Hormonsystem Anatomie/Physiologie und Pathologie Flashcards
Endokrinologie
Lehre von den Hormonen und hormonellen Erkrankungen
Hormon
Botenstoff, der in einer Zelle eine Reaktion auslöst
Rezeptor
Bindestelle für Hormone auf oder in der Zelle
Endokrine Drüse
Drüse, die ein Hormon ins Blut abgibt
Rückkopplung
Beeinflussung der Signalzelle durch die Zielzelle, auch “Feed-Back” genannt
Insuffizienz
Schwäche; verminderte Hormonfreisetzung oder verminderte Reaktion auf ein Hormon
Was ist ein Hormon und wie wirkt es?
= Botenstoff der von endokriner Drüsenzelle abgegeben wird und durch Anhaftung an einen Rezeptor einer anderen Zelle eine Reaktion auslöst
Endokrine Drüsenzellen fast überall im Körper. Fast jede Zelle kann auf bestimmte Hormone reagieren.
Hormone gehören entweder zu den Proteinen oder sind Derivate von AS, Cholesterin oder Fettsäuren. Hormone werden ins Blut abgegeben –> Wirkung auf weit entfernte Zellen. Hormon kann auch die eigene Drüsenzelle beeinflussen.
Aufgabe der Hormone
Steuerung bestimmter Stoffwechselabläufe in den Zielzellen –> bestimmen Art und Geschwindigkeit eines Stoffwechselprozesses. Um auf Zelle wirken zu können, Kopplung an Rezeptoren notwendig. Hier Schlüssel-Schloss-Prinzip. Rezeptoren auf Zellmembran oder im Zellinneren.
Hormon nimmt nicht an Reaktion teil, löst nur aus.
Vor Ausschüttung Speicherung der Hormone als Pro-Hormone in Drüsenzellen. Während oder kurz nach Freisetzung durch Enzyme aktiviert.
Was ist der Hypothalamus?
= Teil des Zwischenhirns, befindet sich unterhalb des Thalamus
Ist übergeordnetes Steuer- und Regelorgan des Hormonsystems. Erhält Infos aus ZNS –> setzt auf dessen Nervenimpulse hin größere Anzahl untersch. Hormone frei.
Releasing- und Inhibitionshormone –> wirken auf Hypophyse. Außerdem Produktion von zwei Hormonen, die im Hinterlappen der Hypophyse freigesetzt werden.
Hormone des Hypothalamus auf zwei Wegen über den Hypophysenstiel in Hypophyse geleitet:
1. Ausschüttung ins Blut und Transport über Pfortadersystem zum Hypophysenvorderlappen.
2. Leitung über Axone von Nervenfasern zum Hypophysenhinterlappen.
Welche Hormone setzt der Hypothalamus frei?
Hormone, die den HVL stimulieren:
Thyreotropin-Releasing-Hormon = TRH –> Stimulation der SD und Stimulation der Muttermilch-Freisetzung
Gonadotropin-Releasing-Hormon = GnRH –> Stimulation der Geschlechtsdrüsen (Ovar, Hoden)
Corticotropin-Releasing-Hormon = CRH –> Stimulation der NNR
Somatotropin-Releasing-Hormon = SRH –> Stimulation des Zellwachstums
Somatotropin-Inhibitions-Hormon = SIH –> Hemmung des Zellwachstums
Prolaktin-Inhibitions-Hormon = PIH –> hemmt Stimulation der Muttermilch-Freisetzung
Melanotropin-Releasing-Hormon = MRH –> bewirkt Stimulation der Hautpigmentierung
Melanotropin-Inhibitions-Hormon = MIH –> hemmt Stimulation der Hautpigmentierung
Im Hypothalamus gebildete, aber im HHL freigesetzte Hormone:
Antidiuretisches Hormon = ADH –> hemmt Harnproduktion der Niere
Oxytocin –> ab 280. Schwangerschaftstag in hoher Konzentration freigesetzt. Leitet durch Kontraktion der Uterusmuskulatur die Geburt ein. Bewirkt Muttermilchfreisetzung nach Reizung der Brustwarze durch Saugen.
Hypophysenvorderlappen
= HVL
Aus Drüsengewebe –> Adenohypophyse
Mit Hypothalamus über Pfortadersystem verbunden –> von hier Releasing- und Inhibitionshormone
Hypophyse
Hypophyse in zwei Abschnitte geteilt, HVL und HHL
Aus unterschiedlichen Gewebearten
Hypophysenhinterlappen
= HHL
Von Nervengewebe gebildet = Neurohypophyse
Welche Hormone kommen aus dem HVL?
1) Adreno-cortico-tropes Hormon = ACTH
2) Thyroidea-stimulierendes-Hormon = TSH
3) Follikelstimulierendes Hormon = FSH und luteinisierendes Hormon = LH
4) Somatotropes Hormon = STH
5) Prolaktin = PRL
6) Melanozytenstimulierendes Hormon = MSH
ACTH
Adren = Nebenniere; Cortex = Rinde; tropie = Stimulation
Durch Einwirkung von CRH ausgeschüttet, bewirkt Freisetzung der Corticoide aus NNR
TSH
Thyroidea = Schilddrüse
Bewirkt Freisetzung von SD-Hormonen T3 und T4
FSH und LH
Sezernierung durch GnRH
Stimulation der Keimdrüsen
STH
Freisetzung durch SRH gefördert, durch SIH gehemmt
SRH fördert Zellteilung und Zellwachstum
PRL
Durch PRH stimuliert und durch PIH gehemmt
Fördert Milchproduktion der Brustdrüse
MSH
Durch MRH freigesetzt und durch MIH gehemmt. Bewirkt Melaninproduktion in unteren Hautschichten
Welche Aufgaben hat der HHL?
Hier enden Nervenfasern, die aus Hypothalamus entspringen
Über diese Freisetzung von Hormonen aus Hypothalamus und Leitung zum HHL
Regelung durch Rückkopplung
= Feed-Back
Ständiger Soll-Ist-Vergleich –> positive oder negative Rückkopplung
Bei vielen hormonellen Regelmechanismen 3 Ebenen beteiligt: Hypothalamus, Hypophyse, Zielorgan
Das Schilddrüsensystem
TRH aus Hypothalamus –> Freisetzung TSH aus HVL –> Synthese und Freisetzung von T3 und T4 (Trijodthyroxin und Thyroxin)
T3 und T4 hemmen Freisetzung von TRH und TSH (=neg. Rückkopplung)
Schilddrüsenhormone entstehen aus AS Thyrosin durch Bindung mit Iod-Atomen
Zunächst T4 (weniger wirksam) –> wird zu ca. 80% in T3 umgewandelt
Tgl. Jodbedarf ca. 150Mikrogramm
T3 5x wirksamer als T4
Beide Hormone im Blut zu >99% an Transportprotein TBG (Thyroxinbildendes Globulin) gebunden
Solange sie gebunden sind = unwirksam
Wirkung nach Abspaltung von TBG
Wirkung Schilddrüsenhormone
Meist aktivierend:
Förderung der Eiweißproduktion
Erhöhung des Grundumsatzes
Gesteigerte Cholesterinproduktion
Aktivierung von Enzymen
Steigerung der Herztätigkeit
Wachstumsförderung bei Kindern
Förderung der Hirnentwicklung bei Kindern
Was ist ein Struma?
= Kropf; Vergrößerung der SD
Unterschiedliche Ursachen
Einteilung der SD-Vergrößerungen daher nach sicht- und tastbaren Veränderungen, sowie nach Folgen für Hormonsystem
Die Kategorien werden bei Diagnose kombiniert: bspw. diffuse, euthyreote Struma Grad II
Einteilung der Strumen nach Tastbefund
- Einteilung nach Form:
–> diffuse Struma: gleichmäßige Vergrößerung der SD
–> Stuma nodosa: knotige Veränderung der SD - Einteilung nach Größe:
Grad Ia: Vergrößerung tast-, aber nicht sichtbar
Grad Ib: Vergrößerung sichtbar beim Zurücklegen des Kopfes
Grad II: Vergrößerung bei normaler Kopfhaltung sichtbar
Grad III: Sichtbare Vergrößerung mit Druck auf andere Organe
Einteilung der Strumen nach der SD-Hormon-Konzentration im Blut
euthyreote Struma: Vergrößerung der SD mit normalen T3 und T4 Werten
hyperthyreote Struma: Vergrößerung der SD mit erhöhten T3 und T4 Werten
hypothyreote Struma: Vergrößerung der SD mit erniedrigten T3 und T4 Werten
Was ist eine euthyreote Struma?
= häufigste Vergrößerung der SD
Ursachen euthyreote Struma?
So gut wie immer Jodmangel
v.a. in Süddeutschland
Bedarf tgl. 150Mikrogramm, wobei 50Mikrogramm durch Abbau der SD-Hormone wiedergewonnen werden
Jodmangelstruma
= diffuse Struma
Jodarme Ernährung –> Sinken der Jodkonzentration im Blut –> Vergrößerung der SD um genügend Jod zu bekommen
Symptome euthyreote Struma
Keine außer Vergrößerung der SD
Bei Struma Grad III Verdrängung der Nachbarorgane, daher eventuell Atemnot und Schluckstörungen
Was ist eine Hyperthyreose?
= Überfunktion der SD, d.h. Bildung und Freisetzung von zu viel T3 und T4
Ursachen Hyperthyreose
Überproduktion von TSH im HVL
Autonome Areale in SD, die auch ohne Stimulation durch TSH SD-Hormone bilden = autonomes SD Adenom
SD-Entzündung = Thyreoiditis
Idiopathisch durch Zufuhr von SD-Hormonen in Tablettenform
Symptome Hyperthyreose
Struma diffusa oder Struma nodosa
Tachycardie, Herzklopfen (Palpitationen)
Hypertonie, vergrößerte BD-Amplitude
Durchfall, gesteigerte Stuhlfrquenz
Gewichtsabnahme
Muskelzittern
Schwitzen, Scheu vor Wärme
Unruhe, Nervosität, Übererregbarkeit, Übellaunigkeit, Schlafstörung
Depressive Verstimmung
Was ist ein Mb. Basedow?
Autoimmun verursachte Reizung der SC
AK binden sich an TSH Rezeptoren –> Anregung der SD zur übermäßigen Produktion von T3 und T4
Symptome Mb. Basedow
Übliche der Hyperthyreose
Exophthalmus
Myxödem (Einlagerung von schleimigen Substanzen ins Unterhautfettgewebe) –> meist Gesicht und Schienenbeine
In ca. 50% der Fälle Vollbild des Mb. Basedow
Frauen 7x häufiger betroffen als Männer
Altersgipfel zwischen 30 und 40 Jahren
Ursache Exopthalmus bei Mb. Basedow
Ist hormonell (Exophthalmus-produzierendes Hormon EPH)
Wird normalerweise von Thyroxin gebremst
cave: andere, nicht hormonelle Gründe
Was ist Hypothyreose?
Mangelnde Produktion von T3 und T4 in SD
Ursachen Hypothyreose
Minderproduktion von TSH aus HVL
Fehlerhafte TSH Rezeptoren in SD –> TSH kann nicht ausreichend wirken
Virale oder bakterielle Infektionen der SD
Symptome Hypothyreose
IM Wesentlichen gegenteilig zur Hyperthyreose
Hypotonie, Bradycardie
Frieren, Kälteintoleranz
Verstopfung
Antriebsarmut, Depression, psychomotorische Verlangsamung
Gewichtszunahme
Trockene Haut
Muskelkrämpfe
Mittelohrschwerhörigkeit
Brüchige Fingernägel
Raue, tiefe Stimme
Myxödem
Weitere Symptome bei angeborener Hypothyreose des Säuglings:
Verlängerte Neugeborenengelbsucht
Trinkfaulheit
Obstipation
Bewegungsarmut
Später geistig-psychischer Entwicklungsrückstand, Minderwuchs, Schwerhörigkeit, große Zunge, breite Nase
Liegt bei etwa 5.000 Neugeborenen vor
Am 5. Lebenstag TSH Spiegel Bestimmung –> daher Kretinismus Rarität
Erworbene SD Unterfunktion bei etwa 1/5% der älteren Menschen
Die subakute Thyreoiditis de Quervain
Durch Virusinfektion verursacht
Üblicherweise grippaler Infekt vorangehend
SD schmerzt und ist berührungsempfindlich
Oft Hypothyreose (nicht obligat)
Auch Hyperthyreose mgl.
Die chronische Thyreoiditis Hashimoto
Erkrankung aus autoimmunem Formenkreis
Produktion von AK –> fibröser Umbau der SD
Abbau des eigentlichen Funktionsgewebes –> keine Hormonproduktion mehr
Familiäre Häufung
Symptome wie bei anderen Hypothyreosen, SD fühlt sich aber gummiartig an