09 Abdominalchirurgie Flashcards
Vor einer Appendektomie klären Sie den Patienten immer über das eventuelle Entfernen eines Meckel-Divertikels auf. Was haben wir uns unter einem Meckel-Divertikel vorzustellen?
Ein Meckel-Divertikel ist der persistierende, proximale Teil des Ductus omphaloentericus. Normalerweise bildet sich dieser zwischen der 6.–7. Fetalwoche zurück. Man findet ein Meckel-Divertikel ca. 80–100 cm proximal der Ileozökalklappe. Schleimhautheterotopien von Magen- oder Pankreasschleimhaut machen das Divertikel anfällig für Ulzera, Blutungen, Entzündung, Invagination und Perforation. 1–3 % aller Menschen besitzen ein Meckel-Divertikel. Wird es symptomatisch, kann es ähnliche Beschwerden auslösen wie eine akute Appendizitis. Bei zufälliger Diagnose während einer Laparoskopie oder Laparotomie wird es entfernt, um eventuellen späteren Komplikationen vorzubeugen.
Was versteht man unter einem Peutz-Jeghers-Syndrom?
Patienten mit einem Peutz-Jeghers-Syndrom leiden unter intestinaler Polyposis. Die familiär gehäuft auftretende Erkrankung (Lokalisation Chrom. 19q) befällt bevorzugt das Ileum, kann aber auch andere Darmabschnitte inklusive Duodenum betreffen. Histologisch handelt es sich um Hamartome mit allenfalls geringem Entartungsrisiko. Dennoch sollten regelmäßige Untersuchungen des Darms erfolgen. Klinisch manifestiert sich das Peutz-Jeghers-Syndrom oft erst zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Auf- fallend sind perioral lokalisierte Pigment ecken. Die intestinalen Veränderungen sind in bis zu 10 % mit dem Auftreten von Ovarialkarzinomen kombiniert. Daher sollten bei Frauen mit einem Peutz-Jeghers-Syndrom regelmäßige gynäkologische Kontrolluntersuchungen erfolgen.
Welche Symptome und Befunde erwarten Sie im Rahmen eines Kurzdarmsyndroms? Geben Sie grobe Richtlinien zur Behandlung.
Das Kurzdarmsyndrom entsteht nach ausgedehnten Dünndarmresektionen (z. B. im Rahmen eines Morbus Crohn) durch den Verlust an resorbierender Dünndarmfläche. Malassimilation, eventuell chologene Diarrhöen, Flüssigkeits- und Elektrolytverluste sowie Vitaminmangelerscheinungen stehen im Vordergrund der klinischen Symptomatik.
Durch die Einnahme von Cholestyramin gelingt eine weitgehende Neutralisation der Gallensäuren. Fehlende Vitamine, Eisen oder Enzyme müssen substituiert werden. In schweren Fällen ist zumindest vorübergehend eine parenterale Ernährung erforderlich.
Eine Operation sollte spätestens 1⁄2 Jahr nach erfolgloser konservativer Therapie und bei ausreichender Restdarmlänge erfolgen. Durch Interposition eines umgedrehten Dünndarmstücks wird die Nahrungspassage durch die gegenläufige Peristaltik (Anisoperistaltik) verlangsamt. Dies verlängert die Kontaktzeit der Nahrung zum resorbierenden Epithel und verbessert die Resorption von Nährstoffen.
In einigen Zentren wird heutzutage auch eine Dünndarmtransplantation durchgeführt. Dies bleibt jedoch benignen Erkrankungen vorbehalten, da postoperativ eine Immunsuppression mit Tacrolimus und Rapamycin erforderlich wird. Bei Tumorerkrankungen würde dies die Rezidivrate deutlich erhöhen.
Ein 17-jähriges Mädchen kommt in Ihren Notdienst. Seit 2 Tagen leidet sie unter zu- nehmenden Bauchschmerzen. Diese haben sich seit 1 Tag vom Mittelbauch in den rechten Unterbauch verlagert. Das Abdomen erscheint gebläht, ist palpatorisch deutlich verhärtet mit überwindbarer Abwehrspannung. Im rechten Unterbauch tritt ein ausgeprägter Druckschmerz mit Punctum maximum am Lanz-Punkt auf. Die Differenz zwischen axillär zu rektal gemessener Temperatur beträgt 1,2 °C. Bei der digital- rektalen Untersuchung fällt Ihnen eine Resistenz bei 9 Uhr in Steinschnittlage auf. Ein Schwangerschaftstest ist negativ.
Wie lautet Ihre Diagnose? Was müssen Sie differenzialdiagnostisch ausschließen?
Klinik und Untersuchungsbefund sind relativ charakteristisch für eine akute Appendizitis. Die ausgeprägte Abwehrspannung ist ein Hinweis auf eine Begleitperitonitis.
Differenzialdiagnosen sind vielfältig. Infrage kommen:
• Erkrankungen des Ovars oder der Adnexe (Adnexitis, Perforation einer Ovarialzyste, Stieldrehung des Ovars)
• Douglas-Abszess
• Meckel-Divertikel
• entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn mit Erstmanifestation im terminalen Ileum, Colitis ulcerosa)
• Enteritis
• Divertikulitis
• Karzinome im Zökum/Colon ascendens (in jugendlichem Alter eher selten, aber nicht auszuschließen)
Eine Ultraschalluntersuchung des Abdomens und Laboruntersuchungen dienen der Diagnosefindung. Ein Schwangerschaftstest gehört bei Frauen immer zur Diagnostik, wobei es sich um eine normale, aber auch um eine extrauterine Schwangerschaft handeln könnte. Eine CT ist bei typischer Klinik und klarem Befund im Ultraschall Ausnahmefällen vorbehalten.
Ich sprach eben vom Lanz-Punkt. Können Sie mir erklären, wo er lokalisiert ist? Kennen Sie noch einen weiteren Punkt, der bei einer Appendizitis schmerzhaft sein kann?
Der Lanz-Punkt (› Abb. 8.5c) liegt auf der Linie zwischen bei- den Spina iliacae anterior superior am Übergang vom mittleren zum lateral rechten Drittel. Der zweite Punkt, den Sie ansprachen, ist der McBurney- Punkt (› Abb. 8.5a). Er ist ca. 5 cm von der Spina iliaca anterior superior rechts auf der Verbindungslinie der Spina mit dem Nabel lokalisiert.
Weitere Zeichen für eine akute Appendizitis sind:
• Rovsing-Zeichen (› Abb. 8.5d): Schmerzen beim Ausstreichen des Kolons in Richtung Zökum
• Douglas-Schmerz (› Abb. 8.5e): Schmerzen bei der rektalen Untersuchung
• Blumberg-Zeichen (Loslassschmerz; › Abb. 8.5b): Schmerz im Bereich der Appendix, wenn man auf der linken Unterbauchseite eindrückt und rasch wieder loslässt
• Psoas-Zeichen: Schmerzen im rechten Unterbauch beim Anhebendes rechten Beins
• Baldwin-Zeichen: Schmerzen in der rechten Flanke bei Beugung des rechten Beins
Wie sieht Ihre Therapie bei einer Appendizitis aus?
Therapie der Wahl ist die laparoskopische Appendektomie. Die Laparoskopie ermöglicht einen guten Überblick über den gesamten Bauchraum. Dies ist auch bei unklaren Befunden sinnvoll. Selbst bei perforierten Appendizes ist eine laparoskopische Appendektomie sinnvoll, da man dabei sehr gezielt spülen und absaugen kann und vor allem den gesamten Bauchraum einsehen kann. Es kommt im Vergleich zur offenen Appendektomie seltener zu Wundinfekten und postoperativem Ileus. Auch die Hospitalisationszeit ist meist kürzer nach laparoskopischer als nach offener Appendektomie.
Wie sieht die TNM-Klassifizierung von malignen Tumoren des Magen-Darm- Trakts aus?
Die TNM-Klassifizierung orientiert sich an der Infiltrationstiefe des Tumors, am Lymphknotenbefall und an eventuellen Fernmetastasten (› Tab. 8.6):
Tab. 8.6 TNM-Klassifikation des Kolonkarzinoms
T Primärtumor
Tx Primärtumor kann nicht beurteilt werden
T0 kein Anhalt für Primärtumor
Tis Carcinoma in situ = intraepithelial
T1 Tumor infiltriert Submukosa
T2 Tumor infiltriert Muscularis propria
T3 Tumor infiltriert durch die Muscularis propria hindurch die Subserosa oder nichtperitonealisiertes perikolisches oder perirektales Gewebe
T4 Tumor infiltriert direkt andere Organe oder Strukturen und/oder perforiert das viszerale Peritoneum
N Regionäre Lymphknoten
Nx regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden
N0 keine regionären Lymphknotenmetastasen
N1 Metastasen in 1 bis 3 regionären Lymphknoten
N2 Metastasen in 4 oder mehr regionären Lymphknoten
M Fernmetastasen
Mx Fernmetastasen können nicht beurteilt werden
M0 keine Fernmetastasen
M1 Fernmetastasen
Früher wurden die Kolonkarzinome nach Dukes in vier Stadien eingeteilt. Diese sind weitgehend identisch mit der heutigen UICC-Stadiengruppierung (Union internationale contre le cancer), die manchmal parallel zur TNM-Klassifizierung genannt werden. Sagt Ihnen das etwas?
Die UICC-Klassifikation umfasst vier Stadien des Kolonkarzinoms (› Tab. 8.7). Dabei beschreiben Stadien 0–II die Infiltrationstiefe, Stadium III die Lymphknotenmetastasierung und Stadium IV, ob Fernmetastasen vorhanden sind.
Tab. 8.7 Stadieneinteilung des Kolonkarzinoms nach der UICC
UICC 0 Carcinoma in situ (Tis)
UICC I = Dukes A
T1 und T2 (Infiltrationstiefe maximal bis in die Lamina muscularis propria)
UICC II = Dukes B
IIA: T3 (Tumor infiltriert perikolisches oder perirektales Fettgewebe)
IIB: T4 (Tumor infiltriert Nachbarorgane)
UICC III = Dukes C
Lymphknotenmetastasen
UICC IV = Dukes D
Fernmetastasen
Wie macht sich ein Kolonkarzinom klinisch bemerkbar?
Der Tumor bleibt klinisch meist lange Zeit stumm. Erste Symptome sind:
• Veränderungen von Stuhlgewohnheiten (Diarrhö, Obstipation)
• Blutauflagerungen und Schleimbeimengungen des Stuhlgangs
• Bauchschmerzen
• unklare Gewichtsabnahme
• Ileus
• hypochrome Anämie unklarer Genese (okkulte Blutung, Leistungsknick)
Wie sieht die Häufigkeitsverteilung der Kolonkarzinome bezüglich ihrer Lokalisation aus?
Die Häufigkeitsverteilung des Kolonkarzinoms auf den Dickdarm sieht folgendermaßen aus (› Abb. 8.6):
- 32 % Rektum
- 30 % Anus
- 20 % Sigma
- 18 % woanders im Dickdarm
Welche Arterien versorgen den Dickdarm?
Aus der A. mesenterica superior (› Abb. 8.7) wird fast der gesamte Dünndarm (A. pancreaticoduodenalis inferior, Aa. ilei und jejunales) und der Dickdarm bis zur linken Kurvatur versorgt.
Über die A. ileocolica wird das Zökum, über die A. appendicularis die Appendix,
über die A. colica dextra das rechte Hemikolon und
über die A. colica media das Colon transversum perfundiert.
Aus der A. mesenterica inferior entspringen die A. colica sinistra, die das linke Hemikolon, die Aa. sigmoideae, die das Sigma, und die A. rectalis superior, die das Rektum versorgt.
Aus der A. iliaca interna gelangen die Aa. rectales media und inferior ebenfalls zum Rektum.
Kennen Sie die Riolan-Anastomose und können Sie sich vorstellen, wofür sie bedeutsam ist?
Die Riolan-Anastomose ist eine Verbindung zwischen der A. colica media und der A. colica sinistra im Bereich der linken Kolonflexur. Sie ist vor allem bedeutsam bei der Resektion von Tumoren des Colon transversum im Bereich der linken Kolonflexur. Das gesamte Gefäßstromgebiet sowie die dazugehörigen Lymphabflussbahnen mitsamt den von ihm versorgten Darmanteilen müssen reseziert werden, um einen Tumorverbleib zu vermeiden.
Klinisch bedeutsam ist die Anastomose zum Teil auch bei anderen Eingriffen wie bei Operationen von Bauchaortenaneurysmen, bei denen gelegentlich die A. mesenterica inferior ligiert werden muss.
Ein 53-jähriger Patient mit einer seit 18 Jahren bekannten Colitis ulcerosa leidet seit etwa 2 Monaten unter Obstipation und Meteorismus. Vor 2 Tagen bemerkte er erstmals Blutbeimengungen im Stuhl. Ein Kolonkontrasteinlauf zeigt eine sanduhrförmige Stenose im Bereich des Colon descendens mit einer unregelmäßigen Wandstruktur. Bei einer Koloskopie kann die Stenose mit dem Koloskop nicht überwunden werden. Mehrere Gewebeproben werden histologisch untersucht. Sie zeigen die für die Colitis ulcerosa typischen Veränderungen, geben jedoch keinen Anhalt für Malignität. Eine CT des Abdomens liefert keine weiteren Informationen. Das CEA ist etwas erhöht.
Wie gehen Sie weiter vor?
Da der Patient ausgeprägte Beschwerden hat, sollte der stenotische Darmabschnitt entfernt werden, bevor es zu einem mechanischen Ileus kommt. Trotz unauffälliger histologischer Befunde muss aufgrund des lang- jährigen Verlaufs der Colitis ulcerosa mit aktuell erhöhten CEA-Werten ein Kolonkarzinom ausgeschlossen werden. Daher sollte die Operation unter onkologischen Gesichtspunkten mit Entfernung der regionalen Lymphknotenstationen und großzügigem Sicherheitsabstand zum krankhaft veränderten Darmabschnitt durchgeführt werden.
Bei der Colitis ulcerosa sind die oberen Schleimhautschichten (Mukosa und Submukosa) chronisch entzündet. Durch Anhäufung von Leukozyten in den Krypten kommt es zu Krypten- abszessen. Im weiteren Verlauf kann es zu Epitheldysplasien kommen, die Vorstufen eines Karzinoms sein können. Dazwischen liegen meist gesunde Schleimhautinseln.
Neben dem Kolonkarzinom existiert eine weitere vital bedrohliche Komplikation der Colitis ulcerosa. Worauf möchte ich hinaus?
Neben dem Kolonkarzinom ist das toxische Megakolon eine seltene vital bedrohliche Komplikation der Colitis ulcerosa. Es handelt sich hierbei um eine akute irreversible Erweiterung eines Dickdarmabschnitts.
Erstsymptome sind Stuhlunregelmäßigkeiten und Meteorismus. Im weiteren Verlauf treten Fieber und Schüttelfrost auf. Das Krankheitsbild ist mit einer hohen Letalität verbunden. Klinisch zeigt sich das Bild eines akuten Abdomens mitsamt seinen Komplikationen wie:
• septischen Temperaturen
• peritonitischer Abwehrspannung
• Blutdruckabfall bis zur Schocksymptomatik
Perforation und eine Durchwanderungsperitonitis mit nachfolgendem septischem Schock sind lebensbedrohliche Komplikationen. Therapie der Wahl ist die sofortige Resektion des dilatierten Darmsegments.
Wie kann man einen Morbus Crohn von einer Colitis ulcerosa unterscheiden?
Der Morbus Crohn unterscheidet sich von der Colitis ulcerosa in Lokalisation, Ausbreitung, Klinik, histologischem und radiologischem Erscheinungsbild (› Tab. 8.8).
Tab. 8.8 Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Morbus Crohn
Colitis ulcerosa
→Lokalisation
bevorzugt terminales Ileum, gesamter Gastrointestinaltrakt
obligat Rektum, Kolon, selten Ileum
→Ausbreitung
diskontinuierlich, gesunde und betroffene Abschnitte liegen nebeneinander
kontinuierlich, vom Rektum ausgehend nach proximal
→Symptome
abdominelle Schmerzen, Fisteln, extraabdominelle Symptome (Gewichtsabnahme, Fieber, Anämie, Entzündungen im Bereich des Auges, Arthritis)
schleimige Diarrhöen, blutige Auflagerungen, kolikartige abdominelle Schmerzen
→Röntgen
Fisteln, Fissuren, Stenosen, Wandverdickungen, „Pflastersteinrelief“
Haustrenschwund „Fahrradschlauch“, Pseudopolyposis, Kragenknopfabszesse
→Histologie
transmurale Entzündung, Befall mesenterialer Lymphknoten, epitheloidzellige Granulome mit mehrkernigen Riesenzellen
Entzündung auf Schleimhaut begrenzt, Kryptenabszesse
→Endoskopie
Fisteln, glatt begrenzte Ulzerationen, aphthenartige Läsionen
diffuse Ulzerationen und Rötung, Kontaktblutungen
Wie sieht es mit der Entartungstendenz beim Morbus Crohn aus?
Im Gegensatz zur Colitis ulcerosa ist das Karzinomrisiko beim Morbus Crohn nur unwesentlich erhöht. Beschrieben werden selten Dünndarmkarzinome oder Fistelkarzinome in der Analregion. Der durch einen Morbus Crohn veränderte Darm neigt zur Ausbildung von Fisteln zwischen einzelnen Darmabschnitten und zu benachbarten Hohlorganen. Dies macht den Morbus Crohn zu einem langwierigen chirurgischen Problem.
Die Indikation zur OP sollte zurückhaltend gestellt werden, da selbst bei ausgedehnten Darmresektionen die Krankheit nicht zum Stillstand gebracht werden kann. Mögliche Nachteile, wie die Entwicklung eines Kurzdarmsyndroms, postoperative intraabdominelle Adhäsionen und chologene Diarrhöen überwiegen meist die Vorteile der Darmoperation. Nach einer Krankheitsdauer von 10 Jahren haben sich dennoch zwischen 70 und 90 % aller Crohn-Patienten einer Operation unterziehen müssen. Während die entzündliche Reaktion des akuten Crohn-Schubes eine Domäne der konservativen Therapie darstellt, kommt die Chirurgie bei der Behandlung von (narbigen!) Stenosen zum Einsatz.
Kommen wir noch einmal auf das Kolonkarzinom zurück. Welches Kolonkarzinom besitzt die schlechteste Prognose?
Karzinome im tiefen Rektumbereich bzw. im Analbereich metastasieren früh lymphogen in die Lymphknotenstationen an den iliakalen, inguinalen und mesenterialen Gefäßen. Daher haben sie von allen Kolonkarzinomen die schlechteste Prognose.
Nehmen wir einmal an, Sie haben einen Patienten, bei dem Sie den Verdacht auf ein Rektumkarzinom haben. Welche Möglichkeiten haben Sie, Ihre Diagnose zu sichern?
Aktuell wird empfohlen, bei allen Patienten, die älter als 50 Jahre sind, eine jährliche Koloskopie durchzuführen, um eventuelle Karzinome schon im Frühstadium zu entdecken. Screeningtests nach okkultem Blut im Stuhlgang (fecal occult blood test = FOBT, Syn. Guajak-Test) sollen Kolonkarzinome mit einer Sensitivität von 20–40% aufdecken. Bei Verdacht auf ein Rektumkarzinom werden zusätzliche Untersuchungen durchgeführt wie:
• starre Rektoskopie (dient der Diagnose und genauen Lokalisation des Tumors)
• Endosonografie (abhängig von der Erfahrung des Untersuchers)
• Becken-CT oder -MRT
Es werden zusätzlich eine Sphinktermanometrie zwecks Funktionsdiagnostik, oft eine Zystoskopie und bei Frauen eine gynäkologische Untersuchung durchgeführt, um eine Infiltration von Nachbarorganen präoperativ erkennen zu können.
Welche Operationsmethoden stehen Ihnen bei der OP eines Rektumkarzinoms zur Verfügung ?
Bei kurativem operativem Ansatz wird eine Resektion des Primärtumors im Gesunden mit einer totalen Entfernung des Mesorektums und somit der regionären Lymphabflussbahnen und Lymphknoten en bloc angestrebt (Totale mesorektale Exzision = TME). Folgende Operationsverfahren sind aus onkologischer Sicht als gleichwertig einzustufen, wobei die Indikationsstellung von der Tumorlokalisation und -größe, vom Differenzierungsgrad und von Faktoren bezüglich des Allgemeinzustands des Patienten abhängig ist. Die autonomen Beckennerven sollten nach Möglichkeit ge- schont werden. Kontinenzerhaltende Verfahren sollten bevorzugt werden:
• anteriore Rektumresektion (bei Tumoren ohne Infiltration des Sphinkter und mit Sicherheitsabstand zur Linea dentata): Über einen abdominellen Zugang wird der Tumor mit dem dazugehörigen Mesorektum mit einem Sicherheitsabstand von mindestens 5 cm zum Gesunden reseziert. Die Darmenden werden End-zu-End anastomosiert. Die Stuhlkontinenz bleibt erhalten.
• abdominoperineale Rektumexstirpation (bei tief sitzenden Tumoren, die den Sphinkter infiltrieren oder bis zur Linea dentata reichen): Reseziert werden der distale Anteil des Sigmas und das komplette Rektum.
Der verbleibende aborale Stumpf (= verbleibender Afterrest) wird perineal vernäht. Es wird ein endständiger Anus praeter angelegt.
• Bei sicherem Nichtbefall der Lymphknoten und einem differenzierten T1-
Tumor (G1–G2) < 3 cm ist eine lokale Ausschneidung des Tumors, heutzutage meist als TEM (transanale endoskopische Mikrochirurgie) durchgeführt, mit einem Sicherheitsabstand von mindestens 15 mm möglich.
Die autonomen Nervenstränge (Plexus hypogastricus, Plexus pudendus) sollten bei allen kontinenzerhaltenden OP-Verfahren nach Möglichkeit erhalten bleiben.