10 Abdominalchirurgie Flashcards

1
Q

Jetzt habe ich immer wieder das Stichwort „Leberzirrhose“ gehört. Welche Auswirkungen hat denn eine Leberzirrhose auf den menschlichen Organismus?

A

Die Folgen einer Leberzirrhose sind vielfältig und können zu vital bedrohlichen Komplikationen führen, wie z. B.:
• portale Hypertension: Es entstehen Ösophagus- und Magenfundusvarizen, aus denen es massiv bluten kann bis zum schweren hämorrhagischen Schock.
• verminderte Synthese von Gerinnungsfaktoren: Es entstehen Gerinnungsstörungen. Messparameter sind der Quick- oder der INR-Wert (Quick sinkt, INR steigt).
• Splenomegalie: Diese kann komplizierend einen Hypersplenismus (Zunahme der funktionellen Kapazität der Milz) auslösen, wodurch es zu einem beschleunigten Abbau von Blutzellen in der Milz kommt. Die Folgen sind Anämie, Leukozytopenie und Thrombozytopenie (Panzytopenie).
• Ausfall der hepatischen Syntheseleistungen und der Entgiftungsfunktion
• verminderte Proteinsynthese in der Leber: Es entsteht eine Hypalbuminämie mit vermindertem intravasalem onkotischem Druck. Durch den verminderten onkotischen Druck kommt es zum Aszites und zu Ödemen.
• verminderte Produktion von Glutamatdehydrogenase: Ammoniak wird weniger oder gar nicht verstoffwechselt. Es kann zum Leberausfallskoma kommen.

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2
Q

Sie erwähnten das Leberausfallskoma. Kennen Sie den Unterschied zum Leberzerfallskoma?

A

Beiden gemeinsam ist ein Anstieg von Ammoniak im Plasma, der jedoch beim Leberausfallskoma meist deutlicher ausfällt. Unterscheiden kann man die beiden Komaformen an den Ursachen (› Tab. 8.11):
Tab. 8.11 Leberkoma
Erkrankung : Ursachen Ammoniak
→ Leberausfallskoma (exogenes Koma)
• dekompensierte Leberzirrhose
• übermäßige Eiweißzufuhr
• unkontrollierte Diuretika-Einnahme
• Infektionen (v. a. unter Kortikosteroid-Einnahme)
• chron. Alkoholkonsum
• Z. n. Anlage eines portokavalen Shunts
stark erhöht (im Mittel 150– 400 μg/dl)
→ Leberzerfallskoma (endogenes Koma)
• fulminant verlaufende Hepatitiden
• schwere Intoxikationen (Knollenblätterpilz, Überdosis Paracetamol, Schwermetalle)
leicht bis mäßig erhöht (im Mittel 100–200 μg/dl)

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3
Q

Was sagt Ihnen der Begriff Child-Pugh-Klassifikation?

A

Die eigentliche Child-Klassifikation stammt aus dem Jahre 1964. Daran angelehnt hat sich die Klassifikation nach Pugh. Es handelt sich um Einteilungen zur Beurteilung der Leberfunktion. Die Pugh-Klassifikation ist etwas moderner, berücksichtigt jedoch nicht den Ernährungszustand des Patienten. Die Einteilungen sind prognostisch maßgebend und tragen entscheidend bei zur Lösung der Frage, ob z. B. ein Patient mit einem Lebertumor operabel ist (› Tab. 8.12, › Tab. 8.13).

Tab. 8.13 Klassifikation der Leberzirrhose nach Child-Pugh
1 Punkt 2 Punkte 3 Punkte
Bilirubin (mg/dl) <2 2–3 >3
Albumin (g/dl) > 3,5 2,8–3,5 < 2,8
Quick (%) > 70 40–70 < 40
Aszites keiner gering bis mittel deutlich bis massiv
Enzephalopathie keine Grad I/II Grad III/IV
Pugh A: 5–6 Punkte; Pugh B: 7–9 Punkte; Pugh C: 10–15 Punkte

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4
Q

Wie können Sie den Druck im Pfortadersystem senken?

A

Primär wird eine kausale Therapie angestrebt. Ist eine kausale Therapie nicht möglich, wie z. B. beim intrahepatischen Block, wird eine symptomatische und/oder operative Therapie eingeleitet. Die symptomatische Therapie beschränkt sich auf das Unterbinden von Noxen, Diätberatung, ggf. Aszitespunktionen und evtl. eine Sklerosierung von Varizen.

Eine operative Shuntanlage ist als Prophylaxe nicht indiziert, sondern wird evtl. nach einer Varizenblutung durchgeführt. Folgende Methoden zur Shuntanlage gibt es:
• portokavaler Shunt (Eck-Fistel): Die Entgiftungsfunktion der Leber entfällt zum Großteil. Durch einen Anstieg des Serum-Ammoniaks kann es zu ausgeprägten neurologischen pathologischen Symptomen kommen.
• mesenterikokavaler Shunt (nach Drapanas)
• proximal splenorenaler Shunt (nach Linton), distal splenorenaler Shunt (nach Warren): Die Bildung von Ösophagusvarizen wird verhindert; erhöhte Thrombosegefahr der V. lienalis.

Durch die Verbreitung der Lebertransplantation ist die Indikation zu klassischen Shuntoperationen sehr selten geworden. Eine Alternative zu den portosystemischen Shunts stellt der transjuguläre intrahepatische portosystemische Stent-Shunt (TIPSS) dar. Hier wird unter radiologischer Kontrolle eine Metallgitterendoprothese auf perkutanem, transjugulärem Weg in die Leber eingebracht. Der Stent wird zwischen Leber- und Pfortadersystem platziert. Das Verfahren spielt auch während der Wartezeit auf eine Lebertransplantation eine Rolle.

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5
Q

Ein 70-jähriger Patient mit bekannter Leberzirrhose fängt zu Hause plötzlich an, Blut zu spucken. Seine Ehefrau tut das einzig Richtige und ruft den Notarzt, der den Patienten sofort in die Klinik bringt.
Meine Frage jetzt an Sie: Was hat der Patient und wie können Sie ihm helfen?

A

Die Anamnese spricht für eine Ösophagusvarizenblutung. Sie ist vital bedrohlich und bedarf daher einer zügigen Intervention. Es müssen großlumige Zugänge zur großzügigen Volumensubstitution gelegt werden. Medikamentös kann der Druck im Pfortadersystem durch Terlipressin oder Octreotid, evtl. auch durch Nitrate gesenkt werden. Zur Blutstillung bedient man sich primär endoskopischer Verfahren. Die Varizen werden sklerosiert (mit Polidocanol = Aethoxysclerol®), obliteriert (mit Histoacryl) oder ligiert. Nur bei Erfolglosigkeit oder bei massiver Blutung wird eine Ballonsonde an den Ort der Blutung gelegt und geblockt. Das blutende Gefäß wird komprimiert. Zwei verschiedene Sonden kommen zum Einsatz (› Abb. 8.10).

Die Sengstaken-Blakemore-Sonde wird gewöhnlich bei isolierten Ösophagusvarizen, die Linton-Nachlas-Sonde bei Ösophagus- und Magenfundusvarizen eingesetzt. Nach 6–8 h wird die Sonde erstmals entblockt, bei Blutungsstillstand jedoch noch weitere 24 h zur Sicherheit liegen gelassen. Der Patient ist aspirationsgefährdet und die Sonden werden vielfach nicht oder nur schlecht toleriert. Daher muss der Patient in der Regel während dieser Zeit sediert, intubiert und beatmet werden. Erschwerend kommt bei der Therapie von blutenden Ösophagusvarizen hinzu, dass Patienten mit schwerer Leberzirrhose immer eine schlechte Blutgerinnung und eine Thrombozytopenie haben. Daher sollten Gerinnungsfaktoren und Thrombozyten großzügig substituiert werden.

Merke: Geblockte Ösophagussonden dürfen maximal 12–24 h liegen bleiben: Nekrosegefahr der Schleimhaut!

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6
Q

Wie hoch ist die Letalität bei einer Blutung aus Ösophagusvarizen?

A

Etwa 50 % der Patienten versterben an der ersten Ösophagusvarizenblutung. Dabei ist das Ausmaß der Blutung von entscheidender Bedeutung. Nach einer erfolgreichen Sklerosierungstherapie kommt es in bis zu 70 % zu Wiederholungsblutungen innerhalb des 1. Jahres.

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7
Q

Was versteht man unter einem Budd-Chiari-Syndrom?

A

Ein Budd-Chiari-Syndrom ist gekennzeichnet durch einen kompletten oder inkompletten Verschluss der großen Lebervenen. Meist kommt es zum Verschluss durch eine Thrombosierung der Venen, seltener durch eine Kompression von außen (z. B. durch Tumoren).

Risikofaktoren sind vor allem Erkrankungen, die zu einer verstärkten Blutgerinnung (Thrombophilie) neigen, wie z. B. Faktor-V-Leiden, ein Protein-C-Mangel und ein myeloproliferatives Syndrom. Auch Pyrrolizidinalkaloide, Radiatio, Chemotherapie oder die Einnahme von pflanzlichen Alkaloiden, selten andere Substanzen wie Urethan, Thioguanin, Azathioprin und Onkotherapeutika, können Ursachen eines Budd-Chiari-Syndroms sein.

Durch den Rückstau des Blutes in der Leber ist eine ausreichende Perfusion nicht mehr gewährleistet. Beim akuten Budd-Chiari-Syndrom kommt es zur Ischämie, Nekrosen und unbehandelt zum Leberversagen. Chronische Verläufe führen zur portalen Hypertonie und Leberfibrose.

Beim akut auftretenden Krankheitsbild treten innerhalb weniger Stunden Druckgefühl oder Schmerzen im rechten Oberbauch auf und es entwickelt sich ein Aszites. Der Nachweis des Krankheitsbildes gelingt mittels Duplexsonografie und CT. Im Akutfall kann eine Lyse erfolgreich sein, ein TIPSS kann auch noch nach Tagen zum Erfolg führen. In Ausnahmefällen kann eine Lebertransplantation erforderlich werden.

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8
Q

Wozu dient die Gallenblase?

A

Die Gallenblase speichert den in der Leber produzierten Gallensaft. Lebergalle besteht aus ca. 82 % Wasser, 12 % Gallensäuren, 4 % Lezithin und Phospholipiden sowie zu 2 % aus Bilirubin, Biliverdin, Proteinen, Elektrolyten und Cholesterin. Durch Wasserentzug wird die Lebergalle in der Gallenblase auf 10–20 % des Ursprungsvolumens konzentriert. Der pH- Wert liegt zwischen 7,0 und 7,4. Durch Nahrungsreize werden im Duodenum Cholezystokinine freigesetzt. Diese stimulieren die Gallenblasenmuskulatur, was zu einer Kontraktion der Gallenblase mit dosierter Abgabe von Gallenflüssigkeit ins Duodenum führt. Gallensäuren fördern die Fettverdauung durch Emulsion und Lipidmizellenbildung und werden zu 95 % wieder intestinal resorbiert (enterohepatischer Kreislauf).

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9
Q

Was stellt die häufigste Indikation für eine Cholezystektomie dar?

A

Die häufigste Ursache für eine Cholezystektomie ist die symptomatische Cholezystolithiasis. Gallensteine entstehen durch ein Lösungsungleichgewicht der Lebergalle.
Man findet folgende prädisponierende Faktoren:
• familiäre Disposition, Alter
• Schwangerschaft, Hormonungleichgewicht (Östrogene), Ovulationshemmer
• Hypercholesterinämie, Adipositas, Bewegungsmangel
• hämolytischer Ikterus
• Diabetes mellitus
• Morbus Crohn, chronische Obstipation, fettreiche Ernährung, Kurzdarmsyndrom, Ileostomie, Z. n. Dünndarm-Shunt-Operationen
Merke: Die sechs häufigsten Risikofaktoren kann man sich anhand der 6 Fs gut merken: female – forty (40 Jahre) – fat – fertile – fair – flatulent dyspepsia.

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10
Q

Wie weisen Sie am einfachsten eine Cholezystolithiasis nach?

A

Anamnese und Klinik liefern meist schon eindeutige Hinweise auf das Vorliegen einer Cholezystolithiasis. Unter den bildgebenden Verfahren ist die Sonografie des Abdomens Mittel der ersten Wahl. Sie bietet eine Treffsicherheit von nahezu 95%. Bei Choledochussteinen kann eine ERCP (endoskopisch-retrograde Cholangiopankreatikografie) zur Diagnose führen. Via ERCP wird ein evtl. vorhandener Choledochusstein auch entfernt. Eine alternative Untersuchungsmethode ist die MR-Cholangiopankreatikografie (MRCP). Damit ist eine Darstellung des Gallenblasen- und Pankreasgangsystems möglich. Diese Methode steht aber nicht allen Krankenhäusern zur Verfügung.

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11
Q

Beschreiben Sie die Symptome einer akuten Cholezystitis.

A

Die akute Cholezystitis ist meist Folge einer chronischen Cholezystitis oder eines Zystikussteins. Häufig sind E. coli am Entzündungsgeschehen beteiligt. Typische Symptome sind:
• kolikartige rechtsseitige Oberbauchschmerzen mit Ausstrahlung in die
rechte Schulter
• hochgradige Empfindlichkeit und Abwehrspannung im rechten Oberbauch
• Übelkeit und Erbrechen
• Fieber
• Ikterus
• erschwerte Atmung
Eine Gallenblasenperforation führt über eine peritonitische Reizung zur raschen Verschlechterung des klinischen Bildes unter dem Aspekt eines akuten Abdomens (CRP-Anstieg, Leukozytose).

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12
Q

Welche operativen Verfahren zur Cholezystektomie kennen Sie?

A

Es existieren zwei operative Verfahren: die laparoskopische und die offene Cholezystektomie. Heutzutage treten die minimalinvasiven OP- Verfahren immer mehr in den Vordergrund. Mehr als 90 % aller Gallenblasen werden laparoskopisch entfernt.
Grund: Der Patient erholt sich schneller und hat weniger Schmerzen aufgrund der minimalen Wundfläche. Er kann daher auch schneller nach Hause entlassen werden, in der Regel nach 2–3 Tagen. Auch Narbenhernien und intraabdominelle Verwachsungen treten nach der laparoskopischen Cholezystektomie seltener auf. Intraoperativ kann eine Cholangiografie durchgeführt werden, um zu eruieren, ob sich im Ductus choledochus Steine befinden. In einem solchen Fall muss postoperativ ei- ne ERCP erfolgen. Intraoperative Komplikationen, z. B. Blutung, Perforation oder starke Adhäsionen können zu einem Ausweichen auf die konventionelle offene Methode zwingen. Als Nachteil der laparoskopischen Cholezystektomie wird eine erhöhte Rate an schweren unbeabsichtigten Gallengangsverletzungen beobachtet (etwa Faktor 2–3!).

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13
Q

Man unterscheidet Pankreaskopf- und Pankreasschwanzkarzinome. Unterscheiden sich die beiden auch in ihrer Klinik?

A

Bei allen Pankreaskarzinomen gibt es keine wirklichen Frühsymptome. Sie sind aus diesem Grund bei Diagnosestellung oft schon inoperabel oder metastasiert. Je nach Tumorlokalisation unterscheidet man Karzinome des Pankreaskopfes (70%) und des Pankreasschwanzes (30%). Schmerzen, die von Pankreasschwanzkarzinomen ausgehen, werden aufgrund ihrer retroperitonealen Lage überwiegend in den Rücken mit Ausstrahlung in die Flanken projiziert. Das Pankreaskop arzinom wächst verdrängend im Epigastrium und verursacht Symptome wie Oberbauchschmerzen, Völlegefühl, Übelkeit und Erbrechen. Durch Invasion oder Komprimierung der Gallenwege kann es zum Ikterus (Courvoisier-Zeichen in 50 % der Fälle) kommen. Die klinischen Symptome sowie die Veränderung von Laborparametern sind meist Spätzeichen. Ein Nachweis des Tumors im Ultraschall gelingt aufgrund schlechter Abgrenzbarkeit des Pankreas gegenüber den Nachbarorganen oft nur bei ausgedehnten Befunden. Daher ist die Prognose des Pankreaskarzinoms sehr schlecht. Unbehandelt ist die Prognose innerhalb weniger Monate infaust, aber selbst nach radikaler Resektion liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei nur 5–10 %. Die mittlere Überlebenszeit liegt bei 15– 18 Monaten.

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14
Q

Was bezeichnet man als double duct sign?

A

Das double duct sign ist ein Phänomen, das bei einer ERCP bei einem Patienten mit Verdacht auf ein Pankreaskopfkarzinom fast beweisend für das Vorliegen eines Pankreaskopfkarzinoms ist. Es entsteht durch die gleichzeitige Stenose von Gallen- (Ductus choledochus) und Pankreasgang (Ductus pancreaticus). Dies sichert der ERCP nach wie vor noch einen hohen Stellenwert in der Diagnostik der Gallenblasen-, Leber- und Pankreaserkrankungen. Zudem können bei einer ERCP Gewebeproben entnommen werden, um eine Histologie des pathologischen Prozesses vornehmen zu können.

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15
Q

Sie erwähnten die radikale Resektion bei Pankreaskarzinomen. Was habe ich mir darunter vorzustellen?

A

Die einzige Therapie mit kurativem Ansatz beim Pankreaskopfkarzinom ist eine Duodenopankreatektomie nach Whipple. Je nach Lokalisation des Tumors besteht sie aus folgenden Teilschritten:
• Pankreas-Rechts- oder -Linksresektion je nach Lokalisation des Tumors, selten Pankreastotalresektion
• Magenteilresektion (bei kleineren Tumoren wird die pyloruserhaltende Operation, die sog. Traverso-Modifikation, eingesetzt)
• Resektion des Duodenums
• Cholezystektomie mit Entfernung des Ductus choledochus
• ggf. Splenektomie (nur bei ausgedehnten Pankreasschwanztumoren mit Infiltration der Milz)
Zur Rekonstruktion der Magen-Darm-Passage und des Gallen- und Pankreassekretabflusses folgen Gastrojejunostomie, Hepatikojejunostomie und Pankreatikojejunostomie. Bei primär inoperablen Tumoren wird zurzeit ein neoadjuvantes Vorgehen erprobt. Zunächst erfolgt eine kombinierte Radiochemotherapie, um den Tumor zu verkleinern (Down-Staging). Danach erfolgen die Operation mit intraoperativer Radiotherapie und/oder eine adjuvante postoperative Chemotherapie. Als absolute Palliativmaßnahmen einzustufen sind die endoskopische transpapilläre Endoprotheseneinlage in die Gallenwege oder die perkutane transhepatische Cholangiografie mit perkutaner Drainageneinlage zum Offenhalten der Gallenwege insbesondere bei inoperablen Pankreaskopfkarzinomen.
Merke: Eine Pankreastotalresektion bringt keine höhere Überlebensrate, hat aber den Nachteil einer kompletten exokrinen und endokrinen Pankreasinsuffizienz.

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16
Q

Welche Tumormarker sind Ihnen für das Pankreaskarzinom geläufig?

A

Tumormarker für das Pankreaskarzinom sind die Tumormarker CEA, CA19–9 und CA 50, wobei das CA19–9 am spezifischsten für das Pankreaskarzinom ist. Die Marker dienen weniger der Frühdiagnostik, sondern vielmehr der Verlaufskontrolle. Auch eine Pankreatitis kann die Ursache für erhöhte Tumormarkerwerte sein.

17
Q

Nennen Sie zwei Hauptrisikofaktoren der akuten Pankreatitis und beschreiben Sie den jeweiligen Pathomechanismus.

A

Die zwei Hauptursachen für eine akute Pankreatitis sind der chronische Alkoholabusus und die Choledochusverlegung oder -verengung (= biliäre Pankreatitis). Langjähriger Alkoholabusus führt über eine toxische Schädigung der Pankreaszellen zu einer intrazellulären Aktivierung der pankreatischen Enzymvorstufen. Es kommt zur Parenchymzerstörung (Autodigestion, Autolyse). Ein Verschluss des Ductus choledochus durch einen Stein, eine Stenose oder einen Tumor führt zum Rückstau des Pankreassekrets in den Ductus pancreaticus. Die proteolytischen Enzyme des Organs werden intrapankreatisch aktiviert und wirken autodigestiv.
Autodigestion und Autolyse durch Pankreasenzyme führen zu
• Parenchymödem und -nekrosen
• Fettgewebsnekrosen durch die Verbindung von Lipase und Gallensäuren
• Blutungen durch Schädigung der Gefäßwände (sog. Arrosionsblutungen)
• Zytotoxizität
• Vasodilatation und Schocksymptomatik, bedingt durch eine Bradykininfreisetzung durch Kallikrein

18
Q

Nennen Sie eine charakteristische Laborkonstellation für eine akute Pankreatitis.

A

Die Diagnose einer akuten Pankreatitis wird fast ausschließlich über Klinik und Labor gestellt. Im Labor finden sich:
• Leukozytose (> 20.000/μl) mit pathologischer Linksverschiebung, CRP-Erhöhung
• Lipaseanstieg (empfindlichster Parameter, Norm: 30–190U/l)
• Amylaseanstieg im Serum und im Urin (Norm: 50–130U/l)
• Proteinurie
• Hypokalzämie(AblagerungvonKalziumindenNekrosen)
• evtl. Hyperglykämie, Kreatininanstieg im Serum
Ein Anstieg der Pankreasenzyme im Serum zeigt den Übertritt von Pankreasenzymen ins Blut. Die Höhe der Enzymspiegel erlaubt keine Aussage über den Verlauf und die Prognose der Erkrankung. Bei einer Cholestase sind die alkalische Phosphatase, die γ-GT und das direkte Bilirubin erhöht.

19
Q

Warum kann es im Rahmen einer akuten Pankreatitis zu einem sekundären Hyperparathyreoidismus kommen?

A

Im Rahmen einer akuten Pankreatitis kommt es durch Freisetzung von Gallensalzen und proteolytischen Enzymen zu ausgedehnten Nekrosen des umgebenden Fettgewebes. Kalzium lagert sich unter „Kalkseifenbildung“ ab. Mit Zunahme der Fettgewebsnekrosen kommt es zu einer Kalziumverschiebung nach intrazellulär und zu einer Abnahme des plasmaproteingebundenen Kalziums. Die Abnahme des Serum-Kalziums korreliert dabei mit dem Ausmaß der Fettgewebsnekrosen. Die Nebenschilddrüsen werden aktiviert und Parathormon wird freigesetzt. Über Stimulation der Vitamin-D-(1,25-Cholecalciferol-) Bildung in der Niere wird die Kalziumresorption erhöht, die Ausscheidung eingeschränkt und Kalzium aus dem Knochen mobilisiert.

20
Q

Beschreiben Sie das Cullen-Phänomen. Wann können Sie es beobachten?

A

Beim Cullen-Phänomen handelt es sich um eine braun-rote bis bräunliche Verfärbung der Bauchwand im Bereich des Nabels im Rahmen eines akuten Abdomens, z. B. bei abdominellen Blutungen, Extrauteringravidität und bei akuter Pankreatitis. Ursächlich findet man eine ödematöse Durchtränkung der Bauchwand. Das Cullen-Phänomen ist prognostisch ungünstig zu werten. Ähnlich einzuschätzen ist das Grey-Turner-Zeichen. Es handelt sich ähnlich dem Cullen-Phänomen um eine ödematöse Durchtränkung der Flanken.

21
Q

Welche therapeutischen Möglichkeiten stehen Ihnen bei der Behandlung der akuten Pankreatitis zur Verfügung? Gibt es Unterschiede zur Behandlung der chronischen Pankreatitis?

A

Eine akute Pankreatitis stellt eine vitale Bedrohung für den Patienten dar. Er benötigt daher:
• intensivmedizinische Überwachung
• absolute orale Nahrungskarenz zur Unterbrechung der Pankreasstimulation und Ruhigstellung des Pankreas
• Duodenalsonde zur postpylorischen enteralen Ernährung (das Ende der Duodenalsonde muss distal der Papilla vateri liegen), Kombination mit parenteraler Ernährung
• Stressulkusprophylaxe mit H2-Blockern
• Volumen- und Elektrolytsubstitution
• Antibiotikaprophylaxe (Ciprofloxacin oder Kombination von Imipenem + Metronidazol)
• Thromboseprophylaxe
• Analgesie
Die Indikation zur Operation ist begrenzt auf die akut nekrotisierende Pankreatitis mit Andauung von Nachbarorganen, auf infizierte Nekrosen und Tumorverdacht. Dabei werden Nekrosen abgetragen und der Bauch wiederholt gespült (Saugspüldrainagen mit bis zu 12 l/d). Bei ausgedehnten Nekrosen kann eine Pankreasteilresektion erforderlich werden. Die Letalität liegt zwischen 30 und 50 %.
Eine chronische Pankreatitis wird ebenfalls primär konservativ und symptomatisch therapiert. Risikofaktoren sollten ausgeschaltet werden (strikte Alkoholkarenz!). Die Behandlung beschränkt sich auf die Einnahme kleiner fettarmer Mahlzeiten, die Bekämpfung entzündlicher Schübe und Analgetikagabe. Pankreasenzyme (Pankreatin) und ggf. auch Insulin werden substituiert. Eine OP-Indikation ist gegeben bei:
• Gallenflüssigkeits-Abflussstörungen (Ikterus)
• Pfortader- oder Milzvenenthrombose
• Pankreaspseudozysten
• Karzinomverdacht
Merke: Eine akute Pankreatitis ist sehr schmerzhaft. Zur Analgesie werden daher meist Opiate benötigt. Das Opiat der Wahl ist Pethidin („Dolantin®“), da es den Sphinktertonus am wenigsten beeinflusst.

22
Q

Eine Komplikation der Pankreatitis ist das Entstehen von Pseudozysten. Wo liegt der Unterschied zu echten Zysten? Wie behandeln Sie diese Pseudozysten?

A

Pseudozysten besitzen im Gegensatz zu echten Zysten keine Epithelauskleidung. Pankreaspseudozysten entstehen nach ausgedehnten Parenchymzerstörungen mit Austritt von Pankreassekret als Folge akuter oder chronischer Pankreatitiden. Sie können bis zu 30 cm groß werden. Komplikationen sind:
• Schmerzen
• Ruptur
• (Ein-)Blutung
• Verdrängung und/oder Arrosion von Nachbarorganen (z. B. Choledochus)
• Fisteln zu umgebenden Hohlorganen (Magen, Duodenum, Kolon)
• Kompression von Blut- und Lymphgefäßen ( z. B. Milzvenenthrombose, Aszites, Pleuraerguss)
• Infektion
Unkomplizierte und asymptomatische Zysten werden über einen gewissen Zeitraum beobachtet. Bei Komplikationen oder Persistenz einer Zyste > 5–8 cm sollte eine Operation erfolgen. Die Zyste wird nach Möglichkeit in einen Dünndarmabschnitt drainiert. Dabei wird als drainierendes Organ das Jejunum bevorzugt. Man unterscheidet:
• Zystojejunostomie mit einer nach Y-Roux ausgeschalteten Jejunum-schlinge
• laterale Pankreatojejunostomie (Partington-Rochelle)
• Pankreatojejunostomie mit Teilresektion des zystischen Pankreas (Puestow I und II oder DuVal) bei nicht überwindbaren Abflusshindernissen

23
Q

Mittlerweile kann man ja auch das Pankreas transplantieren. Können Sie mir hierzu etwas mehr erzählen?

A

Eine Pankreastransplantation wird beim Diabetes mellitus Typ 1 mit sekundären Komplikationen in Erwägung gezogen, insbesondere bei terminaler Niereninsuffizienz oder bei extrem schwer einstellbaren Diabetesformen (sog. „brittle diabetes“). Bei der erstgenannten Indikation wird in der Regel eine kombinierte Nieren- und Pankreastransplantation durchgeführt. Diese macht heutzutage 85 % aller Pankreastransplantationen aus. Dabei wird das Pankreas kontralateral zur Niere in die Fossa iliaca eingesetzt. Die Blutversorgung erfolgt durch die Vasa iliaca. Die Ableitung des Pankreasgangs erfolgt meist über ein explantiertes Duodenalsegment in die Harnblase oder über eine Y-Roux-Schlinge in den Dünndarm (physiologischer). Wie bei jeder Organtransplantation ist eine immunsuppressive Dauertherapie erforderlich. Diese erfolgt initial mit Ciclosporin A. Im weiteren Verlauf sind Azathioprin, Prednisolon und Antithymozytenglobulin additiv erforderlich. Später kann das Antithymozytenglobulin abgesetzt werden. Die OP-Letalität liegt zwischen 5 und 10 %. Die 1-Jahres-Funktionsrate liegt für das Pankreas bei 80–85 %, für die Niere sogar bei 90 %.

24
Q

Wie groß und wie schwer ist ungefähr eine normale Milz?

A

Eine normale Milz ist etwa 10–12cm lang, 7cm im Querdurchmesser und 4 cm breit. Ihr durchschnittliches Gewicht liegt bei etwa 150–200 g.

25
Q

Häufig ist von Nebenmilzen oder akzessorischen Milzen die Rede. Wie häufig kommen diese vor und in welchen Situationen ist es wichtig, von deren Vorhandensein zu wissen?

A

Etwa 10–30 % aller Menschen haben eine oder mehrere Nebenmilzen. Meist sind sie im Bereich des Milzhilus, am unteren Milzpol, entlang der A. lienalis, peripankreatisch, im Omentum majus, im Mesenterium, manchmal sogar im Bereich des Ovars lokalisiert. O sind sie ein Zufallsbefund bei einer Sonografie des Abdomens. Bei hämato-onkologischen Erkrankungen, bei denen eine Splenektomie therapeutisch indiziert ist, müssen evtl. vorhandene Nebenmilzen ebenfalls entfernt werden.

26
Q

Sie werden als Notarzt zu einem Unfall gerufen. Ein etwa 12-jähriger Junge ist von links von einem Bus erfasst worden. Er liegt noch auf der Straße. Äußere Verletzungen oder Frakturen sind nicht erkennbar. Auffällig ist nur ein Hämatom im Bereich des linken Rippenbogens. Der Junge ist ansprechbar, wird jedoch zunehmend blasser, tachykard und kaltschweißig. Sie palpieren einen Tumor im linken Oberbauch bis zur Flanke.
Wie lautet Ihre Verdachtsdiagnose? Was sollten Sie veranlassen?

A

Anamnese und Klinik sprechen für eine Milzruptur. Da die Milz ein stark durchblutetes Organ ist, kann es sehr schnell zu hohen Blutverlusten mit der Folge eines hämorrhagischen Schocks kommen. Es sollten daher mindestens zwei großlumige peripher-venöse Zugänge gelegt und Volumen (kolloidale und kristalline Infusionslösungen) gegeben werden. Da es sich denitionsgemäß um ein Polytrauma handelt, sollte das Kind zügig sediert und intubiert werden. Danach muss schnellstmöglich der Transport in die nächst- gelegene, geeignete Klinik erfolgen.
Differenzialdiagnostisch oder auch additiv kommen Verletzungen anderer intraabdomineller oder intrathorakaler Organe infrage. Zur weiteren Abklärung erfolgt in der Notaufnahme eine sofortige Sonografie des Abdomens. Findet sich freie Flüssigkeit im Abdomen und zeigt der Patient klinisch die Zeichen eines Volumenmangels, ist eine sofortige explorative Laparotomie mit Blutstillung angezeigt.
Merke: Saegesser-Zeichen: Schmerzen am sog. „Milzpunkt“ (zwischen dem linken M. sternocleidomastoideus und M. scalenus) bei Verletzung der Milz.

27
Q

Im Krankenhaus wird festgestellt, dass es sich um eine periphere Milzruptur mit einem breiten Saum freier Flüssigkeit handelt. Welches Operationsverfahren würden Sie wählen?

A

Nach Möglichkeit wird sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen milzerhaltend operiert. Der Defekt wird übernäht, ggf. koaguliert und mit Fibrin geklebt. Gelegentlich wird die verletzte Milz in ein Vicryl- netz eingehüllt, das eng zusammengezogen wird und so den Defekt, aus dem es blutet, komprimiert. Eventuell muss die betreffende Segmentarterie ligiert und das von ihr versorgte Gebiet entfernt werden. Ultima Ratio ist die komplette Splenektomie. Je nach Zustand des Milzrestgewebes kann eine autologe heterotope Reimplantation von zerkleinertem Milzgewebe in das große Netz (Omentum majus) erwogen werden (v. a. bei Kindern).

28
Q

Was müssen Sie bei Patienten nach Splenektomie beachten?

A

Nach einer Splenektomie können unspezifische Symptome auftreten, wie:
• allgemeine Adynamie
• orthostatische Störungen
• Verdauungsstörungen
• Nervosität und vermehrtes Schwitzen, Schlafstörungen
Da die Funktion der Milz als Organ des RES (retikuloendotheliales System = retikulohistiozytäres System) entfällt, bestehen postoperativ eine erhöhte Infektanfälligkeit und erhöhte Sepsisgefahr. Bevorzugte Erreger sind Pneumokokken (50 %), seltener Meningokokken und Haemophilus influenzae.
Eine massive Abwehrschwäche mit foudroyant verlaufender Sepsis (meist Pneumokokken, E. coli oder Haemophilus influenzae Typ B), oft gefolgt von einer disseminierten intravasalen Gerinnung und Multiorgan- versagen, fasst man unter dem Begriff „overwhelming post splenectomy infection“ (OPSI) zusammen. Die Letalität liegt zwischen 50 und 70 %. Prophylaktisch werden Patienten vor einer elektiven Splenektomie 4 Wochen präoperativ und nach Notfallsplenektomien 2 Wochen postoperativ mit Polysacchariden von 23 verschiedenen Kapseltypen des Streptococcus pneumoniae (Pneumovax®) geimpft. Gemäß empfohlenem Impfschema sind die meisten Kinder gegen Hämophilus geimpft. Bei Kindern, die älter als 2 Jahre sind, kann eine Impfung gegen Meningokokken erwogen werden. Es wird bei Kindern unter 7 Jahren nach Splenektomie eine Antibiotikaprophylaxe mit Penicillin über 2 Jahre (1,2 Mega-Depot-Penicillin alle 4 Wochen) empfohlen.

29
Q

Welche Veränderungen erkennen Sie nach einer Splenektomie im Blutbild?

A

Eine passagere Thrombozytose nach einer Splenektomie führt zur erhöhten Thromboseneigung. In Extremfällen können Werte bis zu 1,5 Mio. Thrombozyten/μl auftreten. Bei einer Thrombozytose > 400.000/μl sollte zwecks Thromboseprophylaxe ASS eingenommen werden. Leukozytose, Eosinophilie und Mastzellvermehrung kommen ebenfalls vor. Zusätzlich können vorübergehend Erythroblasten (+ Howell-Jolly-Körperchen = Chromatinreste in den Erythrozyten) in das periphere Blut ausgeschüttet werden.

30
Q

Welche Untersuchungen gehören bei einem stumpfen Bauchtrauma zur Routinediagnostik?

A

Stumpfe Bauchtraumen führen hauptsächlich zu Verletzungen intraabdomineller Organe. Zur Routinediagnostik gehören:
• Labor(Hb-Abfall?Anstieg von Transaminasen oder Pankreasenzymen?)
• Sonografie des Abdomens (freie Flüssigkeit?Organverletzungen? Hämatom?)
• CT des Abdomens (Organverletzungen? Hämatome?Zustand des Retroperitoneums?)
• Röntgen-Thorax, evtl. auch CT-Thorax (Begleitverletzungen von Rippen oder intrathorakalen Organen?), evtl. EKG
• Bei Patienten, die ein Polytrauma erlitten haben, müssen evtl. zusätzliche Untersuchungen erfolgen, wie z. B. Röntgenaufnahmen des Achsenskeletts, evtl. der Extremitäten, beim Verdacht auf ein Schädel-Hirn-Trauma eine CT des Schädels.

31
Q

Ein 16-jähriges Mädchen ist in suizidaler Absicht aus einem Fenster der vierten Etage gesprungen. Abgesehen von einigen Hämatomen sind alle Untersuchungsbefunde, Labor, Sonografie usw. unauffällig. Nach 2 Tagen fällt das Hämoglobin auf 8,3 g/dl. Das Mädchen zeigt typische Zeichen eines Volumenmangelschocks.
An was denken Sie bei dieser Anamnese?

A

Primär unauffällige Untersuchungsbefunde schließen ein zweizeitiges Blutungsgeschehen nicht aus. Die Klinik der Patientin weist auf einen ausgeprägten Blutverlust hin, der z. B. aus einer Ruptur der Milz oder der Leber stammen kann. Eine primäre Organblutung kann durch die Organkapsel zunächst gebremst werden, jedoch bei einer Zerreißung der Organkapsel zu einer akuten intraabdominalen Blutung führen. Auch bei großen Gefäßen wie der Aorta kann es zu sekundären Blutungsereignissen kommen, wenn der Riss zunächst durch die Adventitia gedeckt ist, diese jedoch unter der zunehmenden Belastung durch das austretende Blut einreißt. Ein solch verzögertes Blutungsereignis wird als zweizeitige Blutung bezeichnet. Patienten nach stumpfem Bauchtrauma gehören daher immer in stationäre Überwachung. An den darauffolgenden Tagen sollten regelmäßige sonografische Kontrolluntersuchungen erfolgen.
Merke: Zweizeitige Blutungen treten typischerweise nach Verletzungen von Organen auf, die eine Kapsel besitzen oder von mehreren Wandschichten umgeben sind, z.B. auch im Bereich eines Aneurysmas.