4.2 Unterschiedliche Selbstmordtypen Flashcards
1
Q
Was ist der egoistische Suizid?
A
- je größer die Integrationskraft der sozialen Gruppe, desto geringer die Selbstmordrate
- Einzelperson entfremdet sich immer mehr, distanziert sich somit auch von Normen und Werten
- Typ geht aus übermäßiger Individuation hervor, daher als egoistisch bezeichnet
- Egoismus steht im Widerspruch zur menschlichen Natur
- kein Lebenszweck, wenn man keinem sozialen Gefüge angehört
- Dasein des irdischen “Ichs” ist begrenzt, durch Teilhabe an Gruppe wird man Teil von etwas Größerem, was die eigene Existenz überdauert
- Religionen besitzen verschieden große Kohäsionskraft
- losere soziale Gefüge weisen höhere Suizidrate auf
- Mensch als Doppelwesen besitzt Bedürfnisse; wenn diese erfüllt sind, dann ist der Mensch glücklich, soweit der Mensch andere soziale/zivilisierte Bedürfnisse kennenlernt, dann möchte er auch daran teilhaben
2
Q
Was ist der altruistische Suizid?
A
- zu starke Integration in Gruppe/Verstrickung in Gesellschaft
- rudimentäre Individualität, Gesellschaft ist mehr Wert als Individuum
- Suizid dient auch dem Erhalt der Gruppe, Einzelner soll keine eigenen Interessen verfolgen, bedingungslose Unterwerfung wichtig für Fortbestehen der Gruppe
- Unterscheidung von zwei Formen:
- > obligatorischer Suizid: “Pflicht” zum Suizid, von Gesellschaft eingefordert, Schande, wer am Leben festhält, Ausgrenzung
- > Bsp.: Ehefrauen, die sich nach dem Tod des Mannes umbringen
- > fakultativer Suizid: Suizid mit Prämie belegt, als Tugend betrachtet, nicht am irdischen Leben zu hängen
- > Bsp.: aus nichtigem Anlass: Japaner, Indianer Nordamerikas, Polynesien
3
Q
Was ist der anomische Suizid?
A
- Anomie als Störung der Ordnung, Krisen und plötzlicher Wohlstand erodieren öffentliche Meinung und führen zu Regellosigkeit, Orientierungslosigkeit führt zum Suizid, bes. anfällig Bereiche: Industrie und Handel
- körperliche, physiologische Bedürfnisse haben natürliche Grenze, aber wer bestimmt, wo die Grenze der nicht-körperlichen Bedürfnisse liegt: Wohlstand, Luxus, Komfort
- Einzelperson hat unbegrenzte Bedürfnisse; ein bodenloser Abgrund, den nichts ausfüllen kann, aber unbegrenzte Wünsche können nicht befriedigt werden
- Mensch braucht trotz Freude am Handeln, an der Bewegung, an der Anstrengung auch das Gefühl, voranzukommen; wer ein unerreichbares Ziel verfolgt, ist zu ewiger Unzufriedenheit verdammt
- > Hoffnung und Freude wären unbegründet, weil Ziel im Unendlichen liegt und damit unerreichbar ist
- es müssen Grenzen gesetzt werden, diese müssen von außen kommen, nicht aus der Einzelperson selbst, also eine regulative Kraft, die für die geistigen Bedürfnisse dieselbe Rolle spielt wie der Organismus für die physiologischen B.
- Regeln müssen von einer Autorität kommen, vor der er sich spontan verneigt, diese Rolle kann nur die Gesellschaft einnehmen, sie setzt Regeln, was nicht erlaubt ist und Prämien für Einzelne fest
- Anomie: Störung dieser gesellschaftlichen Ordnung
- Folge: Orientierungslosigkeit, gesellschaftliche Hierarchien sind außer Kraft gesetzt, jeder steht mit jedem in Konkurrenz