest =
Bestimmung der Hörschwelle (otoakustische Emissionen und elektrische Reaktions-Audiometrie)
CI Vor-und Nachbetreuung in D 2
- eigene CI-Zentren zur Beratung vor und nach Implantation
- interdisziplinäre Zusammenarbeit
CI Vor- und Nachbetreuung in Ö 3
- Beratung nur an medizinischen Kliniken
- keine interdisziplinäre Zusammenarbeit
- Nachbetreuung nur bzgl. technischer Einstellungen
ABI = 9
Auditory Brainstem Implant (Auditorisches Hirnstammimplantat)
- bei Zerstörung des Gehörnervs
- also bei vollständiger Taubheit
- oft Einsatz bei Morbus Recklinghausen Typ2
- erst ab 12-15 J einsetzen (für Kinder generell eher ungeeignet)
- Funktioniert durch elektrische Stimulation des vorderen Hirnstamms
- kann lediglich Höreindrücke hervorrufen
- gefährliche Nebenwirkungen
- Haltbarkeit ca. 20J
Veraltete Annahmen der Gehörlosenpädagogik 3
- Konzentration auf Lautsprache verlangt Verzicht auf alternative Kommunikationsmittel
- Konzentration auf Lautsprache verlangt einen hohen Zeitaufwand –> allgemeine Bildungsinhalte müssen hintangereiht werden
- Gebärdensprache stört und behindert den Erwerb von Lautsprache und die kognitive Entwicklung
Die Bildungskontroverse
In welchem Verhältnis soll die Vermittlung (laut-)sprachlicher Bildungsinhalte einerseits und die Aneignung von allgemeinen Bildungsinhalten (Sachwissen) andererseit stehen?
- Jhd 3
D: Heinike 1778 (Lautsprachliche Methode)
F: Abbe de l’Epée 1770 (Gebärdensprachliche Methode)
Ö: Stork und May 1779 (Wiener Methode –> Mischmethode)
1990
Bili SV Klagenfurt –> Methodendifferenzierung
Große Mehrheit gehörloser Menschen hatte bis ca. ….. keinen Unterricht und Förderung.
1750
Gründung der ersten Taubstummenschule
1755 in Paris von Abbe de l’Epée
Gründung der ersten Taubstummenschule in Österreich
1779 in Wien von Abbe Stork
Wer gründete viele Taubstummenschulen in Europa?
Abbe Sicard
Lautsprachorientierter Lehrer 16. Jhd 3
Ponce de Leon (spanischer Priester)
- Medizinische Sichtweise –> Taubheit sei Verletzung des Gehirns
- verwendete Fingeralphabet, Vormachen von Zungenbewegungen und erste Artikulationsübungen
Lautsprachorientierter Lehrer 17. Jhd 4
Pereire
- Artikulation
- spanisches Fingeralphabet
- Gebärdensprache
1779 Abbe Deschamps
Lautsprache habe einen privilegierten Status als Ausdrucksmittel des Denkens. Gesten sind vage, mehrdeutig und daher stark eingeschränkt.
Was war die zentrale Frage der Aufklärung und wie wurde sie beatworteet?
“Was macht uns zum Menschen?”
Aristoteles und Descartes: “Sprache!”
Taubstummenunterricht in Deutschland seit 17. Jhd 4
- Bewegungen gegen Gebärden
- Lautsprachler erwarben Monopol auf Taubstummenunterricht
- frühes 18. Jhd These von Amman: “Stimme ist lebendiger Ausfluss jenes Geisten, den Gott dem Menschen einhauchte, als er ihn als lebende Seele erschuf.”
- Ammans Buch wurde Grundlage der deutschen Taubstummenbildung
Englische Methode des Taubstummenunterrichts 3
- Unterricht von vornehmlich reichen, schwerhörigen Schülern
- Prinzip der Geheimhaltung
- Notwendigkeit Verwandte anzustellen
Mit wem und wann begann die oralistische Bewegung?
- Jhd Ponce de Leon
Wann und warum ging sie zu Ende?
spätes 18. Jhd mit Tod der Hauptvertreter: Peireire, Heinicke und Braidwood
Wo wurden Schulen nach französischem Vorbild (Gebärdensprache) gegründet? 5
- Schweiz
- Genua
- Siena
- Sachsen
- Preußen
Wann erhielten französische Taubstumme das Wahlrecht?
1846
Versuche in Frankreich den Oralsims durchzusetzen 6
- Tod von Sicard (Leiter der Taubstummenanstalt in Paris)
- Nachfolger: Itard (Anstaltsarzt)
- viele medizinische Versuche
- Artikulationsversuche
- Hörtraining
- nach 10 Jahren mit allen Methoden unzufrieden –> schreibt es sei unmöglich Kinder ausschließlich mit Lautsprache zu unterrichten
Amerikanische Geschichte der Gehörlosenbildung 3
T. Gallaudet –> entschied sich gegen Lautsprache
- Amerikanisches System hatte 2 Mängel:
- -> Fähigkeiten in Lesen und Schreiben seien schlecht. Mittel dagegen sei Besuch der Grundschule für Taube, mehr ausgebildete Lehrer, eine abgestufte Folge von Lehrbüchern und weniger Verwendung von Gebärdensprache in höheren Klassen, dafür mehr geschriebenes Englisch
- -> Artikulationsunterricht sollte bei halbstummen und halbtauben Schülern nur untergeordnete Rolle haben
Gegner der Gebärdensprache in Amerika
Mann und Howe
Bells Forderungen (Präventionsmaßnahmen) 6
- Keine großen Institutionen
- Keine Tagesschulen
- Keine Gebärdensprache
- Keine tauben Lehrer
- keine Eheschließungen zwischen Taubstummen
- Sterilisation
Tagesschulgesetz 2
- ausschließlich lautsprachliches System soll angewendet werden
- wenn Kind nach 9 Monaten nicht in Lage ist lautsprachliche Methode zu lernen –> Schulbildung ganz aufgeben
Mailänder Kongress 2
1880
internationale Delegierte kamen zusammen um Gehörlosenpädagogik zu diskutieren
Resolutionen des Mailänder Kongresses 2
- Methode der Artikulation soll in Unterrichtung und Ausbildung den Vorzug vor der Methode des Gebärden haben
- gleichzeitiger Gebrauch von Gebärden und Lautsprache sein nachteilig –> rein lautsprachliche Methode bevorzugt
Konsequenzen und Reaktionen auf Mailänder Kongress 4
- reiner Oralismus verbreitet sich in Europa
- in Europa und Amerika wurden gehörlose Lehrer sukzessive entlassen
- Gehörlose veröffentlichten ihre Meinungen in Zeitschriften und bei internationale Kongressen
- Gehörlosenkongresse votierten für das kombinierte Unterrichtssystem
2 Theorien zum Spracherwerb
- Nativismus: Sprache als mentales Organ welches sich nach Genen vorbestimmten Bauplan entwickelt (Chomsky)
- Epigenese: Sprache als Ergebnis dynamischer Interaktionen zwischen genetisch enkodierten Informationen, neuronalen Veränderungen und äußerer Umwelt (Johnson)
Was ist wichtig bezüglich erstem Gebrauch von Sprache zwischen Mutter und Kind? 4
- Anlagen zum Spracherwerb werden über eine Person, welche über Sprachkompetenzen verfügt aktiviert
- Bezugsperson führt Stufe um Stufe in eine höhere Sprachebene
- Erstsprache wird erworben, nicht erlernt
- Dialog meist im “Zwiegespräch”, bestimmt von zwischenmenschlichen Elementen
Womit ist die sprachliche Entwicklung gekoppelt? 2
- kognitive Bereiche wir Imitation, Symbolbildung, Kategorisierung und Gedächtnis
- neuronale Veränderungen in verschiedenen Hirnregionen
Woher hat die epigenetische Postion ihren Ursprung? 2
- Piaget 1967
- Waddington 1975
Piaget 1976
“Biologische und psychologische Strukturen entstehen als Eigenschaften komplexer Interaktionen zwischen Genen und Umwelt.”
Lenneberg 1967
“Menschen haben eine größere Fähigkeit Sprache zu lernen, wenn sie jung sind.”
Was zeigt sich beim Zweisprachenerwerb? 2
- Kinder bis zur mittleren Kindheit (ca. 7J) lernen besonders schnell –> beide Sprachen werden gleich gut beherrscht
- Zwischen 7 und 15J lernen sie 2. Sprache mühsamer
Kritische Phase (Locke 1997) 4
- 24-36M
- Kritische Phase für Beginn des Erwerbs von Grammatik
- Analytischer Mechanismus, der den Aufbau von Grammatik bewerkstelligt
- wird in diesem Alter wirksam, wenn Kind ein genügend großes Vokabular erworben hat