Innere Fälle 21-40 Flashcards
Ein 67-jähriger Mann stellt sich wegen einer seit Jahren bestehenden, allmählich zunehmenden Luftnot in Ihrer hausärztlichen Praxis vor. Die Luftnot bestehe vor allem bei körperlicher Anstrengung. Zudem trete immer wieder produktiver Husten auf. Der Patient raucht seit dem 18. Lebensjahr ca. 20 Zigaretten pro Tag. Bei der körperlichen Untersuchung des Patienten (Größe 171 cm, Gewicht 104 kg) fällt eine Lippenzyanose auf. Sie auskultieren ein leises vesikuläres Atemgeräusch bei verlängertem Exspirium. Der Klopfschall über beiden Lungen ist hypersonor. Die BGA zeigt folgendes Resultat: pO2 62 mmHg, pCO2 49 mmHg, pH 7,42, Sauerstoffsättigung 91 %. Das Ergebnis der Laboruntersuchung lautet Hb 17,4g/dl, Leukozyten 12000/μl, Thrombozyten 270 000/μl, übrige Parameter im Normbereich. Sie fertigen daraufhin zur weiteren Abklärung der Dyspnö ein Röntgenbild des Thorax an (Abb. 21.1).
Wie lautet Ihre Diagnose?
Lungenemphysem, da der Klopfschall hypersonor ist und das Röntgenbild tiefstehende Zwerchfellkuppen, eine vermehrte Strahlentransparenz der Lunge und horizontal verlaufende Rippen mit weiten Interkostalräumen zeigt. Es besteht eine respiratorische Globalinsuffizienz, d. h. Hypoxämie (paO2 < 45 mmHg).
Lungenemphysem
Nennen Sie mindestens 3 Faktoren, die die Entstehung dieser Erkrankung begünstigen!
- α-1-Proteaseinhibitormangel (α-1-Antitrypsinmangel):
– angeboren: homozygote Form mit z.T. schlechter, heterozygote Form mit günstigerer Prognose
– erworben: Inaktivierung des α-1-Proteaseinhibitors durch Oxidanzien des Zigarettenrauchs - chronische Überblähung der Lunge durch eine obstruktive Ventilationsstörung (FEV1-Wert erniedrigt), z. B. chronische Bronchitis
- Aktivierung von Proteasen durch rezidivierende Atemwegsinfekte, z. B. bei chronischer Bronchitis
- Überblähung der Restlunge nach Lungenteilresektion
- Überdehnung des Restlungengewebes in der Umgebung schrumpfender Lungenprozesse (Narbenemphysem).
Lungenemphysem
Welchen Befund erwarten Sie bei der Lungenfunktionsanalyse? Welche Parameter sind bei dieser Erkrankung verändert? Beschreiben Sie die Veränderungen!
1- erhöhte Totalkapazität, erhöhtes Residualvolumen
2- obstruktive Ventilationsstörung:
– reduzierte 1-Sekunden-Kapazität (FEV1, Tiffenau-Index) in der Spirometrie
– erhöhter Atemwegsgesamtwiderstand in der Bodyplethysmographie
– konkave Form der exspiratorischen Fluss-Volumen-Kurve mit „Emphysemknick“, bedingt durch Instabilität der Bronchialwände (s. Abb. 21.1)
– Keulenform der Resistance-Schleife (Bodyplethysmographie), bedingt durch Überblähung der Lunge (exspiratorischer Kollaps der instabilen Bronchialwände)
3- verminderte Kohlenmonoxid-Diffusionskapazität (DLCO) aufgrund der Abnahme der Diffusionsfläche.
Eine 34-jährige Patientin sucht Ihre hausärztliche Praxis wegen einer vor 4 Tagen aufgetretenen Hautrötung am linken Unterschenkel auf. Sie sehen an der Außenseite des linken Unterschenkels etwa 5 cm oberhalb des Sprunggelenks ein kreisrundes Erythem mit einer zentralen Aufhellung und einem Durchmesser von etwa 6cm. Die ringförmige
Hautrötung habe sich innerhalb der letzten Tage ausgedehnt. Weitere Beschwerden gibt die Patientin nicht an. Sie sei erst Anfang August, d. h. 2 Wochen zuvor, von einem Wanderurlaub in den Bergen zurückgekehrt. Vorerkrankungen sind nicht bekannt.
Wie lautet Ihre Verdachtsdiagnose (begründen Sie diese!) und was ist die Ursache der Erkrankung?
Verdachtsdiagnose: Lyme-Borreliose, Stadium I
(Erythema [chronicum] migrans).
Begründung: typische Anamnese eines Erythema migrans (sich zentrifugal ausbreitendes Erythem mit zentraler Abblassung), Auftreten kurze Zeit nach wahrscheinlicher Zeckenexposition (Wanderurlaub im Sommer)
Ursache: Infektion mit Borrelia burgdorferi, Übertragung durch Zeckenbiss.
Lyme-Borreliose
Welche Diagnostik schlagen Sie vor?
1- IgM-Antikörper als Hinweis auf eine floride Infektion finden sich im Frühstadium bei 50% der Patienten.
2- IgG-Antikörper sind bei Ersterkrankung und im Frühstadium meist noch nicht nachweisbar, ist dies doch der Fall, weist dies auf eine frühere Infektion hin.
Lyme-Borreliose
Welche Stadien der Erkrankung kennen Sie und wodurch sind diese charakterisiert?
Stadium I (lokale Infektion):
– Erythema (chronicum) migrans (im Bereich der Bissstelle; s. Abb. 22.1)
– begleitend Lymphadenosis cutis benigna
(= Lymphozytom; Praedilektionsstelle Oberläppchen) und Fieber möglich
– Auftreten wenige Tage bis 2 Monate nach dem Zeckenbiss
– Serologie: s.Frage22.2.
Stadium II (disseminierte Infektion):
– Fieber, Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit als Hinweis auf Meningopolyneuritis (lymphozytäre Meningoradikulitis Bannwarth), z. T. mit Sensibilitätsstörungen vor allem im Versorgungsgebiet des N. facialis
– Lyme-Arthritis: rezidivierende Oligoarthritis mit wechselndem Gelenkbefall, meist große Gelenke betroffen
– seltener: Myokarditis, Perikarditis, Lymphadenosis cutis benigna
– Auftreten wenige Monate nach dem Stadium I
– Serologie: IgM- und IgG-Antikörperpositiv
Stadium III (chronische Infektion):
– Acrodermatitis chronica atrophicans (s. Kommentar)
– Lyme-Arthritis
– seltener: Enzephalomyelitis, Polyneuritis
– Auftreten Jahre bis Jahrzehnte nach der Infektion
– Serologie: IgG-Antikörperpositiv, IgM-Antikörper oft nur schwach positiv oder negativ.
Lyme-Borreliose
Machen Sie einen Behandlungsvorschlag!
hier (Stadium I): Doxycyclin 200 mg/d für 2 Wochen oral
Stadium II und III mit Organmanifestation:
Ceftriaxon 2 g/d für 3 Wochen i. v.
Sie werden als Notarzt zu einer 19-jährigen Patientin gerufen, bei der akut eine Schwellung der Lippen, Augenlider, der Zunge und des Rachens aufgetreten ist und die zunehmend Luftnot bei der Inspiration verspürt. Abgesehen von einer Urtikaria sind keine Vorerkrankungen bekannt. Bei der Auskultation hören Sie einen inspiratorischen Stridor. Bei der ersten Labordiagnostik im Krankenhaus zeigt sich eine deutliche Verminderung des C4- Komplements.
Wie lautet Ihre Verdachtsdiagnose?
Angioödem (Quincke-Ödem, angioneurotisches Ödem); wahrscheinlich Histamin-vermittelt, da eine Urtikaria bekannt ist.
Angioödem
Welche zwei Formen der Erkrankung werden aufgrund der unterschiedlichen Ätiologie unterschieden?
durch C1-Esterase-Inhibitormangel bedingtes Angioödem (hereditär oder erworben)
Histamin-vermitteltes Angioödem (erworben, allergisch oder nichtallergisch).
Angioödem
Machen Sie einen Vorschlag zur Therapie und Prophylaxe!
Akuttherapie:
– Antihistaminika (z.B. Clemastil 2 mg i.v.) und Kortikosteroide hoch dosiert i.v. (z.B. Prednisolon 250 mg)
– bei Glottisödem bzw. Laryngospamus,C1- Esterase-Inhibitormangel (hier wirken Antihistaminika und Kortikosteroide kaum) oder unzureichendem Ansprechen auf Glukokortikoide (Achtung: ihre Wirkung setzt mit Verzögerung ein) Adrenalin (1 mg = 1 Amp. Suprarenin verdünnt mit 9 ml 0,9 % NaCl, d. h. verdünnt auf 1: 10 000) i. v., die Injektion kann nach 1 – 2 min wiederholt werden.
– Sauerstoffgabe per Nasensonde (4 – 8 l/min)
– bei C1-Esterase-Inhibitormangel Substitution von C1-Esterase-Inhibitorkonzentrat, falls nicht verfügbar, Gabe von Adrenalin (s. o.) und FFP
Prophylaxe:
– bei Histamin-vermitteltem Angioödem Vermeidung auslösender Noxen (z. B. Allergene, ACE-Hemmer, ASS)
– bei C1-Esterase-Inhibitormangel Substitution des Inhibitors immer (jeden Tag) oder nur bei Bedarf?
Angioödem
Welche diagnostische Maßnahme sollten Sie sofort, welche 2 diagnostischen Maßnahmen im Anschluss an die Therapie ergreifen?
sofort: Frage nach Vorkommen von Angioödemen in der Familie (Hinweis auf ein hereditäres Angioödem Therapie anpassen, s. Frage 23.3)
im Anschluss an die Therapie:
– bei V.a. Histamin-vermitteltes Angioödem gezielte Anamnese: Zusammenhang mit Einnahme von Medikamenten, dem Genuss von Nahrungsmitteln (insbesondere Eier, Nüsse, Schalentiere) in den letzten 48 Stunden, Trauma oder Kälteeinwirkung?
– Bestimmung des C4-Komplements zum Nachweis bzw. Ausschluss eines hereditären Angioödems.
Eine 53-jährige Patientin stellt sich wegen seit mehreren Monaten bestehender Abgeschlagenheit in Ihrer hausärztlichen Praxis vor. In den 2 Jahren zuvor habe sie ständig an Gewicht zugenommen. Bisher hat die Patientin keinen Arzt konsultiert. Sie ist alleinstehend und derzeit arbeitslos. Bei der körperlichen Untersuchung der Patientin (Größe 168 cm, Gewicht 112 kg, guter AZ) auskultieren Sie ein 2/6-Systolikum über
der Aorta ohne Fortleitung. Der Blutdruck beträgt 160/95 mmHg. Abgesehen von Xanthelasmen ist der übrige Untersuchungsbefund unauffällig. Die Labordiagnostik (nüchtern) liefert folgende Ergebnisse: Glukose 137 mg/dl (Kontrolle 123 mg/dl), Kreatinin 1,2 mg/dl, GOT 14 U/l, Hb 14,1 g/dl, Leukozyten 8100/μl, Thrombozyten 212 000/ml, Cholesterin 298 mg/dl, Triglyceride 372 mg/dl, Harn- säure 9,1 mg/dl.
Welche Diagnosen stellen Sie und unter welchem Sammelbegriff lassen sich diese zusammenfassen?
Metabolisches Syndrom: Diabetes mellitus +
Adipositas + arterielle Hypertonie + Hyperlipidämie + Hyperurikämie.
Metabolisches Syndrom
Welche weiteren Untersuchungen (mindestens 5, in der Reihenfolge des praktischen Vorgehens) schlagen Sie vor? Begründen Sie Ihren Vorschlag!
1- Blutdruckkontrolle (an beiden Armen, zum Ausschluss eines seitendifferenten Blutdrucks), 24-Stunden-Blutdruckmessung (Untersuchung des Blutdruckprofils, s. auch Fall 4)
2- ophthalmologische und neurologische Untersuchung (Folgekomplikationen des Diabetes mellitus?)
3- Blutzuckertagesprofil, HbA1 c (Bestimmung des Schweregrades des Diabetes mellitus)
4- Bestimmung des HDL- und LDL-Cholesterins zur Dokumentation des Ausgangsbefundes vor Therapie
5- quantitative Urineiweißbestimmung (diabetische oder hypertensive Nephropathie?).
Metabolisches Syndrom
Wie sollte eine Diät für diese Patientin aussehen? Geben Sie konkrete Empfehlungen (Kalorien, BE-Zahl etc.)!
Kaloriengesamtbedarf: richtet sich nach dem
anzustrebenden Idealgewicht und der körperlichen Aktivität. Idealgewicht (kg) = Körpergröße (cm) – 110; bei der im Fallbeispiel beschriebenen Patientin 168 – 110 = 58 kg. Kalorienbedarf/d (kcal) bei leichter körperlicher Arbeit (Patientin ist derzeit arbeitslos): Sollgewicht X 30, d. h. 58 X 30 = 1740 kcal. Bei hoher Patientencompliance auch niedrigere Kalorienzahl möglich (z. B. 1000 kcal), um eine schnellere Gewichtsreduktion herbeizuführen.
ideale Verteilung der Kalorien bei Diabetikern: 50% Kohlenhydrate, 30% Fett und 20% Eiweiß, d. h. bei der beschriebenen Patientin
– 870 kcal in Form von Kohlenhydraten: Berechnung nach Broteinheiten (BE):
1 BE = 12 g Kohlenhydrate, 1 g Kohlenhydrate = 4,1 kcal; keine schnell resorbierbaren Kohlenhydrate wie Zucker; Patientin Austauschtabelle für alle Kohlenhydrate mitgeben!
– 522 kcal in Form von Fett
– 348 kcal in Form von Eiweiß.
kochsalzarme Ernährung wegen arterieller Hypertonie.
Nennen Sie mindestens 3 endokrine Erkrankungen, welche die Entstehung einer Adipositas begünstigen!
- Morbus Cushing (Hyperkortisolismus)
- Hypothyreose
- Hypogonadismus
- Hyperinsulinismus bei metabolischem Syndrom
- Stein-Leventhal-Syndrom (Syndrom der polyzystischen Ovarien).
Eine 47-jährige Patientin stellt sich wegen einer seit 10 Tagen bestehenden Abgeschlagenheit, Fieber und Nachtschweiß in Ihrer allgemeinmedizinischen Praxis vor. Bei der körperlichen Untersuchung fällt ein blasses Hautkolorit auf; die Milz ist 2 Querfinger unter dem linken Rippenbogen zu tasten. Lymphknotenschwellungen sind nicht nachzuweisen. Sie veranlassen ein Blutbild und erhalten folgendes Resultat: Hämoglobin 7,6 g/dl, Leukozyten 8700/μl, Thrombozyten 52 000/μl. Im Differenzialblutbild sind Myeloblasten nachweisbar. Die Röntgenuntersuchung des Thorax und der Urinstatus sind unauffällig. Die Abdomensonographie bestätigt die klinisch vermutete Splenomegalie.
Wie lautet Ihre Verdachtsdiagnose?
Welche Untersuchung ist zur weiteren Abklärung vordringlich und welches Ergebnis erwarten Sie?
Akute myeloische Leukämie, da im peripheren Blut Myeloblasten nachweisbar sind.
Knochenmarkpunktion und-analyse:
– deutlich hyperzelluläres Knochenmark mit Überwiegen von Blasten (Blastenanteil > 30%)
– Erythropoese
Akute myeloische Leukämie
An welche Therapieoption sollten Sie vor allem bei jüngeren Patienten denken?
Knochenmark- oder Stammzelltransplantation
nach induktiver Chemotherapie.
Bei welcher Erkrankung sind Auer-Stäb- chen nachweisbar ?
Bei akuter myeloischer Leukämie.
Eine 32-jährige Patientin stellt sich wegen einer seit 3 Monaten bestehenden progredienten Muskelschwäche in Ihrer hausärztlichen Praxis vor. Insbesondere das Aufstehen aus dem Sitzen und Liegen, das Treppensteigen sowie das Heben der Arme sei zunehmend erschwert. Ein wesentlicher Muskelschmerz bestehe nicht, jedoch seien immer wieder Schmerzen und Schwellungen der Finger- und Handgelenke aufgetreten. Bei der körperlichen Untersuchung fällt vor allem eine symmetrische proximal betonte Muskelschwäche auf. Zudem finden sich ein periorbitales Ödem mit rötlichlivider Verfärbung der Augenlider und rötliche, teilweise schuppende Papeln an den Handrücken. Die Labordiagnostik zeigt folgende Befunde: BSG 43 mm n.W., CRP 34 mg/l, γ-Globuline 23,4%, Creatinkinase (CK) 2567 U/l, CK-MB 27 U/l (ca. 1% der Gesamt-CK), C3-Komplement vermindert, antinukleäre Antikörper (ANA) 1: 1024, Rheumafaktor negativ.
Wie lautet Ihre Verdachtsdiagnose?
Dermatomyositis, da die Hautveränderungen typisch sind (das periorbitale Ödem mit livider Verfärbung der Augenlider ist pathognomonisch) und eine symmetrische, proximal betonte, progrediente Muskelschwäche typisch für eine Polymyositis ist. Des Weiteren sind Gesamt-CK und CK-MB erhöht, die CK-MB beträgt jedoch weniger als 6% der Gesamt-CK; diese Befunde sprechen für eine Schädigung des Skelettmuskels.
Dermatomyositis
Welche Erkrankung tritt bei Patienten mit der Verdachtsdiagnose überdurchschnittlich häufig auf und muss daher ausgeschlossen werden?
Malignom, insbesondere Mamma-, Magen-, Bronchial- und Ovarialkarzinom.
Dermatomyositis
Welche weitere Diagnostik (mindestens 5 Untersuchungen, in der Reihenfolge des praktischen Vorgehens) schlagen Sie vor? Begründen Sie Ihren Vorschlag!
1- Neurologische Untersuchung: meist erhaltene Muskeleigenreflexe, keine Sensibilitätsstörungen (beides Hinweise auf Myopathie); das Auftreten von Doppelbildern und Ptosis wäre dagegen ein Hinweis auf Myasthenia gravis.
2- Labor: Bestimmung weiterer Autoantikörper (anti-ds-DNA-, anti-Jo-1-, anti-Sm-, anti-U1- RNP-, anti-SS-A- und anti-SS-B-Antikörper), Ausschluss anderer Kollagenosen mit sekundärer Myositis (z. B. SLE [anti-ds-DNA-Antikörper!])
3- Elektromyographie (EMG): Nachweis einer Myopathie
Dermatomyositis
Welche weitere Diagnostik (mindestens 5 Untersuchungen, in der Reihenfolge des praktischen Vorgehens) schlagen Sie vor? Begründen Sie Ihren Vorschlag! Teil 2
4- MRT der betroffenen Muskelregion: Nachweis von Muskelödem als Myositishinweis
5- Muskelbiopsie: Nachweis einer Myositis
6- Röntgen-Thorax, Lungenfunktionsanalyse mit Bestimmung der CO-Diffusionskapazität,
ggf. HR-CT des Thorax: Nachweis bzw. Ausschluss einer Lungenbeteiligung (in bis zu 10% der Fälle)
7- Echokardiographie, EKG: Nachweis bzw. Ausschluss einer Myokardbeteiligung
8- Tumorsuche: gynäkologische Untersuchung, Abdomensonographie, Gastroskopie, Koloskopie.
Dermatomyositis
Wie wird die von Ihnen vermutete Erkrankung behandelt?
1- Glukokortikoide systemisch (z.B. Prednisolon 1 mg/kg KG p. o., stufenweise Reduktion)
2- bei hoher Aktivität oder Beteiligung innerer Organe (Lunge, Herz) zusätzlich Immunsuppressiva (Methotrexat, Azathioprin oder Cyclophosphamid).
3- Ca2+ und Vitamin D3 zur Osteoporoseprophylaxe
Ein 39-jähriger Patient kommt mit diffusen Schmerzen im Bereich des gesamten Oberbauchs mit Ausstrahlung in den Rücken zu Ihnen in die Notaufnahme. Zudem klagt der Patient über Übelkeit und erbricht einmalig. Vorerkrankungen sind nicht bekannt. Bei der körperlichen Untersuchung fallen Ihnen ein Sklerenikterus sowie eine Klopfschalldämpfung und ein abgeschwächtes Atemgeräusch über den basalen Abschnitten der rechten Lunge auf. Die Darmgeräusche sind spärlich, die Bauchdecke ist diffus gummiartig verspannt. Die Labordiagnostik zeigt folgende Befunde: Hb 11,2 g/dl, Leukozyten 16 000/μl, Thrombozyten 344 000/μl, CRP 59 mg/l, Bilirubin 3,7 mg/dl, Amylase 766 U/l. Urinstatus unauffällig.
Wie lautet Ihre Verdachtsdiagnose?
Akute Pankreatitis, da der diffuse Oberbauchschmerz mit Ausstrahlung in den Rücken, Übelkeit und Erbrechen für diese Erkrankung typisch ist, ebenso wie der „Gummibauch“ bei der Abdomenpalpation, und die Amylase erhöht ist.
Akute Pankreatitis
Nennen Sie mindestens 4 Ursachen der Erkrankung!
1- Choledocholithiasis (häufigste Ursache): biliäre Pankreatitis
2- Alkoholabusus (zweithäufigste Ursache)
3- seltenere Ursachen:
– Infektionen: z.B. Virushepatitis, Mumps, Salmonellose
– Trauma
– ERCP
– Kompression von außen (Gallengangskarzinom, peripapilläre Duodenaldivertikel, Pancreas anulare)
– Medikamente: z.B. Östrogene, Salicylate, Diuretika, Sulfonamide, Antimetabolite, Cholinesterasehemmer
– primärer Hyperparathyreoidismus (Hyperkalzämie)
– schwere Hypertriglyzeridämie
– hereditär: fehlende Inaktivierung von Trypsinogen aufgrund einer Mutation des Trypsinogen-Gens.
Akute Pankreatitis
Welche Frühkomplikationen (mindestens 5) der vermuteten Erkrankung kennen Sie?
Frühkomplikationen:
– respiratorische Insuffizienz (häufigste systemische Komplikation)
– Nekrosenbildung
– Hypovolämie und Schock
– akutes Nierenversagen
– Verbrauchskoagulopathie (DIC)
– Pfortader- und Milzvenenthrombose mit Bildung von Ösophagusvarizen (portale Hypertension!)
– Pleuraergüsse (s. pulmonaler Befund bei dem beschriebenen Patienten)
– Blutung durch Gefäßarrosion
– metabolische Azidose, Elektrolytverschiebungen
Akute Pankreatitis
Welche Spätkomplikationen (mindestens 5) der vermuteten Erkrankung kennen Sie?
Spätkomplikationen:
– Abszesse
– Pseudozystenbildung
– bakterielle Infektion bei nekrotisierender Pankreatitis.
Akute Pankreatitis
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
1- Nahrungskarenz, parenterale Ernährung, Flüssigkeitssubstitution
2- zunächst intensivmedizinische Überwachung wegen möglicher Frühkomplikationen (s. Frage 27.3)
3- bei Bedarf Analgetika: keine nichtsteroidalen Antirheumatika (potenziell nephrotoxisch), sondern Pethidin, aber keine anderen Opioide, da diese einen Papillenspasmus auslösen können
4- Low-dose-Heparinisierung (z.B. Enoxaparin 2000 IE/d)
5- Stressulkusprophylaxe mit PPI (z. B. Omeprazol 40 mg i. v.)
6- Antibiotika bei nekrotisierender Pankreatitis, erhöhten Entzündungsparametern (CRP, Leukozyten), Fieber, infizierten Pseudozysten, Abszess oder Sepsis: bevorzugt Carbapeneme oder Gyrasehemmer + Metronidazol
7- bei Choledochussteinen endoskopische Entfernung durch Papillotomie und Steinextraktion (therapeutische ERC)
8- bei infizierten Pseudozysten, Abszessen oder Nekrosen, die unter konservativer Therapie nicht abheilen, operative Entfernung.
Eine 81-jährige Patientin kommt wegen eines seit 4 Tagen bestehenden Brennens beim Wasserlassen in Ihre hausärztliche Praxis. Ähnliche Beschwerden
habe sie in letzter Zeit häufiger verspürt. Sie vermuten einen Harnwegsinfekt als Ursache der Beschwerden.
Welche diagnostischen Maßnahmen (mindestens 4) schlagen Sie vor? Begründen Sie Ihren Vorschlag!
1- Urinuntersuchung: zum Nachweis eines Harnwegsinfekts und des Erregers
– Leukozytenzahl erhöht, gehäuft auch Leukozytenzylinder
– Keimnachweis, Keimzahl, Resistogramm
– manchmal begleitende Erythrozyturie. Um eine schwerwiegende Begleiterkrankung
(z. B. Glomerulonephritis, Nierentumor) nicht zu übersehen, muss die Erythrozyturie bei einem Harnwegsinfekt nach Therapie kontrolliert werden.
– Nitrit bei bakteriellen Harnwegsinfekten oft positiv
– Protein kann bei begleitender tubulärer Schädigung positiv sein.
Eine 81-jährige Patientin kommt wegen eines seit 4 Tagen bestehenden Brennens beim Wasserlassen in Ihre hausärztliche Praxis. Ähnliche Beschwerden
habe sie in letzter Zeit häufiger verspürt. Sie vermuten einen Harnwegsinfekt als Ursache der Beschwerden.
Welche diagnostischen Maßnahmen (mindestens 4) schlagen Sie vor? Begründen Sie Ihren Vorschlag!
Teil 2
2- Differenzialblutbild (Linksverschiebung?), CRP i. S. (erhöht?): bei V. a. Pyelonephritis (z. B. bei Fieber, Schüttelfrost), bei unkompliziertem Harnwegsinfekt entbehrlich
3- Kreatinin i. S. (erhöht?): zum Ausschluss einer Niereninsuffizienz, wichtig auch zur Planung der antibiotischen Therapie
4- Sonographie der Nieren: Auschluss eines Harnstaus oder von Konkrementen (Abb. 28.1 Nierenbeckenstein: Nierenbecken echoarm erweitert; im Bereich des Ureterabgangs Konkrement mit echoreichem Reflex (Pfeil) und Schallschatten (S); N = Niere), bei erstmaligem und unkompliziertem Harnwegsinfekt entbehrlich.
Ab welcher Keimzahl im Urin gehen Sie von einer Harnwegsinfektion aus?
- ab einer Keimzahl von 100,000 Keimen pro ml im Mittelstrahlurin
- bei jeglichem Keimnachweis im Blasenpunktionsurin.
Was tun Sie, wenn die Keimzahl erhöht ist, aber unter dem von Ihnen angegebenen Grenzwert für eine gesicherte Harnwegsinfektion liegt?
zunächst Kontrolle des Befundes
Bei mindestens 2-maligem Nachweis von Keimzahlen von Keimzahlen von < 10 hoch 5 Keimen pro ml im Mittelstrahlurin kann man von einem Harnwegsinfekt ausgehen, wenn die Symptomatik typisch ist.
Nennen Sie mindestens 5 prädisponierende Faktoren für eine Harnwegsinfektion!
- Obstruktion der Harnwege durch
– Fehlbildungen der ableitenden Harnwege – Konkrement, Koagel
– entzündliche Striktur
– Tumor
– Prostatahyperplasie
– Kompression von außen (z.B.Tumor) - neurogene Blasenentleerungsstörung (z. B. bei Querschnittslähmung)
- vesikoureterorenaler Reflux
- Schwächung des Immunsystems: Diabetes mellitus, immunsuppressive Therapie
- weibliches Geschlecht: Anatomie (kurzer Weg in die Blase/Östrogenmangel nach der Menopause)
- geringe Harnbildung bei unzureichender Flüssigkeitszufuhr.
Eine 44-jährige Patientin kommt wegen seit 2 Wochen bestehenden intermittierenden Fiebers bis 39,5 C, Schüttelfrost, Arthralgien und Luftnot bei leichter bis mittlerer Belastung in Ihre allgemeinmedizinische Praxis. Bei der körperlichen Untersuchung fallen Ihnen beidseitige Unterschenkelödeme, Petechien sowie mehrere kleine druckschmerzhafte rote Knötchen an den Zehen auf. Über dem Herzen auskultieren Sie ein 4/6-Systolikum mit Punctum maximum über der Mitralklappe mit Fortleitung in die rechte Axilla. Abb. 29.1 zeigt die Röntgenaufnahme des Thorax.
Welche Verdachtsdiagnose stellen Sie?
Bakterielle Endokarditis, da das Herzgeräusch auf ein Mitralvitium hinweist, Zeichen der Herzinsuffizienz bestehen (Ödeme, Dyspnö), ein fieberhaftes Krankheitsbild vorliegt und das Röntgenbild ein mitralkonfiguriertes Herz zeigt.
Bakterielle Endokarditis
Nennen Sie die 2 wichtigsten diagnostischen Maßnahmen in dieser Situation!
1- serielle (mindestens 3) Blutkulturen aerob und anaerob zum Erregernachweis im Abstand von jeweils 6 Stunden
2- transösophageales Echokardiogramm (TEE):
Darstellung des Mitralvitiums und Nachweis von Vegetationen auf der geschädigten Herzklappe.
Bakterielle Endokarditis
Nennen Sie mindestens 4 Komplikationen dieses Krankheitsbildes!
- bakterielle Mikroembolien, z. B. embolische Herdenzephalitis, Milzinfarkt, periphere Hautnekrosen
- glomeruläre Herdnephritis (Löhlein), Niereninfarkte
- Klappenperforation, -abriss
- bei Splenomegalie Gefahr der Milzruptur
- schlimmstenfalls septischer Schock mit Multiorganversagen.
Bakterielle Endokarditis
Wie bezeichnet man die Hautknötchen der Patientin?
Osler-Knötchen.
Eine 49-jährige Patientin stellt sich wegen einer seit mehreren Wochen zunehmenden inneren Unruhe, Nervosität und Herzklopfen in Ihrer hausärztlichen Praxis vor. Zudem schlafe sie schlecht. Trotz guten Appetits habe sie 4 kg Gewicht verloren. Neu sei auch eine Schwellungsneigung der Augäpfel und Augenlider sowie eine zunehmende Lichtempfindlichkeit der Augen. Bei der körperlichen Untersuchung fallen Ihnen die leicht gerötete und überwärmte Haut und eine geringe Schwellung beider
Lider mit beginnender Oberlidretraktion rechts und verstärkter Tränensekretion auf. Die Schilddrüse scheint mäßig homogen vergrößert ohne tastbare Knoten. Der Blutdruck beträgt 160/70 mmHg, die Herzfrequenz 105/min. Der übrige kardiopulmonale Befund ist unauffällig. Im Bereich beider Unter- schenkel anterolateral fällt eine nichteindrückbare livide Verdickung der Haut mit leichter Hyperkeratose auf.
Stellen Sie eine möglichst genaue Verdachtsdiagnose! Begründen Sie Ihre Entscheidung!
Verdachtsdiagnose: Hyperthyreose bei Morbus
Basedow mit endokriner Orbitopathie
Begründung:
– Nervosität, Tachykardie, Gewichtsabnahme, Schlafstörung und überwärmte Haut sprechen für eine Hyperthyreose.
– Eine homogen vergrößerte Schilddrüse ohne Knoten spricht gegen eine Struma nodosa mit autonomem Adenom und für einen Morbus Basedow oder eine disseminierte Schilddrüsenautonomie.
– Eine nicht eindrückbare livide Verdickung der Haut mit leichter Hyperkeratose ist der typische Befund eines prätibialen Myxödems und somit hinweisend auf einen Morbus Basedow.
– Eine Schwellungsneigung der Augäpfel und Augenlider sowie eine zunehmende Lichtempfindlichkeit mit beginnender Oberlidretraktion (Dalrymple-Zeichen, am linken Auge in Abb. 30.1) und vermehrtem Tränenfluss sprechen im Kontext mit dem vermuteten Morbus Basedow für eine endokrine Orbitopathie (SchweregradII)