Chirurgie Fälle 81-100 Flashcards

1
Q

Ein 5-jähriges Mädchen wird von seinen Eltern in Ihrer Sprechstunde vorgestellt. Die Mutter berichtet, dass ihr Kind auf die Straße laufen wollte und sie es durch Zug am linken Arm zurückgehalten hätte. Seitdem bewegt das Kind den linken Arm nicht mehr und hält ihn im Ellenbogengelenk gebeugt.
Stellen Sie eine Diagnose anhand der Anamnese!

A

Morbus Chassaignac (Pronatio dolorosa, Subluxation des Radiusköpfchens): typische Anamnese (Zug am Arm des Kindes) und Klinik (schmerzhafte Bewegungseinschränkung, Beugung im Ellenbogengelenk)

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2
Q

Morbus Chassaignac und Ellenbogengelenkluxation

Sind weitere Untersuchungen notwendig?

A

Bei der hier geschilderten klassischen Anamnese und Klinik sind keine weiteren Röntgenuntersuchungen notwendig. Eine Reposition kann sofort erfolgen. Ist der Unfallmechanismus jedoch unklar oder ist eine Reposition nicht möglich sollte ergänzend eine Röntgenaufnahme des Ellenbogengelenks in 2 Ebenen (seitlich, a.p.) erfolgen.

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3
Q

Morbus Chassaignac und Ellenbogengelenkluxation

Erläutern Sie den Verletzungsmechanismus!

A

Durch Zug am Arm des Kindes mit gleichzeitiger Pronation kommt es zu einem teilweisen Herausluxieren des Radiusköpfchens aus dem Lig. anulare radii. Das Band wird zwischen Radius und Capitulum humeri eingeklemmt und führt zu einer Pseudoparese des betroffenen Armes.

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4
Q

Morbus Chassaignac und Ellenbogengelenkluxation

Beschreiben Sie die Therapie!

A

Reposition unter Streckung und Supination im Ellenbogengelenk, zusätzlich kann Druck auf das Radiusköpfchen von lateral ausgeübt werden (s. Abb.). Danach ist das Kind wieder beschwerdefrei, eine weitere Therapie oder Ruhigstellung ist nicht notwendig.

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5
Q

Ein 32-jähriger Mann berichtet über starke peranale Schmerzen beim Stuhlgang. Diese Schmerzen gehen mit Juckreiz und einer Schleimsekretion einher. Zusätzlich habe er auch Blut auf dem Toilettenpapier bemerkt. Sie untersuchen den Patienten und bemerken bei der Inspektion einen Einriss der Analschleimhaut bei 6 Uhr in Steinschnittlage (SSL).
Welche Diagnose stellen Sie?

A

Analfissur: anamnestisch Defäkationsschmerz, Blutung, Juckreiz sowie Schleimsekretion; inspektorisch schmerzhafter, längsverlaufender Einriss der Analhaut (Anoderm) bei 6 Uhr in SSL (typische Lokalisation)

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6
Q

Analfissur

Nennen Sie Ursachen für diese Erkrankung!

A

1- Chronisch erhöhter Sphinktertonus, -spasmus
2- Chronische Obstipation, harter Stuhlgang
3- Kryptitis (Koteinpressung in die Krypten der Analschleimhaut mit Entzündung)
4- Morbus Crohn
5- Venerische Infektionen (Gonorrhoe, Herpes simplex, Chlamydien)

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7
Q

Analfissur

Nennen Sie therapeutische Möglichkeiten für diesen Patienten!

A

Konservativ (bei akuter Analfissur):
– Lokalanästhetika mit Analdehner (z.B. Dolo- Posterine)
– Nitro-Salbe (Senkung des erhöhten Sphinktertonus; cave: Blutdruckabfall, Kopfschmerzen)
– Stuhlgang regulierung mit Füll-und Quellmitteln, z. B. Flohsamen (Mucofalk, Metamuzil), ballaststoffreicher Ernährung, ausreichender Trinkmenge

Operativ (bei chronischer Analfissur):
– Prinzip: Beseitigung des Sphinkterspasmus
des M. sphincter ani internus, der hauptsächlich für die fehlende Heilung verantwortlich ist
– Exzision der Fissur (histologische Untersuchung zum Ausschluss eines Analkarzinoms), einschließlich der typischerweise vorhandenen hypertrophen Analpapille und der Vorpostenfalte
– Laterale Sphinkterotomie: distales Drittel des M. sphincter ani internus wird durchtrennt, hierdurch kommt es zu einer Senkung des Sphinktertonus (wird nicht mehr durchgeführt aufgrund erhöhter Inkontinenzrate).

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8
Q

Analfissur
Beschreiben Sie kurz den Ablauf einer proktologischen Untersuchung! Welche pathologischen Veränderungen können Sie mit der jeweiligen Untersuchung erfassen?

A

1- Inspektion: Ekzeme, Marisken, Kondylome, Fissuren, Fisteln, Perianalvenenthrombosen, Hämorrhoiden, Abszess, Pilonidalsinus; Patient pressen lassen: Hämorrhoiden II oder III, Anal- oder Rektumprolaps, Beckenbodeninsuffizienz
2- Rektal-digitale Untersuchung: Schmerzhaftigkeit, Sphinktertonus, Resistenzen, Rektozelen oder innerer Schleimhautprolaps, Beurteilung der Prostata, Stuhl oder Blut am Fingerling
3- Röntgenuntersuchungen: Doppelkontrasteinlauf bei V. a. Tumoren; Fistelfüllung
4- Prokto-Rektoskopie: Hämorrhoiden, Polypen, Karzinome
5- Evtl. Endosongraphie: Beurteilung der Tiefenausdehnung von Karzinomen, Inkontinenz

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9
Q

Eine 40-jährige Frau stellt sich gegen Abend bei Ihnen in der Sprechstunde vor. Sie berichtet, dass sie am Vorabend von einer Flugreise zurückgekehrt sei und seitdem unter Schmerzen im rechten Bein leide. Zunächst habe sie eine Überanstrengung durch die Reise vermutet und den Beschwerden keine weitere Beachtung geschenkt. Heute sei sie jedoch den ganzen Tag auf den Beinen gewesen und die Schmerzen hätten wieder zugenommen. Zusätzlich sei das rechte Bein angeschwollen, wodurch sie nun doch beunruhigt sei.
Nach der Schilderung der Patientin vermuten Sie eine Phlebothrombose.
Welche Befunde erwarten Sie bei der körperlichen Untersuchung?

A

1- Schwellung des Beines (im Seitenvergleich)
2- Glanzhaut, vermehrte Venenzeichnung, livide Verfärbung des Beines
3- Verschiedene schmerzhafte Druckpunkte im Venenverlauf:
– Payr-Zeichen: Druckschmerz der Fußsohle
– Homann-Zeichen: Wadenschmerz bei Dorsalflexion im Sprunggelenk
– Lowenberg-Zeichen: Wadenschmerz bei Anlegen einer Blutdruckmanschette am Oberschenkel und Aufpumpen über 60 mmHg
– Meyer-Druckpunkte: Druckschmerz entlang der Tibiakante

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10
Q

Phlebothrombose der unteren Extremität

Nennen Sie mindestens 6 Risikofaktoren für die Entstehung einer Phlebothrombose!

A
  1. Immobilisation, Operationen
  2. Nikotin, Ovulationshemmer, Schwangerschaft, Adipositas
  3. Polyglobulie, Exsikkose, paraneoplastisch
  4. Gerinnungsstörungen (AT-III-, Protein-S-, Protein-C-Mangel)
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11
Q

Phlebothrombose der unteren Extremität

Wodurch ist die Virchow-Trias charakterisiert?

A
  1. Schäden der Gefäßwand
  2. Verlangsamung des Blutflusses (Stase)
  3. Veränderung der Blutzusammensetzung
    (Polyglobulie, Exsikkose)
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12
Q

Phlebothrombose der unteren Extremität

Welche Untersuchungen veranlassen Sie, um das Ausmaß der Phlebothrombose zu bestimmen?

A

1- Kompressionssonographie, farbkodierte Duplexsonographie
2- Phlebographie (Goldstandard für den Nachweis
einer tiefen Beinvenenthrombose)
3- CT des Beckens und Abdomens: Darstellung der Ausdehnung der Thrombose im Becken und Abdomen

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13
Q

Phlebothrombose der unteren Extremität

Wie gehen Sie therapeutisch vor? Teil 1

A

Unterschenkelthrombosen, die nicht auf die V. poplitea übergreifen: Patienten werden heute zunehmend mit niedermolekularem Heparin, z. B. Enoxaparin (Clexane) oder Nadroparin (Fraxiparin), gewichtsadaptiert therapiert. Diese Therapie sollte für 3 Monate durchgeführt werden. Ergänzend wird ein Kompressionsstrumpf angepasst und die Patienten mobilisiert. Da keine Immobilisation erfolgt, kann die Therapie von Anfang an ambulant durchgeführt werden.

Folgendes Vorgehen ist bei Thrombosen der Becken-Beinvenen sowie bei Thrombosen der V. poplitea indiziert:

konservativ:
1. sofortige Antikoagulation mit Heparin in therapeutischer Dosierung. Hierbei können sowohl unfraktioniertes als auch niedermolekulares Heparin eingesetzt werden. Niedermolekulare Heparin zeigten sich signifikant wirksamer als unfraktioniertes Heparin für die Verhinderung von Rezidiven, bei gleichzeitig reduzierter Häufigkeit von schweren Blutungen und reduzierter Gesamtmortalität. Zusätzlich hat der direkte Faktor-Xa-Inhibitor Fondaparinux (Arixtra®) aktuell eine Zulassung für die Initialtherapie der tiefen Beinvenenthrombose.
- Unfraktioniertes Heparin: initial 5000–10 000 IE Heparin i.v. als Bolus, anschließend Dauerinfusion mit 20 000–30 000 IE Heparin/24 h (PTT 60–80 s); überlappend Beginn der oralen Antikoagulation mit Phenprocoumon (z.B. Marcumar) für mindestens 3 Monate (INR 2,5–3,5; Quick 20–30%); nach 3 Monaten sollte eine Reevaluation bezüglich einer längerfristigen oralen Antikoagulation erfolgen.
- Niedermolekulares Heparin: gewichtsadaptierte Gabe 1- oder 2-mal täglich
2. Kompressionsbehandlung: besserer venöser und lymphatischer Rückstrom sowie bessere Wandadhärens des Thrombus
3. Mobilisation: Unabhängig von der Lokalisation der Thrombose ist eine strenge Bettruhe nicht erforderlich, sie kann aber bei starken Schmerzen aufgrund der Schwellung indiziert sein
4. Thrombolyse: systemisch oder lokal mit Streptokinase, Urokinase oder rt-PA über 4–6 d; anschließend Heparinisierung und überlappend orale Antikoagulation (s.o.);
Indikationen: junger Patient, Thrombose nicht älter als 7 d, aszendierende Unterschenkel-/ Oberschenkelvenenthrombosen;
Kontraindikationen: hohes Alter, arterielle Hypertonie, gastrointestinale Ulzera, unmittelbar nach vorangegangenen Operationen; Thrombolyse bei Phlebothrombose der unteren Extremität wird heute jedoch zunehmend seltener durchgeführt.
operativ:
Indikationen: Phlegmasia coerulea dolens, V. cava-Thrombose, segmentale Oberschenkel- und Beckenvenenthrombosen, septische Thrombosen
Methode: Thrombektomie mittels Fogartykatheter und temporäre Anlage einer arteriovenösen Fistel zur Prophylaxe einer Rethrombose (s. Kommentar). Bei rezidivierenden Lungenembolien Einlage eines Kava-Schirms.

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14
Q

Ein 24-jähriger Fußballer hat sich im Kampf um den Ball das linke Kniegelenk verdreht. Nun ist das Knie angeschwollen und schmerzhaft. Er kann es nicht mehr komplett strecken und hat das Gefühl, dass Knie wäre nicht mehr stabil, so „als würde es ihm wegknicken“.
Welche Strukturen können bei dem Patienten verletzt sein?

A

Aufgrund der beschriebenen Symptomatik (Schwellung und Instabilität des Kniegelenks, Streckhemmung) kommen Verletzungen an der Kapsel, den Menisken, Seitenbändern, Knorpel, vorderem und hinteren Kreuzband sowie evtl. knöcherne Läsionen im Bereich des Kniegelenks in Frage.

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15
Q

Kniegelenkstrauma

Erklären Sie den Begriff „Unhappy Triad“!

A

Kombination von Verletzung des vorderen Kreuzbandes, des medialen Meniskus und medialen Seitenbandes (anteromediale Instabilität OP- Indikation!)

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16
Q

Kniegelenkstrauma

Welche Tests führen Sie bei Verdacht auf Bandverletzungen am Kniegelenk durch? Teil 1

A
  1. Überprüfung der Stabilität der Seitenbänder: vermehrte Aufklappbarkeit des medialen oder lateralen Kniegelenkspaltes in voller Streckung und bei 20 Beugung (hintere Kapsel entspannt)
  2. Schubladen-Test: 90 -Beugung des Kniegelenkes, durch Zug nach vorne (vordere Schublade) oder Druck nach hinten (hintere Schublade) gegen den Tibiakopf wird im Seitenvergleich auf eine vermehrte Verschieblichkeit geachtet, Überprüfung der Kreuzbänder
  3. Schubladen-Test bei Innen- und Außenrotation des Unterschenkels: Nachweis kombinierter Verletzungen von Kreuz- und Seitenbändern (z. B. „unhappy-triad-Verletzung“)
  4. Lachman-Test: entspricht Schubladen-Test bei 20 – 30 Beugung des Kniegelenkes, Prüfung des Kreuzbandes
  5. Pivot-Shift-Test: bei zerrissenem vorderen
    Kreuzband subluxiert das Tibiaplateau bei Valgus-Stress und Innenrotation des gestreckten Kniegelenkes nach ventral; bei Kniebeugung kommt es durch den Tractus iliotibialis zu einer spürbaren Reposition der Tibia
  6. Eine Verletzung der Menisken sollte ebenfalls durch verschiedene Tests überprüft werden. Hierzu gehören: Böhler-Test, Steinmann-I/II- Test, Payr-Test, Apley-Test (s. Fall 58).
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17
Q

Kniegelenkstrauma

Welche weiteren diagnostischen Möglichkeiten haben Sie neben der klinischen Untersuchung? Teil 1

A
  1. Röntgen des Kniegelenks in 2 Ebenen: Ausschluss knöcherner Läsionen
  2. MRT: Nachweis von Verletzungen an Menisken, Gelenkknorpel, Knochen
  3. Arthroskopie: Diagnosesicherung und Versorgung evtl. verletzter Strukturen wie
    – Meniskusläsion: Resektion oder Refixation
    verletzter Anteile
    – Seitenbänder: zunehmend konservative Behandlung durch initiale Teilbelastung und anschließen der Orthesenbehandlung für 6 Wochen; operative Rekonstruktion bei Verletzung anderer wichtiger Bandstrukturen, z. B. bei „unhappy-triad-Verletzung“
    – Kreuzbänder: abhängig vom Alter und Leistungsanspruch des Patienten konservative Therapie mit Muskelaufbautraining oder Bandersatz durch autologes Patellarsehnendrittel möglich
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18
Q

Ein 49-jähriger Mann beklagt, dass er seit einigen Wochen unter Völlegefühl sowie Schmerzen im rechten Oberbauch leide. Aufgrund des Völlegefühls habe er auch wenig Appetit gehabt und in den letzten 2 Monaten ca. 5 kg an Gewicht verloren. Seine Frau habe wenige Tage zuvor erstmals eine gelbliche Verfärbung der Haut bemerkt.
Der Hausarzt führt eine Sonographie durch. Hierbei lässt sich eine unregelmäßig begrenzte Raumforderung mit inhomogenem Binnenechos im Bereich des rechten Leberlappens dar- stellen. Daher veranlasst er eine CT des Abdomens (s. Abb.).
Welche Verdachtsdiagnose stellen Sie anhand der Anamnese, Klinik und des CT-Bildes?

A

V. a. malignen Lebertumor: Klinik (Gewichtsabnahme, Appetitlosigkeit, Schmerzen, Ikterus) und CT-Befund (unregelmäßig begrenzter, zentral hypodenser Bezirk im rechen Leberlappen)

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19
Q

Lebertumoren

Nennen Sie mindestens je 3 benigne Lebertumoren!

A

Benigne Lebertumoren:
– Hämangiom: häufigster benigner Lebertumor, meist Zufallsbefund, sonographisch echoreicher Tumor
– Leberzelladenom: Entstehung durch Einnahme östrogenhaltiger Kontrazeptiva, sonographisch echoarmer Tumor, histologisch: Hepatozyten; cave: maligne Entartung möglich!
– Fokalenoduläre Hyperplasie (FNH): Ätiologie unklar, evtl. durch östrogenhaltige Kontrazeptiva induziert, sonographisch echoarmer Tumor, histologisch: hamartom-ähnliche oder reparative Missbildung mit allen Zellen des Lebergewebes
– Weitere Tumoren: Lipome, Fibrome, Lymphangiome, Gallengangsadenome, Zysten u. a.

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20
Q

Lebertumoren

Nennen Sie mindestens je 3 maligne Lebertumoren!

A

Maligne Lebertumoren

  1. Hepatozelluläres Karzinom (HCC): s. Kommentar und Antworten zu Fragen 85.5 und 85.6
  2. Angiosarkom: Ätiologie Vinylchlorid, Arsen, Thorotrast (früher verwendetes Röntgenkontrastmittel)
  3. Hepatoblastom: seltener Tumor im Kindesalter
  4. Lebermetastasen: s. Antwort zur Frage 85.3, sonographisch unregelmäßig begrenzt, kein homogenes Binnenecho
  5. Cholangiozelluläres Karzinom: ausgehend vom Gallengangsepithel handelt es sich meist um muzinöse Adenokarzinome
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21
Q

Lebertumoren
Welches sind die häufigsten Lebermalignome? Was sollten Sie daher bei diesem Patienten unbedingt an weiterer Diagnostik veranlassen?

A

Ca. 80 – 90 % aller malignen Lebertumoren sind Metastasen. Hierbei handelt es sich in ca. 90% der Fälle um Metastasen eines kolorektalen Karzinom. Daher sollte eine Tumorsuche – zunächst im Gastrointestinaltrakt (Koloskopie mit Biopsie) – erfolgen.

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22
Q

Lebertumoren

Welche Therapie würden Sie vorschlagen, wenn es sich tatsächlich um eine Metastase handelt?

A

Es handelt sich hierbei um eine Solitärmetastase, die durch Leberteilresektion im Gesunden nach Resektion des Primärtumors entfernt werden sollte.

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23
Q

Lebertumoren

Nennen Sie Risikofaktoren für die Entstehung eines hepatozellulären Karzinoms!

A

1- Leberzirrhose
2- Chronische Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Infektion
3- Hämochromatose
4- Aflatoxin (Toxin des Schimmelpilzes Aspergillus flavus)
5- Thorotrast (früher verwendetes Röntgenkontrastmittel)

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24
Q

Lebertumoren

Welche Möglichkeiten stehen zur operativer Therapie eines hepatozellulären Karzinoms zur Verfügung?

A

Operative Therapie:
– Leberteilresektion bis zur erweiterten Hemihepatektomie
– Ultima ratio: Lebertransplantation bei Fehlen von Metastasen
– Palliativ: Umgehungsoperationen bei Magenausgangs- oder Duodenalstenose (Gastroenterostomie), Gallestau

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25
Q

Lebertumoren

Welche Möglichkeiten stehen zur konservativer Therapie eines hepatozellulären Karzinoms zur Verfügung?

A

Konservative Therapie: bei Inoperabilität zur Nekroseinduktion
– Lokale arterielle Chemotherapie (über Katheter in der A. hepatica)
– Transarterielle Chemoembolisation (TACE)
– CT-gesteuerte Alkoholinjektion
– Kryo- oder Hyperthermietherapie über CT-
gesteuerte Sonden
- Radiofrequenzablation (RFA)
- Selective internal radiation therapy (SIRT) = intravasale Injektion von radioaktiven Mikrosphären an den Tumor

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26
Q

Nephroblastom (Wilms-Tumor)
Beschreiben Sie den sonographischen Befund! Welche Verdachtsdiagnose stellen Sie aufgrund der Anamnese und dieses Befundes?

A

Verdachtsdiagnose: Klinik (Alter der Patientin, Diarrhoe, Bauchschmerz, Hämaturie, Resistenz im Oberbauch) und Diagnostik (Tumor im Bereich der Niere) führen zu dem dringenden Verdacht auf ein Nephroblastom (Wilms-Tumor)
Sonographie: Raumforderung im Bereich der
Niere (s. Abb.)

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27
Q

Nephroblastom (Wilms-Tumor)

Welche weiterführenden Untersuchungen würden Sie veranlassen, um Ihre Verdachtsdiagnose zu bestätigen?

A

1- i. v.-Pyelogramm: Nachweis eines verdrängten und deformierten Kelchsystems
2- CT des Abdomens, evtl. MRT: Ausdehnung des Tumors, intraabdominelle Metastasierung
3- Röntgen-Thorax: Ausschluss einer pulmonalen Metastasierung
4- ggf. Skelettszintigraphie: bei V. a. Skelettmetastasen

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28
Q

Nephroblastom (Wilms-Tumor)
Bei der weiterführenden Diagnostik wird die Diagnose eines Nephroblastoms der linken Niere bestätigt. Es lässt sich nachweisen, dass der Tumor auf das Organ beschränkt ist und die Nierenkapsel nicht überschritten hat.
Welches Tumorstadium liegt hier nach der Einteilung der National-Wilms-Tumor-Study (NWTS) vor?

A

Da der Tumor auf das Organ beschränkt ist und die Organkapsel nicht durchbrochen hat, handelt es sich um das Tumorstadium I (vgl. Tab.).
Stadieneinteilung des Wilms-Tumors nach der National-Wilms-Tumor-Study (NTWS)
Stadium I
Tumor auf eine Niere beschränkt, Organkapsel wird nicht überschritten
Stadium II
Tumor überschreitet die Organkapsel, chirurgisch komplett resezierbar
Stadium III
peritoneale Metastasierung, paraaortale Lmphknoten, Tumor ist nicht mehr vollständig resezierbar, da lebenswichtige Strukturen infiltriert sind
Stadium IV
hämatogene Fernmetastasierung in Leber, Lunge, Knochen oder andere Organe
Stadium V
beidseitiger Nierenbefall

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29
Q

Nephroblastom (Wilms-Tumor)

Wie hoch ist die Heilungsrate eines Nephroblastoms im Stadium I?

A

Stadium I: 100%!

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30
Q

Ein 60-jährige Frau klagt, dass sie seit ungefähr einer Woche unter starken Schmerzen im linken Unterarm und der linken Hand leide. Bei der Inspektion des Armes fällt Ihnen eine ödematöse Schwellung des linken Unterarmes auf, die Haut ist livide verfärbt. Bei der Palpation klagt die Patientin über eine verstärkte Berührungsempfindlichkeit der Haut, und Sie bemerken eine Überwärmung des Armes. Sie fragen die Patienten nach einer Verletzung in der Vergangenheit, und sie berichtet Ihnen, dass sie ungefähr zwei Monate zuvor einen Handgelenksbruch erlitten habe und der Gips gerade eine Woche zuvor abgenommen worden sei.
Welche Verdachtsdiagnose stellen Sie bei dieser Anamnese?

A

Sudeck-Dystrophie (Syn.: Morbus Sudeck; komplexes regionales Schmerzsyndrom – CRPS Typ I): Anamnese (gelenknahe Fraktur) und Klinik (livide, überwärmte, berührungsempfindliche Weichteilschwellung)

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31
Q

Sudeck-Dystrophie

Welche Veränderungen erwarten Sie bei dieser Patientin im Röntgenbild?

A

Die Patientin befindet sich noch im Entzündungsstadium (Stadium I) dieser Erkrankung. Hier finden sich zunächst keine Veränderungen im Röntgenbild, nach 1 – 2 Wochen jedoch tritt eine diskrete Rarefizierung der subchondralen Spongiosa auf.

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32
Q

Sudeck-Dystrophie

In welchen Stadien läuft diese Erkrankung ab, wodurch sind diese gekennzeichnet?

A

Die Krankheit verläuft typischerweise in drei Stadien:

Stadium I (Entzündungsstadium): Ruhe- und Bewegungsschmerz, Berührungsempfindlichkeit, ödematöse Schwellung, bläulich livide, glänzende und überwärmte Haut, Hyperhidrosis, Hypertrichiosis, vermehrtes Nagelwachstum, im Röntgenbild diskrete Rarefizierung der subchondralen Spongiosa

Stadium II (Dystrophie): beginnende Fibrosierung und Weichteilschrumpfung sowie Versteifung der Gelenke und Kontrakturen, Nachlassen der Schmerzen, blasse, kühle und glänzende Haut, radiologisch fleckige Entkalkung der Knochen

Stadium III (Atrophie): Atrophie von Haut, Bindegewebe und Muskulatur, Versteifung der Gelenke, Schmerzlosigkeit, radiologisch ausgeprägte diffuse Osteoporose

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33
Q

Sudeck-Dystrophie

Wie gehen Sie therapeutisch bei dieser Patientin vor ?

A

Bei der Behandlung der Sudeck-Dystrophie wird folgendes Stufenschema empfohlen:
1. Ruhigstellung in Funktionsstellung, Hochlagerung, physikalische Therapie (milde Kühlung, vorsichtige Lymphdrainage)
2. Aktive Krankengymnastik, überwiegend kontralateral; ipsilateral anfangs nur rumpfnahe Gelenke (hier: Schultergelenk) bis zur Schmerzgrenze
3. Medikamente:
– nichtsteroidale Antiphlogistika (z. B. Diclofenac 3 X 50mg/dp.o.)
– Metamizol 20 – 40 gtt. bei Bedarf zusätzlich – Opioide (z. B. Tramadol 20 – 40 gtt.) bei Bedarf zusätzlich
– Kalzitonin (z. B. Calsynar 100 – 200 I.E. s. c. oder i. v.): Verhinderung des Knochenabbaus; bei Knochenschmerzen zentral analgetisch wirkend
– Kortikoide (z. B. Prednisolon 10 – 30 mg/d p. o.)
– Sedativa (z. B. Diazepam)
– Antidepressiva (z. B. Amitriptylin)
– Rheologische Medikamente (Sympatholytika, z. B. Trental)

  1. Interventionelle Schmerztherapie (nur bei Ausbleiben des Therapieerfolgs bei konservativer Therapie):
  2. Sympathikusblockade: lokale Applikation von Lokalanästhetikum oder Opioidinjektion (ganglionäre lokale Opioidanalgesie [GLOA]) mit Buprenorphin oder Fentanyl im Bereich des Plexus brachialis oder Grenzstrangs
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34
Q

Ein 30 Jahre alter Mann stellt sich beunruhigt in Ihrer Praxis vor. Er berichtet, vor 2 Tagen im Fitnessstudio gewesen zu sein und seitdem Schmerzen an der rechten Schulter zu haben. Zuerst habe er sich nichts dabei gedacht, die Schmerzen hätten jedoch in den letzten beiden Tagen zugenommen und der rechte Arm sei zunehmend angeschwollen. Bei der klinischen Untersuchung fällt Ihnen eine deutliche Umfangsvermehrung des rechten Armes im Seitenvergleich sowie eine Erweiterung der subkutanen Venen an der rechten Schulter auf.
Welche Verdachtsdiagnose stellen Sie?

A

Paget-von-Schroetter-Syndrom: akute Thrombose der V. subclavia oder V. axillaris.

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35
Q

Paget-von-Schroetter-Syndrom

Was könnte als Ursache in Frage kommen?

A

1- Körperliche Anstrengung, z. B. Gewichtheben, Arbeiten über Kopf
2- Venöse Abflussstörungen, z. B. Lymphome,
Herzschrittmacherkabel, ZVK (Vena-basilica-Katheter)
3- Thoracic-inlet-Syndrom: Halsrippe, Skalenussyndrom, Hyperabduktionssyndrom, Hypertrophie des M. pectoralis minor (bei einem Thoracic-outlet-Syndrom kommt es zu Affektionen des arteriellen und venösen Systems sowie des Plexus brachialis; steht nur die venöse Abflussströmung im Vordergrund, spricht man von einem Thoracic-inlet-Syndrom)

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36
Q

Paget-von-Schroetter-Syndrom

Welche Untersuchungen veranlassen Sie?

A
  • Duplex-Sonographie: Abbruch des Blutstroms im Bereich der Thrombose
  • MR-Phlebographie: Abbruch der Kontrastmittelfüllung im Bereich der Thrombose, evtl. Darstellung eines Umgehungskreislaufs
  • Ggf. Ursachenabklärung (s. o.): Röntgen und
    evtl. CT des Thorax/HWS
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37
Q

Paget-von-Schroetter-Syndrom

Wie gehen Sie therapeutisch vor?

A

Die Therapie kann konservativ oder operativ durchgeführt werden. Für die Wahl des Therapieverfahrens ist das Alter der Thrombose, das Lebensalter des Patienten sowie das Ausmaß der Stauung entscheidend.
Konservativ:
– Therapeutische Heparinisierung:
5000 – 10 000 IE Heparin i. v. als Bolus, dann 20 000 – 30 000 IE/24 h Heparin i. v. als Dauerinfusion (PTT 60 – 80 s); Hochlagerung und Wickeln des Armes mit elastischer Binde
– Lysetherapie mit Streptokinase, Urokinase, rt-PA, APSAC bei frischen Thrombosen (3 – 4 Tage) und jüngeren Patienten mit erheblicher venöser Stauung, anschließend therapeutische Heparinisierung (s. oben) Kontraindikationen einer Lysetherapie: gastrointestinale Ulzera, Hypertonus, Zerebralsklerose, Sepsis, akute Pankreatitis, Endokarditis lenta; unmittelbar postoperativ, nach arterieller Punktion, nach i. m.-Injektionen

Operativ: bei Kontraindikationen gegen eine Lysetherapie, erfolgloser Lysetherapie, bei Vorliegen einer Phlegmasia coerulea dolens (extrem selten an der oberen Extremität)
– Entfernung des thrombotischen Materials über die V. brachialis mittels Ballonkatheter (Fogarty-Katheter, s. Fall 83), postoperativ therapeutische Heparinisierung (s. oben)
– Operative Therapie der Ursache der Kompression (z. B. Entfernung einer Halsrippe)
Anschließend sollte sowohl bei der konservativen als auch bei der operativen Therapie eine überlappende Umstellung der Antikoagulation auf Phenprocoumon (z. B. Marcumar) erfolgen. Diese ist bei einer Ziel-INR von 2,5 – 3,5 (Quick 20 – 30 %) für ca. 3 Monate erforderlich.

38
Q

Ulcus ventriculi

Welche Untersuchungen veranlassen Sie, um zu einer Diagnose zu kommen?

A

1- Gastroduodenoskopie mit Biopsien
2- Röntgen Magen-Darm-Passage: Ulkusnische, radiäre Schleimhautfalten, Ulkusfinger (Ausziehung an der gegenüberliegenden Seite durch Spasmen), evtl. Pylorusstenose mit Magendilatation

39
Q

Ulcus ventriculi

Nennen Sie die wesentlichen Faktoren für die Ulkusentstehung!

A
  1. Infektion mit Helicobacter pylori
  2. Medikamente: NSAR, Glukokortikoide
  3. Stressulkus: meist unter intensivmedizinischer Behandlung
40
Q

Ulcus ventriculi

Nennen Sie eine Einteilung der Ulkuslokalisation!

A

Einteilung nach Johnson bzgl. der Lage des Ulkus
Typ I : Ulkus an der kleinen Kurvatur proximal des Angulus (60%) bei gatroduodenalem Reflux von Gallensäuren (Pylorusinsuffizienz)
Typ II : Kombiniertes Ulkus im Duodenum und distal des Angulus (Staseulkus bei Entleerungsbehinderung des Magens)
Typ III : Präpylorisches Ulkus (Hypersekretion von Magensäure)
Typ IV : Ulcus duodeni

41
Q

Ulcus ventriculi
Wie sieht die Behandlung eines Ulcus ventriculi aus?
Konservativ

A

Konservative Therapie:
– Allgemeine Maßnahmen: Nikotin-, Alkohol-, Kaffeeabstinenz, Absetzen ulzerogener Medikamente
– Medikamentöse Therapie: Protonenpumpenhemmer (z. B. Omeprazol), H2-Blocker; Eradikationstherapie bei Nachweis von Helicobacter pylori (z. B. Italienische Triple- Therapie): Protonenpumpenhemmer + Metronidazol 2 X 400 mg/d + Clarithromycin 2 X 250 mg/d für 7 Tage

42
Q

Ulcus ventriculi
Wie sieht die Behandlung eines Ulcus ventriculi aus?
Operative

A

Operative Maßnahmen (nur bei Komplikationen, Rezidiven):
– Ulkusexzision und-übernähung
– Proximale oder selektive Vagotomie
– Magenteil resektion mit Rekonstruktion nach Billroth (s. Abb.):
Billroth I: termino-terminale oder termino- laterale Gastroduodenostomie
Billroth II: Gastrojejunostomie mit Y-Roux- Anastomose oder Braunscher Fußpunktanastomose

43
Q

Spannungspneumothorax

Nennen Sie 2 mögliche Ursachen für die zunehmende Luftnot des Patienten!

A

1- Spannungspneumothorax
2- Hämatothorax
Klinik (Dypnoe, Tachykardie) und traumatisches Ereignis mit Hämatom an linker Thoraxwand (V. a. Läsion intrathorakaler Strukturen oder Thoraxwand) lassen beide Diagnosen zu.

44
Q

Spannungspneumothorax
Welche Untersuchungsbefunde können Sie bei der klinischen Untersuchung erheben und somit die Differenzialdiagnosen voneinander abgrenzen?

A

1- Spannungspneumothorax:
– hypersonorer Klopfschall, Seitendifferenz!
– abgeschwächtes bzw. fehlendes Atemgeräusch, Seitendifferenz!
2- Hämatothorax:
gedämpfter Klopfschall (unterer Thoraxbereich), Seitendifferenz!
abgeschwächtes Atemgeräusch, Seitendifferenz!

45
Q

Spannungspneumothorax

Welche Untersuchungen veranlassen Sie im Krankenhaus, um Ihre Diagnose zu bestätigen?

A
  1. Röntgenaufnahme des Thorax in 2 Ebenen
    (p. a. und seitlich) in Exspiration: bei Pneumothorax fehlende Lungenzeichnung, zentrale Verschattung durch geschrumpftes Lungengewebe, evtl. sichtbarer Saum der viszeralen Pleura; bei Spannungspneumothorax zusätzlich Mediastinalverlagerung zur gesunden Seite, tiefstehendes Zwerchfell, erweiterte Rippenzwischenräume
  2. Knöcherner Hemithorax: zum Ausschluss einer Rippen(serien)fraktur
46
Q

Spannungspneumothorax

Welche Blutuntersuchung veranlassen Sie? Welches Ergebnis erwarten Sie?

A

Arterielle Blutgasanalyse: Hypoxämie; Hyperkapnie nur bei erheblicher Beeinträchtigung der Atemfunktion

47
Q

Spannungspneumothorax

An welche weiteren intrathorakalen Verletzungen sollten Sie denken, die ebenfalls lebensbedrohlich sein können?

A
1- Aortenruptur
2- Lungenkontusion
3- Herzkontusion
4- Zwerchfellruptur
5- Trachealverletzung
6- Ösophagusverletzung
48
Q

Achalasie

Nennen Sie mindestens 3 Differenzialdiagnosen!

A

Aufgrund der Klinik (Dysphagie, retrosternaler Schmerz) kommen folgende Differenzialdiagnosen in Frage:
1- Refluxösophagitis: Dysphagie; Sodbrennen, insb. beim Bücken oder in Rückenlage, epigastrische Schmerzen, evtl. Husten und Heiserkeit
2- Ösophaguskarzinom: Dysphagie erst für feste dann flüssige Nahrung, Gewichtsverlust, retrosternale Schmerzen, Regurgitationen
3- Stenosierende Strikturen: Dysphagie, Odynophagie, anamnestisch Refluxösophagitis

49
Q

Achalasie

Nennen Sie mindestens 3 Differenzialdiagnosen! Teil 2

A

4- Achalasie: Dysphagie, meist mehr Beschwer- den bei flüssiger als bei fester Nahrung; Odynophagie, retrosternale Schmerzen, kein Gewichtsverlust, evtl. Aspirationspneumonie
5- Chagas-Krankheit: sekundäre Form der Achalasie, Symptome s. Achalasie
6- Idiopathischer Ösophagusspasmus: Dysphagie, retrosternale Schmerzen spontan oder nach Nahrungsaufnahme

50
Q

Achalasie

Welche Untersuchungen veranlassen Sie, um zu einer Diagnose zu kommen?

A

1- Ösophagogastroduodenoskopie: Ausschluss
Ösophagus-/Magenkarzinom
2- Ösophagusbreischluck: Nachweis einer Motilitätsstörung
3- Ösophagusmanometrie: Messung des Tonus
des unteren Ösophagussphinkters

51
Q

Achalasie
Im Ösophagus breischluck zeigt sich das folgende Bild. Welche Diagnose stellen Sie?
Begründen Sie diese!

A

Diagnose: Achalasie
Begründung: Der Ösophagusbreischluck zeigt eine trichterförmige Verengung des distalen Ösophagus mit Dilatation des proximal gelegenen Ösophagus („Sektglas“)

52
Q

Achalasie

Welche konservativen und operativen Therapiemaßnahmen sind möglich?

A

Konservativ:
– Versuch mit Kalziumantagonisten (Nifedipin), Nitropräparate (ISDN), Molsidomin vor dem Essen
- Methode der Wahl: Endoskopisch Pneumatische Dilatation (EPD) des unteren Ösophagussphinkters
– Botulinus-Toxin-Injektion in den unteren Ösophagussphinkters

Operativ: bei Versagen der konservativen Behandlung (auch laparoskopisch) extramuköse Kardiomyotomie (nach Gottstein-Heller) mit Antireflux-Operation (Fundoplastik nach Dor der Thal)

53
Q

Ein 40-jähriger Mann wird von seinem Freund in die Ambulanz eines Krankenhauses gebracht, in der Sie gerade Dienst haben. Er berichtet Ihnen, dass sie sich heute Abend zu einem Squashspiel verabredet hatten. Während des Spiels habe er plötzlich einen Knall gehört und einen stechenden, reißenden Schmerz in der rechten Wade verspürt, „so als ob ihn ein Pferd getreten hätte“. Sie sehen eine geschwollene, livide verfärbte Wade.
Welche Verdachtsdiagnose stellen Sie anhand von Anamnese und Klinik?

A

Achillessehnenruptur: Anamnese (lautes Geräusch, stechender Schmerz im Bereich der rechten Wade) und Klinik (Schwellung, Hämatom der Wade)

54
Q

Achillessehnenruptur

Welche Befunde können Sie bei der klinischen Untersuchung erheben?

A

1- Tastbare Delle im Verlauf der Achillessehne
2- Fehlender Achillessehnenreflex
3- Aufgehobener Zehenspitzenstand
4- Positiver Thompson-Test: keine Plantarflexion des Fußes beim Kneten der Wade am liegenden Patienten (Nachweis der Achillessehnenruptur)

55
Q

Achillessehnenruptur
Es zeigt sich, dass der Patient im Liegen noch eine Plantarflexion des rechten Fußes durchführen kann.
Wodurch ist dies zu erklären?

A

Die Sehne des M. plantaris verläuft parallel zur Achillessehne und setzt ebenfalls am Tuber calcanei an. Diese Sehne bleibt bei Ruptur der Achillessehne erhalten und ist in der Lage am liegenden Patienten noch eine Plantarflexion des Fußes durchzuführen.

56
Q

Achillessehnenruptur
Beim Ultraschall stellen Sie fest, dass sich die beiden Sehnenstümpfe in Plantarflexion vollständig adaptieren.
In wieweit beeinflusst dies Ihr weiteres therapeutisches Vorgehen?

A

Bei vollständiger Adaptation bzw. einem Abstand von weniger als 0,5 cm beider Sehnenstümpfe voneinander in Plantarflexion ist eine konservative Therapie möglich.

57
Q

Ein 1-jähriger Junge wird von seiner Mutter beim Kinderarzt vorgestellt. Sie berichtet, dass bei ihrem Sohn seit der Geburt der rechte Hoden nicht im Skrotum zu sehen oder zu tasten sei. Sie sei nun darüber doch beunruhigt, da der linke ganz normal vorhanden sei.
Der Kinderarzt kann bei der klinischen Untersuchung das Fehlen des rechten Hodens im Skrotum bestätigen, findet jedoch eine Schwellung in der rechten Leiste. Der linke Hoden ist in normaler Lage zu tasten.
Welche Diagnose stellen Sie?

A

Retentio testis inguinalis (Leistenhoden): der Hoden ist nicht im Hodensack sondern im Leistenkanal tastbar

58
Q

Maldescensus testis

Nennen Sie weitere Formen einer Fehllage des Hodens!

A
  • Retentio testis abdominalis (Kryptorchismus):
    Hoden liegt im Abdomen, ist nicht tastbar
  • Gleithoden: Hoden liegt im Leistenkanal, lässt sich ins Skrotalfach verlagern, gleitet aber nach dem Loslassen sofort wieder zurück
  • Ectopia testis: der Hoden liegt außerhalb des physiologischen Deszensusweges (Damm, Oberschenkelinnenseite, unter der Bauchhaut)
59
Q

Maldescensus testis

Was ist der Unterschied zwischen einem Pendel- und einem Gleithoden?

A

Pendelhoden: Hoden liegt physiologisch im
Skrotum, wird jedoch durch über mäßigen Zug des M. cremaster zeitweilig in den Leistenkanal verlagert; rutscht spontan wieder in die normale Lage, physiologische Sonderform, nicht therapiebedürftig
Gleithoden: Hoden liegt im Leistenkanal, lässt sich ins Skrotalfach verlagern, gleitet aber nach dem Loslassen sofort wieder zurück

60
Q

Maldescensus testis

Welche Therapie würden Sie bei dem Jungen durchführen?

A

Hormonelle Behandlung:
– zunächst mit intranasaler Applikation von Gonadotropin-Releasing-Hormon (Kryptokur 3 X 2 Hub/d über 4 Wochen)
– anschließend evtl. gefolgt von der Injektion von Choriongonadotropin 1 X 1500 IE/ Woche i. m. über 3 Wochen

Operative Therapie: bei Therapieversagen muss die operative Verlagerung des Hodens ins Skrotum mit Orchidopexie vor dem vollendeten 1. Lebensjahr erfolgen

61
Q

Ein 56-jähriger Mann wird in die Notaufnahme gebracht. Er berichtet über seit 4 Stunden bestehende Schmerzen im linken Bein, die sich vom Fuß bis zur Mitte des Oberschenkels erstrecken würden. Bei der klinischen Untersuchung ist das Bein kühl, die Fußpulse sind nicht tastbar.
Was ist Ihre Arbeitsdiagnose?

A

Akuter arterieller Verschluss der linken A. femoris communis

62
Q

Akuter Verschluss einer Extremitätenarterie

Nennen Sie mögliche Ursachen!

A
  1. Arterielle Embolie (meist bei absoluter Arrhythmie mit Vorhofflimmern)
  2. Arterielle Thrombose bei vorbestehender Arteriosklerose
  3. Aortendissektion: Verlegung der abgehenden Gefäße durch die in das Gefäßlumen eingeschlagene Intima
63
Q

Akuter Verschluss einer Extremitätenarterie

Welche weiteren klinischen Befunde unterstützen Ihre Diagnose?

A
„6 P nach Pratt“: 
Pulselessness (Pulsverlust), 
Pain (Schmerz), 
Pallor (Blässe), 
Paraesthesia (Sensibilitätsstörung), 
Paralysis (Bewegungsunfähigkeit), 
Prostration (Schock)
64
Q

Akuter Verschluss einer Extremitätenarterie

Welche therapeutischen Schritte leiten Sie ein ?

A

1- Venöser Zugang, Blutentnahme, Infusionstherapie, Analgetikatherapie z. B. mit Piritramid (Dipidolor 7,5 – 15 mg i. v. ) bzw. Tramadol (z. B. Tramal 50 – 100 mg i. v.) als Einzeldosis oder Dauerinfusion, Wattepolsterung der Extremität (cave: keine Wärme wegen Verkürzung der Ischämietoleranz des Gewebes)
2- Antikoagulation: Heparinisierung mit 5000 – 10 000 IE i. v. als Bolus, anschließend 20000–30000 IE/24h i.v. (PTT 60–80s)

65
Q

Akuter Verschluss einer Extremitätenarterie

Welche therapeutischen Schritte leiten Sie ein ? Teil 2

A

3- Doppler- bzw. farbkodierte Duplex-Sonographie: hinter Gefäßverschluss kommt es zum Sistieren des Blutflusses oder einer starken Reduktion des systolischen Blutdrucks
4- CT/MR-Angiografie
5- Fernembolektomie mittels Fogarty-Katheter oder (direkte) Thrombendarteriektomie (TEA)
6- Evtl. Lysetherapie mit rt-PA, Streptokinase oder Urokinase bei kompensierter Ischämie, bei kompletter Ischämie ist wegen des Zeitdrucks (Ischämietoleranz der Extremität 6 Stunden!) ein operatives Vorgehen indiziert (s. Kommentar)

66
Q

Ein 46-jähriger Mann klagt über zunehmende Schmerzen im rechten Oberbauch, über eine gelbliche Hautfarbe sowie über Fieber bis 40 C. Der Patient berichtet Ihnen weiterhin über einen Urlaub in Thailand vor 4 Wochen bei dem er einen fieberhaften Infekt mit Durchfall gehabt hatte. Diese Durchfälle seien jedoch unter Anti- biotikaeinnahme innerhalb weniger Tage wieder abgeklungen. Bei der Laborkontrolle finden Sie folgende Werte: GOT 200U/l, GPT 180U/l, Bilirubin gesamt 3,8 mg/dl, aP 259 U/l, Leukozy- ten 25.000/μl, CRP 15,45 mg/dl. Nachdem Sie sonographisch im rechten Oberbauch einen suspekten Prozess festgestellt haben, veranlassen Sie eine CT (s. Abb.).
Welche Diagnose stellen Sie aufgrund der Computertomographie?

A

Mehrkammeriger Leberabszess: Klinik (rechtsseitiger Oberbauchschmerz, Fieber), Laborwerte (erhöhte Leberwerte), Tropenanamnese (mit Durchfall), Computertomographie (mehrkammeriger Leberabszess)

67
Q

Leberabszesse

Nennen Sie mögliche Ursachen für die Entstehung einer derartigen Erkrankung!

A

Primär: Parasiten (Entamoeba histolytica, Echinokokkus), Trauma, Tumor
Sekundär: Absiedlungen eines extrahepatischen Entzündungsherdes
– hämatogen über Pfortader (pylephlebitische
Abszesse): Divertikulitis, Appendizitis, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa
– biliär (Keimaszension über die Gallenwege):
aszendierende Cholangitis
– per continuitatem: subphrenische Abszesse,
Cholezystitis, Gallenblasenempyem

68
Q

Leberabszesse

Welche Therapie kommt bei dem Patienten in Frage?

A

Konservativ: Antibiotikatherapie mit Cephalosporin der 3. Generation und Metronidazol
Operativ: bei multiplen Abszessen oder Versagen der konservativen Therapie bei Amöbenabszess
– CT- gesteuerte Drainagen einlage und Spülung
– Ausräumung der Abszesse, evtl. Leberteilresektion

69
Q

Leberabszesse

Skizzieren Sie die Einteilung der Leber in verschiedene Segmente!

A

Anatomische und chirurgische Lebergrenzen
Die Einteilung A entspricht der anatomischen Definition eines rechten und linken Leberlappens, die Einteilung B der chirurgischen Definition einer rechten und linken Leberhälfte.

70
Q

Eine 37-jährige Frau leidet seit einigen Wochen unter Episoden von Herzrasen und Hitzewallungen, bei denen sich Ihr Gesicht rot verfärbt. Hinzugekommen sind nun auch Bauchschmerzen und Durchfälle, so dass Sie ihren Hausarzt aufsucht. Bei der durchgeführten Blutuntersuchung fand sich lediglich ein pathologischer Blutzuckerwert von 40 mg/dl.
Worauf weisen die geschilderten Beschwerden der Patientin hin? Welche weiterführende Diagnostik würden Sie veranlassen?

A

Die Beschwerden (Tachykardie, Flush, Diarrhoe, Bauchschmerz) weisen entweder auf ein extraintestinales Karzinoid (10% der Fälle) oder auf Lebermetastasen eines Karzinoids aus dem Magen- Darm-Trakt hin. Diese werden erst symptomatisch, wenn eine Metastasierung in die Leber eingetreten ist, da sonst das Serotonin in der Leber abgebaut wird und keine systemische Wirkung entfalten kann (Karzinoid-Syndrom). Im Labor sollte aufgrund dieser Verdachtsdiagnose der Serotonin-Spiegel im Serum sowie die 5-Hydroxyindolessigsäure (Abbauprodukt des Serotonins) im 24 h-Sammelurin bestimmt werden. Vorher sollte der Patient einige Tage keine serotoninreiche Nahrung (z. B. Nüsse, Ananas, Bananen) zu sich nehmen. Differenzialdiagnostisch kommt die systemische Mastozytose in Frage. Hierbei kommt es zu Flush mit Pruritus, Kopfschmerzen, Fieber, Kollapsneigung und Brechdurchfällen. Bei der Diagnostik finden sich in der Knochenmarkszytologie Mastzelleninfiltrate.

71
Q

NET
Bei der weiterführenden Diagnostik fällt ein erhöhter Serotonin-Spiegel im Serum sowie eine erhöhte 5-Hydroxyindolessigsäure-Ausscheidung im 24h-Sammelurin auf.
Welche Diagnose stellen Sie? Nennen Sie die 3 häufigsten Lokalisationen dieses Tumors!

A

Neuroendokriner Tumor: Anamnese (Tachykardie, Flush, Diarrhoe, Bauchschmerz) und Klinik (Hypoglykämie, erhöhte Serotoninspiegel im Serum sowie 5-Hydroxyindolessigsäure im Urin)

Lokalisation: Appendix (45 %), terminales Ileum (30 %), Kolon und Rektum (20 %)

72
Q

NET

Welche Komplikationen können bei dieser Erkrankung auftreten?

A

Intermittierender Subileus
Endokardfibrose mit evtl. Trikuspidalinsuffizienz (Karzinoid-Herz-Syndrom): bei 2/3 aller Patienten mit Karzinoid-Syndrom; Pathogenese unklar; vermutet wird, dass dies im Zusammenhang mit Serotonin und zirkulierenden va- soaktiven Aminen im Blut, welche normaler- weise durch Leber/Lunge abgebaut werden, steht
Rezidivierende Asthamanfälle, Atelektasen und Pneumonien: ausgelöst durch Kallikrein, Prostaglandine, Bradykinin

73
Q

Ein 68-jähriger Patient stellt sich bei seinem Hausarzt vor. Seine Frau berichtet, dass ihr Mann seit dem Vortag den rechten Arm plötzlich nicht mehr richtig bewegen könne und der rechte Mundwinkel nach unten hinge. Zusätzlich habe er unverständlich gesprochen bzw. Wörter verwendet, die sie noch nie gehört habe. Aktuell könne sich ihr Mann aber schon wieder normal bewegen und normal sprechen. Er sei wieder wie früher. Bezüglich Vorerkrankungen berichtet die Ehefrau, dass ihr Mann an arterieller Hypertonie leide und seit ca. 40 Jahren rauche.
Welche Verdachtsdiagnose stellen Sie?

A

Zerebrovaskuläre Insuffizienz (hier: TIA): kontralaterale brachiozephal betonte Paresen mit Aphasie und vollständige Rückbildung der Symptomatik innerhalb von 24 h; Risikofaktoren in der Anamnese (arterieller Hypertonus, Nikotinabusus)

74
Q

Zerebrovaskuläre Insuffizienz

Welchem klinischem Stadium entspricht die bei dem Patienten aufgetretene Symptomatik?

A

Klassifikation extrakranialer Karotisstenosen (nach Eckstein und Allenberg, 2001)
Stadium Charakteristika
Stadium I asymptomatische Karotisstenose (durch alternative Blutversorgung über Kollateralen)
Ia ohne kontralateralen Verschluss
Ib mit kontralateralem Verschluss

Stadium II symptomatische Karotisstenose
IIa Amaurosis fugax
IIb transitorische ischämische Attacke (TIA)

Stadium III Indikation zur Notfall-Thrombendarteriektomie (TEA) der A. carotis
IIIa Crescendo-TIA
IIIb progredienter bzw. akuter Apoplex

Stadium IV ipsilateraler Apoplex (innerhalb der letzten 6 Monate)

Rankin 0
vollständig reversibles neurologisches Defizit
Rankin I
funktionell irrelevantes neurologisches Defizit
Rankin II
funktionell geringgradiges Defizit
Rankin III
deutliches Defizit, Gehfähigkeit erhalten
Rankin IV
schwerer Apoplex, gehen nur mit Hilfe, Aphasie
Rankin V
bettlägeriger/rollstuhlpflichtiger Patient

75
Q

Zerebrovaskuläre Insuffizienz

Nennen Sie ätiologische Faktoren!

A

1- Arteriosklerose (durch arterielle Hypertonie, Nikotinabusus, Diabetes mellitus, Adipositas begünstigt)
2- Thromboembolien, v. a. bei Herzerkrankungen (absolute Arrhythmie, dilatative Kardiomyopathie, Mitralvitien, offenes Foramen ovale)
3- Aneurysmen, fibromuskuläre Dysplasie
4- Knickbildungen der A. carotis interna (Kinking, Coiling)
5- Angiitis, Panarteriitis nodosa

76
Q

Zerebrovaskuläre Insuffizienz

Welche Untersuchungen veranlassen Sie vor Einleitung einer Therapie?

A
  1. klinische Untersuchung: nur sehr selten Stenosegeräusch über der A. carotis auskultierbar
  2. Karotis-Doppler: Nachweis der Flusserhöhung als Hinweis für Stenose (ab 50%iger Stenosierung nachweisbar)
  3. Duplex-Sonografie: Nachweis des Schweregrades sowie der Morphologie von Stenosen
  4. Angio-CT/MR-Angiografie: exakte Größenbestimmung der Stenose; Ausschluss weiterer, auch intrazerebraler Stenosen
  5. CCT (nativ) oder MRT (diffusions-/ perfusionsgewichtet): Beurteilung von Ischämien, Hirnblutungen, abgelaufenen Insulten
  6. Weitere Untersuchungen: EKG, Langzeit-EKG, Langzeit-Blutdruckmessung, Echokardiografie, Labordiagnostik (Gerinnungsstörungen)
77
Q

Zerebrovaskuläre Insuffizienz

Welche Diagnose stellen Sie, und welche Therapie würden Sie dem Patienten vorschlagen?

A

Diagnose: hochgradige Abgangsstenose der A. carotis interna (ACI) und externa (ACE), sonst unauffällige Karotisstrombahn (s. Abb.)
Therapie: operative Revision mittels offener
Desobliteration mit Thrombendarteriektomie (TEA) und evtl. Patchplastik

78
Q

Eine 22-jähriger Mann wird vom Notarzt in die Klinik gebracht. Er ist während seiner Arbeit als Zimmermann vom Dach eines Hauses gestürzt. Er kann sich an den Unfall erinnern, laut Aussage der Arbeitskollegen war er nicht bewusstlos gewesen. Bei der Aufnahme gibt er lediglich Schmerzen an der rechten Ferse an. Sie untersuchen den Patienten und finden eine Schwellung und ein Hämatom am rechten Rückfuß. Die Beweglichkeit des rechten Sprunggelenks ist schmerzhaft eingeschränkt. Sie veranlassen eine Röntgenaufnahme des rechten Rückfußes in 2 Ebenen.
Welche Verletzungen sollten Sie differenzialdiagnostisch bei diesem Patienten in Betracht ziehen?

A

Kalkaneusfraktur (Fersenbeinfraktur): Anamnese (Sturz aus großer Höhe), Klinik (Schmerz, Hämatom, Schwellung am rechten Rückfuß, eingeschränkte Beweglichkeit)
Talusfraktur (Sprungbeinfraktur): Begründung s. oben

79
Q

Kalkaneusfraktur

Welche Körperregion sollten Sie bei einem Sturz aus größerer Höhe ebenfalls untersuchen und ggf. röntgen?

A

Untersuchung der Wirbelsäule (lokaler Druckschmerz, Klopfschmerz, Stauchungsschmerz) Röntgenaufnahmen der gesamten Wirbelsäule in 2 Ebenen sowie Beckenübersicht

80
Q

Kalkaneusfraktur

Was beschreibt in diesem Zusammenhang der sog. Böhler-Winkel?

A

Beim Böhler-Winkel (sog. Tuber-Gelenkwinkel) handelt es sich um den Winkel zwischen einer Linie entlang der Oberkante des Tuber calcanei und der Oberkante des Corpus calcanei. Er beträgt normalerweise 20 – 40 (s. Abb.). Bei einer Kompression kann es zu einer Abflachung des Winkels bis zu negativen Werten kommen. Durch eine operative Therapie soll der Böhler-Winkel wiederhergestellt werden, da sich andernfalls ein Plattfuß posttraumatisch ausbilden kann.

81
Q

Kalkaneusfraktur

Nennen Sie Indikationen und Vorgehen für eine konservative bzw. operative Therapie der Kalkaneusfraktur!

A

Konservative Therapie:
– Indikationen: extraartikuläre Frakturen ohne relevante Rückfußfehlstellung, nicht dislozierte Frakturen, bei älteren Patienten oder reduziertem AZ
– Vorgehen: initial Hochlagerung des Gelenkes bis zum Abschwellen, dann frühfunktionelle Behandlung mit Entlastung des Kalkaneus für ca. 3 Monate (z. B. Allgöwer-Gehapparat: Gewicht wird direkt auf den Tibiakopf übertragen)

Semioperative Therapie:
– Indikationen: bei Kontraindikationen zum operativen Vorgehen, jedoch Rückfuß sehr instabil
– Vorgehen: Aufrichtung des Rückfußes durch perkutane Spickdrähte, anschließend Entlastung für ca. 6 Wochen, danach Teilbelastung
Operative Therapie:
Indikationen: intraartikuläre Frakturen mit Verschiebung der Gelenkflächen, extraartikuläre Frakturen mit relevanter Fehlstellung ( > 5 Grad Varus- oder > 10 Grad Valgusfehlstellung)
Vorgehen: Aufrichtung der Gelenkflächen, evtl. durch Spongiosaunterfütterung und Stabilisierung mittels verschiedener Platten

82
Q

Kalkaneusfraktur

Was bezeichnet die AO-Klassifikation allgemein?

A

Die Frakturklassifikation der AO (Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthese) ist eine allgemeingültige Einordnung aller Frakturen nach Lokalisation und Schweregrad. Man erhält somit eine Therapieempfehlung und eine Prognose.
Die Knochen werden fortlaufend nummeriert
(z. B. Femur 3), bei den langen Röhrenknochen unterscheidet man weiterhin zwischen proximal (1), diaphysär (2) und distal (3) (z. B. distaler Femur = Knochensegment 33), die Malleolen bilden eine Ausnahme und werden als 4. Segment der Tibia/Fibula zugeordnet. Nun erfolgt eine Einschätzung des Schweregrades der Fraktur. So differenziert man bei den langen Röhrenknochen bei Schaftfrakturen zwischen einfacher (A), Keil- (B) oder komplexer (C) Fraktur. Handelt es sich um eine Gelenkfraktur so unterscheidet man metaphysäre extraartikuläre (1) von metaphysären intraartikulären (2 und 3) Frakturen. Man beurteilt weiterhin die Anzahl der Fragmente, Dislokation, Begleitverletzungen usw.

83
Q

Frakturen im Kindesalter

Welchem Verletzungsgrad entspricht diese Fraktur nach der Einteilung nach Aitken?

A

Auf der Röntgenaufnahme ist eine Epiphysenfugenlösung sowie eine Fraktur, die in die Metaphyse zieht zu erkennen. Dies entspricht in der Einteilung der Epiphysenfugenverletzungen nach Aitken dem Typ I (s. Tab./Abb.).
Aitken Abb.
0 Epiphysenfugenlösung, keine Fraktur
I Partielle Epiphysenfugenlösung mit metaphysärer Fraktur
II Partielle Epiphysenfugen- lösung mit epiphysärer Fraktur
III Fraktur durch Epi- und Metaphyse
IV Axiale Stauchung der Epiphysenfuge = „crush-Verletzung“

84
Q

Frakturen im Kindesalter

Was ist eine sog. Grünholzfraktur?

A

Spezielle Fraktur des Kindesalters: bei Frakturen im Diaphysenbereich eines Knochens bricht zwar die Kortikalis, aber das dicke Periost bleibt intakt (ähnlich dem Periost bei frischen Zweigen) und kann somit die Reposition behindern.

85
Q

Frakturen im Kindesalter

Wie sieht die Therapie bei diesem Jungen aus?

A

Aufgrund der geringen Dislokation kann die Fraktur konservativ durch Ruhigstellung im Unterarmgips behandelt werden.

86
Q

Eine 65-jährige Frau berichtet Ihnen in der chirurgischen Ambulanz, dass sie seit einigen Tagen Schmerzen im linken Unterbauch habe. Während sie normalerweise eher harten Stuhlgang habe, sei es nun zu Durchfällen gekommen. Heute seien auch Übelkeit, Erbrechen und Fieber aufgetreten. Sie gibt an, niemals zuvor derartige Beschwerden gehabt zu haben.
Bei der klinischen Untersuchung finden Sie ein druckschmerzhaftes, insbesondere im linken Unterbauch, sowie ein meteoristisch geblähtes Abdomen. Weiterhin ist im linken Unterbauch ein walzenförmiger Tumor zu tasten.
Nennen Sie mindestens 2 Differenzialdiagnosen, die aufgrund der Klinik in Frage kommen!

A

Bei der Patientin finden sich die Zeichen eines akuten Abdomens (akute Manifestation von Erkrankungen im Bauchraum, die der sofortigen Diagnostik und Therapie bedürfen), mit folgenden Leitsymptomen: Schmerz, Übelkeit, eingeschränktem Allgemeinzustand. Da sich aufgrund der Anamnese und klinischen Untersuchung vermutlich ein entzündlicher bzw. obturierender Prozess im linken Unterbauch befindet, kommen folgende 2 Diagnosen am ehesten in Frage: Sigmadivertikulitis und Kolontumor (Karzinom).

87
Q

Sigmadivertikulitis

Welche radiologische Diagnostik veranlassen Sie nach der klinischen Untersuchung?

A
  1. Abdomenübersicht im Stehen oder in Linksseitenlage zum Nachweis freier abdomineller Luft (Perforation Hohlorgan) oder von Flüssigkeitsspiegeln (Ileus)
  2. Sonographie des Abdomens: orientierende Untersuchung des Abdomens – Nachweis einer Divertikulitis, eines Abszesses, ggfs. auch eines (größeren) Kolontumors
  3. Kolon-Kontrasteinlauf mit wasserlöslichem Kontrastmittel bei V.a. Perforation (heutzutage seltener durchgeführt)
  4. CT Abdomen mit rektaler Füllung (Methode der Wahl): Nachweis einer Perforation, Penetration und auch Abszessbildung (ist mit Kolon-Kontrasteinlauf nicht nachweisbar)
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Q

Sigmadivertikulitis
Bei dieser Untersuchung finden Sie einen stenosierenden Prozess im Dickdarm. Sie vermuten aufgrund der Anamnese, des klinischen Erscheinungsbildes und der Röntgenaufnahme eine Sigmadivertikulitis.
Welche ergänzende Diagnostik veranlassen Sie daraufhin? Begründen Sie diese Maßnahme!

A

Koloskopie und Biopsie zur Abklärung der Stenose, da es sich immer noch um einen malignen Tumor handeln könnte. Im akuten Stadium ist die Koloskopie relativ kontraindiziert, da eine erhöhte Perforationsgefahr besteht. Vorgehen: Rückgang der akuten Entzündung abwarten (Fieber , Entzündungsparameter ), dann Koloskopie.

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Q

Sigmadivertikulitis

Wie sieht Ihre Therapie bei Bestätigung Ihrer Verdachtsdiagnose für diese Patientin aus?

A

Konservative Therapie ist indiziert, da es sich bei der Patientin um einen ersten Schub einer Divertikulitis handelt: intravenöser Zugang, Infusionstherapie, Nahrungskarenz, Antibiotika i. v. z. B. Metronidazol (2 X 0,5 g/d) und Cephalosporin der 3. Generation, z. B. Ceftriaxon (Rocephin 1 X 2 g/d) oder Cefotaxim (Claforan 3 X 2 g/d) über 7 – 10 Tage, in Abhängigkeit vom klinischen Befund (Druckschmerz linker Unterbauch) und Entzündungszeichen auch länger

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Q

Therapie des Sudeck-Dystrphie im Stadium II, III

A

Im Stadium II wird eine aktive Krankengymnastik auch der distalen Gelenke der betroffenen Extremität durchgeführt. Ergänzend erfolgen Ergo- und Psychotherapie, damit den Patienten mit Einschränkungen durch Kontrakturen oder Gelenkversteifungen neue Techniken zur Bewältigung von Berufs- und Privatleben vermittelt werden. Im Stadium III wird versucht, eine Remobilisation von Muskeln und Gelenken durchzuführen, die jedoch aufgrund der irreversiblen Schädigung der Strukturen meist nicht gelingt. Hier stehen die Ergo- und Psychotherapie im Vordergrund der Behandlung. Die Patienten sind im Stadium II und III zunehmend schmerzfrei, sodass eine medikamentöse Therapie nicht mehr notwendig ist.