07 Blut- und Lymphsystem Flashcards

1
Q

Nennen Sie bitte eine übersichtliche Einteilung der hämolytischen Anämien.

A

Bei hämolytischen Anämien liegt eine Verkürzung der Erythrozytenlebenszeit vor. Man unterscheidet eine korpuskuläre hämolytische Anämie (Ursache der Hämolyse liegt in den Erythrozyten selbst) und eine extrakorpuskuläre Hämolyse.
• Beispiele für eine korpuskuläre Hämolyse sind: Sphärozytose, Sichelzellanämie, Thalassämie, Enzymdefekte wie Favismus (Glukose-6-Phosphat- Dehydrogenase-Mangel)
• Beispiele für eine extrakorpuskuläre Hämolyse sind: Wärmeautoantikörper gegen Erythrozyten, Kälteagglutininkrankheit, Blutgruppenunverträglichkeit (AB0, Rhesusfaktor), traumatisch bedingt durch künstliche Herzklappen, toxisch bedingt durch Gifte (exogen: Schlangengift , endogen: Urämie, hämolytisch-urämisches Syndrom)

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2
Q

Skizzieren Sie die Grundzüge der Therapie bei hämolytischer Anämie.

A

Grundsätzlich muss sich die Therapie bei Hämolyse nach den auslösenden Ursachen richten. Bei erworbenen Formen ist es zwingend erforderlich, den Auslöser zu beseitigen. Bei den durch Medikamente hervorgerufenen (allergischen) Formen kann zur Unterdrückung der Immunreaktion eine Behandlung mit Glukokortikoiden sinnvoll sein.
Die Gabe von Erythrozytenkonzentraten kann notwendig sein (Hb kann bis auf Werte < 4 g/dl abfallen! Norm Männer: 14–18 g/dl, Frauen: 12–16 g/ dl).
Da eine Splenektomie als Ultima Ratio erforderlich werden kann, sollte rechtzeitig ein Chirurg hinzugezogen werden.
Merke: Ausschlaggebend für die Indikationsstellung zur Transfusion ist die Klinik des Patienten, nicht der Hämoglobinwert. Relative Indikation bei Hb < 9 g/dl.

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3
Q

Was verstehen Sie unter einer hämolytischen Krise?

A

Bei einer sog. hämolytischen Krise kommt es zu einer plötzlich auftretenden massiven Auflösung der Erythrozyten, z. B. bei Kugelzell-, Sichelzellanämie oder bei Transfusionszwischenfällen.
Wichtige Alarmsignale sind: Schüttelfrost, Fieber, Kreislaufstörungen bis zum Kollaps, Bauch-, Rücken- und Kopfschmerzen, Ikterus und brauner Urin.

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4
Q

Wie weisen Sie eine autoimmunhämolytische Anämie nach?

A

Meist liegen bei der autoimmunhämolytischen Anämie inkomplette Wärmeantikörper der Gruppe IgG vor. Diese Auto-Antikörper kommen idiopathisch oder symptomatisch z. B. beim Non-Hodgkin-Lymphom und Lupus erythematodes disseminatus vor. Bekannt ist das Auftreten von autoimmunhämolytischen Antikörpern als Nebenwirkung von Methyldopa. Der Nachweis erfolgt mittels des direkten Coombs- Tests.

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5
Q

Sie stellen bei einem Patienten eine Milzvergrößerung, Anämie und einen mäßigen Ikterus fest. Beim Anfertigen einer BSG fällt Ihnen eine sog. Schleiersenkung auf. Woran denken Sie?

A

Bei dieser Befundkonstellation liegt die Verdachtsdiagnose einer Kugelzellanämie (Sphärozytose) nahe. Neben den genannten Befunden Anämie, Splenomegalie und Ikterus finden sich manchmal auch Skelettveränderungen wie Turmschädel und Bissfehler. Es handelt sich um eine korpuskuläre, hämolytische Anämie, die durch einen angeborenen Membrandefekt der Erythrozyten hervorgerufen wird. Prävalenz 1 : 5.000 (häufigste angeborene hämolytische Anämie in Europa).

Eine verminderte osmotische und mechanische Resistenz ist für die Hämolyse verantwortlich. Durch die Formveränderung der Erythrozyten (Kugelzellen) kommt es zur verstärkten Sequestration und zum Abbau im retikulohistiozytären System, vor allem in Milz und Leber. Eine kausale Behandlung der Sphärozytose ist nicht möglich. Bei ausgeprägter Anämie mit überwiegendem Abbau der Erythrozyten in der Milz ist die Splenektomie die Therapie der Wahl und führt meist zu einer deutlichen Besserung der Symptomatik.

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6
Q

Bevor eine Splenektomie erfolgt, muss die Diagnose stärker abgesichert sein. Welche hämatologischen Parameter kennzeichnen eine Sphärozytose? Durch welche Untersuchung können Sie die Indikation zur Milzexstirpation stellen?

A

Für eine Sphärozytose sprechen:
• verminderte osmotische Resistenz der Erythrozyten. Normalerweise setzt die Hämolyse erst ab einer 0,45-prozentigen oder weniger konzentrierten NaCl-Lösung ein. Bei der Kugelzellanämie kommt es schon in einer 0,7-prozentigen Lösung zum Platzen der Erythrozyten.
• Retikulozytose (führt zur sog. Schleiersenkung = unscharfe Abgrenzung der Blutsäule vom Plasma)
• Nachweis von Kugelzellen im Blutausstrich mit kleinerem Durchmesser als normale Erythrozyten
• normochrome Anämie
• Ikterus durch Erhöhung des indirekten Bilirubins im Serum
Durch radioaktive Markierung der Erys mit 51Cr können szintigrafisch sowohl ihre Lebensdauer als auch der hauptsächliche Abbauort bestimmt werden. Liegt ein Großteil der gemessenen Aktivität über der Milz, ist eine Splenektomie indiziert. Von einer Besserung der Anämie- und Hämolysezeichen darf dann ausgegangen werden.

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7
Q

Worin liegt das Problem bei allen hypochromen mikrozytären Anämien?

A

Von einer hypochromen mikrozytären Anämie spricht man bei einem MCH von < 28 pg und einem MCV von < 80 fl. Es liegt immer eine Störung der Hämoglobinsynthese vor, entweder durch die gestörte Globinsynthese (z. B. Thalassämien) oder bei gestörtem Fe-Einbau (z. B. Eisenmangel, Anemia of chronic disease).

Differenzialdiagnosen der mikrozytären Anämien:
• Thalassämiesyndrome und andere hereditäre Hämoglobinopathien
• hereditäre sideroblastische Anämien
• erworbene sideroblastische Anämie bei Vitamin-B6-Mangel
• Verwertungsstörungen durch Medikamente
• Bleivergiftung
• Eisenmangel

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8
Q

Welche Anämieform ist in Deutschland am häufigsten ?

A

Am häufigsten sind die Eisenmangelanämien, die aus erhöhten Eisenverlusten oder vermehrtem Verbrauch herrühren. Bei Frauen sind dafür Schwangerschaft und Menstruation häufige Gründe. Beim alten Menschen muss man an eine ungenügende Zufuhr von Eisen, chronischen Blutverlust (gastrointestinal!) oder an konsumierende Erkrankungen (Tbc, Tumoren) denken.

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9
Q

Worüber klagt ein Patient mit Eisenmangelanämie? Welche klinischen Befunde können Sie erheben?

A
Die Patienten klagen über unspezifische Symptome wie Antriebsschwäche, Kopfschmerzen, Zungenbrennen und Schluckbeschwerden. Je nach Grad der Anämie sind folgende Befunde zu erheben:
• Blässe
• Dyspnoe
• schnelle Ermüdbarkeit
• Glossitis
• Mundwinkelrhagaden
• Dysphagie mit Ösophagusstriktur (Plummer-Vinson-Syndrom) 
• Koilonychie (Hohlnägel)
• gelegentlich funktionelles Systolikum
• Angina pectoris (selten)
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10
Q

In Welcher Größenordnung bewegt sich der tägliche Eisenbedarf? Was sind die wichtigsten Blutbild- und Laborparameter, die bei Verdacht auf Eisenmangelanämie bestimmt werden?

A

Der tägliche Eisenbedarf des Mannes beträgt ungefähr 1 mg, bei der Frau ungefähr 2 mg. Es handelt sich bei der Eisenmangelanämie um eine hypochrome, mikrozytäre Anämie, d. h. (mittleres korpuskuläres Hb) MCH < 28 pg und (mittleres korpuskuläres Volumen) MCV < 80 μm3. Im

Blutausstrich sind sog. Anulozyten (blasse, hohl aussehende Erythrozyten) sowie eine Mikrozytose, Anisozytose und Poikilozytose zu sehen.

Bestimmt werden weiterhin die Proteine Ferritin und Transferrin. Ferritin ist ein Eisenspeicherprotein (hauptsächlich in Leber, Milz und Knochenmark). Die Serumkonzentration von Ferritin korreliert gut mit den Körpereisenvorräten. Transferrin stellt das Transportprotein für Eisen im Serum dar (› Abb. 4.1). Bei Eisenmangel ist der Serum-Ferritinspiegel erniedrigt und der Transferringehalt erhöht.

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11
Q

Sie sprachen gerade davon, dass die Ferritinkonzentration gut mit den Körpereisenvorräten korreliert. Wann kann aber Ferritin trotz leerer Eisenspeicher erhöht sein?

A

Bei vielen Entzündungen, Infektionen, Traumen oder Tumorerkrankungen kann trotz bestehenden Eisenmangels ein normaler Ferritinspiegel gemessen werden und so den leeren Eisenspeicher laborchemisch kaschieren.
Da Ferritin ein Akute-Phase-Protein ist, kann durch eine zusätzliche Messung von CRP ein falsch normaler oder erhöhter Ferritinwert bei Eisenmangel erkannt werden (CRP in diesen Fällen erhöht).

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12
Q

Wie würden Sie eine gesicherte Eisenmangelanämie therapieren? Wie kontrollieren Sie den Therapieerfolg?

A

Die Eisenzufuhr sollte oral erfolgen. Man gibt täglich ca. 100 mg. Bei gastrointestinalen Nebenwirkungen können Präparate mit verzögerter enteraler Löslichkeit (verkapselt) eingesetzt werden, diese haben jedoch eine geringere Resorptionsquote.

Eine parenterale Eisengabe sollte wegen möglicher Nebenwirkungen (selten lebensbedrohliche allergische Reaktionen bei Eisendextranen) nur bei Patienten eingesetzt werden, die orale Eisenpräparate nicht vertragen haben oder eine Eisenresorptionsstörung aufweisen.

Die Effektivität der Therapie ist am Retikulozytenanstieg (nach 1 Woche) erkennbar (20–40 ‰). Die Therapie sollte bis ca. 3 Monate nach der Normalisierung der Hämoglobinkonzentration fortgesetzt werden (Speicherauffüllung).

Merke: Die gleichzeitige Einnahme von Eisen zusammen mit absorbierenden und alkalisierenden Substanzen hemmt die Eisenresorption. Zu diesen Substanzen gehören Kaffee, Tee, Milch, Oxalate, Phosphate und Antazida. Umgekehrt fördert Vitamin C die Aufnahme von Eisen: Daher ist die Eisentablette am besten z. B. mit einem Fruchtsaft einzunehmen.

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13
Q

Welche Anämieform kann bei strikt vegetarischer Ernährung entstehen?

A

Die Vitamin-B12-Zufuhr hängt beim Menschen vollständig von tierischen Nahrungsbestandteilen ab. So könnte bei lang dauernder vegetarischer Ernährung eine makrozytäre, hyperchrome Vitamin-B12-Mangelanämie entstehen.

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14
Q

Gibt es eine Vitamin-B12-Mangel-Anämie trotz ausreichender Zufuhr des Vitamins mit der Nahrung?

A

Zur Resorption von Vitamin B12 benötigt der Mensch den in den Belegzellen des Magens gebildeten „Intrinsic-Faktor“. So kann nach Gastrektomie oder als Folge einer atrophischen Gastritis (AK gegen Belegzellen) mit Belegzelluntergang ein Vitamin-B12-Mangel entstehen. Weitere Gründe des Vitamin-B12-Mangels trotz normaler Vitaminzufuhr sind:
• Malabsorptionssyndrom (z. B. Morbus Crohn)
• Fischbandwurmbefall (erhöhter Verbrauch)
• Blind-Loop-Syndrom (bakterielle Überwucherung)

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15
Q

Geben Sie eine kurze Definition für die Polycythaemia vera.

A

Die Polycythaemia vera gehört zu den chronischen myeloproliferativen Erkrankungen und führt wahrscheinlich aufgrund einer neoplastischen Transformation von hämatopoetischen Stammzellen zu einer Steigerung der Erythro-, Thrombo- und Granulopoese.

Es handelt sich um eine Erkrankung des höheren Alters. Wichtigste Differenzialdiagnose ist die sekundäre Polyglobulie.

Typisch sind:
• erhöhter Hämoglobingehalt (> 16 g/dl)
• erhöhter Hämatokrit (> 60 %)
• gerötete Haut („gesundes“ Aussehen = Plethora)
• niedrige BSG
• Leuko-, Erythro- und rombozytose
• zellreiches Knochenmark
• erhöhte alkalische Leukozytenphosphatase
• Basophilie
• normale arterielle Sauerstoffsättigung
• Erythropoetinspiegel nicht erhöht

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16
Q

Über welche Beschwerden klagen Patienten mit einer Polycythaemia vera? Was sind die häufigsten Komplikationen?

A
  • Durch die erhöhte Blutviskosität kommt es zu Mangeldurchblutung und thrombotischen Komplikationen.
  • Die Patienten klagen über Angina pectoris, Dyspnoe und Kopfschmerzen.
  • Myokardinfarkte, Embolien und apoplektische Insulte treten vermehrt auf.
  • Eine Rötung der Haut und der Schleimhäute, Hepatosplenomegalie und eine Hypertonie lassen sich oft finden.
  • Durch den verstärkten Zellumsatz liegt ein erhöhter Harnsäure- und Bilirubingehalt des Serums vor.
  • Typisch ist ein häufig quälender Juckreiz.
  • Zwar liegt eine Thrombozytose vor, dennoch können diese Thrombozyten in ihrer Funktion insuffizient sein, sodass Patienten auch hämorrhagische Diathesen aufweisen.
  • Schließlich geht ein Teil der Fälle mit Polycythaemia vera in eine akute myeloische Leukämie oder Osteomyelosklerose über.
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17
Q

Wie wird eine Polycythaemia vera primär therapiert? Welche Möglichkeiten gibt es zusätzlich?

A

Entscheidender Risikofaktor ist der Hämatokrit, daher sollten Patienten mit einem Hämatokrit von über 55 % wegen der genannten Komplikationen behandelt werden. Als einfache und relativ sichere Methode bietet sich ein wiederholter Aderlass (300–500ml) und unter Umständen eine gleichzeitige Hämodilution mit NaCl 0,9 % an. Zielwert ist ein Hämatokrit < 45 %. Meist wird dadurch eine Besserung der Beschwerden erreicht. Nachteilig kann sich ein entstehender Eisenmangel auswirken, der nicht ausgeglichen werden sollte, solange keine schwerwiegenden Eisenmangelsymptome auftreten. Die Thrombozytose und damit die Gefahr thrombotischer und hämorrhagischer Komplikationen werden durch eine Aderlasstherapie alleine nicht beeinflusst.

Erst bei zu hoher Aderlassfrequenz (z. B. mehr als 2×/Monat), symptomatischem Eisenmangel, symptomatischer Splenomegalie und ausgeprägter Thrombozytose mit Risikofaktoren für thrombembolische Erkrankungen sollte eine zytoreduktive Therapie eingeleitet werden. Standardtherapie ist Hydroxyurea (Litalir®). Nur bei älteren Patienten sollte Busulfan eingesetzt oder eine Therapie mit Radiophosphor (Gefahr von Zweitneoplasien und Risikoerhöhung für akute Leukämie) erwogen werden.

Der Einsatz von Thrombozytenaggregationshemmern (z.B. ASS 100mg/d) bei Thrombozytose ist nur bei Patienten mit normaler Blutungszeit und fehlender klinischer Blutungsneigung angebracht.

Wegen des hohen Zellumsatzes bei Polycythaemia vera liegt häufig eine Hyperurikämie vor. Vor allem während einer zytostatischen Behandlung steigt der Harnsäurewert aufgrund des Zellabbaus an. Zur Vermeidung eines Gichtanfalls oder einer Uratnephropathie ist die Gabe von Allopurinol indiziert.

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18
Q

Wie unterscheidet sich eine Polyglobulie von einer Polycythaemia vera?

A

Bei einer Polyglobulie liegt isoliert eine absolute Vermehrung der Erythrozyten bzw. Erhöhung des Hämatokrit vor. Dagegen sind bei einer Polyzythämie alle drei Zellreihen (Granulozyten, rombozyten, Erythrozyten) vermehrt. Dennoch gibt es Polyzythämien mit überwiegender Erythrozytose, sodass weitere Unterscheidungskriterien herangezogen werden müssen (› Tab. 4.1).

Die Differenzialdiagnose ist deshalb bedeutend, weil es sich bei der Polycythaemia vera um eine potenziell maligne Erkrankung des hämatopoetischen Systems handelt, während die Polyglobulie reaktiv durch Hypoxie oder im Rahmen einer anderen Grundkrankheit (z.B. paraneoplastisch) vorkommt. Die Therapie bzw. weitere Diagnostik sind dadurch völlig unterschiedlich.

Tab. 4.1 Differenzialdiagnose von Polyglobulie und Polycythaemia vera
Differenzialdiagnose
Polyglobulie : Polycythaemia vera
ALP normal erhöht
Leukozyten normal meist erhöht
Thrombozyten normal meist erhöht
Basophilie nein häufig
Splenomegalie nein häufig
Chromosomenanomalien nein häufig
Erythropoetin erhöht normal/erniedrigt
O2-Sättigung erniedrigt normal

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19
Q

Nennen Sie einige Ursachen, die zum Auftreten einer Polyglobulie führen können.

A

Polyglobulien, die in der Folge einer Hypoxie entstehen, können bedingt sein durch:
• Rauchen
• Sauerstoffmangel durch Aufenthalt in großen Höhen bei niedrigem Sauerstoffpartialdruck (z. B. Bergsteiger)
• Herzfehler mit Rechts-Links-Shunt
• chronisch pulmonale Erkrankungen, die zu einer verminderten O2-Sättigung des arteriellen Blutes führen
• zentral verursachte Hypoventilation (Pickwick-Syndrom)
• paraneoplastische Syndrome (z.B. bei Hypernephrom, Ovarialkarzinom, Kleinhirntumoren),
• nichtmaligne Nierenerkrankungen (z. B. Hydronephrose, Zysten, Doppelanlagen)
• Adenome endokriner Drüsen (z. B. Morbus Cushing)

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20
Q

Eine 41-jährige Frau nimmt wegen Kopfschmerzen ein Metamizolpräparat ein. Am nächsten Tag bekommt sie abends hohes Fieber, Schüttelfrost und starke Halsschmerzen.
An welche Verdachtsdiagnose denken Sie bei dieser Anamnese?

A

Aufgrund der Metamizoleinnahme, die kurz vor Auftreten des schweren Krankheitsbildes stattfand, ist eine allergische Agranulozytose wahrscheinlich. Eine allergische Agranulozytose ist nicht vorhersehbar und dosisunabhängig. Dabei sinken die Granulozyten innerhalb weniger Stunden auf Werte unter 500/μl Blut ab. Durch Zusammenbruch der Infektabwehr kommt es zu ulzerierenden Schleimhautnekrosen vor allem im Mundbereich (Angina agranulocytotica). Auch die Perianal- und Vaginalregion kann betroffen sein.

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21
Q

Wie sieht die Therapie der allergischen Agranulozytose aus?

A

Selbstverständlich müssen die verursachenden Medikamente sofort abgesetzt werden (im Zweifelsfall alle im Zeitraum von 4 Wochen vor Symptombeginn gegebenen Medikamente). Die Patienten müssen isoliert und vor Infektionen geschützt werden. Eine sorgfältige Händedesinfektion von Besuchern, ärztlichem und Pflegepersonal sollte beachtet sowie Schnitt- und Topfpflanzen aus dem Krankenzimmer entfernt werden. Bei Auftreten von Fieber muss nach Erregersicherung (Blutkulturen, Abstriche) eine breit wirksame antibiotische Therapie erfolgen.
Fieber- und Schmerzbekämpfung sollten nicht durch gebräuchliche Analgetika (weil potenzielle Agranulozytose-Auslöser) erfolgen. Zur Fieberbekämpfung werden z. B. Wadenwickel, zur Schmerzbekämpfung Opiate eingesetzt. Bei Granulozytenzahlen unter 200/μl und Fehlen granulopoetischer Vorstufen im Knochenmark ist der Einsatz des Granulozytenwachstumsfaktors G-CSF (z. B. Neupogen®) sinnvoll.
Im Allgemeinen ist die Prognose bei Beherrschung der septischen Komplikationen gut. Meist erholt sich die Granulopoese innerhalb von 10–14 Tagen nach Absetzen des auslösenden Medikaments.
Merke: Fieber- und Schmerzbekämpfung sollten nicht durch gebräuchliche Analgetika (da potenzielle Agranulozytose-Auslöser) erfolgen.

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22
Q

Wodurch sind myelodysplastische Syndrome charakterisiert und welche möglichen Ursachen kennen Sie?

A

Bei den myelodysplastischen Syndromen handelt es sich um erworbene, klonale Stammzellerkrankungen, die durch quantitative Veränderungen des peripheren Blutbildes (Mono-, Bi- oder Panzytopenie) gekennzeichnet sind, bei gleichzeitig normaler bis erhöhter Zelldichte des Knochenmarks.

Neben dysplastischen Zellatypien findet sich oft ein erhöhter Blastenanteil im Knochenmark, wobei ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer akuten myeloischen Leukämie besteht. Die Einteilung erfolgt nach morphologischen Gesichtspunkten (Anteil der Blasten in Knochenmark und Blut, Ausmaß der Dysplasien), unter Berücksichtigung zytogenetischer Aberrationen und molekularer Marker.

Die WHO-Klassifikation (2008)der myelodysplastischen Syndrome und myelodysplastisch/myeloproliferativen Neoplasien unterscheidet zwischen:
• refraktärer Zytopenie mit unilineärer Dysplasie (RCUD)
• refraktärer Anämie mit Ringsideroblasten (RARS)
• refraktärer Zytopenie mit multilineärer Dysplasie (RCMD) mit oder ohne Ringsideroblasten
• MDS mit del (5q)
• refraktärer Anämie mit Blastenvermehrung I (RAEB I)
• refraktärer Anämie mit Blastenvermehrung II (RAEB II)
• unklassifzierbarer MDS (MDSU)
• chronischer myelomonozytärer Leukämie I (CMML I)
• chronischer myelomonozytärer Leukämie II (CMML II)
• refraktärer Anämie mit Ringsideroblasten und Thrombozytose (RARS-T)

Betroffen sind vor allem ältere Patienten (medianes Alter > 70 J.), bei jüngeren Patienten ist die Entwicklung eines MDS eher selten. Je nach auslösender Ursache unterscheidet man primäre Formen (auslösende Ursachen unbekannt, 90 % der Fälle) von sekundären Formen. Letztere treten z.B. nach Chemotherapie, Strahlentherapie und insbesondere nach kombinierter Radiochemotherapie auf. Auch eine Knochenmarkschädigung durch organische Lösungsmittel (z. B. Benzol, halogenierte Kohlenwasserstoffe) kann zur Entwicklung eines MDS führen.

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23
Q

Zu Ihnen kommt eine 25-jährige Patientin, die am Vortag plötzlich Petechien an Bauch und Unterschenkeln bemerkt hat. Die Patientin berichtet, dass sie nie ernsthaft krank gewesen sei. Vor ca. 4 Wochen habe sie allerdings einen grippalen Infekt mit Husten, Schnupfen, Sinusitis und leichtem Fieber gehabt. Die Patientin fühlt sich zum Zeitpunkt der Vorstellung bei Ihnen wohl, sie hat kein Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust oder andere Symptome. Der körperliche Untersuchungsbefund ist bis auf die schon beschriebenen Petechien absolut unauffällig.
Sie machen ein Blutbild und finden folgende Parameter: Leukozyten 4.500/μl mit unauffälligem Differenzialblutbild, Hb 14,0 g/dl mit normaler Erythrozytenmorphologie, Thrombozyten 13.000/μl. Bei einer Blutbildkontrolle 2 Wochen zuvor seien die Thrombozyten noch im Normbereich (172.000/μl) gewesen.
An welche Erkrankung denken Sie?

A

Die geschilderte Symptomatik und der (wahrscheinlich virale) Infekt 4 Wochen zuvor lässt hier an eine ITP (idiopathische thrombozytopenische Purpura = Morbus Werlhof) denken. O gehen virale Infekte der Erkrankung wenige Wochen voraus. Es kommt zur Bildung von Autoantikörpern (meist IgG) gegen Thrombozyten, wodurch deren Lebensdauer im Kreislauf von ca. 7–10 Tagen unter Umständen auf Stunden verkürzt ist. Hauptabbauort der Thrombozyten ist die Milz, aber auch andere Orte des RES (z. B. die Leber) können zum Abbau der Plättchen beitragen.

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24
Q

Mit welchem spezifischen Test können Sie die Diagnose ITP sofort stellen?

A

Einen solchen Test gibt es leider nicht, die Diagnose ITP ist immer eine Ausschlussdiagnose. Es muss insbesondere nach medikamenten-induzierten (z. B. Goldsalze, Heparin, Chinidin) rombozytopenien gesucht werden. Des Weiteren sollte man auch an eine sekundäre Immunthrombozytopenie bei SLE, Lymphomen oder HIV denken. Eine Pseudothrombopenie kann durch EDTA- induzierte Plättchenverklumpung auftreten (Nachtesten im Zitratblut!).
Neben der Anamnese trägt auch das Blutbild zur Diagnosefindung bei. Hier findet sich eine Thrombozytopenie bei normaler Leukozytenzahl und normalem Differenzialblutbild. Die Knochenmarkaspiration zeigt ferner eine normale bis gesteigerte Megakaryozytenzahl und hilft , Lymphome bzw. Leukämien auszuschließen.
Merke: Der Nachweis von plättchenassoziierten Antikörpern ist zwar in vielen Fällen möglich, jedoch weder sensitiv noch spezifisch genug, um die Diagnose ITP zu beweisen.

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25
Q

Welche Behandlungsmöglichkeiten einer ITP kennen Sie?

A

In der Akuttherapie, d.h. vor allem bei Blutungszeichen, kommen in erster Linie intravenöse Immunglobuline zum Einsatz (400mg/ kg KG über 5d).

Eine weitere Möglichkeit der Primärtherapie ist die Gabe von Prednison (1–2 mg/kg KG täglich über 2 Wochen, dann langsames Ausschleichen über 6–8 Wochen) mit einer Erhaltungsdosis, die einen Thrombozytensollwert von 40.000/μl ermöglicht. Hierbei sollte man immer versuchen, unter der Cushing-Schwellendosis zu bleiben.

Unter der Cushing-Schwellendosis versteht man im Allgemeinen die Wirkungsstärke von 7,5mg Prednison oder 30–40mg (Männer) bzw. 15–30mg (Frauen) Kortisol pro Tag. Diese Dosis beschreibt die tägliche Erhaltungstherapie, die gerade noch kein Cushing-Syndrom (› Kap.7.7) auslösen soll. Diese Dosierungen sind allerdings nur grobe Richtwerte, da es erhebliche interindividuelle Unterschiede gibt. Eine absolute Untergrenze, unter der die Therapie mit Glukokortikoiden als sicher angesehen werden kann, besteht nicht.
Ultima Ratio zur Behandlung einer IPT ist die Splenektomie.

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26
Q

Bitte nennen Sie die Indikationen zur Splenektomie bei ITP.

A

Die Splenektomie wird für Patienten empfohlen, bei denen es nicht gelingt, die Steroide (Erhaltungsdosis) nach 3–6 Monaten auszuschleichen, ohne dass der Thrombozytenwert auf unter 40.000/μl fällt.

Auch Patienten mit schweren Kontraindikationen gegen Steroidtherapie (z. B. Steroidpsychose, Brittle-Diabetes = stark schwankender Blutzuckerwert) sollte die Splenektomie angeboten werden. Mit 111In- oder 51Cr-markierten Thrombozyten kann vorher die Milz als Hauptabbauort der Thrombozyten identifiziert werden. Dies erlaubt eine prognostische Aussage bzgl. des Erfolgs einer solchen Maßnahme sowie die Identifizierung einer Nebenmilz.

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27
Q

Was verstehen Sie unter einer akuten Leukämie? Wie sieht die Klinik hierbei aus?

A

Bei den Leukämien handelt es sich um eine maligne Entartung von hämatopoetischen Zellen. Durch ungehemmte Proliferation kommt es zur Verdrängung der normalen Hämatopoese. Es erfolgt eine Überschwemmung des Organismus und eine Infiltration extramedullärer Organe mit leukämischen Blasten.

Die leukämische Zellklasse ist durch eine wenig bzw. undifferenzierte Blastenpopulation gekennzeichnet. Typisch ist der sog. Hiatus leucaemicus in der Knochenmarksuntersuchung, der durch ein Fehlen der mittleren Entwicklungsstufen gekennzeichnet ist. Man unterscheidet aufgrund zytomorphologischer und zytochemischer Kriterien zwischen den akuten myeloischen Leukämien (AML) und den akuten lymphatischen Leukämien (ALL).

Bei den akuten Leukämien ist die Symptomatik durch die schnell zunehmende Knochenmarksverdrängung und Anämie bestimmt. Meist besteht anamnestisch ein nicht ausheilender Infekt mit hohem Fieber und Nachtschweiß. Durch die Abwehrschwäche kommt es zu Infektionen und Entzündungen der Haut und Schleimhäute. Häufig sind thrombozytopenisch bedingte Blutungen, die sich z.B. als Petechien oder Teerstühle äußern. Bei myelomonozytären Leukämien kann es zu einer auffallenden Gingivahyperplasie kommen. Besonders bei den lymphatischen Leukämien sind Lymphknotenschwellungen und eine Splenomegalie häufig.

28
Q

Nennen Sie bitte Unterklassen der akuten myeloischen Leukämien. Kennen Sie die „French-American-British“(FAB)-Klassifikation für die Gruppe der myeloischen Leukämien?

A

Tab. 4.2 FAB-Klassifikation der akuten myeloischen Leukämien
M1 : myeloblastische Leukämie ohne Differenzierung (Häufigkeit ≈ 20 %)
M2 : myeloblastische Leukämie mit Differenzierung: über 50 % der Zellen sind Myeloblasten und Promyelozyten (≈30 %)
M3 : Promyelozytenleukämie: die Zellen besitzen häufig Auer-Stäbchen und sind hypergranuliert (≈ 5 %)
M4 : myelomonozytäre Leukämie: der Monozytenanteil beträgt mehr als 20 % im Knochenmark (≈ 30 %)
M5 : Monozytenleukämie [differenziert und undifferenziert] (≈ 10 %)
M6 : Erythroleukämie: der Anteil der Erythroblasten liegt über 50 % (selten)
M7 : megakaryozytäre Leukämie (selten)

29
Q

Welche Phasen der Therapie bei akuten Leukämien kennen Sie? Welche prognostischen Faktoren spielen eine Rolle?

A

Die Zielsetzung bei der Therapie von akuten Leukämien ist kurativ, wobei jedoch mit zunehmendem Alter die Prognose aufgrund der schlechteren Toleranz von aggressiven Chemotherapien sowie vermehrter Infektions- und Blutungskomplikationen schlechter wird.

Weitere Prognosefaktoren sind:
• initiale Leukozytenzahl: AML → gute Prognose bei < 100.000 Leukozyten/μl, schlechte Prognose bei > 100.000/μl; ALL → gute Prognose bei initial < 30.000 Leukozyten/μl, schlechte Prognose bei > 30.000/μl
• bestimmte zytogenetische Konstellationen: z. B. Auftreten eines Philadelphia-Chromosoms bei der ALL ungünstige Prognose
• bei der ALL die Zeit bis zur ersten Remission: < 4 Wochen vs. > 4 Wochen
• Vorliegen einer initialen ZNS-Beteiligung

Die Therapie wird in zwei Phasen unterteilt. Im ersten Schritt, der Induktionstherapie, ist das Ziel das Erreichen einer Vollremission. Weitere Therapieabschnitte, die der Erhaltung der Vollremission dienen, werden als Post- remissionstherapien bezeichnet. Dazu zählen die zytostatische Konsolidierungstherapie sowie die anschließende Erhaltungstherapie. Eine weitere Therapieoption bei kurativem Ansatz ist die Knochenmarktransplantation.

30
Q

Nennen Sie bitte sowohl für die ALL als auch für AML je eine zytostatische Medikamentenkombination.

A

Die Therapie der akuten Leukosen wird in mehrere Phasen unterteilt. Man unterscheidet die Induktions-, Konsolidierungs- und Erhaltungstherapie. Ziel der Induktionstherapie ist es, eine Vollremission (CR) mittels der zytostatischen Maßnahmen zu erreichen. Das Erreichen einer CR ist Voraussetzung für ein Langzeitüberleben bzw. eine Heilung der Erkrankung.

  • Bei der ALL wird oft eine Induktionsbehandlung mit Vincristin (+ evtl. Daunorubicin) und Prednisolon angewandt. In ca. 90 % der Fälle wird hierdurch eine Vollremission erreicht.
  • Bei der AML verwendet man meist eine Kombination von Cytosin-Arabinosid und Daunorubicin als Induktionsbehandlung.

Ist eine Vollremission erreicht, müssen eine zytostatische Konsolidierungstherapie und anschließend eine Erhaltungstherapie folgen.

31
Q

Sie sprechen von Vollremission. Was versteht man darunter?

A

Eine Vollremission beinhaltet folgende Kriterien:
• vollständige Normalisierung des peripheren Blutbilds
• Reduktion des Blastenanteils im Knochenmark auf unter 5 %
• keine extramedulläre Manifestation nachweisbar
Merke: Eine Vollremission darf nicht mit einer Heilung gleichgesetzt werden, da es sich nur um eine Reduktion der Tumorzellen unter die Nachweisgrenze handelt.

32
Q

Die Knochenmarktransplantation gewinnt zunehmend an Bedeutung. Können Sie etwas dazu erzählen?

A

Für eine Knochenmarktransplantation müssen die Patienten sich in Vollremission befinden und frei von Infektionen sein. Das Vorhandensein eines histokompatiblen Spenders ist notwendig (am besten Geschwister).

Der Patient wird in eigens dafür bestimmte Zentren verlegt und muss sich einer intensiven Chemotherapie zur weiteren Reduktion der leukämischen Zellen unterziehen. Danach erfolgt eine Ganzkörperbestrahlung, durch die das erkrankte Knochenmark des Patienten zerstört wird.

Nach Infusion des Spendermarks (ca. 300 ml) hofft man auf ein „Angehen“ der Stammzellen und Ausbildung eines leistungsfähigen hämatopoetischen Systems. Am besten sind die Aussichten für eine länger dauernde Remission oder sogar Heilung, wenn die Transplantation in der ersten Vollremission nach einer zytostatischen Therapie erfolgt.

Risiken und Komplikationen sind:
• Die fremden Stammzellen des Spenders siedeln sich nicht in den Knochenmarksräumen des Patienten an („graft failure“). Der Patient ist dann praktisch ohne hämatopoetisches System.
• Die Spenderzellen erkennen die Körperzellen des Patienten als fremd und greifen sie an („graft versus host disease“).
• Systemische Infektionen treten während der aplastischen Phasen der Therapieschritte auf (besonders Zytomegalie-, Pneumocystis-carinii- und Pilzpneumonien).
• Es kommt zu einer unvollständigen Beseitigung der Leukämiezellen und somit zum Auftreten eines Rezidivs.

33
Q

Nennen Sie bitte die wichtigsten Diagnosekriterien einer chronischen myeloischen Leukämie.

A

Bei der CML (= chronische myeloische Leukämie) handelt es sich um eine maligne Entartung einer pluripotenten Stammzelle und gesteigerter Proliferation der granulopoetischen Reihe des Knochenmarks. Sie gehört zu dem Formenkreis der myeloproliferativen Erkrankungen. Es kommt zur Ausschwemmung von Vorstufen aller Reifungsgrade der Granulopoese in das periphere Blut. Folgende Befunde sind für die CML charakteristisch:
• Oft hohe Leukozytose: Die CML weist Leukozytenzahlen bis zu über 500.000/μl auf. Im Blutausstrich sind Myeloblasten, Promyelozyten, Myelozyten und reife Granulozyten zu finden. Häufig ist die Anzahl der basophilen Granulozyten vermehrt.
• Splenomegalie: Die Milz kann bis ins kleine Becken reichen. Nach einem abgelaufenen Milzinfarkt (leukämische Thrombosen) lässt sich gelegentlich ein Reibegeräusch über der Milz auskultieren.
• Nachweis des Philadelphia-Chromosoms: Es handelt sich um eine Translokation des langen Arms des Chromosoms 22 auf das Chromosom 9.
• Verminderter Index der alkalischen Leukozytenphosphatase: Im Gegensatz zu den anderen myeloproliferativen Erkrankungen ist der ALP- Index bei der CML in über 90 % der Fälle vermindert.
• Hyperplasie der Granulopoese und o auch der Megakaryopoese im Knochenmark.

34
Q

Was versteht man unter einem „Blastenschub“ bei der CML?

A

Bei den meisten Patienten kommt es nach einer längeren chronischen Phase der CML zu einer akuten krisenhaften Verschlechterung des Krankheitsbildes mit Ausschwemmung von Blasten (Anteil > 30 %) im peripheren Differenzialblutbild.

Dieser Blastenschub ähnelt im Blutausstrich und Knochenmarksbefund einer akuten Leukämie. Im Gegensatz zur chronischen Phase der CML ist der Blastenschub häufig therapieresistent (oft Versuch einer Polychemotherapie wie bei einer akuten Leukämie). Die Patienten sterben aufgrund der progredienten Knochenmarksinsuffizienz infolge von Blutungen, Anämie und Infektionen.

35
Q

Sie haben ganz richtig bemerkt, dass die CML zu den myeloproliferativen Erkrankungen gezählt wird. Welche anderen Krankheiten gehören dazu?

A

Bei den myeloproliferativen Erkrankungen handelt es sich um eine Gruppe von Krankheiten, bei denen die drei blutbildenden Systeme des Knochenmarks (Erythro-, Granulo-, Megakaryopoese) einzeln oder kombiniert betroffen sind. Ursache ist ein Defekt einer pluripotenten Knochenmarkstammzelle mit klonaler Proliferation aller Zellreihen, die von dieser Zelle abstammen.

Neben der CML zählen zu den chronisch-myeloproliferativen Erkrankungen:
• Polycythaemia vera (PVR)
• Osteomyelofibrose (OMF)
• primäre (essenzielle) Thrombozythämie (ET)

36
Q

Die CLL (= chronisch lymphatische Leukämie) gehört zu den NHL (= Non-Hodgkin- Lymphome) mit niedrigem Malignitätsgrad. Erklären Sie bitte bei dieser Erkrankung die grundlegenden Therapieprinzipien. Kennen Sie die Einteilung nach Binet?

A

Die CLL ist eine maligne Erkrankung des lymphatischen Systems, die sich durch eine ausgeprägte Lymphozytose, im weiteren Verlauf oft auch durch Lymphknotenvergrößerung, Splenomegalie und Verdrängung der Hämatopoese bei ausgeprägter Infiltration des Knochenmarks auszeichnet.

Sie ist in der Regel eine Erkrankung des höheren Alters mit (durch ihren oft langsamen Verlauf) relativ guter Prognose. Der Therapieansatz ist in der Regel palliativ. Dies ist auch der Grund, dass unabhängig von der Höhe der Lymphozytose die Indikation zur Therapie sehr zurückhaltend gestellt wird.

therapiert werden sollte bei:
• zunehmender Verdrängung der normalen Blutbildung (Hb < 10 g/dl, Thrombozyten < 100.000/μl)
• Auftreten von B-Symptomen
• gehäuften Infekten bei AK-Mangelsyndrom
• Auftreten einer autoimmunhämolytischen Anämie (AIHA)
• symptomatischer Splenomegalie
• symptomatischer „bulky disease“ (= einzelner Lymphknoten oder Lymphknotenkonglomerat mit maximal 10 cm Durchmesser)
• rascher Lymphozytenverdopplungszeit oder isolierter Leukozytose 300.000/μl

Als Primärtherapie wird in den meisten Fällen eine Kombination aus Chlorambucil (Leukeran®) und Prednison (sog. Knospe-Schema) eingesetzt. Als prophylaktische Maßnahme bei rezidivierenden Infekten und Hypogammaglobulinämie ist die Gabe von hoch dosierten γ-Globulinen (10 g alle 3–4 Wochen) sinnvoll.

Für die in Europa gebräuchliche Stadieneinteilung nach Binet sind lediglich eine körperliche Untersuchung sowie eine Blutbildanalyse erforderlich (› Tab. 4.3).
Tab. 4.3 Stadieneinteilung nach Binet
Stadium : Definition
Medianes Überleben
A : Hb > 10g/dl, TZ >100 G/l, < 3 vergrößerte LK-Regionen
> 10 Jahre
B
Hb > 10g/dl, TZ >100 G/l, ≥ 3 vergrößerte LK-Regionen
5 Jahre
C
Hb ≤ 10 g/dl, TZ <100 G/l
2–3 Jahre
Hb = Hämoglobin; TZ = Thrombozyten; LK = Lymphknoten
Zu den LK-Regionen zählen zervikale, axilläre, inguinale LK-Vergrößerungen unilateral oder bilateral sowie Leber- und Milzvergrößerungen.

37
Q

Bei welchen zu den Non-Hodgkin-Lymphomen gehörenden Erkrankungen findet sich als Kennzeichen eine tartratresistente saure Phosphatase?

A

Es handelt sich um die Haarzellenleukämie mit den typischen mononukleären Zellen und haarförmigen Zytoplasmaausläufern. Auffallend sind weiterhin eine ausgeprägte Splenomegalie (Gefahr der Milzruptur) und eine Panzytopenie. Durch den langsamen Verlauf ist die Prognose relativ günstig. Komplikationen sind Infektionen und hämorrhagische Diathesen. Als vielversprechende Therapie galt in den letzten Jahren die Anwendung von α-Interferon, mittlerweile haben sich sog. Purinanaloga, z.B. 2-CDA (2-Chlordeoxyadenosin), als wirksamer erwiesen.

38
Q

Was versteht man unter der sog. B-Symptomatik bei den Hodgkin- bzw. bei den Non-Hodgkin-Lymphomen?

A

Unter B-Symptomatik (A = ohne Allgemeinerscheinungen) versteht man bei einem malignen Lymphom das Vorliegen von Allgemeinsymptomen. Dazu gehören:
• Nachtschweiß und/oder
• Fieber ohne Infektion über 38 °C und/oder
• Gewichtsabnahme um mehr als 10 % in den letzten 6 Monaten

39
Q

Welche histopathologischen Merkmale führen zur Diagnose eines Morbus Hodgkin?

A

Beim Morbus Hodgkin (= Lymphogranulomatose, Hodgkin- Lymphom) handelt es sich um eine Erkrankung aus der Gruppe der malignen Lymphome. Histopathologisch erkennt man granulomatöses Gewebe, das Lymphozyten, Histiozyten, einkernige sog. Hodgkin-Zellen und vielkernige Sternberg-Riesenzellen enthält. Der Nachweis von Sternberg-Riesenzellen ist beweisend für einen Morbus Hodgkin.
Man unterscheidet nach dem histologischen Bild vier Formen (› Tab. 4.4). Diese Unterscheidung stellt jedoch keinen Prognosefaktor mehr dar.
Tab. 4.4 Histologische Subtypen des klassischen Morbus Hodgkin
lymphozytenreiche Form 3%
nodulär-sklerosierende Form 35%
Mischform 50%
lymphozytenarme Form 12%

40
Q

Beschreiben Sie die Klinik eines Patienten mit Morbus Hodgkin.

A

Die zervikale, nicht schmerzhafte Lymphknotenvergrößerung ist bei den meisten Patienten der primäre Hauptmanifestationsort des Morbus Hodgkin.

Diese oft verbackenen und indurierten Lymphknotenschwellungen führen den Patienten in ärztliche Behandlung. Erst bei weiterem Fortschreiten der Erkrankung kommen Allgemeinsymptome wie Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsverlust (B-Symptomatik) hinzu.

Weiterhin werden Juckreiz, Leistungsknick und manchmal Schmerzen in den befallenen Lymphknoten nach Alkoholgenuss angegeben.

41
Q

In welche Stadien wird die Lymphogranulomatose eingeteilt?

A

Da der Morbus Hodgkin bei den meisten Patienten einen relativ uniformen Verlauf vom lokalisierten bis zum generalisierten Befall zeigt, hat sich folgende Stadieneinteilung (nach dem Hodgkin Disease Staging Classification Committee in Ann Arbor) bewährt ( › Tab. 4.5).
Die genaue Stadieneinteilung der Lymphogranulomatose bildet die Grundlage zur Therapieplanung. Die Strahlentherapie hat Vorrang in den Stadien I und II ohne Risikofaktoren. Eine kombinierte Chemo- und Strahlentherapie wird in den Stadien I und II mit Risikofaktoren sowie im Stadium III A eingesetzt. Patienten mit Stadium III B und IV erhalten eine Polychemotherapie (+/– additive Strahlentherapie).
Tab. 4.5 Stadieneinteilung des Morbus Hodgkin; an das jeweilige Stadium wird der Buchstabe A = ohne Allgemeinsymptome bzw. B = mit Allgemeinsymptomen angehängt.
Stadium Definition
I
Befall einer LK-Region oder einer einzelnen extralymphatischen Region
II
Befall von zwei oder mehreren LK-Regionen auf der gleichen Seite des Zwerchfells oder extranodaler Befall, von einer oder mehreren LK-Regionen ausgehend, auf der gleichen Seite des Zwerchfells
III
Befall von LK-Regionen beidseits des Zwerchfells. Milzbeteiligung = IIIs III1A: Milz, zöliakale und portale LK befallen
III2A: paraaortale, iliakale, mesenteriale und inguinale LK befallen
IIIE: extralymphatischer Befall beidseits des Zwerchfells
IV
disseminierter Befall eines oder mehrerer Organsysteme mit oder ohne gleich- zeitigen LK-Befall, z. B. L = Lunge, M = Knochenmark, O = Skelett, D = Haut.
LK = Lymphknoten

42
Q

Welche Untersuchungsmethoden werden zur genauen Stadieneinteilung („Staging“) verwandt?

A

Nach histologischer Sicherung des Morbus Hodgkin stehen die ausführliche Anamneseerhebung (Frage nach B-Symptomen!) und die klinische Untersuchung (Lymphknotenstatus!) am Anfang der Stadienfestlegung. Weiterhin werden folgende Untersuchungen durchgeführt:
• Röntgen-Thorax in zwei Ebenen
• Abdomen-Sonografie
• CT von Hals, Thorax, Abdomen
• Knochenmarkuntersuchung
• Skelettszintigrafie bei entsprechender Symptomatik
• Leberbiopsie bei klinischem Verdacht auf Befall
Falls eine alleinige Strahlentherapie geplant ist:
• bipedale Lymphografie (bei negativem CT/MRT)
• evtl. explorative Laparotomie mit Splenektomie: Die Laparotomie sollte nur dann durchgeführt werden, wenn nicht schon durch die obigen technischen Verfahren ein Stadium III oder IV (z. B. durch nachgewiesenen Knochenmarksbefall) diagnostiziert wurde. Neben der hohen Sensitivität und Spezifität der Untersuchung müssen jedoch auch die perioperative Morbidität und Mortalität bedacht werden.

43
Q

Kennen Sie prognostische Faktoren (Risikofaktoren für einen ungünstigen Therapieverlauf) bei Morbus Hodgkin? Welche Patienten haben ein höheres Risiko, einen Relaps nach Primärtherapie zu erleiden?

A

Das initiale Stadium und das Vorliegen einer hohen Tumorlast („bulky disease“) bzw. Befall von mehr als zwei Lymphknotenregionen scheinen die wichtigsten Prognosefaktoren zu sein.
Weitere Risikofaktoren sind:
• B-Symptomatik
• extranodaler Befall (E-Stadium)
• hohe BSG (A-Stadium: > 50 mm/h, B-Stadium: > 30 mm/h)
• hohe LDH
• männliches Geschlecht
• hohes Alter
• großer Mediastinaltumor (> 1⁄3 des maximalen Thoraxdurchmessers bei Röntgen-Thorax im Stehen)

44
Q

Kennen Sie ein bekanntes Chemotherapie-Schema für die Lymphogranulomatouse ?

A

Die Therapie sollte nach Möglichkeit im Rahmen von Studien erfolgen (in Deutschland vor allem Studienprotokolle der Deutschen Hodgkin- Studiengruppe).
Ein bekanntes Schema im Rahmen der Therapiestudien der Lymphogranulomatose ist das ABVD-Schema (› Tab. 4.6).

Durch die Chemotherapie werden auch in fortgeschrittenen Fällen noch Remissionsraten bis zu 80 % erzielt. Bei einem Rezidiv nach initialer Chemo- oder kombinierter Chemo-/Strahlentherapie über 1 Jahr nach Therapieende können auch diese Patienten in über 80 % der Fälle mit einer zweiten kompletten Remission mit oben genannten erapieprotokollen rechnen. Problematischer ist die Situation bei Chemotherapieversagern oder bei einer Remissionsdauer von weniger als 12 Monaten. In diesen prognostisch eher ungünstigen Situationen kommen in letzter Zeit vermehrt Hochdosischemotherapien mit autologer Stammzelltransplantation zum Einsatz.
Tab. 4.6 Chemotherapie-Schema der Lymphogranulomatose
Präparat Dosierung (mg/m2/d) Verabreichungsform
Zeitpunkt
A = Adriamycin , 25 i. v. Tag 1+15
B = Bleomycin 10 i. v. Tag 1+15
V = Vinblastin 6 i. v. Tag 1+15
D = Dacarbazin 375 i. v. Tag 1+15

Im Rahmen der HD15-Studie der GHSG konnte gezeigt werden, dass 6 Zyklen (BEACOPP eskaliert) weniger toxisch und effektiver sind als der zuvor geltende Standard mit 8 Zyklen. Das Therapieregime ABVD ist sowohl hinsichtlich der Tumorkontrolle als auch des Gesamtüberlebens schlechter als BEACOPPeskaliert.

45
Q

Es kommt ein 65-jähriger Patient in Ihre Praxis. Er klagt über Müdigkeit und Abgeschlagenheit, ständige Erkältungen und neu aufgetretene starke Rückenschmerzen. Bei der Blutuntersuchung lassen Sie auch eine Elektrophorese anfertigen und erhalten folgenden Befund (› Abb. 4.2).
Um welche Diagnose könnte es sich handeln? Kennen Sie dafür einen Eigennamen?

A

Die Elektrophorese zeigt eine deutliche monoklonale Vermehrung der Gammaglobuline (M-Gradient). Das könnte für ein Plasmozytom sprechen, das auch Morbus Kahler oder multiples Myelom genannt wird. Es liegt dabei eine maligne Entartung eines plasmazellulären B-Zell-Klons vor mit Infiltration anderer Organsysteme (z. B. Skelett). Kennzeichnend ist die exzessive Produktion eines monoklonalen Immunglobulins bzw. eines Immunglobulinteils. Beim weniger malignen Morbus Waldenström handelt es sich um eine monoklonale IgM-Vermehrung.

46
Q

Wie erklären sich die von dem geschilderten Patienten geklagten Symptome?

A

Die Müdigkeit und Abgeschlagenheit weisen auf eine oft bestehende Anämie hin, ständige Erkältungen sind durch die Störung des Immunsystems bei dieser Erkrankung bedingt, und die Rückenschmerzen rühren wahrscheinlich von di user Osteoporose oder Osteolysen her, die sich typischerweise bei dieser Erkrankung im Becken, in der Wirbelsäule, in den Rippen oder im Schädel (sog. Schrotschuss- bzw. Lochschädel) finden.

47
Q

Diese Zusammenhänge haben Sie gut geschildert. Kennen Sie noch weitere Lokalisationen und Symptome?

A

Neben dem meist generalisierten Knochenmarksbefall kann das Plasmozytom auch lokalisiert extramedullär auftreten. Bevorzugte Stellen hierfür sind:
• Nasopharynx
• Lunge
• Gastrointestinaltrakt
Neben den durch den Befall der Wirbelsäule hervorgerufenen Rückenschmerzen treten häufig pathologische Frakturen, Anämiezeichen und bei sekundären Immundefekten eine erhöhte Infektanfälligkeit auf, seltener Zeichen einer Niereninsuffizienz, einer Hyperkalzämie oder eines Hyperviskositätssyndroms.
Bei Patienten ohne Symptome können eine starke Erhöhung der BSG (Sturzsenkung), eine Anämie oder ein M-Gradient in der Serum-Elektrophorese auf ein multiples Myelom hinweisen.

48
Q

Multiples Myelom

Welches sind die Hauptdiagnosekriterien?

A

Die Diagnose basiert auf folgenden Kriterien, von denen mindestens zwei erfüllt sein sollten:
• Nachweis monoklonaler Immunglobuline im Serum oder Urin
• Nachweis von Osteolysen (z. B. „Schrotschuss-“ oder „Lochschädel“)
• Nachweis eines wesentlich erhöhten (> 30 %) Plasmazellgehalts des Knochenmarks

49
Q

Was sind „Bence-Jones“-Proteine?

A

Jedes komplette Immunglobulin besteht aus zwei leichten (L-Ketten) Proteinen und zwei schweren (H-Ketten) Proteinen, die durch Disulfidbrücken miteinander verbunden sind. Bei ca. 15% der Plasmozytome liegt eine exzessive Bildung dieser leichten L-Ketten (= Bence-Jones-Proteine) vor. Entscheidend ist, dass diese Proteine nierengängig sind und in der Serumelektrophorese keine typische Immunglobulin-Zacke zeigen.
Qualitativ werden Bence-Jones-Proteine im angesäuerten Urin durch Erhitzen auf ca. 50 °C nachgewiesen, da sie bei dieser Temperatur sichtbar ausfallen. Bei weiterer Erhitzung gehen sie wieder in Lösung.
Der quantitative Nachweis erfolgt durch die Urinelektrophorese. Somit sind bei Plasmozytomverdacht stets Urin und Serum getrennt immunelektrophoretisch zu untersuchen. Eine Komplikation beim Plasmozytom ist die sog. Myelomniere aufgrund der Schädigung der Nierentubuli.

50
Q

Beim Plasmozytom kommt es sehr häufig zu einer Hyperkalzämie. Wodurch entsteht diese Hyperkalzämie und wie würden Sie sie behandeln?

A

Zu einer Hyperkalzämie kommt es durch die ossäre Infiltration mit Osteolyse, hierbei wird die Bildung eines Osteoklasten aktivierenden Faktors diskutiert.

Symptome sind Polyurie, Exsikkose, herabgesetzte muskuläre Erregbarkeit und neurologische Ausfälle bis hin zum Koma. Im EKG zeigt sich eine Verkürzung des QT-Intervalls, die T-Welle wird breit und konvexbogig. Es kommt u. U. zu bradykarden Rhythmusstörungen. Die Toxizität von Digitalis ist erhöht!

Therapeutisch ist eine großzügige Flüssigkeitssubstitution (Defizit oft mehrere Liter) notwendig. Bei adäquater Hydrierung kann auch eine forcierte Diurese mit Furosemid i.v. (Kontrolle des Wasser- und Elektrolythaushalts, ggf. ZVK) erfolgen. Weiterhin werden bei bedrohlicher Hyperkalzämie Bisphosphonate (z. B. Pamidronat = Aredia®) oder Kalzitonin verabreicht. Glukokortikoide (z. B. Prednisolon 100 mg/d) hemmen die Proliferation von Plasmozytomzellen und die Vitamin-D3-Synthese.

51
Q

Eine effektive Blutstillung verlangt das Ineinandergreifen von verschiedenen physiologischen Vorgängen. Können Sie uns hierzu einen groben Überblick geben?

A

Die Blutstillung erfordert das Zusammenspiel folgender drei Teilbereiche des Gerinnungssystems

  • Vaskuläre Vorgänge: Im Rahmen einer Gefäßverletzung kommt es zur Vasokonstriktion und damit zum Sistieren des Blutverlustes. Diese Konstriktion ist wahrscheinlich re exbedingt und abhängig vom Vorhandensein einer ausreichenden Gefäßmuskulatur. Venöse Gefäße besitzen die Fähigkeit zur Konstriktion nur eingeschränkt.
  • Thrombozytäre Vorgänge: Die Freilegung von Kollagen (+ ADP = Adenosindiphosphat) und anderen Zellstrukturen nach einer Gefäß- bzw. Gewebeverletzung führt zu einer Adhäsion und Aggregation von Thrombozyten, die als vorläufiger „Zellpfropf“ die Verletzungsstelle abzudichten versuchen. Thrombozyten bilden weiterhin Thromboxan A2, ein Prostaglandinderivat, das zusätzlich aggregationsfördernd und vasokonstriktorisch wirkt. Außerdem wird der sog. Plättchenfaktor freigesetzt, wodurch plasmatische Gerinnungsfaktoren aktiviert werden.
  • Plasmatische Faktoren: Das plasmatische Gerinnungssystem wird durch sog. Gewebsthromboplastin (exogener Schenkel) bzw. Plättchenfaktor (endogener Schenkel) in Gang gesetzt und führt nach einer komplexen Aktivierungskaskade verschiedener Faktoren schließlich zur Bildung des Prothrombinkomplexes. Ab hier verlaufen beide Systeme gemeinsam und führen zur Bildung des endgültigen Fibrinthrombus und zu einer dauerhaften Abdichtung.
52
Q

Wie messen Sie die Blutungszeit?

A

Die Zeitdauer zwischen Beginn der Blutung aus einer frischen kleinen Stichwunde bis zum vollständigen Sistieren heißt Blutungszeit.
Dazu wird mit einer Lanzette eine Stichwunde an der Fingerbeere oder am Ohrläppchen gesetzt und die austretenden Blutstropfen werden mit Filterpapier alle 15 s abgetupft . Die Blutungszeit beträgt normal 2–4 min. Sie ist bei Störungen der Thrombozytenzahl und -funktion erhöht (z.B. Von-Wille- brand-Jürgens-Syndrom).

53
Q

Beschreiben Sie die Klinik und den Blutungstyp bei einer Hämophilie A. Wie verhält sich hier die von Ihnen bereits beschriebene Blutunungszeit ?

A

Bei der Hämophilie A handelt es sich um eine X-chromosomal rezessiv vererbte hämorrhagische Diathese, die durch Verminderung der Funktion oder Fehlen des plasmatischen Gerinnungsfaktors VIII gekennzeichnet ist. Dadurch wird der endogene Schenkel der plasmatischen Gerinnung empfindlich beeinträchtigt.

Je nach dem Grad der noch vorhandenen Restaktivität des Faktors (< 5 % Spontanblutungen; 50 % verstärkte Blutungstendenz nur bei großen Traumen, z. B. Operationen) kommt es zum Auftreten einer geringen oder ausgeprägten klinischen Symptomatik.

Typisch sind nach normaler primärer Blutstillung anhaltende und flächenhafte Nachblutungen, da sich kein funktionsfähiger Thrombus bilden kann.
Bei ausgeprägter Hämophilie kommen vor allem Gelenk- und Muskelblutungen vor, die zu Arthropathien und Kontrakturen führen. Die Blutungszeit, die hauptsächlich von den Thrombozyten abhängt, ist bei der Hämophilie häufig normal.

54
Q

Welche Gerinnungsfaktoren sind von Vitamin K abhängig? Wodurch können Mangelzustände auftreten? Wie wird eine Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten überprüft?

A

Das fettlösliche Vitamin K wird von der Leber zur Bildung der Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X benötigt. Mangelzustände können durch eine lang anhaltende Antibiotikatherapie auftreten, da Vitamin K von der Darm ora synthetisiert werden kann. Weiterhin sind Malabsorption, Verschlussikterus (Beeinträchtigung der Resorption des fettlöslichen Vitamins) und iatrogene Hemmung (Cumarin-Derivate) für Mangelzustände verantwortlich.
Eine Antikoagulanzientherapie mit Cumarin-Derivaten wird anhand des Quick-Werts, der besonders den exogenen Schenkel des plasmatischen Gerinnungssystems prüft , überwacht. Allein der Quick-Test zeigt indirekt eine Verminderung des Vitamin-K-abhängigen Faktors VII an. Therapeutisch ist je nach Indikation ein Quick-Wert von 35–25 % anzustreben, da hier das Risiko einer Blutung im Verhältnis zum Nutzen der Antikoagulation tragbar ist.
Bei Blutungen wegen Abfall des Quick-Werts (z.B. deutlich unter 15%) wird als Antidot Vitamin K (5–10 mg i. v.) verabreicht.
Ein Effekt ist aufgrund der Synthesedauer der Proteine in der Leber erst nach 24 h zu erwarten. Bei Noteingriffen oder nach Traumen wird daher parenteral Faktorenkonzentrat (= Prothrombinkomplex) verabreicht.

55
Q

In letzter Zeit wird bei der Überwachung einer Therapie mit Cumarin-Derivaten statt des Quick-Werts vermehrt die sog. INR bestimmt. Was versteht man hierunter?

A

Da bei der Bestimmung der Thromboplastinzeit (Quick-Wert) die verschiedenen Thromboplastine zwischen einzelnen Laboratorien nicht vergleichbar sind und verschiedene Messtechniken eingesetzt werden, wurde von der WHO eine Kalibrierung der Thromboplastine erarbeitet. Die INR (= International Normalized Ratio) ermöglicht, einen einheitlichen therapeutischen Bereich für alle Reagenzien-/Gerätekombinationen anzugeben. Der therapeutische Bereich bei der oralen Antikoagulation liegt je nach Indikation zwischen 2,0 und 4,5 INR (› Tab. 4.7).
Tab. 4.7 Therapeutische INR-Bereiche
Indikation
INR
• Therapie tiefer Venenthrombose, Lungenembolie, TIA
• rezidivierende tiefe Venenthrombosen, Lungenembolien
• Myokardinfarkt, wenn erhöhtes Risiko für thromboembolische Ereignisse besteht
• Vorhofflimmern 2,0–3,0
• Herzklappenersatz, mechanisch 2,0–3,5

56
Q

Ein Patient mit akuter nekrotisierender Pankreatitis kommt in einen Schockzustand, der durch schwere Schleimhautblutungen, Hämatome und Petechien gekennzeichnet ist.
Mich interessiert nun nicht die Pankreatitis als solche, sondern der Zustand des Gerinnungssystems. Was, glauben Sie, ist geschehen?

A

Offensichtlich liegt bei dem Patienten eine Verbrauchskoagulopathie vor. Durch die nekrotisierende Pankreatitis sind wahrscheinlich große Mengen gerinnungsaktiver Substanzen (Gewebethrombokinase) in das Gefäßsystem gelangt, die zu einer Aktivierung des Gerinnungssystems und zum Verbrauch von Gerinnungsfaktoren und Thrombozyten geführt haben. Durch die gleichzeitige übermäßige Stimulierung der Fibrinolyse wird der Abbau von Gerinnungsfaktoren gefördert und die Blutungsgefahr verstärkt.
Typisch für die Verbrauchskoagulopathie sind Petechien und Einblutungen in innere Organe. Weiterhin schlagen sich die bei der Gerinnung entstandenen Mikroaggregate in den Kapillargebieten vieler Organe nieder und thrombosieren sie. Diese Mikrozirkulationsstörungen mit nachfolgender Organschädigung führen selbst bei erfolgreicher Behandlung der Gerinnungsstörung zu den gefürchteten Komplikationen wie Schocklunge und Schockniere.

57
Q

Mit welchen Laborparametern können Sie die Diagnose einer Verbrauchskoagulopathie sichern?

A

Der Nachweis des Verbrauchs von Gerinnungsfaktoren bzw. der verstärkten Hyperfibrinolyse sichert die Verdachtsdiagnose. Im Einzelnen zeigen sich folgende Parameter:
• starke Verminderung der Thrombozytenzahl
• starke Verminderung des Fibrinogens (= Faktor I)
• Abfall der Faktoren V, VIII und XIII
• Quick-Wert erniedrigt und PTT deutlich verlängert (PTT-Norm < 40 s) • Nachweis einer stark erhöhten Konzentration von Fibrinspaltprodukten
(D-Dimere = erhöhte Fibrinolyseaktivität)
• Nachweis von Fibrinmonomeren und -dimeren
• im Blutausstrich sog. Fragmentozyten

58
Q

Wie therapieren Sie eine Verbrauchskoagulopathie?

A

Absoluten Vorrang hat die kausale Behandlung der zugrunde liegenden Krankheit!
Der Einsatz von Heparin (15.000 IE/24 h) unterbricht häufig die Verbrauchskoagulopathie nicht und kann eher zu einer erhöhten Blutungsneigung führen, wird jedoch prophylaktisch für die Initialphase einer DIC oft empfohlen.
Auf keinen Fall sollte Heparin bei einer manifesten DIC eingesetzt werden. Hier sollte AT III oder Frischplasma infundiert werden. Dabei bergen sie fatalerweise das Risiko einer Verstärkung der Verbrauchskoagulopathie.

59
Q

Beschreiben Sie bitte die einzelnen Komponenten der Ein- und Ausfuhr in der Wasserbilanz eines gesunden erwachsenen Mannes.

A
Eine Bilanz wird in Ein- und Ausfuhr unterteilt und sollte ausgeglichen sein. Bei einem gesunden Erwachsenen setzt sich die Flüssigkeitsbilanz wie in › Tab. 4.8 aufgeführt zusammen.
Tab. 4.8 Wasserbilanz eines gesunden Erwachsenen
Einfuhr
Trinkmenge: ca. 1.200 ml 
Wasser in fester Nahrung: ca. 300 ml
Oxidationswasser, entstanden durch biochemische Verbrennungsvorgänge bei der Nahrungsmetabolisierung:
 ca. 800 ml
Summe: ca. 2.300 ml
Ausfuhr
Urinproduktion: ca. 1.400 ml
Perspiratio insensibilis:  ca. 800 ml
Wasserverlust durch Stuhl: ca. 100 ml
Summe: ca. 2.300 ml
60
Q

In welchem Bereich sollte die Serum-Kaliumkonzentration liegen? An welchem Organ zeigen sich schnell Symptome einer Hyperkaliämie? Nennen Sie Ursachen für eine Hyperkaliämie.

A

Der Normbereich der Serumkaliumkonzentration liegt zwischen 3,6–5,4 mval/l.
Das Herz reagiert sehr empfindlich auf Verschiebungen des extrazellulären Kaliumgehalts. So können Rhythmusstörungen aller Art auftreten. Typische EKG-Zeichen einer Hyperkaliämie sind z.B. hohe, spitze T-Wellen, QRS-Verbreiterung und AV-Blockierungen.
Eine Hyperkaliämie kann folgende Ursachen haben:
• Azidose: Durch Austausch intrazellulärer K+-Ionen mit extrazellulären H+-Ionen kommt es bei Vorliegen einer Azidose zu einer Hyperkaliämie. Durch den umgekehrten Mechanismus kann nach iatrogener Korrektur der Azidose, z. B. nach Insulin- und Natriumbikarbonat-Gabe beim diabetischen Koma, eine bedrohliche Hypokaliämie entstehen. Daher muss bei Azidose stets auch der Kaliumwert mehrfach kontrolliert werden.
• Verminderung der Kaliumausscheidung durch eine Niereninsu zienz: Bei niereninsuffizienten Patienten ist die Hyperkaliämie eine der häufigsten und bedrohlichsten Komplikationen.
• ausgedehnte Zellzerstörungen und kataboler Stoffwechsel, z.B. Verbrennungen, große Quetschungen, Hämolyse, massive Tumorlyse, Hungerdystrophie intrazelluläres Kalium wird freigesetzt
• endokrine Störungen wie der Morbus Addison: Hier erfolgt aufgrund des Aldosteronmangels ein verstärkter Natriumverlust in Verbindung mit einer ungenügenden Kaliumausscheidung.

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Q

Wie therapieren Sie eine bedrohliche Hyperkaliämie?

A

Je nach Höhe der Kaliumkonzentration bieten sich folgende Therapiemöglichkeiten an:
• Absetzen von Medikamenten, die eine Hyperkaliämie verursachen können, wie z. B. Aldosteronantagonisten; keine Aufnahme kaliumreicher
Nahrung, z. B. Obst (Bananen)
• Durch Kationenaustauscher (Resonium®) Bindung von Kalium: Es handelt sich um ein Kunstharz, das oral oder als Klistier zugeführt wird und
im Dickdarm Kaliumionen bindet.
• GlukoseundInsulin(z.B. 200ml einer 40-prozentigen Glukoselösung mit 40 IE Altinsulin): Durch die intrazelluläre Verlagerung von Glukose mittels Insulin findet gleichzeitig eine gleichgerichtete Verschiebung des Kaliums statt.
• Ausgleich einer eventuellen Azidose (s. vorherige Frage)
• Steigerung der Urinausscheidung durch Schleifendiuretika (z. B. Lasix®)
• Bei Kaliumwerten über 7 mval/l besteht Lebensgefahr. Es muss deshalb unverzüglich eine Hämo- oder Peritonealdialyse erfolgen.

62
Q

Welche Laborparameter beschreiben den Säure-Basen-Haushalt? Können Sie eine Berechnungshilfe zum Ausgleich einer schweren metabolischen Azidose geben?

A

Der Säure-Basen-Haushalt wird durch folgende drei Parameter ausreichend beschrieben:
• pH-Wert (Normalbereich: 7,36–7,44)
• pCO2 im Blut (Normbereich: ca. 40 mmHg)
• Standardbikarbonat (Norm:24mmol/l)

Je nach Verschiebung dieser drei Werte lässt sich zwischen respiratorischer und metabolischer Azidose bzw. Alkalose differenzieren.
Eine für die Therapie praktische Größe ist der base excess (BE). Er entspricht derjenigen Menge an Puffersubstanz, die einer Blutprobe zugeführt werden muss, um einen pH von 7,4 zu erreichen. Der normale BE beträgt daher 0, jedoch muss immer der pH-Wert mitberücksichtigt werden. Grundlage der Therapie sollte die Beseitigung der zur Azidose führenden Ursache sein. Ist dennoch akut eine Therapie nötig, kann die Menge an zugeführter Puffersubstanz nach folgender Formel schnell berechnet werden:
Negativer BE × 0, 3 × Körpergewicht = mmol Puffersubstanz.
Merke: Meist wird als Puffersubstanz 8,4 % Natriumbikarbonat-Lösung verwendet, da hier 1 ml = 1 mmol entspricht.

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Q

Ein gesunder Junge will in einem See vor seinen Freunden einen Tauchrekord aufstellen. Bevor er lostaucht, atmet er ca. 45 s lang mehrmals sehr tief und schnell durch. Er taucht los und wird 1 Stunde später ertrunken am Ufer gefunden. Es liegen keine Verletzungen vor.
Können Sie sich vorstellen, was wahrscheinlich geschehen ist?

A

Durch die Hyperventilation mit gesteigerter CO2-Abatmung kam es bei dem Jungen wahrscheinlich zu einer respiratorischen Alkalose.
Wegen des resultierenden relativen Mangels an H+-Ionen liegt im Serum eine größere Menge negativ geladener Proteine vor, die temporär Kalziumionen binden und so zu einer Verminderung der freien Kalziumfraktion im Blut führen. Weiterhin besteht durch den niedrigen pCO2 ein verminderter Atemantrieb bei durch das Tauchen bedingter Hypoxie. Dies kann eine Tetanie und Bewusstlosigkeit bewirken, durch die der Junge ertrunken ist.
Normalerweise limitiert sich die Bewusstlosigkeit nach Normalisierung des pH schnell selbst.
Bei einer respiratorisch verursachten Tetanie genügt therapeutisch eine Verstärkung der Rückatmung (Stichwort: „Plastiktüte“) oder beruhigendes Einreden bzw. leichte Sedierung, um die Hyperventilation zu beenden. Eine intravenöse Gabe von Kalzium ist nicht indiziert.

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Q

Was sind Ursachen einer Dehydratation?

A

Man unterscheidet je nach begleitender Osmolalitätsstörung isotone, hypotone und hypertone Dehydratation. Ursachen:
• gastrointestinale Verluste (z. B. Erbrechen, Diarrhö, Fistel)
• renale Verluste (z. B. Diuretika-Therapie, Morbus Addison)
• Verluste in den dritten Raum (z. B. Ileus, Pankreatitis)
• Verluste über Haut (z. B. Schwitzen, Verbrennungen)
• unzureichende Zufuhr von Flüssigkeit (bes. gefährdet Säuglinge, alte Menschen)

65
Q

Wie therapieren Sie eine ausgeprägte Dehydratation im Rahmen einer übermäßigen Anstrengung im Sommer mit Kreislaufproblemen nach Marathon-Lauf?

A

Ziel ist die Wiederherstellung eines ausreichenden intravasalen Volumens. Dies ist u.a. für die Kreislaufregulation entscheidend. Gegeben werden isotone kristalline Lösungen (z. B. 0,9 % NaCl, Ringer etc.), bis sich die Kreislaufsituation stabilisiert (Puls- und Blutdrucknormalisierung).
Merke: Sogenannte Plasmaexpander sind bei Exsikkose zu vermeiden, da es zu einer Verschiebung der Flüssigkeit vom extravasalen in den intravasalen Raum kommt.