02 Herz und Gefäße Flashcards

1
Q

Welche Herzklappe ist von Klappenfehlern am zweithäufigsten betroffen? Was für Beschwerden hat ein Patient mit diesem Klappenfehler?

A

Die Mitralklappe ist die Herzklappe, die bei Erwachsenen am zweithäufigsten von Klappenvitien betroffen ist.
Meist liegt eine Insuffzienz oder eine Mischform mit Insuffizienz und Stenose vor; eine reine Mitralstenose ist selten. Ursache dieses erworbenen und meist langsam progredienten Klappenfehlers ist fast immer ein durchgemachtes rheumatisches Fieber. Durch Fibrosierung und Verkalkung wird die Klappe unbeweglich, und die Öffnungsfläche (normal ca. 4 cm2) verringert sich.

Ursachen für eine erworbene Mitralinsuffizienz sind:
• bakterielle Endokarditis
• Ruptur eines Papillarmuskels nach Herzinfarkt
• Mitralklappenprolaps
• Linksherzinsuffizienz mit linksventrikulärer Dilatation
Meist vergehen mehrere Jahre vom Zeitpunkt der Schädigung (z. B. rheumatisches Fieber) bis zur Manifestation des Klappenfehlers und zum Auftreten von Beschwerden.

Sowohl bei der Insuffizienz als auch bei der Stenose beschreiben die Patienten ähnliche Symptome:
• Dyspnoe
• nächtliche Hustenanfälle („Asthma cardiale“)
• Hämoptoe mit „Herzfehlerzellen“ im Sputum (= hämosiderinhaltige Lungenmakrophagen)
• Herzklopfen
• Leistungsminderung
Weiterhin treten gehäuft Herzrhythmusstörungen wie Vorhoflimmern, Extrasystolen und paroxysmale Tachykardien auf. Durch Bildung von Blutgerinnseln im linken Vorhof steigt die Gefahr arterieller Embolien, bevorzugt in Gehirn und Beinen (besonders bei Mitralstenose!).

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2
Q

Mich interessieren die Geräuschphänomene (› Abb. 1.9) bei Mitralfehlern und vor allem die jeweiligen Röntgenbefunde.

A

Bei der Mitralstenose sind folgende Geräusche auskultierbar:
• betonter 1. Herzton (paukend)
• Mitralöffnungston (MÖT): diastolischer relativ hochfrequenter Ton, ca. 0,1 s nach dem 2. Herzton: je kürzer der Abstand zum 2. Herzton, desto schwerer die Stenose
• diastolisches Decrescendogeräusch im Anschluss an den Mitralöffnungston
• präsystolisches Crescendogeräusch (nur bei Sinusrhythmus)

Die Mitralinsuffizienz verursacht meist folgenden Auskultationsbefund:
• häufig gut hörbarer 3. Herzton (Füllungston)
• leiser 1. Herzton
• holosystolisches, lautes, mittelfrequentes, spindelförmiges Geräusch mit Punctum maximum über der Herzspitze mit Fortleitung in die Axilla
• bei schwerer Mitralinsuffizienz breite Spaltung des 2. Herztons, evtl. niederfrequentes diastolisches Geräusch
Alle Geräusche sind in Linksseitenlage und nach leichter körperlicher Belastung des Patienten besser hörbar.

Röntgenologisch ist bei der Mitralstenose im seitlichen Strahlengang die Vergrößerung des linken Vorhofs mit Verdrängung des Ösophagus (Breischluck, Einengung des „Holzknechtraums“ = Retrokardialraum) sichtbar. Die linke Herzkammer ist dagegen normal groß und von steil abfallender Kontur. Weiterhin sind die Aa. pulmonales durch die Stauung im „kleinen“ Kreislauf erweitert und evtl. ein vergrößerter rechter Ventrikel (Einengung des Retrosternalraums) erkennbar. In den basalen Lungenfeldern ist oft eine stauungsbedingte Zeichnungsvermehrung sichtbar (Kerley- B-Linien).

Die Mitralinsufizienz zeichnet sich durch eine Vergrößerung sowohl des linken Vorhofs als auch der linken Kammer aus. Die weiteren Befunde sind ähnlich wie bei der Mitralstenose. Röntgenologisch kann eine Unterscheidung zwischen mäßiger Mitralstenose und -insuffizienz, sofern noch keine Dilatation des linken Ventrikels vorliegt, schwierig sein. Bei Mitralfehlern rheumatischer Genese sind möglicherweise Klappenverkalkungen im Röntgenbild zu sehen.

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3
Q

Was verstehen Sie unter einem Mitralklappenprolapssyndrom und wie sieht das klinische Bild dieser Krankheit aus?

A

Beim Mitralklappenprolaps kommt es zur systolischen Vorwölbung des hinteren, vorderen oder auch beider Mitralsegel im linken Vorhof. In der Regel ist der Mitralklappenprolaps klinisch und hämodynamisch unbedeutend, seltener kommt es zu einer Mitralinsuffizienz und klinischen Beschwerden.
Bei der Auskultation dieser Patienten kann ein mesosystolischer Klick auffallen. Der Mitralklappenprolaps ist i. d. R. eine angeborene Anomalie bei Bindegewebsstörungen (z.B. Marfan-Syndrom, Ehlers-Danlos-Syndrom), kommt aber auch sporadisch in der gesunden Bevölkerung vor.
Die meisten Betroffenen sind beschwerdefrei. Gelegentlich treten Palpitationen, „atypische“ Thoraxschmerzen, Schwindel oder Synkopen auf. Dann spricht man von einem Mitralklappenprolapssyndrom.
Die Prognose ist in der Regel gut. Selten können folgende Komplikationen auftreten:
• Herzrhythmusstörungen (supraventrikuläre Tachykardien und Extrasystolen)
• bakterielle Endokarditiden bei Mitralinsuffizienz
• arterielle Embolien
• plötzlicher Herztod (selten)

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4
Q

Wann führen Sie bei einem Patienten mit Mitralklappenprolaps eine Antibiotikaprophylaxe durch?

A

Lange Zeit bestand die Empfehlung, bei Patienten mit Mitralklappenprolaps und begleitender Klappeninsuffizienz eine Antibiotikaprophylaxe vor diagnostischen oder operativen Eingriffen mit Bakteriämiegefahr durchzuführen. Neuere Studien zeigen jedoch, dass Bakteriämien viel häufiger im Rahmen von alltäglichen Situationen (z.B. Schleimhautverletzungen beim Zähneputzen) auftreten als im Zusammenhang mit medizinischen Eingriffen und dass die Risiken der weitgestellten Indikation zur Antibiotikagabe den Nutzen überwiegen. Daher empfiehlt die American Heart Association seit 2007 in ihren Leitlinien für Patienten mit Mitralklappenprolaps gar keine Endokarditisprophylaxe mehr, unabhängig davon, ob eine Insuffizienz vorhanden ist oder nicht.

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5
Q

Ich nenne Ihnen folgende Charakteristika eines häufigen Herzfehlers: • fixierte Spaltung des 2. Herztons
• systolisches Intervallgeräusch im 2. ICR links
• Rechtslagetyp und Rechtsschenkelblock im EKG
Um welchen Herzfehler handelt es sich?

A

Es handelt sich hier wahrscheinlich um einen Vorhofseptumdefekt vom Ostium-secundum-Typ (= ASD II). Im Gegensatz zum Ostium- primum-Typ-I besteht beim häufigeren Sekundumtyp ein zentraler Defekt der Vorhofscheidewand im Bereich der Fossa ovalis ohne Einbeziehung der Atrioventrikularklappen.
Meist bleiben die Patienten bis zum 4. Lebensjahrzehnt beschwerdefrei bzw. der Herzfehler wird zufällig entdeckt. Der Links-Rechts-Shunt führt zu einer vermehrten pulmonalen Perfusion („tanzende Hili“). Es kommt zur Volumenbelastung des rechten Ventrikels und schließlich zur Widerstandserhöhung im Lungenkreislauf. Mithilfe der Herzkatheteruntersuchung und der Echokardiografie wird der Defekt lokalisiert und die Größe des Shuntvolumens bestimmt.

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6
Q

Wie sieht die Therapie eines Vorhofseptumdefekts aus?

A

Die chirurgische Therapie mit operativem Verschluss des Defekts ist bei allen symptomatischen und jungen Erwachsenen, bei Bestehen von Rechtsherzvergrößerung im Echokardiogramm und bei einem Lungen- zeitvolumen/Körperzeitvolumen (Qp/Qs) > 1,5–2 : 1 die Therapie der Wahl. Dies gilt auch für asymptomatische Vorhofseptumdefekte mit entsprechend hohem Shuntvolumen. Als bester Zeitpunkt für diese kurative Operation wird das 3.–5. Lebensjahr (vor der Einschulung) angesehen. Bei Erwachsenen wird der Eingriff elektiv nach Diagnosestellung unternommen.
Ohne Behandlung drohen eine Rechtsherzdekompensation und eine pulmonale Hypertonie. Bei Shuntumkehr (Eisenmenger-Reaktion) ist ein ASD- Verschluss nur mit Lungentransplantation möglich.
Seit einigen Jahren sind Verschlusssysteme für einen interventionellen ASD-Verschluss verfügbar. Bei entsprechender Indikationsstellung (z.B. Prophylaxe eines zerebralen Insults durch paradoxe Embolie) gibt es hohe primäre Verschlussraten und wenige schwerwiegende Komplikationen. Langzeitergebnisse liegen noch nicht vor.

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7
Q

Nennen Sie einen sehr häufigen Herzfehler mit Links-Rechts-Shunt.

A

Der häufigste Herzfehler mit Links-Rechts-Shunt ist der Ventrikelseptumdefekt (= VSD). Kleine Defekte sind durch ein sehr lautes Holosystolikum im 3. ICR links parasternal gut hörbar, jedoch ohne hämodynamische Wirkung („viel Lärm um nichts“). Sie bedürfen deshalb auch keiner Therapie. Weiterhin besteht eine starke Neigung zum Spontanverschluss.
Bei mittelgroßen und großen Ventrikelseptumdefekten mit einem Shuntvolumen von mehr als 30 % des Lungendurchflusses kommt es zur Druck- und Volumenbelastung der Ventrikel. Durch die pulmonale Hypertonie entsteht eine zunehmende Pulmonalsklerose mit vergrößertem Widerstand im „kleinen“ Kreislauf, der schließlich zur Shuntumkehr (Eisenmenger-Reaktion ab Ppul = 70 % von Paortal) führen kann.
Bei großem VSD treten schon in den ersten Lebensmonaten schnelle Ermüdbarkeit, starkes Schwitzen, Dyspnoe und Zyanose auf. Die Patienten sind durch eine Herzinsuffizienz, einen fixierten pulmonalen Hochdruck und vermehrte Infektionen gefährdet.
Therapeutisch wird ein operativer Verschluss eines hämodynamisch bedeutsamen Defekts angestrebt. Bei Säuglingen mit großem VSD kann zuerst eine „Banding-OP“ der A. pulmonalis zur Drosselung der vermehrten Lungenperfusion nötig sein. Die endgültige Korrektur erfolgt dann in einer zweiten Operation. Die Prognose ist bei rechtzeitiger Operation gut.

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8
Q

Ist jeder Ventrikelseptumdefekt symptomatisch? Nennen Sie einige typische klinische Befunde.

A

Bei kleinem Shuntvolumen (< 10%) können Symptome fehlen. Bei mittelgroßem und großem Shuntvolumen ist Folgendes typisch:
• Wachstums- und Entwicklungsverzögerung
• Belastungsdyspnoe
• eingeschränkte Belastbarkeit
• Palpitationen (supraventrikuläre und ventrikuläre Arrhythmien)
• häufige bronchopulmonale Infekte
• Herzinsuffizienz
Klinische Zeichen eines Ventrikelseptumdefekts sind von Defektgröße, -lokalisation, Shuntvolumen und den pulmonalen Widerstandsverhältnissen abhängig.

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9
Q

Beschreiben Sie die Fallot-Tetralogie.

A

Es handelt sich um den häufigsten angeborenen Herzfehler mit Rechts-Links-Shunt. Meist besteht eine zentrale Zyanose, die innerhalb der ersten Lebensmonate auffällt (sog. „Blue Babies“). Die Kennzeichen dieses kombinierten Herzfehlers sind:
• Obstruktion des rechtsventrikulären Ausflusstrakts
• großer VSD (hoch sitzend)
• eine über dem VSD „reitende“ Aorta
• rechtsventrikuläre Hypertrophie

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10
Q

Was fällt bei der körperlichen Untersuchung eines Patienten mit Fallot-Tetralogie auf?

A
  • Inspektion: zentrale Zyanose, Trommelschlägelfinger/-zehen, Uhrglasnägel
  • Palpation: tastbares systolisches Schwirren prästernal links betont, keine Pulsationen über dem Pulmonalareal, hebende Pulsationen über dem rechten Ventrikel
  • Merkmale im Röntgen-Thorax › Abb. 1.10
  • Auskultation: singulärer 2.Herzton betont, Systolikum über 3.ICR links (RVOT), aortaler Ejektionsklick (bes. nach dem 20. Lebensjahr), evtl. zusätzlich Diastolikum bei Aorteninsuffizienz (ältere Patienten), evtl. kontinuierliches Geräusch bei assoziiertem Ductus arteriosus apertus.
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11
Q

Nennen Sie einige Kollateralkreisläufe, die bei der Aortenisthmusstenose die untere Körperhälfte versorgen.

A
Kollateralkreisläufe bestehen über: 
• A. thoracica interna
• Interkostalarterien
• A. subscapularis (Schulterblatt)
• Lumbalarterien
Wegen der Kompensation durch die Kollateralkreisläufe liegt keine Zyanose der unteren Körperhälfte vor, obwohl die Femoralispulse erheblich abgeschwächt oder nicht tastbar sind.
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12
Q

Ein 20-jähriger Patient klagt über häufiges Nasenbluten, Kopfschmerzen und kalte Füße. Bei der körperlichen Untersuchung fallen ein Hypertonus von 190/115 mmHg an den Armen und kaum tastbare Femoralispulse auf.
Welche Verdachtsdiagnose drängt sich Ihnen auf?

A

Es liegt höchstwahrscheinlich eine Aortenisthmusstenose vor. Dabei handelt es sich um eine Einengung am Übergang vom Aortenbogen zur deszendierenden Aorta, die vor oder hinter dem Ductus arteriosus Botalli bzw. dem Lig. Ductus Botalli liegt. Entsprechend werden präduktale Stenosen mit offenem und postduktale mit geschlossenem Ductus Botalli unterschieden.
Es besteht eine Hypertonie der oberen Körperhälfte bei einer Hypotonie unterhalb der Stenose. Je nachdem, ob die Stenose vor oder hinter dem Abgang der linken A. subclavia liegt, kann eine Blutdruckdifferenz zwischen rechtem und linkem Arm vorliegen. Deshalb ist der Blutdruck immer an beiden Armen zu messen.
Die Therapie der Wahl ist die Operation, die um das 6. Lebensjahr herum erfolgen sollte. Wird die Diagnose erst, wie in unserem Beispiel, im höheren Lebensalter gestellt, kann eine Operation bis zum 30. Lebensjahr in Abhängigkeit von bereits eingetretenen Hypertoniefolgen erfolgreich durchgeführt werden. Unbehandelt ist die Prognose der isolierten Aortenisthmusstenose schlecht. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 30–40 Jahre und wird durch die Folgen der Hypertonie (apoplektischer Insult, Aneurysma und Herzinfarkt) begrenzt. Weiterhin besteht ein erhöhtes Risiko für eine Endokarditis.

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13
Q

Wie unterscheidet sich beim Gesunden der an den Armen im Vergleich zu dem an den Beinen gemessenen Blutdruck?

A

Der an den Knöchelarterien mit der Riva-Rocci-Methode im Liegen gemessene systolische Blutdruck liegt normalerweise ungefähr 10 mmHg über dem Blutdruck der Oberarme.
Ursache hierfür ist, dass der Blutfluss vom Herzen zu den Femoralarterien von reflektierten Druckwellen überlagert wird, wodurch es zu einer Steigerung des Blutdrucks in den Beinarterien kommt.

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14
Q

Nennen Sie einige Ursachen für eine Perikarditis.

A

Akute Perikarditiden werden z. B. durch Viren (Coxsackie) her- vorgerufen oder treten im Rahmen einer Tuberkulose, von Kollagenosen, Malignomen, Traumen, nach herzchirurgischen Eingriffen oder nach einem Myokardinfarkt auf.
Beispiele für chronische Perikarditiden sind: urämische Perikarditis, Perikarditis bei Kollagenkrankheiten (SLE) und idiopathische Perikarditis. Die meisten „idiopathischen“ Perikarditisfälle werden durch Viren verursacht. Fast jede akute Form der Perikarditis kann in die chronische Form übergehen.
Hauptursachen für eine konstriktive Perikarditis sind die Tuberkulose und, durch die Häufigkeit der Thoraxeingriffe bedingt, das Postperikardiotomiesyndrom.

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15
Q

Nennen Sie EKG-Zeichen, die auf eine Perikarditis hindeuten.

A

Im Gegensatz zum Infarkt, der regional zugeordnete EKG-Ableitungen betrifft , werden die perikarditischen EKG-Änderungen in allen Ableitungen gesehen. Im Verlauf einer Perikarditis kommt es zu Änderungen im EKG, die in 4 Stadien eingeteilt werden können (› Tab. 1.8).

Tab. 1.8 Zeichen der Perikarditis im EKG
Stadium : Definition
I : Niedervoltage, kleines R, ST-Hebung und Abgang der ST-Strecke konkavbogig aus der aufsteigenden S-Zacke
II : Rückbildung der ST-Hebung, flache T-Wellen, QT-Strecke verlängert
III (Vernarbung) : terminal negative T-Wellen, evtl. tiefe S-Zacke
IV (Ausheilung) : Niedervoltage, T-Abflachung, T-Negativität

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16
Q

Welche Befunde erwarten Sie bei einer chronischen konstriktiven Perikarditis?

A

Die Befunde ähneln denen einer Rechtsherzinsuffizienz:
• Dyspnoe
• Einflussstauung (Jugularvenen gestaut)
• rasche Ermüdbarkeit
• Ödeme
• Aszites
Auskultatorisch sind leise Herztöne und evtl. ein 3. Herzton wahrzunehmen. Gelegentlich ist ein sog. Lederknarren (Reibegeräusch) zu hören. Hierbei handelt es sich um ein systolisches und diastolisches Geräusch über der Herzspitze, das am lautesten in Exspiration bei vornübergebeugtem Oberkörper zu auskultieren ist.
Durch den Rückstau des Blutes vor dem rechten Herzen wird ein erhöhter Venendruck (mehr als 12 cmH2O) gemessen und ein paradoxer Anstieg des Jugularvenenpulses bei tiefer Inspiration (Kußmaul- Zeichen) wahrgenommen. Die Perikarditis ist häufig mit einer Myokarditis und einer Endokarditis kombiniert.
Das Missverhältnis zwischen klinischen Zeichen der Rechtsherzinsuffizienz und normal großem Herz auf dem Röntgenbild muss an eine konstriktive Perikarditis denken lassen, besonders auch bei therapierefraktärer Herzinsuffizienz.

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17
Q

Welche Medikamente werden bei der Behandlung eines Postkardiotomiesyndroms oft eingesetzt?

A

Bis 6 Wochen nach Herzinfarkt bzw. herzchirurgischen Eingriffen kann es zu einer fiebrigen Perikarditis/Pleuritis kommen. Nichtsteroidale Antiphlogistika und Steroide werden verwendet, um die Entzündungsreaktion abzuschwächen und eine hämodynamisch wirksame Beeinträchtigung der Herzmuskelfunktion zu verhindern.

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18
Q

Welche Perikarderkrankung erfordert sofort eine unmittelbare Notfalltherapie?

A

Bei einer drohenden Herzbeuteltamponade ist eine Entlastungspunktion oder eine Drainage unbedingt notwendig.

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19
Q

Nennen Sie bitte einige Erkrankungen, die eine Herzbeuteltamponade verursachen können.

A

Eine Perikardtamponade kann zahlreiche unterschiedliche Ursachen haben:
• Stichverletzung (Messer)
• stumpfes Thoraxtrauma (Autounfall)
• Perikarditis und Antikoagulanzientherapie
• urämische Niereninsuffizienz
• Bronchialkarzinom mit Einbruch in den Herzbeutel
• Perforation des rechten Ventrikels durch einen zentralen Venenkatheter

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20
Q

Wann wird eine sog. Perikardfensterung durchgeführt?

A

Bei einer Perikardfensterung oder Perikardektomie werden erkrankte Teile (z. B. Schwielen, chronisch entzündetes Gewebe) des Perikards entfernt. Sie wird bei chronisch-rezidivierenden Herzbeutelergüssen oder Perikarditiden durchgeführt. Dadurch soll verhindert werden, dass die vom geschädigten Perikard gebildete, meist seröse, Flüssigkeit den Herzmuskel hämodynamisch behindert. Entscheidend ist jedoch eine vorherige Ursachenklärung.

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21
Q

Ein 50-jähriger Mann mit Vorderwandinfarkt wurde mit einer fibrinolytischen Therapie behandelt. Danach schloss sich eine Behandlung mit Antikoagulanzien an. Nach 1 Woche traten ein merkwürdiges, nicht atemabhängiges Reibegeräusch und stechende Schmerzen über dem Herzen auf, die nach einigen Stunden verschwanden. Kurz darauf wurde der Mann unruhig, dyspnoisch und verlor das Bewusstsein.
Was ist passiert?

A

Es handelt sich scheinbar um ein akutes Geschehen. Neben einem Reinfarkt oder einer Lungenembolie muss aufgrund obiger Angaben auch an Folgendes gedacht werden: Das nichtatemabhängige Reibegeräusch könnte ein Perikardreiben gewesen sein. Dafür sprechen auch die stechenden Schmerzen in der Herzgegend. Nach einem Herzinfarkt kommt es häufig zu einer Pericarditis epistenocardiaca. Dazu würde auch die Zeitangabe von 1 Woche passen.
Wahrscheinlich wurde die Antikoagulanzientherapie trotz einer vorliegenden Perikarditis nicht abgesetzt. Eine Blutung oder ein Erguss im Herzbeutel kann zu einer Behinderung der Herzaktion und später zum kardiogenen Schock geführt haben. Ein Hinweis auf eine zunehmende Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel ist das schnelle Verschwinden der Reibegeräusche.
Die akute Herzbeuteltamponade erfordert eine sofortige Punktion oder Drainage. Die Verdachtsdiagnose kann durch Perkussion, Röntgenthoraxaufnahme (Bocks- beutelform des Herzens), EKG und Echokardiografie bestätigt werden.

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22
Q

Ein 50-jähriger Mann mit Vorderwandinfarkt wurde mit einer fibrinolytischen Therapie behandelt. Danach schloss sich eine Behandlung mit Antikoagulanzien an. Nach 1 Woche traten ein merkwürdiges, nicht atemabhängiges Reibegeräusch und stechende Schmerzen über dem Herzen auf, die nach einigen Stunden verschwanden. Kurz darauf wurde der Mann unruhig, dyspnoisch und verlor das Bewusstsein.
Ihre Verdachtsdiagnose ist zutreffend. An welcher Stelle würden Sie punktieren?

A

Eine Herzbeutelpunktion kann unter Kontrolle der 2D EchokardiograFIe und des EKG durchgeführt werden. Sie erfolgt unterhalb des Processus xiphoideus, wobei die Nadel unter Aspiration und Ultraschallkontrolle langsam in Richtung auf das linke Sternoklavikulargelenk vorgeschoben wird. Oft wird die Punktionsnadel durch einen Katheter ersetzt, der als Drainage einige Zeit belassen werden kann.
Der Therapieerfolg zeigt sich sofort an den hämodynamischen Parametern wie Blutdruck, Herzfrequenz, Jugularvenenstauung und an dem klinischen Zustand des Patienten. Als Hauptgefahren der Punktion gelten perforierende Verletzungen des Herzmuskels und der Koronararterien.

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23
Q

Wie definieren Sie eine Endokarditis und welche Grobeinteilung kennen Sie?

A

Es handelt sich um eine Entzündung der Herzinnenwand, die zur Klappendestruktion führen kann. Man unterscheidet im Wesentlichen:
• nichtinfektiöse (abakterielle) Endokarditis
• akute bakterielle Endokarditis (z.B. Staphylokokken)
• subakute bakterielle Endokarditis (z.B. Streptococcus viridans)
Die rheumatische Endokarditis ist die häufigste Ursache für Mitral- und Aortenklappenfehler (allergische Poststreptokokkenerkrankung).

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24
Q

Wodurch zeichnet sich das klinische Bild einer akuten bakteriellen Endokarditis aus?

A

Die akute bakterielle Endokarditis ist im Allgemeinen durch ein dramatisches Krankheitsbild gekennzeichnet:
• hohes Fieber und Tachykardie, evtl. Schüttelfrost
• Allgemeinsymptome: Schwäche, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Arthralgien, Anämie
• kutane Symptome: Petechien, Osler-Knötchen (linsengroße schmerzhafte Knötchen, bes. an Fingern und Zehen = immunkomplexbedingte Vaskulitis)
• kardiale Symptome: Herzgeräusche, zunehmende Zeichen einer Herzinsuffizienz, evtl. Klappenperforation oder -abriss
• Nierenbeteiligung mit Hämaturie, Proteinurie: glomeruläre Herdnephritis (Löhlein), Niereninfarkte im Rahmen embolischer Ereignisse
• bakterielle Mikroembolien und immunologische Phänomene: embolische Herdenzephalitis, evtl. mit passageren Hemiparesen, Roth’s spots der Retina
• Splenomegalie

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25
Q

Drogenabhängige („Fixer“) leiden nicht selten an einer Endokarditis. Warum?

A

Durch mangelnde Reinigung und Desinfektion des Spritzbestecks kommt es zur Einschleppung von Keimen (meist Staphylokokken), die sich im Bereich der Trikuspidalklappe (erste Klappenstation) ansiedeln können (Rechtsherzendokarditis). Häufig sind septische Streuherde (Abszesse).

26
Q

Im Krankenhaus oder nach iatrogenen Manipulationen ist die subakute Endokarditis häufig. Was verbirgt sich dahinter?

A
Die subakute Endokarditis (Endocarditis lenta) wird häufig (60– 80%) durch Streptococcus viridans verursacht. 
Es handelt sich um einen schwach pathogenen Keim, der sich bevorzugt auf vorgeschädigten Herzklappen ansiedelt. Der Krankheitsbeginn ist schleichend und der Verlauf langsam und weniger eindrucksvoll. Symptome sind:
• Abgeschlagenheit
• ungewollter Gewichtsverlust
• Splenomegalie
• chronische Anämie
• subfebrile Temperaturen (um 38  ̊C) 
• BSG- und CRP-Erhöhung
• Leukozytose

Merke : Liegen Fieber und ein neu aufgetretenes Herzgeräusch vor, so muss eine Endokarditis ausgeschlossen werden.

27
Q

Welche Untersuchung ist sowohl für die akute als auch für die subakute Endokarditis zur Diagnosestellung und für die Therapie entscheidend? Welche Rolle spielt die Echokardiografie?

A

Für die Einleitung einer spezifischen Therapie ist die Bestimmung des Erregers unerlässlich. Wesentlich ist die Abnahme mehrerer Blutkulturen vor der Therapie mit gleichzeitiger Verwendung von mindestens drei Paaren aerober und anaerober Kulturmedien. Der günstigste Zeitpunkt für Blutkulturabnahmen ist während des frühen Fieberanstiegs.
Die Echokardiografie liefert als bildgebendes Verfahren die Möglichkeit, den Zustand der Herzklappen zu beurteilen. So können Klappenvegetationen oder Auflagerungen (z. B. Endocarditis polyposa) sichtbar und das Ausmaß einer erfolgten Klappendestruktion (z. B. Mitralinsuffizienz) nachgewiesen werden. Besondere Bedeutung hat die Echokardiografie als preiswertes und nichtinvasives Verfahren in der Verlaufsbeurteilung einer Herzklappenschädigung während der Therapie. Weniger ausgeprägte Klappenvegetationen sind häufig in der transthorakalen Echokardiografie nicht darstellbar, deshalb sollte im Zweifel ein transösophageales Echo (TEE) erfolgen.

28
Q

Ein Patient mit erhöhtem Endokarditisrisiko muss sich einem ambulanten zahnärztlichen Eingriff unterziehen. Welche antibiotische Prophylaxe schlagen Sie vor?

A

Eine Antibiotikaprophylaxe vor zahnärztlichen Eingriffen ist nur noch bei Hochrisikopatienten (Z. n. Herzklappenersatz, Z. n. bakterieller Endokarditis, komplexen angeborenen Vitien oder Z.n. Herztransplantation mit Klappenvitien) indiziert. Im Bereich des Mund- und Rachenraums sind vergrünende Streptokokken die Zielkeime. Sinnvoll ist eine Prophylaxe mit einem Penicillinpräparat.
Beispiel: Amoxicillin 2 g oral 1 h vor dem Eingriff oder 1 g i. v. 30 min vor dem Eingriff . Besteht eine Penicillinallergie, kann alternativ Clindamycin 600 mg oral oder Azithromycin 500 mg oral jeweils 1 h vor dem Eingriff eingenommen werden.

29
Q

Nennen Sie Leitsymptome bzw. -befunde einer Myokarditis.

A

Bei einer Myokarditis handelt es sich um eine Herzmuskelerkrankung, die die Herzmuskelzellen, das Interstitium und die Herzgefäße betreffen kann.
Die häufigsten Ursachen sind:
• infektiöse Myokarditis (z.B. Viren, Bakterien, Parasiten)
• toxische Myokarditis (z.B. Adriamycin, Diphtherietoxin, Alkohol)
• allergische Myokarditis (z.B. rheumatisches Fieber)
• Begleitmyokarditis bei Systemerkrankungen (z. B. Sklerodermie, Sarkoidose, RA)
Die Patienten klagen über einen nicht ausheilenden fieberhaften Infekt, Abgeschlagenheit und Herzstolpern. Es können bereits Zeichen einer Herzinsuffizienz wie Ödeme, Lungenstauung, Pleuraerguss und ein auskultatorisch erfassbarer Galopprhythmus vorliegen. Typisch soll eine im Verhältnis zur Körpertemperatur zu hohe Herzfrequenz (relative Tachykardie) sein. Im EKG finden sich als Zeichen der Beeinträchtigung des Reizleitungssystems ST-Strecken-Anomalien, Extrasystolen und AV-Blockierungen. Perkutorisch, röntgenologisch und echokardiografisch ist eine progrediente Herzdilatation zu erkennen. Häufig liegen erhöhte Enzymwerte für die CK-MB, LDH und GOT vor. Eine Leukozytose, erhöhte BSG und CRP sind bei infektiösen Myokarditiden fast immer festzustellen.

30
Q

Welche Viren lösen häufig eine Myokarditis aus? Sagen Sie bitte kurz etwas zur Therapie.

A

In 25–50 % der Fälle lässt sich ein Virus nachweisen. Häufig und gefährlich sind die Coxsackie-B1- bis -B5-Viren sowie der Parvovirus B19. Weitere Erreger sind Herpesviren, Influenza-, Adeno- und Echoviren. Eine spezifische Therapie ist bisher nicht bekannt. Neben strenger Bettruhe in den ersten Wochen ist eine symptomatische Behandlung (z. B. bei Rhythmusstörungen oder Herzinsuffizienz) und Thrombembolieprophylaxe während der Zeit der Bettlägerigkeit angezeigt. Bei terminaler Herzinsuffizienz kann eine Entlastung des Herzens entweder temporär durch mechanischen Herzersatz oder – unwiderruflich – durch Herztransplantation bewirkt werden. In mehr als 80 % der Fälle kommt es jedoch zur folgenlosen Abheilung.

31
Q

Zählen Sie bitte verschiedene Arten von Aortenaneurysmen auf und erläutern Sie die Unterschiede.

A

Ein Aneurysma ist eine begrenzte Erweiterung der Arterie. Man unterscheidet folgende Arten (› Abb. 1.11):
• Aneurysma verum: Alle Wandschichten sind von der Erweiterung betroffen. Meistens ist dieses Aneurysma arteriosklerotisch bedingt und infrarenal lokalisiert. Hauptgefahren stellen die Ruptur und die Verschleppung von thrombotischem Material dar.
• Aneurysma dissecans: Durch einen Einriss der Intima wühlt sich das Blut innerhalb der Tunica media vor. Dies führt zur Entstehung eines echten und eines falschen Lumens, das sich nach distal u./o. proximal ausweitet.
Die Hypertonie spielt bei der Entstehung und Ausdehnung einer Aortendissektion eine wesentliche Rolle. Seltenere Ursachen sind die Lues, andere bakterielle Entzündungen und das Marfan-Syndrom.
• Aneurysma spurium: Hier liegt ein meist traumatisch bedingter Defekt der Arterienwand vor. Je nach Größe der Wandverletzung kommt es zu einem lebensbedrohlichen Blutverlust oder zur bindegewebigen Umgrenzung des Hämatoms.

32
Q

Wann stellen Sie eine OP-Indikation für ein abdominelles Aortenaneurysma?

A

Alle Aortenaneurysmen mit einem Durchmesser > 5 cm sollten bei vertretbarem OP-Risiko wegen der Ruptur- und Emboliegefahr gefäßchirurgisch behandelt werden. Das Rupturrisiko beim abdominellen Aortenaneurysma liegt bei einem Durchmesser < 5 cm bei 3 % pro Jahr und steigt bei einem Durchmesser > 5 cm auf bis zu 10 % pro Jahr.
Bestehen keine Risikofaktoren, wird auch bei kleineren Aneurysmen die OP-Indikation heute relativ großzügig gestellt. Absolute OP-Indikation besteht bei allen symptomatischen Aneurysmen. Alternativ kann eine perkutane Stent-Implantation bei geeigneten Kandidaten durchgeführt werden.

33
Q

Wie stellt sich die Klinik eines akuten Aneurysma dissecans dar? Welche Differenzialdiagnosen müssen Sie berücksichtigen?

A

Ein akutes Aneurysma dissecans führt, je nach der Höhe der Dissektionsstelle, zu einem stechenden Vernichtungsschmerz im Thorax, beim proximalen Typ A (Aortenbogenbereich unter Einschluss der Aorta ascendens) bevorzugt retrosternal und beim distalen Typ B (distal des Aortenbogens = Aorta descendens) im Rücken mit Ausstrahlung ins Abdomen.

Durch die Dissektion werden häufig Gefäßäste der Aorta funktionell vom Blutfluss abgetrennt, sodass Organausfälle mit entsprechender Symptomatik die Folge sein können.

Erste Hinweise auf das Vorliegen eines Aneurysmas kann eine einfache Röntgenaufnahme des Thorax geben (Mediastinalverbreiterung). Zur Diagnosesicherung und Lokalisation der Dissektion werden transösophageale Echokardiografie, CT oder Angio-/3-D-MRT angewendet. Differenzialdiagnostisch kommen in erster Linie ein Myokardinfarkt und eine Lungenembolie infrage (› Tab. 1.9).

Folgende Komplikationen treten beim proximalen Typ A auf: Herzbeuteltamponade, Aortenklappeninsuffizienz, Verlegung der Koronararterien mit Herzinfarkt und Apoplex.

Beim distalen Typ können folgende Komplikationen auftreten: Hämatothorax, Blutung ins Mediastinum oder Abdomen, Verlegung der Nieren u./o. Mesenterialarterien mit Niereninsuffizienz und Mesenterialinfarkt. Bei Ruptur tritt ein Blutungsschock ein.

34
Q

Wie stellen Sie als praktischer Arzt in einer durchschnittlich eingerichteten Praxis die Diagnose eines Bauchaortenaneurysmas?

A

Die Anamnese gibt möglicherweise bereits Hinweise auf abdominale Beschwerden (z.B. Meteorismus, Diarrhö) oder Durchblutungsstörungen. Bei einer gründlichen körperlichen Untersuchung können eine tastbare pulsierende Raumforderung und auskultatorisch erfassbare Strömungsgeräusche auffallen. Voraussetzungen sind eine gewisse Größe des Aneurysmas und ein nicht zu adipöser Patient. Eine Röntgenaufnahme des Abdomens zeigt evtl. Kalkschalen im Bereich der abdominalen Aorta. Die treffsicherste Methode ist die Sonografie.

35
Q

Kennen Sie die Lagerungsprobe nach Ratschow? In welchem diagnostischen Rahmen wendet man sie an?

A

Es handelt sich um einen Belastungstest im Rahmen der angiologischen Diagnostik. Der liegende Patient führt mit erhobenen Beinen kreisende Fußbewegungen bis zum Auftreten von Schmerzen bzw. höchstens 5 min aus. Dabei werden Hautfarbe und Hauttemperatur der Extremitäten verglichen. Nach Herunterhängenlassen der Beine misst man die Zeit bis zum Erkennen der reaktiven Hyperämie (Norm: 5–10 s) und die Venenauffüllzeit (Norm: 20 s). Man erhält so Aufschluss über die Schwere und Ausdehnung einer arteriellen Verschlusskrankheit der unteren Extremitäten. Insbesondere kann durch einfache Belastungstests dieser Art die Kollateralgefäßbildung im Laufe der Erkrankung überprüft werden. Ein Belastungstest für die oberen Extremitäten ist die Faustschlussprobe.

36
Q

Welche bekannte Stadieneinteilung gibt es für die pAVK (= periphere arterielle Verschlusskrankheit)? Kennen Sie das Leriche-Syndrom?

A

Die bekannteste Einteilung nach Fontaine-Ratschow beschreibt den klinischen Schweregrad der Durchblutungsstörung. Es werden folgende Stadien unterschieden (› Tab. 1.10).
Tab. 1.10 Einteilung der pAVK nach Fontaine-Ratschow
Stadium : Definition
I : kein tastbarer Puls, trotzdem keinerlei Beschwerden (75 % aller Fälle sind asymptomatisch)
IIa : Claudicatio intermittens (schmerzfreie Gehstrecken > 200 m)
IIb : schmerzhafte Gehstrecke < 200 m
III : ischämischer Ruheschmerz der Muskulatur, vor allem im Bereich der Akren in Horizontallage
IV : zusätzlich Nekrose/Gangrän/Ulkus
Bedeutsam ist, dass Beschwerden im Sinne einer Claudicatio intermittens erst bei Verschluss von weit über der Hälfte der Strombahn auftreten. Für die Stadieneinteilung ist deswegen auch die Lokalisation des Gefäßverschlusses von Bedeutung. Folgende Hauptabschnitte werden an der unteren Extremität differenziert:
• Beckentyp (Aorta, A. iliaca communis, A. iliaca ext.)
• Oberschenkeltyp (A. femoralis)
• Unterschenkeltyp (z. B. A. tibialis post.)
• Mehretagentyp
Durch diese Lageeinteilung wird das therapeutische Konzept (Desobliteration, Gefäßprothesen, transluminale Katheterdilatation) wesentlich mit beeinflusst.
Beim Leriche-Syndrom führt ein chronischer Verschluss der Aortenbifurkation zu Schmerzen und Schwäche in den Beinen. Es kommt zu Blasenstörungen, Impotenz und Muskelatrophien. Bei langsamer Progredienz des Verschlusses kann sich ein Kollateralkreislauf über die A. mesenterica superior – A. iliaca interna ausbilden (= Riolan-Anastomose).

37
Q

Was ist ein „Ankle-Brachial-Index“ (ABI), und wie wird er gemessen?

A

Dabei handelt es sich um die systolische Blutdruckmessung an beiden Oberarmen und Unterschenkeln im Ruhezustand. Der an den Knöchelarterien mit der Riva-Rocci-Methode im Liegen gemessene systolische Blutdruck liegt normalerweise ungefähr 10 mmHg über dem Blutdruck der Oberarme (Doppler- index: Knöcheldruck/Oberarmdruck > 1).
Bei leichter arterieller Durchblutungsstörung findet sich ein Index von 0,9–0,75, bei mittelschweren Durchblutungsstörungen beträgt der Index < 0,75–0,5. Werte < 0,5 oder ein systolischer Druck < 50 mmHg finden sich bei kritischer Ischämie mit Nekrose- und Amputationsgefahr. Blutdruckmessungen sollten erst nach 15-minütiger Ruhepause erfolgen, sonst können die Messwerte falsch, d. h. zu niedrig, sein. Bei Blutdruckdifferenzen zwischen beiden Armen wird der höhere Wert als Vergleichsbasis genommen.

38
Q

Was halten Sie für den wichtigsten therapeutischen Ansatzpunkt bei der pAVK der Stadien I und II?

A

Im Stadium I erfolgt keine spezifische Therapie. Sinnvoll ist natürlich die Ausschaltung von Risikofaktoren. Eine maßvolle sportliche Betätigung sollte dem Patienten angeraten werden. Außerdem sind regelmäßige klinische Kontrollen (z. B. Doppler-Sonografie) angezeigt.
Ab Stadium II sollten alle Patienten ASS 100–300 mg/d erhalten. Darüber hinaus steht im Stadium II das Gehtraining zur Förderung der Kollateralbildung im Vordergrund (Gehen bis zum Auftreten der Claudicatio-Beschwerden → Pause → erneutes Gehen). Außerdem kann ab Stadium IIb Cilostazol, ein PDE-III-Hemmer, der die Kollateralbildung fördert, gegeben werden. Ergänzend können Rheologika (z. B. Trental® = Pentoxifyllin) verabreicht werden, deren Wirkung jedoch nicht in größeren Studien gesichert ist. Gleiches gilt für die isovolämische Hämodilution (Senkung des Hämatokrit [< 40 %] durch Aderlass und gleichzeitige Volumensubstitution).
Führen die konservativen Maßnahmen nicht zum Erfolg, können eine perkutane transluminale Angioplastie mit Stent-Implantation, eine Gefäßdesobliteration durch Thrombendarteriektomie oder eine Bypass-Operation mit Gefäßersatz durch autologe V. saphena oder durch körperfremdes Material in Erwägung gezogen werden. Hierbei ist die vorherige Durchführung einer Angiografie zur genauen Darstellung der Gefäßveränderungen und zur Therapieplanung notwendig.
OP-Indikation: Stadium II relativ, Stadium III und IV absolut. OP ist nicht sinnvoll bei ausschließlich distalen oder multiplen Verschlüssen. Die Amputation ist die Ultima Ratio im Stadium IV, wenn Zu- und Abstromvolumen für eine Revaskularisation zu gering sind.

39
Q

Wir haben bisher immer von der Arteriosklerose der unteren Extremitäten gesprochen. Nun etwas Neues. Was ist das Subclavian-Steal-Syndrom?

A

Es handelt sich um einen arteriosklerotischen Verschluss der A. subclavia (› Abb. 1.12) unmittelbar nach ihrem Abgang aus der Aorta und proximal des Vertebralisabgangs. Es kommt zur Stromumkehr in der ipsilateralen A. vertebralis, womit vor allem bei Belastung des Arms Blut aus dem Zerebralkreislauf (Circulus Willisi) für die Versorgung des Arms abgezweigt wird.
Die Patienten klagen insbesondere bei der Arbeit über Kopf über Schwindel, Sehstörungen, Übelkeit und schnelle Ermüdung. Weiterhin lässt sich oft eine Blutdruckdifferenz zwischen linkem und rechtem Arm nachweisen. Meist wird eine gefäßchirurgische Therapie (Desobliteration, Gefäßprothese) durchgeführt.

40
Q

Wie stellen Sie sich die Klinik eines plötzlichen arteriellen Verschlusses an den Extremitäten vor?

A
Bei der plötzlichen Verlegung einer größeren Arterie kommt es beim kompletten Ischämiesyndrom zu charakteristischen klinischen Zeichen (6-P-Regel nach Pratt, englisch: „six Ps“, › Tab. 1.11).
Tab. 1.11 6-P-Regel
Pain : starker Schmerz
Pulselessness : Pulslosigkeit
Paralysis : Lähmung
Paresthesia : Gefühlsstörung
Paleness : Blässe
Prostration : Schock
Meist handelt es sich um eine embolische Verschleppung von korpuskulären Elementen, z. B. thrombotischem Material bei Vorhoflimmern aus dem linken Vorhof. Weiterhin kommen plötzliche arterielle thrombotische Verschlüsse bei vorbestehenden Gefäßwandschäden (Arteriosklerose, Trauma, Aneurysma) vor.
41
Q

Warum halte ich die Klinik eines Arterienverschlusses für so bedeutend? Man könnte doch abwarten und in aller Ruhe am nächsten Tag eine beweisende Angiografie durchführen?

A

Die ziemlich eindeutige Klinik ermöglicht eine schnelle Diagnose und damit auch einen raschen Therapiebeginn. Das Gefäßlumen sollte innerhalb von 6 Stunden wieder eröffnet werden, da sonst der Verlust der Extremität droht. Die Therapie der Wahl ist die chirurgische Embolektomie mittels eines Fogarty-Ballonkatheters. Lokale Fibrinolyse kann als Therapiealternative bei Verschlüssen im Unterarm- bzw. Unterschenkelbereich, insbesondere bei inkomplettem Ischämiesyndrom, durchgeführt werden.

42
Q

Wie sieht die Ersttherapie bei einem akuten arteriellen Veerschluss aus, die Sie als Hausarzt einleiten?

A

Man lagert die Extremität tief und verhindert durch Einpacken in Decken (Watte) einen Wärmeverlust. Dann wird zur Schmerzbekämpfung (z.B. Pethidin 50mg i.v.) und Schockprophylaxe (z.B. Hydroxyäthylstärke) ein intravenöser Zugang gelegt. Selbstverständlich wird die Krankenhauseinweisung veranlasst und mit 5.000–10.000 IE Heparin i. v. eine Hemmung der Gerinnung eingeleitet (Achtung: keine i. m. Injektion wegen evtl. nachfolgender Lysetherapie). Innerhalb der nächsten 6 Stunden sollte eine Embolektomie bei großlumigen Gefäßen bzw. eine Fibrinolyse bei peripheren Embolien erfolgen.

43
Q

Mit welchen Medikamenten wird eine thrombolytische Therapie durchgeführt? Welche Kontraindikationen kennen Sie

A

Thrombolytische Medikamente sind Aktivatoren der Fibrinolyse. Dies sind hauptsächlich: Streptokinase, Urokinase und tPA (Gewebe-Plasminogenaktivator).
Eine Besonderheit von tPA ist, dass es größtenteils an Fibrin gebundenes Plasminogen zu Plasmin aktiviert und somit am ehesten fibrinspezifisch wirkt.
Hauptkontraindikationen der Fibrinolysetherapie sind:
• kurz vorhergegangene OP < 8 Tage
• Zerebralinsult < 6 Monate
• Verletzung des Rückenmarks < 3 Monate
• ZNS-OP < 3 Monate
• Aortenaneurysma > 3cm
• nicht einstellbare Hypertonie > 200 mmHg systolisch bzw. > 105 mmHg diastolisch
• fortgeschrittenes Malignom
• frisches Magen-Darm-Ulkus
• Endokarditis, Pankreatitis, Sepsis
Die Indikation zur Lyse wird heute zunehmend großzügiger und in Abhängigkeit vom Einzelfall gestellt.

44
Q

Treffen Sie bitte eine Einteilung der Hypertonie nach ätiologischen Gesichtspunkten.

A

Eine Hypertonie besteht bei ca. 25 % der Bevölkerung und stellt einen wesentlichen Risikofaktor für eine Vielzahl von Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar. Man unterscheidet die primäre essenzielle Hypertonie (> 90 % der Fälle) von den sekundären Hypertonien. Die sekundären Hypertonien sind zum Großteil renal (ca. 8 %) bedingt. Die renalen Hypertonien treten infolge der Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems auf.

45
Q

Wie wird eine Hypertonie verifiziert?

A

Da der Blutdruck von der Tageszeit, psychischen und körperlichen Belastungen abhängt, kann man eine Hypertonie nur durch wiederholte Messungen diagnostizieren. Zum Nachweis einer Hypertonie muss eine mindestens 3-malige Messung an 3 verschiedenen Tagen erfolgen. Zuvor ist eine Ruhephase von mindestens 5 min notwendig. Die Messung sollte im Sitzen stattfinden, beide Arme sollten in Herznähe gelagert und mindestens einmal gemessen werden.

46
Q

Ab welchen Blutdruckwerten spricht man von Hypertonie?

A

Eine Zuordnung zu einem der Blutdruckbereiche ist nur nach wiederholten Messungen zu verschiedenen Zeiten möglich (› Tab. 1.12).
Tab. 1.12 Hypertonie-Einteilung nach Blutdruckwerten (JNC7/NIH, USA 2003)
Kategorie : S. Blutdruck (mmHg) : D. Blutdruck (mmHg)
normal : < 120 : < 80
Prähypertonie : 120–139 : 80–89
Hypertonie: Stadium 1 : 140–159 : 90–99
Hypertonie: Stadium 2 : ≥ 160 : ≥ 100

47
Q

Welche diagnostischen Maßnahmen leiten Sie als Standard bei Hypertonie ein?

A

Die Diagnostik bezieht sich sowohl auf mögliche Ursachen einer sekundären Hypertonie als auch auf evtl. schon eingetretene Folgeerkrankungen durch einen länger bestehenden Hypertonus (› Abb. 1.13). Außerdem sollten Begleiterkrankungen sowie weitere Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen abgeklärt werden, da hiervon sowohl die Wahl des Antihypertensivums als auch der Grenzwert, ab dem eine antihypertensive Therapie indiziert ist (z.B. strengere Blutdruckeinstellung bei Diabetikern), abhängen.
Zu den sekundären Hypertonien zählen auch die endokrin verursachten Blutdrucksteigerungen:
• Hyperthyreose
• Conn-Syndrom (primärer Hyperaldosteronismus)
• Cushing-Syndrom
• Phäochromozytom (Katecholamine )
• EPH-Gestose
• adrenogenitales Syndrom
Eine primäre Hypertonie darf erst nach Ausschluss der sekundären Ursachen diagnostiziert werden.

48
Q

Kennen Sie eine Süßigkeit, die bei exzessivem Genuss eine Hypertonie auslösen kann?

A

Lakritze führt ähnlich wie Aldosteron zu einer Salz- und Wasserretention. Eine relevante Hypertonie kann bei einem Konsum von über 400 g/d auftreten.

49
Q

Legen Sie mir bitte eine Blutdruckmanschette korrekt an und überprüfen Sie meine medikamentöse Blutdruckeinstellung.

A

Beim Erwachsenen mit einem Oberarmumfang von weniger als 40 cm sollte die Manschette (12 cm breit) etwa 2 cm oberhalb der Ellenbeuge enden. Die Manschette unaufgeblasen gerade anlegen, sodass sie nicht rutscht. Die Luftschläuche dürfen keinesfalls knicken. Das Stethoskop auf die Ellenbogenbeugeseite (radial, A. radialis) bei supiniertem und gestrecktem Arm anlegen.

Die Manschette ca. 30 mmHg über den systolischen Druck aufpumpen und anschließend den Druck um ca. 5 mmHg/s vermindern. Das erste Geräusch (Korotkow-Geräusch) zeigt den systolischen Druck an. Bei völligem Verschwinden der Geräusche wird der diastolische Druck gemessen.

Merke : Bei Patienten mit einem Oberarmumfang von mehr als 40cm muss eine breitere Manschette verwendet werden, für Kinder gibt es schmale Spezialmanschetten. Eine massive Arteriosklerose mit verminderter Komprimierbarkeit führt evtl. zu fälschlich erhöhten Werten. Blutdruckdifferenzen zwischen beiden Armen > 20/15 mmHg (syst./diast.) liegen außerhalb des Referenzbereichs.

50
Q

Eine 55-jährige mäßig adipöse Frau kommt mit Kopfschmerzen und leicht gerötetem Gesicht zum ersten Mal in Ihre Praxis. Sie berichtet, dass ca. vor einem Jahr ein anderer Arzt ihr Medikamente (2× täglich – weiße Tabletten) verordnet habe, die sie allerdings seit 3 Monaten nicht mehr einnimmt, da die Packung leer ist. Die Enkelkinder würden sie den ganzen Tag auf Trab halten.
Der Allgemeinzustand ist bis auf die Kopfschmerzen gut. Besondere Krankheiten bestünden nicht. Vor 5 Jahren wurde die Gallenblase entfernt. Seit 1 Woche trinkt sie zum Schlafen eine Tasse Johanniskrauttee. Die Patientin ist etwas nervös. Rachen und Lunge sind unauffällig. Es besteht kein Fieber. Bei der körperlichen Untersuchung finden Sie außer einem sehr kräftigen, rhythmischen Puls keine Besonderheiten.
Wie gehen Sie weiter vor?

A

Eine Blutdruckmessung an beiden Armen ist erforderlich. Wenn möglich, rufe ich den Kollegen an und frage nach dem Präparatenamen.

51
Q

Eine 55-jährige mäßig adipöse Frau kommt mit Kopfschmerzen und leicht gerötetem Gesicht zum ersten Mal in Ihre Praxis. Sie berichtet, dass ca. vor einem 1/2 Jahr ein anderer Arzt ihr Medikamente (2× täglich – weiße Tabletten) verordnet habe, die sie allerdings seit 3 Monaten nicht mehr einnimmt, da die Packung leer ist. Die Enkelkinder würden sie den ganzen Tag auf Trab halten.
Der Allgemeinzustand ist bis auf die Kopfschmerzen gut. Besondere Krankheiten bestünden nicht. Vor 5 Jahren wurde die Gallenblase entfernt. Seit 1 Woche trinkt sie zum Schlafen eine Tasse Johanniskrauttee. Die Patientin ist etwas nervös. Rachen und Lunge sind unauffällig. Es besteht kein Fieber. Bei der körperlichen Untersuchung finden Sie außer einem sehr kräftigen, rhythmischen Puls keine Besonderheiten.

Der Blutdruck beträgt an beiden Armen 200/115 mmHg.

A

Die Messung muss wiederholt werden. Offenbar liegt eine beginnende hypertone Krise mit geringen Allgemeinsymptomen vor. Der Blutdruck soll rasch, aber nicht zu stark gesenkt werden.
Zuerst 0,8 mg Nitroglyzerin als Kapsel zerbeißen, evtl. nach 10–20 min wiederholen. Danach sollten die Herzenzyme bestimmt und ein EKG geschrieben werden. Nach ca. 30 min ist die Blutdruckmessung zu wiederholen. Zur ambulanten Erstbehandlung können alternativ ACE-Hemmer, Urapidil oder Clonidin gegeben werden. Kurz wirkende Ca-Antagonisten (z. B. Nifedipin) sind kontraindiziert, da sie zu überschießendem Blutdruckabfall mit ischämischen Komplikationen führen können.
Merke : Der Blutdruck darf nicht zu stark gesenkt werden. Besonders bei alten Menschen besteht dann Hirnischämiegefahr!

52
Q

Der Blutdruck normalisiert (159/99 mmHg) sich einigermaßen. Wie gehen Sie weiter vor?

A

Bei adäquater Blutdrucknormalisierung, Beschwerdefreiheit und unauffälligem EKG können eine ambulante Abklärung und eine medikamentöse Einstellung versucht werden. Die Genese der Hypertonie ist unbedingt abzuklären (Schilddrüsenerkrankungen, Phäochromozytom etc.). Die alten Krankenunterlagen müssen besorgt werden. Die Patientin soll sich regelmäßig vorstellen. Sie ist über das Risiko eines Apoplex und eines Infarkts aufzuklären.

53
Q

Es handelt sich um eine essenzielle Hypertonie. Welches Medikament würden Sie zur Langzeiteinstellung verordnen?

A

Zur Langzeit-Hypertonietherapie sind ACE-Hemmer gut geeignet. Die Dosierung sollte einschleichend (z.B. Captopril 2 × 6,25mg/d) beginnen. Engmaschige Kontrollen sind notwendig. Häufig ist die Kombination mit einem Diuretikum sinnvoll (› Kap. 1.1).

54
Q

Nennen Sie die Grundzüge der Therapie einer Hypertonie.

A

Da die Hypertonie mit ihren Folgekrankheiten die Lebenserwartung deutlich verringert, ergibt sich die Indikation zur Therapie. Bei den sekundären Hypertonien kann diese Therapie kausal orientiert sein (z. B. operative Entfernung eines Phäochromozytoms).
Die häufige primäre Hypertonie verlangt meist eine symptomatische Senkung des Blutdrucks. In Anbetracht der Tatsache, dass es sich im Allgemeinen um eine Dauertherapie handelt, ist eine gute Kooperation (Compliance) zwischen Arzt und Patient notwendig.
Als Basistherapie gelten allgemeine Maßnahmen wie Vermeidung von Stresssituationen, Gewichtsnormalisierung, Na+-Reduktion, Verzicht auf Nikotin und sportliche Betätigung. Häufig ist dadurch eine befriedigende Blutdrucksenkung zu erreichen.
Ziel der medikamentösen Behandlung ist es, den Blutdruck mit dem nebenwirkungsärmsten Mittel zu normalisieren. Folgende Substanzklassen stehen zur Verfügung:
Mittel der ersten Wahl mit nachgewiesener Prognoseverbesserung im Hinblick auf die Mortalität sind:
• Thiazide
• Betablocker
• ACE-Hemmer
• Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten
• Ca-Antagonisten (Studienlage im Hinblick auf Prognoseverbesserung uneinheitlich)
Reservemedikamente in der Dauerbehandlung der arteriellen Hypertonie sind:
• zentral wirkende Antihypertonika
• Vasodilatatoren
• Alphablocker
Am Anfang steht meist eine Monotherapie mit einem Diuretikum (bei alten Patienten) oder einem Betablocker (bei jungen Patienten). Alternativ kommen ACE-Hemmer, AT1-Rezeptor-Antagonisten und Ca-Antagonisten in Betracht. Führt die Monotherapie nicht zum Erfolg, wird diese nicht zur Maximaldosis gesteigert, sondern es werden Zweier- (z. B. Diuretikum + Beta- blocker) und später Dreierkombinationen (z. B. Diuretikum + Betablocker + ACE-Hemmer) eingesetzt.

55
Q

Wie würden Sie eine hypertone Krise in Ihrer Praxis therapieren?

A

Wegen der Gefahr der Enzephalopathie, der akuten Herzinsuffizienz und der Hirnmassenblutung stellt die hypertone Krise mit RR > 220/120 mmHg eine Notfallsituation dar, die sofort behandelt werden muss.
Unter Beachtung der möglichen Begleiterscheinungen (Herzrasen, plötzlicher RR-Abfall, Kollaps, Übelkeit) werden folgende Medikamente verwendet:
• zuerst 0,8 mg Nitroglyzerin als Kapsel zerbeißen, evtl. nach 10–20 min wiederholen
• nach 30 min wiederholte RR-Messungen
• Ist damit keine ausreichende Blutdrucksenkung zu erreichen, wird Clonidin (Catapresan®) 0,15 mg langsam i. v. oder s. c. verabreicht (Achtung: anfangs paradoxe Blutdrucksteigerung bei Clonidin möglich). Andere Therapiealternativen sind Urapidil (Ebrantil®) 25 mg langsam i. v. oder orale ACE-Hemmer.
• bei Bradykardie ggf. intravenöse Gabe von 5–10 mg Dihydralazin
• Bei Phäochromozytom wird der Alphablocker Phenoxybenzamin (Dibenzyran®) 10–100 mg/d eingesetzt.
• bei drohendem Lungenödem 20–40 mg Furosemid (Lasix®) i. v. und 1–2 Kapseln bzw. Hübe Glyzeroltrinitrat (Nitrolingual®) sublingual
Der Patient sollte zur weiteren Beobachtung und Einstellung des Blutdrucks ins Krankenhaus eingewiesen werden.

56
Q

Welche Klasse von Medikamenten dürfen Sie bei einem Patienten mit ausgeprägtem Asthma bronchiale nicht zur Blutdrucksenkung einsetzen?

A

Bei obstruktiven Atemwegserkrankungen sind Betablocker kontraindiziert, da sie die Obstruktion verstärken (besser: ACE-Hemmer, Ca- Antagonisten).

57
Q

Mich interessieren die pathophysiologischen Ursachen, die bei der Entstehung einer tiefen Venenthrombose vorliegen. Können Sie dazu etwas beitragen ?

A

Meist spielen mehrere Faktoren bei der Entstehung einer tiefen Venenthrombose zusammen. Am bekanntesten ist die sog. Virchow-Trias:
• Endothelalteration: Durch Freisetzung von Gewebsthromboplastin und anderen gerinnungsaktiven Substanzen wird mittels eines Fibrin-Thrombozyten-Aggregats die Läsion abgedichtet. Endothelschäden spielen bei Thrombosen nach Traumen eine wichtige Rolle.
• Blutstromveränderung: Besonders bei bettlägerigen Patienten oder nach Operationen tritt häufig eine Stase des Blutes in den Venen ein. Das Gleichgewicht zwischen Gerinnung und Gerinnungshemmung wird zugunsten der Gerinnung verschoben (z. B. Thrombozytensedimentation bzw. -zerfall durch anhaltende Blutstase, dadurch Aktivierung des Intrinsic-Systems).
• Veränderung der Blutzusammensetzung: Eine erhöhte Zähigkeit (= Viskosität) des Blutes durch Polyzythämie, Thrombozytose oder Exsikkose erleichtert die Bildung von Thromben. Wichtig ist ein eventueller Mangel an Gerinnungsinhibitoren (z. B. Antithrombin III, Protein C, Protein S), der angeboren oder erworben (Leberfunktionsstörungen) sein kann.
Merke : Phlebothrombose bezeichnet eine tiefe Venenthrombose; bei einer Thrombose im oberflächlichen Venensystem (oft mit einer Entzündung als Ursache oder Folge) spricht man von Thrombophlebitis.

58
Q

Schildern Sie die Klinik der tiefen Venenthrombose. Welche Menschen sind bevorzugt betroffen?

A

Internistische prädisponierende Faktoren für eine tiefe Venenthrombose sind u. a. Herzinsuffizienz, Hyperviskositätssyndrome, Schlaganfall, fortgeschrittenes Alter, Malignome, heparininduzierte Thrombozytopenie und das Antiphospholipidsyndrom. Mit einer sehr hohen postoperativen Thromboserate (bis 60 %) sind größere urologische und orthopädische Eingriffe belastet (daher Thromboseprophylaxe bei jedem bettlägerigen und postoperativen Patienten!). Schließlich sind Patienten mit hereditären Ursachen einer Thrombophilie wie der Faktor-V-Leiden-Mutation, dem Prothrombin-Dimorphismus oder AT-III-Mangel bevorzugt von der Phlebothrombose betroffen.

Die klinische Symptomatik ist durch folgende Punkte gekennzeichnet:
• lokaler, spontaner Schmerz in der Wade bzw. im Oberschenkel oft im Verlauf der großen Venenstämme
• Schmerz bei Druck auf die Fußsohle (Payr-Zeichen), Wadenschmerzen bei Dorsal flexion des Fußes (Homan-Zeichen), Kantenschmerz entlang der medialen Tibia (Meyer-Punkte)
• Schwellung, Überwärmung und bläuliche Verfärbung des betroffenen Beins; zudem Sichtbarwerden der oberflächlichen Hautvenen (Umgehungskreislauf, „Warnungsvenen“)
• Bei Verschleppung von thrombotischem Material im Sinne einer Lungenembolie können bereits als Erstsymptome Tachykardie, Dyspnoe und Kaltschweißigkeit auftreten.

Cave: Ein unauffälliger Befund (insbesondere bei bettlägerigen Patienten) schließt eine Thrombose nicht aus.

59
Q

Welche technische Untersuchungsmethode ist zum Nachweis einer Beinvenenthrombose am aussagekräftigsten?

A

Die Methode der Wahl ist die Sonografie (Farbduplex). Typisch für die Thrombosierung ist eine fehlende oder eingeschränkte Komprimierbarkeit des im Querschnitt dargestellten Venenlumens. Mithilfe der Farbko- dierung kann der blutumflossene Anteil des Thrombus sichtbar gemacht werden. Bei komplettem Venenverschluss ist mit der Doppler-Sonografie keine Strömung mehr nachweisbar. Die aszendierende Phlebografie ist bei unklaren Fällen indiziert.

60
Q

Warum ist eine tiefe Beinvenenthrombose gefährlich?

A

Bei Lösen des Thrombus kann dieser in die Lunge verschleppt werden (Lungenembolie, › Kap. 2.11) mit der Folge einer akuten Dekompensation des rechten Ventrikels durch die plötzliche Erhöhung des Pulmonalarteriendrucks.

61
Q

Welche Therapiemöglichkeiten haben Sie bei einer akuten tiefen Beinvenenthrombose?

A

Als Prophylaxe sollten Risikofaktoren im Sinne der genannten Virchow-Trias vermieden bzw. behandelt werden (z. B. postoperative Früh- mobilisation, Kompressionsbehandlung und Low-Dose-Heparinisierung).
Liegt eine Thrombose vor, wird unverzüglich eine Antikoagulation eingeleitet, um die Bildung von Anlagerungsthromben zu stoppen und das Risiko einer Lungenembolie zu verringern. Mittel der ersten Wahl sind inzwischen niedermolekulare Heparine. Vorteile gegenüber der Therapie mit unfraktioniertem Heparin sind die subkutane Anwendung, das Wegfallen der PTT- Kontrollen und weniger Nebenwirkungen bei vergleichbarer Wirksamkeit. Im Verlauf wird in der Regel eine orale Antikoagulation mit Phenprocoumon eingeleitet, die je nach Risiko für das Auftreten einer Rezidivthrombose mindestens 3 Monate lang oder auch lebenslang fortgesetzt wird. So früh wie möglich sollte eine Kompressionstherapie begonnen werden, um ein postthrombotisches Syndrom zu verhindern. Eine Immobilisierung des Patienten ist nicht mehr indiziert.

62
Q

Worum handelt es sich bei der chronisch venösen Insuffizienz? Wie wird diese eingeteilt?

A

Bei der chronisch venösen Insuffizienz (CVI) kommt es aufgrund von krankhaften Veränderungen der tiefen Beinvenen zu Abflussstörungen aus der unteren Extremität, die mit entzündlichen Veränderungen der Haut sowie tiefer gelegener Gewebestrukturen einhergehen.
Ursachen sind die primäre Varikose, die Phlebothrombose sowie in seltenen Fällen arteriovenöse Fisteln.
Die CVI wird nach Widmer in 3 Stadien eingeteilt:
• Stadium I: reversible Ödeme, Corona phlebectatica paraplantaris
• Stadium II: Hyper- oder Depigmentierung (Atrophie blanche), persistierende Ödeme, Stauungsekzem
• Stadium III: florides oder abgeheiltes Ulcus cruris