Chirurgie Fälle 41-60 Flashcards
Fall 41 Refluxösophagitis
Nennen Sie die Einteilung der Ösophagitisnach Savary und Miller!
Einteilung der Refluxösophagitis nach Savary und Miller
Grad I : einzelne Erosionen
Grad II : longitudinal konfluierende Erosionen
Grad III : Erosionen, die die gesamte Zirkumferenz des Ösophagus einnehmen
Grad IV : Fibrinbeläge, Strikturen und narbige Stenosen, Zylinderepithelmetaplasie (Barrett-Syndrom oder Endobrachyösophagus)
Refluxösophagitis
Beschreiben Sie die Ätiologie!
Primär: aufgrund einer Verschlussinsuffizienz des unteren Ösophagussphinkters (UÖS) unklarer Ätiologie kommt es zu einem Reflux von Magensäure in den Ösophagus, häufig mit einer axialen Hiatushernie vergesellschaftet
Sekundär: aufgrund bekannter Ursachen (Schwangerschaft, Magenausgangstenose, Sklerodermie, nach Kardiomyotomie bei Achalasie)
Refluxösophagitis
Welche Diagnostik veranlassen Sie?
Endoskopie mit Biopsien: Nachweis einer Ösophagitis und/oder einer Hiatushernie
Spezialuntersuchungen:
– 24h-pH-Metrie: Nachweis eines pathologischen Refluxes
– Ösophagusmanometrie: Nachweis einer Insuffizienz des UÖS
Refluxösophagitis
Welche therapeutischen Maßnahmen stehen zur Verfügung?
Konservativ:
– Allgemeine Maßnahmen: kleine, fettarme, eiweißreiche Mahlzeiten, Nikotin-, Kaffee- und Alkoholabstinenz, Gewichtsreduktion, Schlafen mit erhöhtem Oberkörper
– Medikamentöse Therapie: Protonenpumpenhemmer (z. B. Omeprazol, Pantoprazol); H2-Blocker (z. B. Ranitidin, Cimetidin), Prokinetika (z. B. Cisaprid, Metoclopramid, Domperidon), Antazida (z. B. Aluminiumhydroxid)
operativ
Indikationen: Nachweis einer gastroösophagealen Refluxkrankheit mit nachgewiesener Insuffizienz des unteren Ösophagussphinkters, gute Reaktion auf Protonenpumpeninibitoren, Notwendigkeit der Steigerung der PPI-Medikation, Unverträglichkeit der PPI-Medikation, junge Patienten
- Fundoplikatio nach Nissen-Rosetti : Fundusmanschette wird komplett um den distalen Ösophagus gelegt, um den Druck auf den UÖS zu erhöhen, evtl. mit Hiatoplastik bei Vorliegen einer Ösophagushernie (Magen wird wieder nach abdominell verlagert und der Hiatus oesophagei eingeengt)
- Hemifundoplikatio nach Toupet: Hierbei wird die Fundusmanschette nur 180° oder 270° um den Ösophagus gelegt, die Verstärkung des UÖS ist nicht so ausgeprägt. Dies kann bei begleitenden Motilitätsstörungen des Ösophagus von Vorteil sein.
- Fundopexie Magenfundus wird am Zwerchfell fixiert.
Nennen Sie Komplikationen, die als Folge einer Refluxösophagitis auftreten können!
- Endobrachyösophagus (Syn.: Barret-Ösophagus): Ersatz des Plattenepithels des Ösophagus durch Zylinderepithel, Gefahr der malignen Entartung in 10 – 15 % der Fälle
- Peptische Strikturen des distalen Ösophagus (sog. Schatzki-Ring)
Sie werden im Nachtdienst zu einem 30-jährigen Patienten auf Ihrer Station gerufen, bei dem 2 Tage zuvor eine Appendektomie durchgeführt worden ist. Die Schwester berichtet, dass der Patient über Schmerzen am rechten Handrücken sowie Unterarm klagt. Bei der Untersuchung finden Sie eine Venenverweilkanüle am rechten Handrücken sowie eine Schwellung und umschriebene Rötung. Im Venenverlauf lässt sich ein Druckschmerz auslösen.
Welche Verdachtsdiagnose stellen Sie?
Thrombophlebitis: Venenverweilkanüle; Schmerzen, Rötung und Verhärtung im Venenverlauf
Thrombophlebitis
Nennen Sie mögliche Differenzialdiagnosen!
- Erysipel: Erreger meist ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A; Ausbreitung entlang der Lymphspalten der Kutis; flächige, meist scharf begrenzte Rötung, Ödem, Druckschmerz, Überwärmung
- Phlegmone: Erreger meist Streptokokken; diffus abszedierend in tieferen Hautschichten, entlang Sehnen, Faszien, Muskulatur; flächiges, livides Erythem, unscharf begrenzt; teigige Schwellung, Schmerz, Überwärmung
Thrombophlebitis
Was versteht man unter einer Thrombophlebitis migrans?
- Spontan auftretende Entzündung oberflächlicher Venen
- Spontane Rückbildung innerhalb von 1 – 2 Wochen, erneutes Auftreten nach Tagen bis Jahren
an anderer Stelle - Vor allem bei jungen Männern auftretend
- In 25% der Fälle allergisch-hyperergische Genese
- Vorkommen bei schwerwiegenden Grunderkrankungen
– Malignome: Karzinome von Prostata, Pankreas, Lunge
– Arterielle Verschlusskrankheiten: z. B.
Thrombangitis obliterans (Morbus Winiwarter-Buerger)
– Autoimmunerkrankungen: Lupus erythematodes, Morbus Behçet, Kollagenosen
– Hämatologische Erkrankungen: Leukämien,
Polycythaemia vera
– Infektionskrankheiten: Tuberkulose, Rickettsiose
Thrombophlebitis
Wie gehen Sie therapeutisch vor?
- Entfernung der Venenverweilkanüle
- Lokale Applikation von kühlenden, abschwellenden Verbänden (z. B. Rivanol, Alkohol)
- Analgetika/Antiphlogistika, z. B. Ibuprofen, Diclofenac
Ggf. Ruhigstellung in Gipsschiene
Ggf. Antibiotika i. v., z. B. Ampicillin + Sulbactam (= Unacid, 3 X 3 g) oder Flucloxacillin
(= Staphylex, 4 X 1 g) - Tetanusprophylaxe
Ein 1-jähriger Junge wird in die Notfallambulanz eingewiesen. Die Mutter berichtet Ihnen aufgeregt, dass das Kind wiederholt aus völligem Wohlbefinden heraus angefangen habe zu
schreien und sich übergeben habe. Zusätzlich habe sie morgens noch Blut in der Windel bemerkt. Sie vermuten das Vorliegen einer Invagination.
Welche Befunde erheben Sie vermutlich bei der klinischen Untersuchung?
- Walzenförmiger Tumor im rechten Unter- und
Mittelbauch - Geblähtes Abdomen, verstärkte Peristaltik
- Rektale Untersuchung: hellrotes Blut am Fingerling (Spätsymptom)
Invagination
Erläutern Sie die Pathogenese der Invagination!
In 80 – 90 % der Fälle bleibt die Ursache unklar. Eine Erklärung sind z. B. evtl. vorliegende Darmpolypen, Meckel-Divertikel oder mesenteriale Lymphknotenvergrößerungen bei Enteritiden oder Lymphomen. Diese Gewebsveränderungen an oder in der Nähe der Darmwand werden durch die Peristaltik in das Darmlumen gezogen. Hierdurch schiebt sich das betroffene Darmsegment in den sich aboral anschließenden Darm.
Invagination
Nennen Sie eine Untersuchung, die sowohl Ihre Diagnose bestätigt als auch therapeutisch genutzt werden kann!
Kolon-Kontrasteinlauf mit wasserlöslichem Kontrastmittel: hierbei kommt es zum Abbruch des Kontrastmittels im Bereich des Invaginatkopfes
Kolon-Kontrasteinlauf
Wie wird diese Maßnahme durchgeführt?
Durch das rektal eingebrachte Kontrastmittel oder alternativ Ringer-Laktat-Lösung wird das Invaginat wieder nach oral reponiert.
Schilddrüsenkarzinome
Welche Untersuchungen sollten veranlasst werden?
Welche Befunde wären karzinomverdächtig?
- Labor: TSH, fT4, fT3, Kalzitonin (Marker bei medullärem Schilddrüsenkarzinom), Thyreoglobulin (Marker bei differenziertem Karzinom = papillär + follikulär)
- Sonographie: echoarme, unregelmäßig begrenzte Areale (s. Abb.)
- Szintigraphie: „kalte Knoten“ = nichtspeichernde Areale
- Feinnadelpunktion
- Ggf. weiterführende Diagnostik: CT/MRT des
Halses (Ausschluss Infiltration von Nachbarorganen), Skelettszintigraphie (Metastasensuche), bei medullärem Karzinom auch Phäochromozytom ausschließen
Schilddrüsenkarzinome
Nennen Sie die 4 häufigsten malignen Schilddrüsentumoren! Wodurch sind sie charakterisiert?
- Papilläres Karzinom (50 % aller Fälle): differenziert, langsames Wachstum, lymphogene Metastasierung, Jodspeicherung möglich, Auftreten häufig vor 40. Lebensjahr
- Follikuläres Karzinom (30 % aller Fälle): differenziert, Jodspeicherung möglich, frühe hämatogene Metastasierung in Lunge und Knochen
- Anaplastisches (undifferenziertes) Karzinom (10 – 15 %): aggressives Wachstum, frühzeitige hämatogene Metastasierung in Lunge/Leber/ Knochen/Hirn; keine Jodspeicherung
- Medulläres (C-Zell-)Karzinom: von parafollikulären C-Zellen ausgehend, Produktion von Kalzitonin, keine Teilnahme am Jodstoffwechsel, evtl. in Kombination mit MEN-Syndrom, frühzeitige Infiltration von Nachbarorganen und Fernmetastasierung
Schilddrüsenkarzinome
Beschreiben Sie das operative Vorgehen!
Totale Thyreoidektomie mit Lymphknotenentfernung medial und lateral der Karotisscheide sowie ggf. mediastinal und im Bereich des M. sternocleidomastoideus
Schilddrüsenkarzinome
Wie sieht die weitere postoperative Therapie aus?
- Postoperative Radiojodtherapie: obligater Bestandteil der kurativen Therapie bei differenzierten Karzinomen
- Substitutionstherapie: hochdosierte Behandlung mit L-Thyroxin (100 – 300 μg/d) zur totalen TSH-Suppression (Verhinderung der Stimulation des verbleibenden Schilddrüsengewebes)
- Tumormarker zur Verlaufskontrolle: Thyreoglobulin
- Metastasensuche: Radiojod-Ganzkörperszintigraphie
- Halbjährliche Kontrolluntersuchungen: Anamnese, Sonographie, Tumormarker, ggf. (Ganzkörper-) Szintigraphie
Schilddrüsenkarzinome
Können Sie etwas zur 5-Jahres-Überlebensrate des papillären Schilddrüsenkarzinoms sagen, welches sind Kriterien für eine günstige Prognose?
5-JÜR beim papillären Schilddrüsenkarzinom: ca. 90%
Prognostisch günstig: junger Patient, weibliches Geschlecht, niedriges T-Stadium
Definieren Sie den Begriff „Polytrauma“!
Bei einem Polytrauma handelt es sich um die gleichzeitige Verletzung von mindestens 2 Körperregionen oder Organsystemen, wobei mindestens eine Verletzung oder die Kombination mehrerer lebensbedrohlich ist.
Polytrauma
Welche diagnostischen Maßnahmen werden bei einem Polytrauma durchgeführt?
- Labor: Blutbild (Hb, Hk), Gerinnung, Elektrolyte, Blutzucker, Transaminasen, Nieren- und Pankreaswerte, ABG, Blutgruppe und Kreuzblut
- Sonographie des Abdomen FAST (obligat!): Organstatus, freie abdominelle Flüssigkeit
- Röntgen:
– Achsenskelett: Schädel, Thorax, HWS, BWS,
LWS in 2 Ebenen, Becken a.p.
– Abdomenübersicht: Ausschluss freier Luft
– Ggf. Extremitäten - CT-Abdomen: bei schlechter Beurteilbarkeit oder pathologischen Befunden in der Sonographie
- Ggf. CT-Schädel: intrakranielle Blutungen, Kontusionen
- Ggf. CT-Thorax: Lungenkontusionen, Verletzungen der großen Gefäße, Herzbeuteltamponade
Welche Verletzungen beeinflussen vor allem die Schwere eines Polytraumas?
Schädel-Hirn-Verletzungen, Thoraxtrauma, stumpfes Abdominaltrauma, innere Blutungen
Polytrauma
Die operative Versorgung eines Polytraumas wird in verschiedene Phasen eingeteilt. Stellen Sie anhand der folgenden Tabelle die jeweils in den einzelnen Phasen durchgeführten (operativen) Eingriffe zusammen!
Phase : Eingriffe/ Operationen
Akut- oder Reanimationsphase (bis 3 h nach Trauma)
Lebenserhaltende Sofortmaßnahmen, z.B.
– Thoraxdrainagen bei Spannungspneumothorax, Hämatothorax
– Punktion bei Herzbeuteltamponade
– Druckentlastung bei intrazerebralen Blutungen
– Versorgung innerer Massenblutungen, offener Beckenfrakturen
Primärphase (4 – 72 h nach Trauma)
– Organverletzungen von Thorax (z. B. Zwerchfellruptur) oder Hohlorganen des Bauchraumes
– Rückenmarkkompressionen
– Stark blutende Wunden des Gesichtsschädels
– Offene Extremitäten- und Gelenkverletzungen
– Geschlossene Frakturen des Oberschenkels
– Spaltung von Kompartmentsyndromen
Sekundärphase (3 – 10 d nach Trauma)
– Osteosynthetische Versorgung von Unterarm-, Hand- und Fuß- frakturen
– Gelenkrekonstruktionen
– Verfahrenswechsel, d.h. initial mit einem Fixateur externe
gesicherte Frakturen werden definitiv versorgt
– Definitive Versorgung von Frakturen des Gesichtsschädels
Nennen Sie 3 mögliche Differenzialdiagnosen einer Schwellung in der Leiste!
- Schenkel- oder Leistenhernie
- Lymphknotenschwellungen, Leistenabszess
- Lipome, Weichteilgeschwülste
- Aneurysma der A. femoralis, Ektasien der V. saphena magna
Schenkelhernie
Wie lassen sich die Ileussymptomatik und die Schwellung unterhalb des Leistenbandes erklären?
Es könnte sich bei der Schwellung in der Leistengegend um eine Schenkelhernie handeln, da diese meist erst zum Zeitpunkt einer Inkarzeration von Darmanteilen mit Ileussymptomatik klinisch auffällig wird.
Schenkelhernie
Beschreiben Sie das therapeutische Vorgehen!
Stationäre Aufnahme und umgehende operative Revision aufgrund der Inkarzeration von Darmanteilen
operative Versorgung über
- kruralen Zugang (Freilegung des Bruchsacks unterhalb des Leistenbandes, Eröffnung des Bruchsacks und Reponieren des Bruchinhalts – hierbei ist die Inspektion, z.B. der inkarzerierten Darmanteile, möglich; Abtragen des Bruchsacks und Verschluss der Bruchpforte, indem das Leistenband an das Lig. pubicum genäht wird)
- oder inguinalen Zugang (Eröffnung des Leistenkanals, Bruchsack nach oben ziehen und Verschluss der Bruchpforte von kranial).
- minimal invasive Verfahren z.B. TEP oder TAPP (s.a. Fall 107 „Leistenhernie“)
Nennen Sie je 5 weitere Indikationen für eine Lebertransplantation!
Mittlerweile gibt es mehr als 60 Indikationen für eine Lebertransplantation, z. B.:
1. Parenchymerkrankungen: Leberzirrhose, Autoimmunhepatitis, Zystische Fibrose, akutes Leberversagen
2. Angeborene Stoffwechselerkrankungen: Morbus Wilson, Amyloidose, Hämochromatose
3. Erkrankungen des Gallenwegssystems: Primär biliäre Zirrhose (PBC), Sklerosierende Cholangitis, Gallengangsatresie
4. Tumorerkrankungen der Leber: benigne, nicht resektable Lebertumoren, primäres hepatozelluläres Karzinom (HCC) < 5 cm, N0-Stadium
Sonstige Erkrankungen: Budd-Chiari-Syndrom, Lebertrauma.
Welche Organe werden heutzutage routinemäßig transplantiert?
Leber, Herz, Lunge, Nieren (oft in Kombination mit Pankreas), Knochen, Knochenmark, Knorpel, Haut, Hornhaut
Lebertransplantation
Woran ist postoperativ eine akute Transplantatabstoßung zu erkennen? Wie wird sie behandelt?
Klinik: Schwellung und Schmerzhaftigkeit des
Transplantates, Fieber, Funktionseinschränkung des transplantierten Organs
Therapie: abhängig von der Schwere der Abstoßungsreaktion
- Fortführung der Basisimmunsuppression evtl. Dosissteigerung (s. Antwort zur Frage 47.4) sowie zusätzlich Steroidgabe für 3 – 5 Tage (250 – 500 mg/d Kortison)
- Bei schweren Abstoßungsreaktionen zusätzlich polyklonale Anti-T-Zell-Globuline (ATG) oder Anti-Lymphozyten-Globuline (ALG) oder monoklonale Antikörper (OKT3)
Lebertransplantation
Welche Medikamente kommen bei der postoperativen Immunsuppression zum Einsatz?
Bei der postoperativen Immunsuppression wird zwischen einer Induktions- und einer Erhaltungstherapie unterschieden. Die Induktionstherapie erfolgt bis ca. 6 Wochen postoperativ und umfasst eine relativ hoch dosierte Kombination von 3 oder 4 der folgenden Medikamente:
1. Cyclosporin A (z. B. Sandimmun): Hemmung der IL-2-Produktion/Freisetzung
2. Tacrolimus-FK 506 (z. B. Prograf): Hemmung der Sekretion von Zytokinen (vorwiegend IL-2) und Inhibition der IL-2-Rezeptorexpression
3. Mycophenolat Mofetil (z. B. CellCept): selektive Proliferationshemmung von B- und T-Lymphozyten
4. Prednisolon (z. B. Decortin H): Hemmung der Interleukin-1-Freisetzung
5. Azathioprin (z. B. Imurek): unspezifische Hemmung der Zellproliferation.
Anschließend erfolgt eine schrittweise Reduktion der Immunsuppression bis zur sog. Erhaltungsdosis. Es werden dann nur noch 2 oder 3 Medikamente (z. B. Cyclosporin A + Tracolimus + Prednisolon) verabreicht.
Lebertransplantation
Welche Komplikationen können auftreten?
- Technische Probleme bei der Operation
- Anastomoseninsuffizienz, Pfortaderthrombose
- Abstoßungsreaktion, Transplantatversagen
- Infektionen als Folge der Immunsuppression
Eine 40-jährige Frau sucht Sie in der Notfallaufnahme der Klinik auf. Sie ist auf Glatteis ausgerutscht und dabei auf den rechten Arm gefallen. Nun klagt sie über starke Schmerzen am rechten Oberarm und kann den Ellenbogen aufgrund der Schmerzen kaum noch bewegen.
Bei der klinischen Untersuchung finden Sie eine Schwellung am rechten distalen Oberarm und spüren eine abnorme Beweglichkeit des Humerus. Am Ellenbogen lässt sich kein Druck- schmerz auslösen, die Beweglichkeit ist jedoch schmerzbedingt eingeschränkt. Sie veranlassen eine Röntgenaufnahme des rechten Oberarmes mit Ellenbogengelenk in 2 Ebenen (s. Abb.).
Welche Diagnose stellen Sie anhand der Anamnese, Klinik sowie der Röntgenaufnahmen?
Humerusschaftfraktur: Anamnese (Sturz auf den rechten Arm), Klinik (schmerzhafte Bewegungseinschränkung im Ellenbogengelenk, abnorme Beweglichkeit des Humerus) sowie Röntgenaufnahmen (Humerusfraktur am Übergang vom mittleren zum distalen Drittel)
Welcher Nerv ist bei Humerusfrakturen besonders gefährdet? Mit welcher neurologischen Symptomatik müssen Sie bei der klinischen Untersuchung rechnen?
Es ist v. a. der N. radialis gefährdet, da er den Humerus spiralig umläuft und im mittleren Drittel nach dorsal kreuzt. Bei Schädigung kann es entsprechend der zu versorgenden Haut und Muskulatur zu folgender neurologischen Symptomatik kommen:
– meist keine Ausfälle im Bereich des Oberarmes, da die innervierenden Äste bereits in der Axilla abgezweigt sind ( M. triceps brachii; Armstreckung intakt)
– Ausfall der Streckergruppe am Unterarm (Folge: Fallhand)
– Sensibilitätsausfall auf der Streckseite des Unterarmes, dem Handrücken sowie der Grund- und Mittelglieder der radialen 2und1/2 Finger im dorsalen Bereich.
Humerusfraktur
Nennen Sie allgemeine Prinzipien der Frakturbehandlung!
Anatomische Reposition, Fixation, Ruhigstellung und Rehabilitation
Konservative Frakturbehandlung:
Indikation: wenig dislozierte, stabile Frakturen; die meisten Frakturen im Wachstumsalter; Frakturen am Beckenring, Klavikula, Skapula, Fersenbein, Humerus- und Unterschenkelschaftfrakturen, Wirbelkörper ohne neurologische Ausfälle
– Prinzipien: stabilisierender Verband (z. B. Rucksack- oder Gilchristverband), Dauerextension oder Gipsverbände; dabei Miterfassung der der Fraktur benachbarten Gelenke in Funktionsstellung zur Ruhigstellung
Operative Frakturbehandlung:
– Indikation: Frakturen, die nicht mit konservativen Maßnahmen heilen; nicht reponible Gelenkfrakturen; Ketten- und Serienfrakturen, offene Frakturen, geschlossene Frakturen mit Begleitverletzungen, irreponible Epiphysenverletzungen, pathologische Frakturen
– Prinzipien: Osteosynthese mittels Kompression und/oder Schienung (Fixationsmöglichkeiten: Marknägel, Platten, Fixateur externe, Spickdrähte, Schrauben, Zuggurtung, Verbundosteosynthese)
Humerusfraktur
Nennen Sie Indikationen für eine operative Therapie von Humerusfrakturen!
- Offene Frakturen mit ausgedehnten Weichteilverletzungen
- Schädigung von Nerven (v. a. N. radialis) oder
Gefäßen - Beidseitige Humerus- oder Rippenserienfrakturen
- Defektbrüche
- Weichteilinterposition im Frakturspalt
- Kettenfrakturen der oberen Extremität, z. B.
Oberarm- und Unterarmfrakturen
Ein 59-jähriger Mann stellt sich mit rezidivierenden Bauchschmerzen, Übelkeit und Diarrhoe insbesondere nach Nahrungsaufnahme vor. Zeitgleich komme es auch zu Schwindel und Kreislaufschwäche. Anamnestisch erfahren Sie, dass bei dem Patienten aufgrund eines perforierten Ulcus ventriculi 20 Jahre zuvor eine Billroth-II-Resektion durchgeführt worden war.
Welches Syndrom liegt bei dem Patienten vor?
Frühdumping-Syndrom: Bauchschmerzen, nahrungsabhängige Diarrhoe, Übelkeit und Kreislaufsymptomatik sofort bis 15 min postprandial, Billroth-II-Operation in der Anamnese