37. Forschung in der Pädagogischen Psychologie Flashcards
Theoretischer Hintergrund
-Frühe Bindungserfahrungen prägen nicht nur die Bedürfnisse und Wünsche innerhalb einer intimen Beziehung im Erwachsenenalter, sondern wirken sich auch auf die Fähigkeit einer Person aus, ihre Gedanken zu ordnen, negativen Affekt zu regulieren und eine signifikante andere Person für emotionale Unterstützung bei Erregung zu nutzen (Bowlby, 1979; Van Ijzendoorn, 1995; Verhage et al., 2016)
➢Zusammenhang mit Stressreaktion, der Fähigkeit zur Emotionsregulation und Mentalisierung Veränderungen in der Beziehungszufriedenheit im Laufe der Zeit können mit
Veränderungen in der Bindungssicherheit der Dyade zusammenhängen
➢Diese Bindungssicherheit kann tatsächlich durch das Paar, insbesondere unter Stress, modelliert werden. Durch die Art und Weise, wie sie negativen Affekt in ihren täglichen Interaktionen regulieren.
• Ängstliche Bindungsorientierung geht mit einer Hyperaktivierung, d. h. einem hohen Maß an negativen Emotionen und einem Bedürfnis nach Regulierung durch andere, einher (Henschel, Nandrino & Doba, 2020; Pascuzzo et al., 2015; Feeney, 1995)
• Personen mit einer vermeidenden Bindungsorientierung eine emotionale Deaktivierung und eine selbstorientierte Regulierung (Henschel, Nandrino & Doba, 2020; Mallinckrodt & Wei, 2005; Wei, Vogel, Ku, & Zakalik, 2005)
-> Beide Arten von Bindungsunsicherheit gehen mit einer geringeren Reflexionsfähigkeit (= Fähigkeit zum Mentalisieren) einher.
• Individuen, die sicher gebunden sind zeigen eine ausbalancierte Regulation (Girme et al., 2020).
Emotionsregulation und Reflexionsfähigkeit spielen eine Schlüsselrolle bei der Erklärung der Beziehungen zwischen Stress/Arousal und Mentalisieren in verschiedenen interpersonellen Kontexten (u. a. Meuwly et al., 2012).
Warum betrachten wir genau Paarbeziehungen?
• Paarbeziehungen sind der Schauplatz, an dem sich Bindungserfahrungen und -dynamik im Erwachsenenleben besonders auswirken.
➢Unsichere Bindungen = geringere Zufriedenheit und Kommunikationsqualität in intimen Beziehungen
➢Eine sichere Bindung = fördert eine konstruktive dyadische Stressbewältigung. Es ist jedoch nur wenig über die Vermittlungsmechanismen bekannt.
Forschungsinteressen
• Unser Ziel ist es, u. a. zu untersuchen
(1) wie sich individuelle Bindungsorientierungen auf die Paarinteraktion auswirken
(2) welche Vermittlungsmechanismen (z. B. Mentalisieren) beteiligt sind und
(3) wie diese Prozesse die Beziehungsergebnisse im Laufe der Zeit beeinflussen.
Wir betrachten die experimentelle Situation aber auch im Hinblick auf eigene Kompetenzerwartung und die Kompetenzerwartung im Paar, sowie die subjektive Erfolgseinschätzung beim gemeinsamen Lösen von Aufgaben, im Vergleich zum tatsächlichen objektiven Erfolg.
Methode
1) Stichprobe
2) Instrumente
3) Ablauf
4) Datenstruktur
5) Escape Room
Stichprobe
• 1. Pilotrunde mit n = 16 Dyaden
• 2. Pilotrunde mit weitere n = 40 Dyaden
• Ziel: DFG-gefördertes Setting, mit unserem Stress-induzierenden Escape Room Paradigma, in dem wir insgesamt die Kollaboration von n = 250 Dyaden im Escape Room beobachten und untersuchen wollen.
Bei unserer Stichprobe (sowohl bisher als auch bei folgenden Studien) handelt es sich um heterosexuelle Paare, die seit min. 2 Jahren in einer festen Partnerschaft leben.
Instrumente
Die Rolle der zugrundeliegenden Mechanismen wie Stressreaktion, Emotionsregulation und Mentalisierungsprozesse wird mit einem dyadischen, multimethodischen Ansatz untersucht, der verschiedene Ebenen der Datengranularität umfasst. • Fragebogenbatterie mit u. a. DCI, ECR-RD, DERS, WHO-5, MAS, BFI • Adult Attachment Interview (AAI) • Physiologische Maße: EKG und EDA Daten • Embedded Experience Sampling • Performance Success • Retrospective Dyadic Coping Assessment • Videorating
Ablauf
Datenstruktur
- Erfassung der Konstrukte über unterschiedliche Datenkanäle mit unterschiedlicher Granularität
- Die Granularität bezieht sich auf den Detaillierungsgrad, mit dem u. a. Regulierungsprozesse (sowohl Handlungen als auch Emotionen) gemessen werden.
- Granularität als ein wichtiges Konzept u. a. beim Vergleich von Messungen der Selbstregulation, da sie den Grad beeinflusst, wie genau Proband*innen ein Konstrukt berichten (Rovers et al., 2019).
- Unsere Messungen unterscheiden sich also in ihrem Fokusniveau: Makro-, Meso- und Mikroebene
Wozu dient die Betrachtung auf unterschiedlichen Ebenen?
• Verschiedene granulare Datenquellen (z. B. Selbstbericht, Video-Ratings, physiologische Messungen) ermöglichen es, den Verlauf des dyadischen Regulationsprozesses sehr genau zu beschreiben und die Validität der erwarteten Befunde durch Triangulation zu erhöhen.
• Idee: Physiologische Prozessmaße erkennen aufgrund ihrer feineren zeitlichen Granularität eine sich verbessernde oder verschlechternde Paarregulation früher als z. B. Selbstberichtsmaße. Dadurch können kritische Interaktionsereignisse identifiziert werden, die den weiteren Verlauf der Paarregulation wesentlich bestimmen. Darüber hinaus können physiologische Prozessdaten helfen, latente mentalisierende „switch points” zu identifizieren.
Das Escape Room Paradigma
Das Escape Room Paradigma
•Im Gegensatz zu Escape Rooms, die der Unterhaltung dienen, hat unsere Methode ein stressauslösendes, voreingestelltes Zeitlimit für jedes der neun Rätsel
➢ Wenn dieses Limit erreicht ist, müssen die Probandinnen die Aufgabe unabhängig von ihrem Erfolg abbrechen. Wenn sie nicht erfolgreich waren, wird ihnen die Lösung präsentiert, die sie benötigen, um fortzufahren.
➢Insgesamt halten sich die Probandinnen etwa 70 Minuten im Escape Room auf. ➢ Proband*innen haben in dieser Zeit keinen Kontakt nach Außen
Beitrag
• Datenstruktur
➢ Unterschiedliche Zeitachsen unserer Instrumente (kontinuierlich und
• punktuell), andere lediglich einmalig
➢ Zusammenführung unterschiedlicher Datenkanäle
➢ Qualitative und Quantitative Daten
➢ Konstrukte werden auf mehreren Granularitätsebenen erfasst
Erkenntnisse für die Grundlagenforschung: Verständnis von Wirkweisen
Die Ergebnisse können als Grundlage für präventive und therapeutische Interventionen für Paare dienen
Lernprozess
Lernprozess
Piaget
Kybernetik
Norbert Wiener suchte in den 1940ern nach mathematisch-mechanistischen Regeln, mit denen sich alle komplexen Systeme erklären lassen (egal ob Maschine, Tier oder Mensch)
Ziel war es, die mathematische Grundlage für
eigenständig handelnde Maschinen
(Computer) zu erschaffen Wurzel der Systemtheorie
Wiener identifizierte Rückkoppelungsprozesse (🔍Feedback)
als prinzipielle Eigenschaft von selbstregulierten Systemen. Feedback = Output des Systems fungiert wieder als Input
Feedback beschreibt ursprünglich das Phänomen der akustischen Rückkopplung, bei der in ein Mikrofon (Input) das eigene verstärkte Ausgangssignal (Output) eingespeist wird.
Selbstreguliertes Lernen (SRL) Generisches SRL-Modell
Zimmerman (2000)
Barry Zimmerman übertrug die Prinzipien der Kybernetik auf den Lernprozess.
Zimmerman prägte dafür den Begriff
Selbstreguliertes Lernen (SRL; self-regulated learning).