30. Familiäre Entwicklungs- und Förderbedingungen Flashcards
Perspektivenwechsel: Familie
▪ Der Beitrag von Familien zur Bildung ihrer Kinder ist seit Jahrzehnten Forschungsgegenstand zahlreicher nationaler und internationaler Studien
(Baumert & Schümer, 2001; Totsika & Sylva, 2004)
▪ Aus der Perspektive verschiedener Disziplinen wurde vielfach versucht, die familialen Bildungsleistungen zu quantifizieren, inhaltlich zu bestimmen und konzeptionell von anderen Leistungen der Familie abzugrenzen
Familie als Akteur in der Bildungslandschaft
▪ Die Familie wird damit zu einem immer wichtiger werdenden Akteur in der Bildungslandschaft
Die Wiederentdeckung der Familie als Bildungsort
„PISA-Schock“ im Jahr 2001:
- schlechtes Abschneiden deutscher SchülerInnen
im internationalen Vergleich
- Kopplung der Schulleistungen mit der sozialen Herkunft
- Zustand des deutschen Bildungswesens wurde in den Fokus von Politik, Forschung, Praxis und Öffentlichkeit gerückt – auch mit Blick auf Familie
- Beispiele: Kinderbetreuung, Ganztagsschule
Empirische Bildungsforschung & Familie
▪ Zusammenarbeit von Bund und Ländern zum Zwecke eines Bildungsmonitorings wurde gesetzlich verankert
▪ nationale und internationale Leistungsvergleichsstudien wurden eingeführt (u.a. IGLU, TIMSS)
▪ nationaler Bildungsbericht
▪ die Beschäftigung mit dem Bildungsort Familie hat auch Eingang in Handbücher zur Bildungsforschung, zur Pädagogischen Psychologie oder zum informellen Lernen gefunden
Bildungsinhalte, die in der Familie vermittelt
werden (Smolka & Rupp, 2007; Grundmann et al., 1994):
▪ elementare soziale Regeln (auch Etikette)
▪ ressourcenbezogene Kompetenzen (z. B. Umgang mit Geld)
▪ haushaltsbezogene Kompetenzen zur Bewältigung der alltäglichen Lebensführung
▪ gesundheitsbezogene Kompetenzen
▪ Mediennutzungskompetenzen
▪ Beziehungs- und Erziehungskompetenzen
Alltagsbildung als Voraussetzung für formale
Bildungsprozesse
▪ Diese Kompetenzbereiche werden auch unter dem Begriff der Alltagsbildung subsumiert wurden (Rauschenbach 2007, 2009)
▪ Bildung innerhalb der Familie geht weit über die Förderung kognitiver Kompetenzen hinaus (Rauschenbach, 2009)
▪ Informelles Lernen, vor allem jenes in der Familie, ist häufig eine Voraussetzung für formale Bildungsprozesse (Bauer, 2016)
Familie als Lern- & Entwicklungskontext
- Häuslicher Anregungsgehalt (indirekt)
- Elternengagement in der Schule (direkt)
– Dimensionen
– Erwartungs-Wert-Ansatz und Selbstbestimmungstheorie als Erklärungsmodelle
Häuslicher Anregungsgehalt
-Was versteht man unter „häuslichem Anregungsgehalt“?
– Lern- und Entwicklungschancen, die sich aus der Gestaltung des häuslichen Umfelds im physikalisch-materiellen wie auch im sozialen Bereich ergeben
– Erfassung: Home Observation for Measurement of the Environment (Cladwell & Bradley, 2003)
– Gute Prognose der kognitiven, sprachlichen und psychosozialen Entwicklung
Anregungsgehalt: Schriftsprache
Beispiel: schriftsprachlicher Anregungsgehalt (Home Literacy Environment, Leseman et al., 2007):
– Routinisierte, gemeinsame Leseaktivitäten in der Familie
– Einübung schriftsprachlicher (Vorläufer) Fertigkeiten
– Warum?
- didaktisch-instruktionale Gründe
- Wertetransmission
Anregungsgehalt: Aktivitäten
Studie von Lehrl et al. (2012):
– Formelle Aktivitäten wirken sic hauf
Buchstabenkenntnis aus
– Informelle Aktivitäten wirken sich auf Grammatik aus
– Sprachliche Qualität der Eltern-Kind-Interaktion hatte außerdem indirekten Effekt auf Grammatik
Elternengagement im Schulalter
-Schulengagement („parental involvement“):
– Elterliches Engagement in der Schule
(school-based involvement)
– Häusliches Engagement für die Schule (home-based involvement, z.B. Hausaufgaben)
- Metaanalyse zeigt, dass Befundlage bezüglich Wirkung unklar ist (Hill & Tyson, 2009)
Elterliche Hausaufgabenhilfe?
Elterliche Hausaufgabenhilfe?
Elternengagement: theoretische Zugänge
Zwei theoretische Zugänge, um Wirkungen zu erklären:
– Erwartungs-Wert-Modelle
– Selbstbestimmungstheorie
Elternengagement: Erwartung x Wert
Erwartungs-Wert-Modelle (Eccles, 2007) :
– Entscheidend für Erfolgserwartung:
-elterliche Überzeugungen und domänenspezifische
Werthaltungen
-Selbstkonzepte von der 1. bis 12. Klasse lassen sich mithilfe des elterlichen Vertrauens in die kindliche Leistungsfähigkeit erklären
– Entscheidend für Valenzüberzeugungen:
-elterliche Vorbildfunktion
-Wenn Eltern ihre Kinder zu lernrelevanten Aktivitäten (Lesen, Musizieren) ermutigen und diese gemeinsam ausführen, nehmen Lernende auch an außerschulischen Lernangeboten eher teil und führen sie selbstbestimmt durch