38. „Gewalt in der Familie“ Flashcards
Einige Daten
- Etwa jede 4. Frau erfährt in ihrem Leben mindestens einmal körperliche/sexuelle Gewalt durch ihren jeweiligen Lebenspartner, etwa 10% schwerwiegend und/oder wiederholt
- Täter fast immer aus dem sozialen Nahraum, nur 14,5% sind Fremde
- Etwa 50.000 Frauen p.a. fliehen in Deutschland in ein Frauenhaus
- Etwa jede Dritte getötete Frau wird vom (Ex-)Partner getötet
- Schwangerschaft und Trennung sind besonders gefährliche Zeiträume
• Meist wiederholte Ereignisse steigender Intensität
• Die jährlichen Folgekosten werden in Deutschland auf über 15 Mrd. Euro
geschätzt
• Als Ursachen werden vor allem das Ausüben von Macht und Kontrolle beschrieben, auch als Ausdruck eines historisch bedingten ungleichen Machtverhältnisses zwischen den Geschlechtern (Ohnmachtßà Bemächtigung/Beherrschung)
• Alkoholisierung als Verstärker, nicht als alleinige Ursache
• Grundsätzlich keine Schichtspezifität, Migrantinnen sind etwas häufiger betroffen als deutsche Frauen
System & Trauma
Trauma – was ist das?
• Beispiel 1:
Verkehrsunfall auf der Autobahn, bei dem jemand selbst leicht verletzt wird,
Schwerverletzte sieht und auch weiß, dass es Tote gegeben hat.
• Beispiel 2:
Ein Mädchen erfährt vom 8.-12. Lebensjahr sexuelle Gewalt durch ihren Stiefvater
Psychotrauma - Definition
„Ein psychisches Trauma ist ein vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit den Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bewirkt“ (Fischer u. Riedesser, 2020)
„Ein Erlebnis kann dann zu einem psychischen Trauma führen, wenn sich eine Person einer für sie bedeutsamen Situation
- wehrlos, hilflos und unentrinnbar ausgesetzt fühlt und
- diese mit ihren bisherigen Erfahrungen nicht bewältigen kann“ (Schubbe, 2016)
- Small-t (katastrophal, jedoch nicht existenziell lebensbedrohlich) und Big-t Traumata (absolut katastrophal und existenziell lebensbedrohlich)
- Differenzierung Typ I – Trauma (kurz dauernde Ereignisse) vs. Typ II – Trauma (länger andauernde und wiederholte Traumata)
- Einfache Traumatisierung (eher einmalig, kurz und nicht direkt durch Menschen verursacht) und komplexe Traumatisierung (sequentiell und interpersonal)
BASK-Modell
BASK-Modell
5-Achsen-Modell (Hanswille & Kissenbeck, 2022)
5-Achsen-Modell (Hanswille & Kissenbeck, 2022)
Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD)
- Wiedererleben, sich aufdrängende Erinnerungen (Flashbacks)
- Träume über Geschehenes, Alpträume
- Übererregung (Schreckhaftigkeit, Schlafstörungen)
- Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit
- Vermeidung von Situationen, die an Geschehenes Erinnern
- Oder aber auch: Aufsuchen solcher Situationen (Reinszenierungsneigung)
- Ängste, depressive Symptome, ggf. Suizidalität
Statistik zur Auftretenshäufigkeit einer PTSD
• Eine PTBS entsteht:
- in ca. 55 % der Fälle nach direkten Kriegserlebnissen mit
persönlicher Gefährdung
- in ca. 50 % der Fälle nach Vergewaltigung und sexueller Gewalt - in 3-11 % der Fälle nach Verkehrsunfällen
- in ca. 5 % der Fälle nach Katastrophen
- in 2-7 % der Fälle , die Zeuge von Unfällen und Gewalthandlungen wurden
Riskofaktoren und Protektives
• Negative Einflussfaktoren auf Ereignisebene: - Dauer des Ereignisses
- Grad der subjektiven Lebensbedrohung
- keine Vorhersehbarkeit des Ereignisses
- mangelnde subjektive Kontrollierbarkeit
- geringes bzw. fortgeschrittenes Alter zum Zeitpunkt der Traumatisierung
• Persönliche Risikofaktoren:
- frühere belastende Lebensereignisse
- frühere psychische Störungen
- niedrige sozioökonomische Schichtzugehörigkeit
• Protektive Faktoren:
- Kohärenzerleben
- soziale Unterstützung
- bestimmte Bewältigungsstile, wie z.B. offene Auseinandersetzung mit dem Trauma
Daten aus ETI-KJ
- ETI-KJ = Essener Trauma Inventar für Kinder und Jugendliche (Tagay et. al., 2013) http://www.uni-due.de/rke-pp/EssenerTraumaInventarETI.shtml
- DSM-IV orientierter Fragebogen (auch als Interview)
- Daten aus 2009/2011: N=276, Traumagruppe n=36, Psychiatriegruppe n=99, Pädiatriegruppe n=38, Schülergruppe n=99
Wohn-/Lebenssituation
Wohn-/Lebenssituation
Suizidalität