Innere Fälle 81-100 Flashcards
Ein 41-jähriger Patient wird nach zweimaligem plötzlichem Erbrechen von hellrotem Blut vom Notarzt zu Ihnen in die Notaufnahme gebracht. Abgesehen von einem allgemeinen Schwächegefühl gibt der Patient keine weiteren Beschwerden an. Medikamente nehme er keine ein. Bei der körperlichen Untersuchung fallen Ihnen ein Sklerenikterus und Spider-Nävi im Bereich der Bauchhaut auf. Auf Nachfrage gibt der Patient an, dass vor 2 Jahren eine Leberzirrhose festgestellt worden sei. Der damaligen Empfehlung des behandelnden Arztes, den langjährigen Alkoholabusus zu beenden, sei er jedoch nicht nachgekommen.
Was ist die wahrscheinlichste Ursache der Hämatemesis?
Blutung aus Ösophagusvarizen, da bei dem Patienten eine Leberzirrhose bekannt ist, entsprechende klinische Zeichen (Sklerenikterus) vorliegen und die Spider-Nävi auf eine portale Hypertension hindeuten, so dass die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen von Ösophagusvarizen sehr hoch ist. Die hellrote Farbe des Blutes spricht eher gegen eine Blutungsquelle im Magen (Schwarzfärbung durch Magensäure), schließt aber eine Blutungsquelle im Magen nicht aus.
Ösophagusvarizenblutung bei Leberzirrhose
Welche anderen Ursachen (mindestens 5) kommen bei dem Patienten noch in Betracht?
1- Blutung aus Fundus- oder Kardiavarizen
2- blutendes Ulcus ventriculi oder duodeni
3- erosive Gastritis
4- Mallory-Weiss-Syndrom (längliche Schleimhauteinrisse im gastroösophagealen Übergang infolge einer plötzlichen Druckerhöhung im Magen, z. B. bei Erbrechen, mit z. T. massiver Blutung)
5- Angiodysplasie (arteriovenöse Gefäßveränderung im Darmtrakt)
6- Blutung aus dem Nasen-/Rachenraum
7- diffuse Schleimhautblutung bei Gerinnungsstörung durch inadäquate Synthese von Gerinnungsfaktoren als Folge der Leberzirrhose.
Ösophagusvarizenblutung bei Leberzirrhose
Nennen Sie mindestens 3 Therapieverfahren, durch die die Blutung bei der vermuteten Ursache behandelt werden kann!
- endoskopische Therapie: Ösophagoskopie mit
– Sklerosierung der Varizen (mittels Ethoxysklerol)
– Verschluss der Varizen mit Histoacrylkleber
– Ligatur blutender Varizen mit Gummiband
(Methode der 1. Wahl) - medikamentöse Therapie der portalen Hypertension: Drucksenkung mit Hilfe von ß-Blockern, Octreotid (Somatostatin-Analogon) oder Terlipressin (Vasopressin-Analogon)
- Ballontamponade (bei Versagen aller endoskopischer und medikamentöser Therapieverfahren): Kompression der Varizen zur Blutstillung mittels
– Sengstaken-Blakemore-Sonde: bei Ösophagus- und Kardiavarizen
– Linton-Nachlas-Sonde: bei Fundusvarizen - invasive Therapie der portalen Hypertension: notfallmäßige Anlage eines transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunts (TIPS) als Ultima ratio nach Versagen aller anderen Maßnahmen.
Eine 67-jährige Patientin stellt sich wegen wiederholter sehr schmerzhafter Muskelkrämpfe – insbesondere der Beine – in Ihrer hausärztlichen Praxis vor. Zudem beklagt die Patientin Parästhesien der Beine und in der Umgebung des Mundes. Die derzeitige Medikation besteht aus ASS 100, 2 X 50 mg
Metoprolol und 100 μg L-Thyroxin. Bei der körperlichen Untersuchung fällt eine Hyperreflexie auf. Es finden sich unauffällige Wundverhältnisse nach einem Kocher-Kragenschnitt am Hals. Die Labordiagnostik zeigt als auffälligsten Befund eine Hypokalzämie (Serumkalzium 1,68 mmol/l).
Was ist bei dieser Patientin die wahrscheinlichste Ursache der Hypokalzämie? Nennen Sie auch andere Ursachen der Hypokalzämie!
Wahrscheinlichste Ursache ist ein Hypoparathyreoidismus nach Schilddrüsenoperation (Kocher-Kragenschnitt, Substitution mit Schilddrüsenhormon).
andere Ursachen:
– Vitamin-D3-Mangel infolge verminderter Zufuhr (Fehlernährung) oder verminderter Aufnahme von Vitamin D (Malabsorption, z. B. bei chronisch-entzündlicher Darmerkrankung), verminderter Umwandlung in der Haut zu Vitamin D3, Störung des Stoffwechsels von Vitamin D3 (z. B. genetisch bedingt [Vitamin-D-abhängige Rachitis] oder bei Leber- oder chronischer Niereninsuffizienz)
– nach Parathyreoidektomie (wegen primärem Hyperparathyreoidismus)
– Hyperphosphatämie: Gewebszerfall bei Chemotherapie, Niereninsuffizienz
– Therapie mit Thiaziddiuretika (Kalziumverlust über die Nieren)
– akute Pankreatitis (Ursache der Hypokalzämie unklar)
– Hyperventilation (Abfall des freien Serumkalziums bei Alkalose, s. Fall 17).
Welche Parameter sollten zur Klärung der Ursache einer Hypokalzämie bestimmt werden?
- freies Serumkalzium
- Phosphati. S.
- Albumin i. S.
- Gesamtprotein i. S., falls nur Gesamtkalzium
gemessen werden kann, da der größte Teil des Gesamtkalziums an Protein (vor allem Albumin) gebunden ist und der Gesamtkalzium- Wert bei Hypalbuminämie korrigiert werden muss - Parathormon i. S.
- 25-OH-Vitamin-D3
- 1,25-(OH)2-Vitamin-D3
- Kalzium und Phosphat im 24-Stunden-Sammelurin.
Eine 67-jährige Patientin stellt sich wegen wiederholter sehr schmerzhafter Muskelkrämpfe – insbesondere der Beine – in Ihrer hausärztlichen Praxis vor. Zudem beklagt die Patientin Parästhesien der Beine und in der Umgebung des Mundes. Die derzeitige Medikation besteht aus ASS 100, 2 X 50 mg
Metoprolol und 100 μg L-Thyroxin. Bei der körperlichen Untersuchung fällt eine Hyperreflexie auf. Es finden sich unauffällige Wundverhältnisse nach einem Kocher-Kragenschnitt am Hals. Die Labordiagnostik zeigt als auffälligsten Befund eine Hypokalzämie (Serumkalzium 1,68 mmol/l).
Welche dieser Parameter sind bei der Patientin wahrscheinlich verändert? Beschreiben Sie den Befund!
- Kalzium i. S. vermindert
- Phosphat i. S. erhöht
- Albumin und Gesamtprotein i. S. normal
- Parathormon i. S. vermindert
- 25-OH-Vitamin-D3 und 1,25-(OH)2-Vitamin-D3
vermindert oder normal (durch Mangel an Parathormon verminderte Bildung von 1,25- (OH)2-Vitamin-D3) - Kalzium im 24-Stunden-Urin normal oder vermindert
Phosphat im 24-Stunden-Urin normal.
Hypokalzämie
Wie würden Sie die Patientin behandeln, falls Ihre Verdachtsdiagnose zutrifft?
Geben Sie bei Medikamenten auch die Dosis an!
Kalzium hochdosiert: 1000 – 3000 mg/d
Vitamin D3 hochdosiert: 50 000 – 100 000 IE/d.
Nennen Sie die 3 Formen des akuten Nierenversagens sowie jeweils Auslöser und Beispiele!
- prärenales akutes Nierenversagen (prärenales ANV); Auslöser:
– Hypovolämie, z. B. durch Fieber, Schwitzen
(wie im vorliegenden Fall), mangelnde Flüssigkeitszufuhr; führt zu einer akuten ischämischen Schädigung der Niere
– Hämolyse bzw. Rhabdomyolyse (Crush-Niere; Mechanismus unbekannt) - renales ANV; Auslöser: akute rapid-progressive Glomerulonephritis, akute interstitielle Nephritis, hämolytisch-urämisches Syndrom, embolischer oder thrombotischer Verschluss der Nierenarterien, Verstopfung der Tubuli durch Paraproteine (beim Plasmozytom), nephrotoxische Medikamente, z. B. Aminoglykoside (Gentamicin, s. Fall) und andere Antibiotika, nichtsteroidale Antirheumatika, Zytostatika; jodhaltige Röntgenkontrastmittel
- postrenales ANV: Folge einer Obstruktion der ableitenden Harnwege (z. B. bei Urolithiasis) oder Kompression derselben durch einen Tumor oder ein Koagel.
Nennen Sie die 4 Stadien des akuten Nierenversagens und beschreiben Sie, wie sich die Harnproduktion jeweils verhält!
Stadium I: Schädigung der Niere durch Ischämie oder toxische Substanzen; Urinproduktion normal
Stadium II: Oligurie oder Anurie; Glomerulumfiltrat und Harnproduktion reduziert
Stadium III: Polyurie; Glomerulumfiltrat steigt,
tubuläre Rückresorption noch gestört, daher
gesteigerte Harnproduktion
Stadium IV: Normurie.
Durch welche 4 im Urin bestimmbaren Parameter lässt sich ein akutes Nierenversagen von einer funktionellen Oligurie abgrenzen?
1- spezifisches Gewicht: bei ANV vermindert
(Unfähigkeit der Nieren, der Urin zu konzentrieren), bei funktioneller Oligurie erhöht (Volumenmangel)
2- Osmolalität: bei ANV vermindert (Unfähigkeit der Nieren, der Urin zu konzentrieren, daher geringe Konzentration gelöster Teilchen), bei funktioneller Oligurie erhöht (Volumenmangel, daher erhöhte Konzentration gelöster Teilchen)
3- Harnstoff: bei ANV vermindert, bei funktioneller Oligurie erhöht (s. o.)
4- Natrium: bei ANV vermindert, bei funktioneller Oligurie erhöht (s. o.).
Akutes Nierenversagen
Welche 4 therapeutischen Maßnahmen schlagen Sie bei der Patientin vor?
- Absetzen des Gentamicins, Dosisanpassung des Cephalosporins an die Nierenfunktion
- Anpassung der Antikoagulation an die Nierenfunktion (niedermolekulare Heparine werden renal eliminiert und müssen bei ANV zugunsten von unfraktioniertem Heparin abgesetzt werden)
- reichliche parenterale Flüssigkeitsgabe unter Flüssigkeitsbilanzierung (Flüssigkeitsverlust durch Fieber bzw. Schwitzen berücksichtigen) und ggf. Messung des zentral-venösen Drucks, der im Normbereich liegen sollte (4 – 12 cm H2O).
- Schleifendiuretika erst nach Ausgleich des Flüssigkeitshaushalts, da diese nicht die glomeruläre Filtration, sondern nur die Rückresorption beeinflussen.
Ein 54-jähriger Patient stellt sich bei Ihnen zur betriebsärztlichen Kontrolluntersuchung vor. Vorerkrankungen sind nicht bekannt. Abgesehen von einem seit 2 Monaten bestehenden Spannungsgefühl im linken Oberbauch und einer allgemeinen Leistungsminderung ist der Patient beschwerdefrei. Die Milz ist 5 cm unter dem linken Rippenbogen tastbar. Das Blutbild zeigt folgendes Ergebnis: Hämoglobin 13,5 g/dl, Leukozyten 74 000/μl, Thrombozyten 310 000/μl. Im Differenzialblutbild findet sich eine Linksverschiebung, jedoch keine Vermehrung der Lymphozyten. Undifferenzierte Myeloblasten sind nicht nachweisbar.
Welche Verdachtsdiagnose stellen Sie?
Chronisch myeloische Leukämie (CML), da das Ausmaß der Leukozytose nur durch eine Neoplasie erklärbar ist, das Fehlen einer Vermehrung von Lymphozyten eine chronisch lymphatische Leukämie ausschließt (und somit nur ein Ursprung der Zellen aus der myeloischen Reihe bleibt) und das Fehlen von Blasten gegen eine akute und für eine chronische Leukämie spricht.
Chronisch myeloische Leukämie
Welche zytogenetische Abnormalität liegt bei dieser Erkrankung vor und dient als diagnostischer Marker?
Philadelphia-Chromosom.
Philadelphia-Chromosom.
Welche molekulargenetische Veränderung liegt dieser Abnormalität zugrunde?
Eine reziproke Translokation von DNA der langen Arme der Chromosomen 9 und 22. Aus der Translokation resultiert ein bcr-abl-Fusions-gen.
Chronisch myeloische Leukämie
Welche 2 weiteren diagnostischen Maßnahmen schlagen Sie bei dem Patienten zur Diagnosesicherung vor? Welches Ergebnis erwarten Sie?
- Knochenmarkpunktion und -analyse: hyperplastische Myelopoese, jedoch keine qualitativen Veränderungen (z. B. exzessive Vermehrung von undifferenzierten Blasten wie bei akuter Leukämie)
- zytochemische Untersuchung des Blutausstrichs: stark verminderte Aktivität der alkalischen Leukozytenphosphatase (ALP).
Eine 91-jährige Patientin mit bekannter seniler Demenz wird wegen akut aufgetretener Luftnot und trockenem Husten zu Ihnen in die Notaufnahme eingeliefert. Luftnot und Husten seien am Vortag während des Essens von Erdnüssen aufgetreten. Die Patientin selbst kann keine weiterführenden Angaben machen, zuvor habe sie sich aber wohlgefühlt. Bei der orientierenden körperlichen Untersuchung fallen eine Tachykardie, eine diskrete Lippenzyanose, ein rechtsseitig abgeschwächtes Atemgeräusch und einzelne grobe Rasselgeräusche über der rechten Lunge auf. Der Blutdruck beträgt 160/90mmHg, die Herzfrequenz 105/min, die Körpertemperatur 36,3 C. Die pulsoxymetrisch gemessene Sauerstoffsättigung liegt bei 90 %. Sie fertigen ein Röntgenbild des Thorax an (Abb. 85.1). Die Labordiagnostik ergibt, dass Blutbild, CRP, Elektrolyte und Gerinnung normwertig sind.
Wie lautet Ihre Verdachtsdiagnose?
Atelektase des rechten Oberlappens bei V.a.
Fremdkörperaspiration. Die Röntgenaufnahme des Thorax (s. Abb. 85.1) zeigt eine homogene, gut abgrenzbare Verschattung ohne Aerobronchogramm. Diese Konfiguration entspricht einer Atelektase. Differenzialdiagnostisch muss eine Pneumonie ausgeschlossen werden. Bei der hier beschriebenen Patientin sprechen jedoch der abrupte Beginn der Beschwerden sowie die fehlenden Entzündungszeichen (kein Fieber) gegen eine Pneumonie.
Atelektase
Welche Untersuchung sollte zur Klärung der Ursache der Beschwerden und aus therapeutischen Erwägungen heraus durchgeführt werden?
Bronchoskopie mit Entfernung des Fremdkörpers.
Atelektase
Welche anderen 4 Ursachen für den oben beschriebenen Befund kennen Sie?
- obstruieren des Bronchialkarzinom
- Verlegung durch Schleimpropf
- Kompression von außen, z.B. durch Pleuraerguss oder Tumor
- Hypoventilation, z.B. postoperativ.
Eine 61-jährige Patientin stellt sich wegen seit Monaten bestehenden retrosternalen nächtlichen Brennens in Ihrer hausärztlichen Praxis vor. Die Patientin bringt eine Röntgenaufnahme (Abb.86.1) mit, die wegen ähnlicher Beschwerden 6Monate zuvor angefertigt worden war. Sie führen eine Gastroskopie durch und diagnostizieren eine Refluxösophagitis im Stadium II.
Was ist am ehesten Ursache der Refluxösophagitis bei dieser Patientin?
Hiatushernie: Auf dem Röntgenbild (s. Abb. 86.1) erkennt man eine Verlagerung des gastroösophagealen Übergangs (Kardia) durch den Hiatus oesophageus in den Brustkorb. Folglich handelt es sich um eine axiale Gleithernie.
Hiatushernie
Welche 4 Formen dieser Erkrankung bzw. Anomalie kennen Sie?
- axiale Gleithernie: s. o.
- paraösophageale Hernie: Teile von Magenfundus und großer Kurvatur schieben sich unter Mitnahme des Peritoneums neben dem Ösophagus in den Thorax. Der gastroösophageale Übergang verbleibt an typischer Stelle unterhalb des Hiatus oesophageus.
- kardiofundale Fehlanlage: Vorstufe der axialen Gleithernie mit vergrößertem ösophagogastralen Winkel ohne vollständige Herniation
- Mischformen.
Hiatushernie
Wie würden Sie die Patientin behandeln?
- Gabe eines Protonenpumpeninhibitors bis
zum Sistieren der Beschwerden - Allgemeinmaßnahmen empfehlen: keine
schweren Mahlzeiten am Abend, nicht unmittelbar nach der Nahrungsaufnahme hinlegen, wenig bzw. am besten kein Alkoholkonsum.
Hiatushernie
Bei welcher Form dieser Anomalie sollte ein operatives Vorgehen erwogen werden?
Bei der paraösophagealen Hernie sollte wegen möglicher lebensbedrohlicher Komplikationen (Strangulation, Inkarzeration der hernierten Magenanteile) prophylaktisch eine operative Korrektur erfolgen.
Eine 33-jährige Patientin stellt sich wegen einer Vergrößerung der Schilddrüse in Ihrer hausärztlichen Praxis vor. Die Schilddrüse habe sich in den zurückliegenden Jahren langsam vergrößert. Die Patientin neige zu Nervosität und habe in den vergangenen 2 Jahren 4 kg Gewicht zugenommen. Bei der Palpation der Schilddrüse stellen Sie fest, dass beide Schilddrüsenlappen knotig vergrößert sind. Von der Patientin mitgebrachte Laborwerte zeigen ein normwertiges basales TSH und normwertige periphere Schilddrüsenhormonwerte (T3, T4). Schilddrüsenantikörper (TPO-AK, TAK, TRAK) sind nicht nachweisbar.
87.1 Wie lautet Ihre Verdachtsdiagnose?
Struma multinodosa mit euthyreoter Stoffwechsellage, da eine knotige Vergrößerung beider Schilddrüsenlappen vorliegt, der langsam progrediente Verlauf und die Gewichtszunahme gegen ein Schilddrüsenkarzinom sprechen und die Schilddrüsenstoffwechsellage euthyreot ist.
Struma
Was ist die häufigste Ursache für diese Erkrankung?
Jodmangel.
Struma
Welche 3 weiteren diagnostischen Maßnahmen schlagen Sie vor? Begründen Sie Ihren Vorschlag!
- Schilddrüsensonographie zur Bestimmung des Schilddrüsenvolumens und zur Suche nach und Größenbestimmung von Schilddrüsenknoten (Abb. 87.1)
- Schilddrüsenszintigraphie: vermehrte oder verminderte Speicherung von Radionuklid (Ausdruck der Jodaktivität; warmer bzw. heißer Knoten, diffuse Autonomie oder kalter Knoten)?
- Feinnadelpunktion von kalten Knoten.
Struma
Welche Möglichkeiten der Therapie gibt es?
Führen Sie auf, unter welchen Bedingungen die einzelnen Therapieformen besonders geeignet oder ungeeignet sind!
1. Jodidtherapie: kausale Therapie, da bei Beseitigung des Jodmangels der Stimulus für die Schilddrüsenproliferation entfällt. Vor allem bei Jugendlichen wirksam. Kontraindiziert bei Hyperthyreose oder Autoimmunthyreopathie (Schilddrüsenantikörper positiv), da Jod eine Hyperthyreose auslöst oder verstärkt.
2. Schilddrüsenhormontherapie (L-Thyroxin): Suppression des TSH und damit des Stimulus für die Schilddrüsenproliferation durch Gabe von Schilddrüsenhormon. Besonders günstig ist die Kombination mit Jodid.
3. Schilddrüsenteilresektion:
Indikationen:
– trotz medikamentöser Therapie sichtbare Struma
– lokale mechanische Komplikationen (z.B.
Trachealeinengung, Halsvenenstauung)
– V.a. Malignität: kalter Knoten, Nachweis maligner Zellen oder einer follikulären Neoplasie in der Aspirationszytologie.
Eine 32-jährige Patientin stellt sich wegen seit 1 Tag bestehender retrosternaler Schmerzen, allgemeiner Schwäche, Nachtschweiß sowie Schmerzen in Finger- und Handgelenken bei Ihnen in der Notaufnahme vor. Die Patientin gibt an, dass außer einem systemischen Lupus erythematodes (SLE) keine anderen Erkrankungen bekannt seien. Eine regelmäßige Medikation bestehe nicht. Bei der Auskultation hören Sie ein leises systolisch-diastolisches reibendes Geräusch mit Punctum maximum parasternal links, welches bei Inspiration und vorgebeugtem Oberkörper am besten zu hören ist. Das Labor bei Aufnahme zeigt folgende Laborbefunde: CK 98U/l, CK-MB 9U/l, Thrombozyten 334/nl, Leukozyten 12/nl, CRP 32 mg/l, BSG 93 mm n.W. Abb. 88.1 zeigt das EKG bei Aufnahme. Der Befund des Kontroll-EKGs nach 4, 12 und 24 Stunden ist unverändert.
Benennen Sie die wahrscheinlichste Ursache für die thorakale Beschwerdesymptomatik! Begründen Sie Ihre Aussage!
Am wahrscheinlichsten ist eine Perikarditis, denn
– im EKG (s. Abb. 88.1) findet sich eine ST-Streckenhebung in allen Ableitungen (beim Myokardinfarkt lokalisiert)
– die ST-Streckenhebung ist konkavbogig und
geht vom aufsteigenden Teil der S-Zacke ab (beim Myokardinfarkt ist die ST-Streckenhebung konvexbogig und geht vom absteigenden Schenkel der R-Zacke ab, kontralateral findet sich eine ST-Streckensenkung)
– der EKG-Befund bleibt über 24 Stunden konstant (beim Myokardinfarkt verändert er sich im Verlauf: Ausbildung einer Q-Zacke und R- Reduktion)
– es ist eine entzündliche, derzeit unbehandelte Grunderkrankung (SLE) bekannt mit klinischen (Schwäche, Nachtschweiß, Arthralgien) und serologischen Zeichen für eine neu aufgetretene Aktivität
– die CK-Erhöhung ist gering (amehesten durch Mitbeteiligung von an das Epikard grenzendem Myokard bedingt)
– der Auskultationsbefund ist für ein Perikardreiben typisch
– das Alter der Patientin ist für eine klinischrelevante KHK ungewöhnlich.
Perikarditis
Nennen Sie mindestens 6 ätiologische Faktoren!
1- Infektion: Viren (Coxsackie, Echo), Bakterien
(Mykobakterien), Pilze, Parasiten
2- Traumen: Thoraxtrauma, Herzoperation, Radiatio
3- Niereninsuffizienz (Urämie)
4- Myokardinfarkt (Postmyokardinfarkt- = Dressler-Syndrom)
5- rheumatische Erkrankungen, vor allem Kollagenosen (SLE, Polymyositis, Sklerodermie, rheumatoide Arthritis, Vaskulitis)
6- andere Autoimmunerkrankungen: Sarkoidose,
Amyloidose
7- Stoffwechselerkrankungen: Hypothyreose
(Myxödem), Morbus Addison
8- Neoplasien: Karzinome, Lymphome, Metastasen.
Bei einer 56-jährigen Patientin stellen Sie bei einer Routinelaborkontrolle einen Blutzuckerwert von 194mg/dl fest. Zwei Kontrollmessungen (nüchtern, kapillär) ergeben Werte von 129 mg/dl bzw. 141 mg/dl.
Nennen Sie mindestens 2 Kriterien, anhand derer die Diagnose eines Diabetes mellitus gestellt werden kann!
Kann bei Anwendung dieser Kriterien bei der Patientin bereits ein Diabetes mellitus diagnostiziert werden?
- aktueller Blutzucker > 200 mg/dl + Diabetes-
symptome (z. B. Durst, Polyurie) - oder: Nüchternblutzucker (Plasma, 8 h nüchtern) > 126 mg/dl
- oder: 2-h-Blutzuckerwert im oralen Glukosetoleranztest (75 g) > 200 mg/dl
Da bei der Patientin 2-mal Nüchternblutzuckerwerte über 126 mg/dl gemessen wurden, liegt formal ein Diabetes mellitus vor.
Welche Formen eines Diabetes mellitus kennen Sie? Nennen Sie den jeweils im Vordergrund stehenden pathophysiologischen Mechanismus!
1 Diabetes mellitus Typ I: Autoimmunerkrankung, Versagen der Insulinsekretion in den Inselzellen des Pankreas
2 Diabetes mellitus Typ II: Insulinresistenz, später sekundäres ß-Zellversagen möglich
3. Gestationsdiabetes (schwangerschaftsinduzierte Insulinresistenz + reduzierte Insulinsekretionskapazität).
- andere spezifische Diabetes-Typen
– MODY-Diabetes (maturity onset diabetes of the young): autosomal-dominant vererbter Insulinsekretionsdefekt unterschiedlicher Ursache (3 Formen)
– genetische Defekte der Insulinwirkung
(Insulinrezeptordefekt; selten)
– pankreopriver Diabetes mellitus: endokrine Pankreasinsuffizienz, z. B. nach Pankreatitis oder Pankreasresektion
– Überwiegen von kontrainsulinären Hormonen (Katecholamine, Kortisol), z. B. bei Cushing-Syndrom, Akromegalie oder bei Stress
– medikamentös induzierter Diabetes mellitus, z. B. durch Glukokortikoide (fördern die Glukoneogenese)