1.3 Prozesssichten auf die Supply Chain Flashcards
Prozess - Definition nach Qualitätsmanagementnorm DIN EN ISO 9001:2015
Satz von in Wechselbeziehung oder Wechselwirkung stehenden Tätigkeiten, der Eingaben (Inputs) in Ergebnisse (Outputs) umwandelt
Aufgabe eines Prozesses
definierten Input in einen definierten Output zu transformieren
Abb. Prozess
Abb. Prozesskette und Selbstähnlichkeit der Prozesskette
Prozesse - Ressourcen
- Ressourcen, die über Transformationsdauer bzw. Prozessdauer verbraucht werden (Treibstoff zum Antreiben eines Lieferfahrzeugs)
- Ressourcen, die über Prozessdauer gebraucht (Lieferfahrzeug) - besitzen Kapazität, die sie Prozessen zur Verfügung stellen
Prozesse - Vorgänger-Nachfolger-Prozesse
- Input eines Prozesses ist Output seines oder mehrerer vorgelagerter Prozesse
- Output eines Prozesses ist Input seines oder mehrerer Folgeprozesse
-> zeitliche und in der Abfolge logische Zusammenhänge und Wechselwirkungen (durch Prozessketten dargestellt)
Prozess - Methode
Methode, die in einem Prozess zum Einsatz
-> beantwortet Frage nach Art und Weise, wie Transformation in einem Prozess vollzogen wird
Prozess - Methode Beispiel
- Prozess „Bedarfsprognose erstellen“
- Methode „Erfahrungsprognose“
- Methode „statistische Prognose“
Methode - Beschreibung über Prozesse
Jede Methode kann über mehrere Prozesse in ihrer Abfolge detailliert beschrieben werden
Methode - Beschreibung über Prozesse Beispiel
- Methode „statistische Prognose“
- Prozesse:
„statistisches Modell auswählen“
„benötigte Daten beschaffen“
„Daten bereinigen“
„statistisches Modell ausführen“
Prozesskomposition
Abläufe in einer beliebigen Abstraktionshöhe zusammenführen
Prozessdekomposition
Abläufe in einer benötigten Detaillierungstiefe zerlegen
Selbstähnlichkeit
Prozesskomposition + Prozessdekomposition
-> Selbstähnlichkeit als Gestaltungsprinzip der Prozesskette
Supply-Chain-Operations-Reference-(SCOR-)Modell - allgemein
in der Praxis und in der Literatur verbreitete prozessorientierte Sicht auf die SC
Supply-Chain-Operations-Reference-(SCOR-)Modell - Ursprünge
- Mitte der 1990er-Jahre
- um praktischen Anforderung vorwiegend US-amerikanischer Unternehmen zu genügen
Supply-Chain-Operations-Reference-(SCOR-)Modell - Anforderungen
übergeordnete und generische Methode branchenunabhängig zu etablieren, um:
* Bewertung
* Vergleich
* Standardisierung
von
* fundamentaler Prozesse
* Kategorien
* Metriken
* Begriffe der SC
Supply-Chain-Operations-Reference-(SCOR-)Modell - Hoffnung
Standardisierungsgedanken
-> gleiches Verständnis von SC
-» neue Akteure effektiver und effizienter in existierende SC einbinden
-» Leistungsfähigkeit gegenüber Mitbewerbern sowie SC anderer Branchen über Benchmarking vergleichbar machen
Benchmarking
- systematisches, meist auf Kennzahlen basierendes Vorgehen
- zum Vergleich der Leistungsfähigkeit eigener Prozesse gegenüber führenden Unternehmen
SCOR-Modell - heute
- weltweit und branchenübergreifend mehr als 2.000 Unternehmen
- Mitglieder der ASCM (nicht gewinnorientierten US-amerikanischen Organisation)
- SCOR-Modell weiterentwickeln
Abb. Übersicht über das SCOR-Modell
SCOR-Modell - Ebenen
- höchste Ebene
- Konfigurationsebene
- Gestaltungsebene
- Implementierungsebene
SCOR-Modell - höchste Ebene
- Betrachtung Umfang und Inhalt der SC des Unternehmens mit sechs Kernprozessen
- über Kennzahlen kann Leistungsfähigkeit des Unternehmens gegenüber Wettbewerber verglichen werden
SCOR-Modell - höchste Ebene - Kernprozesse
- Planen (Plan)
- Beschaffen (Source)
- Produzieren (Make)
- Liefern (Deliver)
- Rückführen (Return)
- Befähigen (Enable)
SCOR-Modell - Konfigurationsebene
- 32 Prozesskategorien
- jene auswählen, mit denen sich SC des Unternehmens konfigurieren lässt
SCOR-Modell - Gestaltungsebene
212 Prozesselemente stehen ausdefiniert zur Auswahl mit Vorschlägen über
* Informations-Input und -Output
* Prozesskennzahlen
* bewährte Vorgehensweisen und Aktivitätsfolgen
SCOR-Modell - Implementierungsebene
Entwicklung und Umsetzung
einzelner Prozesselemente sind
unternehmensspezifisch
-> nicht im SCOR-Modell enthalten
unterstützt jedoch Entwicklung und Umsetzung neuer Aktivitäten mit Empfehlungen, die auf bewährte Vorgehensweisen (Best Practices) und Aktivitätsfolgen (Workflows) beruhen
SCOR-Modell - Implementierungsebene - Verbesserungen
- Für die Verbesserung von Prozessen
- Abbildung unternehmensspezifischer Aktivitäten
- Verbesserung zu einer höheren Leistungsfähigkeit der übergeordneten Prozesse
SCOR-Modell - Grundprinzip
Zerlegung unternehmensinterner Wertschöpfungsaktivitäten in generische Prozesse
SCOR-Modell - Detaillierung
Verwendung von Prozesskompositions- und -dekompositionslogik
-> bedarfsgerechte Detaillierung der SC-Prozesse über vier Detaillierungsebenen
SCOR-Modell - Anwendungsbereich
generische Eigenschaft
-> nicht nur auf das eigene Unternehmen begrenzt, sondern kann auf jedes Unternehmen einer Supply Chain angewendet werden
SCOR-Modell - Anwendung
- Unternehmen suchen sich aus Prozesskatalog diejenigen Prozesse aus, die sie tatsächlich ausführen
- bilden mithilfe dieser Prozesse ihre Unternehmensaktivitäten in einem Prozessmodell ab
SCOR-Modell - Unternehmensvergleichen
- bietet Vielzahl definierter PPIs und KPIs
- über alle drei Ebenen hierarchisch organisiert
-> auf unterschiedlichen Detaillierungsebenen SC branchenübergreifend vergleichen
-> Verbesserungspotenziale identifizieren
KPI
- Key Performance Indicator
- betriebliche Leistungskennzahlen
SCOR-Modell - Entscheidungsfindung
- Betrachtung der Prozesse auf unterschiedlichen Detaillierungsebenen
-> Entscheidungsfindung auf allen drei Entscheidungsebenen des SCM - Konfigurations- und Gestaltungsebene -> strategische Entscheidungen
- Gestaltungs- und Implementierungseben -> taktische bzw. taktisch-operative Entscheidungen
Abb. Zyklusperspektive und Push/Pull-Perspektive der Supply Chain
Zyklusperspektive - Betrachtung
- wiederkehrende gegenseitige Steuerung von Prozessen auf ihren zeitlichen Abstand hin
- generischer Prozesse zwischen zwei Akteuren (Lieferanten-Kunden-Beziehung) in der SC
Zyklusperspektive - Zyklus
- Angebot und Verkauf durch den Lieferanten
- Kauf über den Kunden
Zyklusperspektive - Zyklusdauer
zeitlicher Abstand zwischen zwei Käufen des Kunden bei gleichen Lieferanten
Push/Pull-Perspektive - Ziel
Identifizierung des Prozesses in der SC, an der eine Push-Steuerung in eine Pull-Steuerung übergeht
Push/Pull-Perspektive - Push-gesteuerter Prozess
- generiert Output, ohne dass sein Nachfolgerprozess diesen Output angefordert hat
- Pläne -> Information, zu welchem Zeitpunkt in welcher Menge welcher Output zu generieren ist
Push/Pull-Perspektive - Pull-gesteuerter Prozess
generiert Output nur dann, wenn dieser vom Nachfolgerprozess angefordert wird
Push/Pull-Perspektive - Kundenentkopplungspunkt
- oder auch Order Penetration Point
- Punkt, an dem Push-Steuerung in Pull-Steuerung übergeht
Push/Pull-Perspektive - Prozesse vor Enentkopplungspunkt
werden durch prognostizierte Bedarfe und der sich daraus abgeleiteten Pläne gesteuert (Push)
Push/Pull-Perspektive - Prozesse am und nach Enentkopplungspunkt
werden durch einen realen Kundenbedarf gesteuert (Pull)
Kundenentkopplungspunkt - Ort
u. a. branchenabhängig
Kundenentkopplungspunkt - Push-Steuerung
- vor allem in der Massenproduktion standardisierter Erzeugnisse
- kundenanonym produziert
- Endverbraucher beziehen die Waren bei Bedarf aus dem Einzelhandel
- Kundenentkopplungspunkt: Zeitpunkt der Warenentnahmen bzw. die Zahlung an der Kasse
Kundenentkopplungspunkt - Pull-Steuerung
- vorzugsweise in Segmenten mit hohen kundenspezifischen Anforderungen und hochpreisigen Investitionsgütern
- Kundenentkopplungspunkt: Eingang des Kundenauftrags
Positionierung des Kundenentkopplungspunkts
- strategischen Entscheidungen des SCM
- Je weiter zum Kunden, umso stärker Kostenvorteile hoher Stückzahlen („Economies of Scale“)