DivGen Klasse Flashcards
Klasse/Schicht
- wird vor allem in der englischsprachigen Literatur verwendet
- beschreibt eine Gruppe von Menschen mit gemeinsamen sozialen Merkmalen, vor allem wirtschaftlicher Art
– Grenzt sich vom Stand, als soziales Ordnungsprinzip, ab, dieser zeigt sich z.B. an Heiratskreisen
soziale Lager
- Erweiterungen der traditionellen Schicht- und Klassenmodelle zur mehrdimensionalen Ungleichheitsforschung,entwickelt in der Wohlfahrtsforschung
– Vertikale Ungleichheiten werden durch horizontale Ungleichheiten erweitert (Berufsposition, Alter, Geschlecht, Region
soziale Milieus
- Kulturelle Vielfalt (Wertorientierungen, Einstellungen, Verhaltensweisen, Interaktionen u.ä) wird nach Mustern geordnet und dann mit sozialstrukturellen Merkmalen korreliert
– Soziale Milieus: z.B. Sinus Milieus (kommerzielle Markt- und Wahlforschung). Menschen mit ähnlichen Lebensauffassungen und Lebensweisen werden gruppiert
– Lebensstile: relativ stabiles, regelmäßig wiederkehrendes Muster der alltäglichen Lebensführung; bereichsübergreifend (Arbeit, Freizeit, Konsum)
soziale Ungleichheit (Definition und Indikatoren)
„Soziale Ungleichheit liegt dann vor, wenn Menschen aufgrund ihrer Stellung in sozialen Beziehungsgefügen von den wertvollen Gütern einer Gesellschaft regelmäßig mehr als andere erhalten“ Indikatoren Sozialer Ungleichheit: – Beruf, arbeitsrechtliche Stellung – Bildungsjahre/Schulabschluss – Einkommen/Vermögen – Prestige – Macht, Einfluss – Teilnahme am kulturellen Leben – Wohngegend etc.
Doing Social Class
performative Charakter von sozialer Klasse
Klassenbewusstsein (Marx)/ Klassenhabitus (Bourdieu)/Schichtmentalität (Geiger)
- Idee, dass sich die Bevölkerung in Gruppen untergliedern lässt, die sich in ähnlichen Klassen- bzw. Soziallagern befinden -> werden üblicherweise über Besitz- oder Einkommensverhältnisse, Berufe, Qualifikationen definiert
- Klassen- und Soziallager –> Idee einer klassen- bzw. schichttypische Prägungen und Subkulturen: Menschen in ähnlichen Klassen bzw. Soziallagern machen ähnliche Erfahrungen. Beeinflusst Denken, Vorstellungskraft, Mentalität, Werte, Interessen, Ideologien, Verhaltensweisen.
Es entsteht ein „Klassenbewusstsein“, eine „Schichtmentalität“ein „Klassenhabitus“ - Aus den Klassen- und Soziallagen mit Ressourcen und Prägungen resultieren klassen- bzw. schichtspezifische Lebenschancen und Lebensrisiken
Ghetto Taxes
Situation in der Personen aus niedriger Schicht mehr für äquivalente Güter/Services zahlen müssen (z.B. schlechtere Kreditbedingungen, schlechtere Gesundheitsversorgung, längere Wege zur Arbeit, schlechtere Nahrungsqualität in Billig-Discontern etc.)
Soziale Mobilität
…Bewegung von Personen/Gruppen zwischen verschiedenen sozio-ökonomischen Positionen
horizontale SM
Berufswechsel z.B. Krankenschwester->Lehrerin
absteigende/aufsteigende SM
Absteigend: z.B. Arbeitslosigkeit, Jobverlust, Invaliditätspension
Aufsteigend: z.B. Kind aus Arbeiterschicht wird Arzt
intergenerationale SM
Auf- bzw. Abstieg zwischen zwei Generationen
intragenerationale SM
Änderung innerhalb eines Menschenlebens durch Ausbildung, Beförderung, Erbschaft, Arbeitslosigkeit, psychische Krankheit, Jobverlust etc.
Armutsrisiko für Kinder doppelt so hoch wie für Erwachsene durch:
– Einkommensarmut
– Zertifikatsarmut (formale Voraussetzungen, z.B. irreguläre Schullaufbahnen)
– Kompetenzarmut (vgl. PISA)
EU-SILC
= EU-Statistics of Income and Living Conditions
- gemeinsame Kennzahlen plus nationale Indikatoren werden seit 2003 EU-weit ermittelt
- Haushaltsbefragungen an 6000 Haushalten, ¼ davon wird pro Jahr ausgetauscht, der Rest wird im Folgejahr wieder befragt
Einkommens GINI-Koeffizient
…Maß für die Ungleichverteilung von Einkommen bzw. Einkommenskonzentrationen (bezögen alle Haushalte dasselbe Einkommen wäre er 0%) -> – Österreich 0.28
Vermögens GINI-Koeffizient
…Maß für die Ungleichverteilung von Vermögen bzw. Vermögenskonzentrationen
Ö (schlecht): 0.7-0.8
Absolute Armut Indikatoren
= 1,90$ (Kaufkraft) oder weniger
- Stand 2015 waren das 10% der Weltbevölkerung
Indikatoren:
- Pro-Kopf-Einkommen < 150 US-$/Jahr
– Kalorienaufnahme je nach Land < 2160–2670/Tag
– Durchschnittliche Lebenserwartung < 55 Jahren
– Kindersterblichkeit > 33/1000
– Geburtenrate > 25/1000
Relative Armut
= Armut im Vergleich zum jeweiligen sozialen Umfeld eines Menschen
– Unterversorgung an materiellen und immateriellen Gütern, sowie eine Beschränkung von Lebenschancen
Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung
3 Faktoren:
„Armutsgefährdung“ ODER „Erwerbslosigkeit“ ODER „erhebliche materielle Deprivation“
EUSILC 2018: 17.5 %
Armutsgefährdung und Armutsgefährdungsschwelle
wenn man weniger als 60% des Median des äquivalisierten Haushaltseinkommens einnimmt (€1.259,- / Monat; )
- laut EU-SILC 2018 waren das 14.3% der Gesamtbevölkerung
materielle Deprivation
Vier der folgenden neun Merkmale treffen zu:
(1) Zahlungsrückstände bei Miete, Betriebskosten oder Krediten
(2) nicht möglich… unerwartete Ausgaben zu tätigen
(3) einmal im Jahr auf Urlaub zu fahren
(4) die Wohnung angemessen warm zu halten
(5) jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch oder eine vergleichbare vegetarische Speise zu essen
für den Haushalt ist nicht leistbar: (6) ein PKW,
(7) eine Waschmaschine,
(8) ein Fernsehgerät,
(9) weder Telefon noch Handy.
EU-SILC 2018: 2.8%
geringe Erwerbsbeteiligung
Erwerbsintensität der Haushaltsmitglieder im Erwerbsalter (18-59, ausgenommen Studierende) macht weniger als 20% des gesamten Erwerbspotentials aus; EU-SILC 2018: 7.3%
mehrfach Ausgrenzungsgefährdete
Personen, die mehr als eines der drei Kriterien erfüllen; lt. EUSILC-2018 waren insgesamt 4.2 % der Gesamtbevölkerung
besonders gefährdete Gruppen
- Ein-Eltern-Haushalte: 44%
– Langzeitarbeitslose: 76%
– Mehrpersonenhaushalte mit mind. 3 Kindern: 28%
– Weibliche, alleinstehende Pensionsbezieherinnen: 29%
– Sonstige: Max. Pflichtschule 27%, Personen ohne österr. oder EU Staatsbürgerschaft (46%)
Armutsgefährdungslücke
Differenz zwischen Medianeinkommen der Armutsgefährdeten und Armutsgefährdungsschwelle….mit ca. 1.2% des BIP (Stand 2017) würden alle armutsgefährdeten den Schwellenwert von 60% Medianeinkommen erreichen!!!
Working Poor
= Erwerbsarmut; Armutsgefährdete Personen im Erwerbsalter (18-64), die im Laufe des Referenzjahres mehr als 6 Monate voll- oder teilzeit erwerbstätig waren (EU-SILC 2018: 8 % der Erwerbspersonen)
Meritokratie
Herrschaftsordnung nach Maßgabe von Begabung und Leistungsfähigkeit des Einzelnen, d.h. hohe Leistung wird belohnt -> meritokratische Trias (Bildung, Beruf, Einkommen) –> individuelle Leistungsfähigkeit/Begabung zählt!
Bildungsungleichheit
Steigende Ungleichheit im Einkommen und Vermögen führt auch zu steigender Bildungsungleichheit
Dequalifikation
bei Menschen aus niedriger sozialen Klasse (TaxifahrerIn mit Matura; SekretärIn mit Masterabschluss etc.): 10-15% sind für ihre Jobs überqualifiziert
- insbesondere Frauen mit Matura und Akademikerinnen und Migranten und Migrantinnen –> Sortierungseffekte bei steigender Arbeitslosigkeit