Chirurgie Fälle 1-20 Flashcards
Ein 20-jähriger Mann arbeitet als Maurer auf dem Bau und ist beim Besteigen eines Gerüsts abgerutscht und aus 5 m Höhe gefallen.
Sie kommen als Notarzt zur Unfallstelle und untersuchen den Patienten. Während der Untersuchung klagt der Patient über starke Schmerzen im Beckenbereich. Der Patient ist kreislaufstabil (RR 120/70 mmHg, Puls 90/min), so dass Sie ihn zur weiteren Diagnostik in das nächstgelegene Krankenhaus transportieren.
Bei der Erstuntersuchung in der Klinik findet sich ein Hämatom in der linken Leiste, bei der Inspektion des Perineums tropft Blut aus der Urethra. Sie vermuten eine Beckenfraktur.
Welche diagnostischen Maßnahmen führen Sie durch?
Klinische Untersuchung:
– Kompressions-/Stauchungsschmerz am Becken
– Überprüfung der peripheren Durchblutung, Motorik und Sensibilität
– Rektal-digitale Untersuchung: Darmverletzung; bei Ruptur der Urethra im Bereich der Pars membranacea tritt die Prostata höher und ist dann höher oder nicht mehr zu tasten.
Bildgebung:
- Beckenübersicht a.p. und Sonographie Abdomen!
- Nur bei hämodynamisch stabilen Patienten:
1. Röntgen Thorax a.p., Abdomen in Linksseitenlage.
4. CT von Abdomen und Becken.
5. Ausscheidungsurographie oder retrograde Zysturethrographie (retrograde Injektion von wasserlöslichem Kontrastmittel über Meatus urethrae externus; keine Katheterisierung der Urethra!): bei V. a. Verletzung der ableitenden Harnwege.
Beckenfraktur
Welche Maßnahme darf auf keinen Fall bei einer Blutung aus der Urethra vorgenommen werden?
Bei V. a. Verletzung der ableitenden Harnwege darf auf keinen Fall ein transurethraler Katheter gelegt oder eine Urethrozystoskopie durchgeführt werden, da hierbei die Harnröhre noch zusätzlich verletzt werden kann.
Beckenfraktur
Erläutern Sie die Einteilung der Beckenfrakturen nach der AO-Klassifikation!
Typ A
Hinterer Beckenring stabil, Kraftübertragung vertikal stabil, z. B. vordere Beckenringfraktur, Beckenrandfrakturen
Typ B
Rotationsinstabilität des Beckens, vertikale Stabilität intakt, Becken klappt ventral auf (z. B. „openbook-Verletzung“)
Typ C
Komplette Instabilität des Beckens
Welche Komplikationen können bei einer Beckenfraktur auftreten?
1- Intra- und retroperitoneale Blutungen durch
Verletzungen von A./V. iliaca communis, A./V. femoralis oder direkt aus dem spongiösen Knochen
2- Blasen- oder Harnröhrenverletzungen (meist im Bereich der Pars membranacea der Urethra)
3- Perforationen des Darms
4- Nervenschäden
Nennen Sie allgemeine Ursachen eines mechanischen Ileus!
Obstruktionen (Verlegung eines Darmabschnitts ohne Durchblutungsstörung):
1– Verschluss der Darmlichtung durch Fremdkörper (z. B. Parasiten, Gallen- oder Kotsteine)
2– Verdickung der Darmwand durch Tumoren
oder Entzündungen (z. B. Divertikulitis)
3– Darmatresien, Darmduplikaturen
4– Kompression der Darmwand von außen (z.B.
Lymphome, gynäkologische Tumoren)
Strangulationen (Abschnürung und gleichzeitige Durchblutungsstörung eines Darmabschnitts):
1– (inkarzerierte) Hernien
2– Darmabknickungen bei Verwachsungen
(z. B. Adhäsionen, Briden, Peritonealkarzinose)
3– Volvulus, Invagination
Wodurch kann ein paralytischer Ileus entstehen? Nennen Sie mindestens 3 Ursachen!
Primär:
1– Verschluss von Mesenterialgefäßen (akuter Mesenterialinfarkt)
2– Kompression von Mesenterialgefäßen
Sekundär:
1– Reflektorisch: nach Laparotomien, Wirbelkörperfrakturen, Peritonitis, Bauchtrauma
2– Stoffwechselerkrankungen: Diabetes mellitus, Urämie, Hypokaliämie, Porphyrie
3– Toxisch: Endstadium eines mechanischen Ileus
4– Medikamentös: Opiate, Antidepressiva
Ein 52-jähriger Mann wird mit dem Rettungswagen in die Klinik gebracht. Seit dem Morgen habe er Bauchschmerzen wechselnder Intensität, die mit Übelkeit einhergingen. In der letzten Stunde habe er mehrfach erbrochen. Den letzten Stuhlgang habe er morgens gehabt, dieser sei unauffällig gewesen.
Bei der Inspektion ist das Abdomen meteoristisch gebläht, und im rechten Unterbauch fällt eine Narbe auf. Auf Nachfragen gibt der Patient an, dass er vor ungefähr 6 Jahren an einem „geplatzten Blinddarm“ operiert worden sei. Bei der Auskultation hören Sie hochgestellte, klingende Darmgeräusche. Sie vermuten einen mechanischen Ileus.
Welche diagnostischen Maßnahmen führen Sie durch, um Ihre Verdachtsdiagnose zu bestätigen?
- Röntgen-Abdomenübersicht im Stehen oder
Linksseitenlage (s. Abb.): Verteilung der Darmgase/Flüssigkeitsspiegel
– zentral⇒ eher Dünndarmileus
– außenverteilt (Kolonrahmen)⇒ eher Dickdarmileus
- Gas in den Gallenwegen oder Gallenblase
(Aerobilie) ⇒ Gallensteinileus - CT Abdomen mit Triple-KM (oral, rektal + i.v.): Lokalisation einer Stenose, ggf. Nachweis der Ursache des Ileus
- Kolon-Kontrasteinlauf: Lokalisation einer Stenose im Dickdarm
- Gastrografinpassage: Lokalisation einer Stenose im Dünndarm
- Sonografie Abdomen:
Hyper- oder „Pendelperistaltik“ → mechanischer Ileus
reduzierte oder aufgehobene Peristaltik → paralytischer Ileus
Labor: Elektrolytverschiebungen, Hämatokritanstieg durch Volumenverlust
Ileus
Beschreiben Sie das therapeutische Vorgehen!
Konservativ:
- rezidivierendes Erbrechen: Magensonde, Nahrungskarenz, parenterale Ernährung, feuchte Wärme, Medikamente (z.B. Metoclopramid i.v.), Gabe von Gastrographin® über Magensonde oder p.o.
- Volumenersatz (z.T. erhebliche Volumenverluste durch Ödem der Darmwand und Flüssigkeitsabgabe in das Darmlumen)
- Hebe-Senk-Einlauf → Anregung der Darmperistaltik
- paralytischer Ileus: Sympathikolyse mittels Spinal- oder Periduralanästhesie oder Dihydroergotamin, Gabe von Peristaltika
Operativ:
– Notfallindikation bei Mesenterialinfarkt
– Gallensteinileus: Entfernung des Gallensteines über Enterotomie
– bei Ausbleiben einer Besserung unter konservativer Therapie: Lösung von Briden und Adhäsionen
– keine Operation beim paralytischen Ileus, außer bei Mesenterialinfarkt oder er stellt das Endstadium eines mechanischen Ileus dar
Ein 25-jähriger Mann stellt sich bei Ihnen nachts in der Notfallambulanz vor. Er klagt über eine schmerzhafte Schwellung im Bereich der Analfalte. Von Zeit zu Zeit würde sich auch Eiter entleeren. Er habe die Beschwerden schon seit längerem, aber sie seien immer von alleine wieder weggegangen. Da er aber in seinem Beruf als Busfahrer den ganzen Tag sitzen müsse und dies nun doch sehr schmerzhaft sei, habe er sich nun entschlossen, doch einmal zum Arzt zu gehen.
Sie untersuchen den Patienten und finden eine ausgeprägte Schwellung im Bereich der Rima ani sowie eine kleine Öffnung mittig über dem Steißbein aus der sich auf Druck Eiter entleert (s. Abb).
Stellen Sie eine Verdachtsdiagnose und nennen Sie 2 mögliche Differenzialdiagnosen! Begründen Sie Ihre Vermutungen!
Verdachtsdiagnose:
- Pilonidalsinus (Schwellung im Bereich der Rima ani, eitrige Sekretion, Berufsanamnese)
- Analfistel (eitrige Sekretion im Bereich des Anus)
- Steißbeinteratom (Schwellung)
Nennen Sie 2 mögliche Ursachen für die von Pilonidalsinus!
- Eindringen von Haaren und Epidermis in die Subkutis bei starker Behaarung; bei adipösem Gesäß, mangelnder Analhygiene oder verstärktem Schwitzen kann es zu einer Infektion im Bereich der subkutan eingetriebenen Haare kommen
- Persistierender embryonaler Neuroporus zwischen Steißbeinspitze und Analfalte (sehr selten)
Pilonidalsinus
Welche Therapie schlagen Sie dem Patienten vor?
Komplette Exzision aller Fistelgänge (Anfärbung intraoperativ mit Methylenblau) mit primärer oder sekundärer Wundheilung und evtl. plastischer Deckung mittels Verschiebe- oder Schwenklappen bei großen Defekten
Ein 64-jähriger Mann wird von seinen Kindern bei Ihnen vorgestellt. Es war ihnen aufgefallen, dass der Patient in den Tagen zuvor eine zunehmend gelbliche Gesichtsfarbe bekommen hat. Dem Patient selber ist dies nicht aufgefallen, er klagt lediglich über einen zunehmenden Juckreiz. Schmerzen habe er auch nicht bemerkt. Auf erneutes Nachfragen gibt er jedoch an, in den Wochen zuvor an Gewicht abgenommen zu
haben. Er führt dies jedoch darauf zurück, dass er einfach wenig Appetit gehabt habe. Bei der klinischen Untersuchung finden Sie eine prallelastische Raumforderung im rechten Oberbauch knapp unterhalb der Leber. Die Laboruntersuchung erbringt folgende Werte: Gesamt- Bilirubin 8,4 mg/dl, direktes Bilirubin 6,2 mg/dl, alkalische Phosphatase 300 IE/l, γ-GT 100 IE/l.
Nennen Sie mindestens 3 Untersuchungen, die Sie veranlassen würden, um zu einer Diagnose zu kommen!
- Sonographie: primäre Screeningmethode bei unklaren Oberbauchbeschwerden, Nachweis eines Aufstaus der Gallenwege
- CT Abdomen: bessere Beurteilbarkeit insbesondere der Pankreasschwanzregion und Nachweis eines organüberschreitenden Wachstums und von Lymphknotenvergrößerungen
- ERCP: wichtigste Untersuchung in der Diagnostik von Pankreastumoren, Darstellung von Unregelmäßigkeiten, Stenosen des Gangsystems von Pankreas und des D. choledochus, Möglichkeit zur Intervention mit Stenteinlage
- ggf. Endosonographie (Darstellung des Pankreas über die Magenhinterwand): direkte Darstellung des Pankreas, organüberschreitendes Wachstum, Lymphknotenvergrößerungen, Infiltration der Pfortader und V. splenica
- (MRCP): Goldstandard; Möglichkeit der kombinierten Darstellung von Gefäßstatus, Gallengängen und der parenchymatösen Organe
Ein 64-jähriger Mann wird von seinen Kindern bei Ihnen vorgestellt. Es war ihnen aufgefallen, dass der Patient in den Tagen zuvor eine zunehmend gelbliche Gesichtsfarbe bekommen hat. Dem Patient selber ist dies nicht aufgefallen, er klagt lediglich über einen zunehmenden Juckreiz. Schmerzen habe er auch nicht bemerkt. Auf erneutes Nachfragen gibt er jedoch an, in den Wochen zuvor an Gewicht abgenommen zu
haben. Er führt dies jedoch darauf zurück, dass er einfach wenig Appetit gehabt habe. Bei der klinischen Untersuchung finden Sie eine prallelastische Raumforderung im rechten Oberbauch knapp unterhalb der Leber. Die Laboruntersuchung erbringt folgende Werte: Gesamt- Bilirubin 8,4 mg/dl, direktes Bilirubin 6,2 mg/dl, alkalische Phosphatase 300 IE/l, γ-GT 100 IE/l.
Welche Diagnose stellen Sie aufgrund der Anamnese und des CT-Bildes?
Pankreaskopfkarzinom: Klinik (Ikterus, Gewichtsverlust mit Inappetenz, Courvoisier-Zeichen, Alter des Patienten) sowie CT-Befund (hypodense Raumforderung im Pankreaskopfbereich)
Pankreaskarzinom
Welche Operation würden Sie daraufhin durchführen?
Bei einem resektablen Pankreaskopfkarzinom sind eine pyloruserhaltende Pankreatoduodenektomie (PPPD) nach Traverso und Longmire oder eine partielle Duodenopankreatektomie nach Kausch-Whipple möglich.
Welche Strukturen werden bei die Duodenopankreatektomie nach Kausch-Whipple entfernt?
entfernte Strukturen: Rechtsresektion des Pankreas, Entfernung des gesamten Duodenums und der Gallenblase mit Teilen des Ductus choledochus, Magenteilresektion (Verhinderung eines Ulcus pepticum jejunum), Entfernung der regionären Lymphknoten
Rekonstruktion (Abb. 4.3): Verbindung des Magens, des Pankreas und der Leber mit dem Dünndarm (Gastrojejunostomie, Pankreatikojejunostomie und Hepatikojejunostomie)
Ein 25 Jahre alter Mann wird mit dem Rettungswagen in die Notaufnahme gebracht. Er hatte den Notarzt wegen einer zunehmenden, unerträglich schmerzhaften Schwellung des linken Beines gerufen, die sich innerhalb weniger Stunden entwickelt hatte. Der Patient hat einen Blutdruck von 80/60 mmHg, eine Herzfrequenz von 120/min, eine Körpertemperatur von
36,7 C. Bei der klinischen Untersuchung fällt Ihnen ein stark geschwollenes linkes Bein mit livider Verfärbung auf. Die Fußpulse sind nicht tastbar. Anamnestisch berichtet der Patient, dass er bis jetzt immer gesund gewesen sei. Als Handelsvertreter müsse er jedoch meist jeden Tag mehrere Stunden mit dem Auto unterwegs sein.
An welche Differenzialdiagnosen denken Sie?
Tiefe Beinvenenthrombose: teilweiser oder
kompletter thrombotischer Verschluss des tiefen Venensystems; livide Schwellung der betroffenen Extremität, Haut warm, periphere Pulse tastbar, Druckschmerz an Fußsohle/Wade
Phlegmasia coerulea dolens: Maximalvariante einer akuten, tiefen Beinvenenthrombose mit Störung der venösen und arteriellen Durchblutung; livide Schwellung der betroffenen Extremität, Haut kühl, fehlende Fußpulse; evtl. hypovolämischer Schock, Trias: Ödem, Zyanose, Schmerz
Akuter arterieller Verschluss: meist embolischer Verschluss einer Arterie; Haut kühl und blass, fehlende periphere Pulse, Schmerz, neurologische Ausfälle, keine Schwellung, evtl. Schock
Wieso ist Phlegmasia coerulea dolens am wahrscheinlichsten?
Phlegmasia coerulea dolens: venöse Stauung mit Schwellung + fehlende Pulse/livide Verfärbung.
Phlegmasia coerulea dolens
Erläutern Sie die Pathophysiologie dieser Erkrankung!
Maximalvariante der tiefen Beinvenenthrombose mit Verschluss des gesamten venösen Querschnitts einer Extremität. Der fehlende Abfluss führt konsekutiv zur Aufhebung der kapillären Perfusion und Beeinträchtigung des arteriellen Zustroms.
Phlegmasia coerulea dolens
Wie gehen Sie therapeutisch vor?
Strikte Immobilisation (hohes Lungenembolierisiko!), ggf. Schockbehandlung
Operativ: umgehend venöse Thrombektomie mit einem Fogarty-Katheter (s. Kommentar Fall 83); als Ultima ratio auch Amputation der Extremität bei Vorliegen von ausgedehnten Nekrosen; keine Kontraindikationen, da vitale Indikation!
Konservativ: Fibrinolysetherapie bei Fehlschlagen einer operativen Therapie
Phlegmasia coerulea dolens
Nennen Sie mindestens 3 Komplikationen, die auftreten können!
- Nekrosen bis Gangrän der Extremität
- Lungenembolie
- Kompartmentsyndrom, Myoglobinolyse mit akutem Nierenversagen (Crush-Niere)
- Hypovolämischer Schock mit Verbrauchskoagulopathie
- Tod
Ein 4 Wochen alter Säugling fällt durch einen den zunehmenden Gewichtsverlust und Wachstumsstörung bei der Routineuntersuchung auf.
Die Mutter ist besorgt und berichtet, dass der Junge die zugeführte Nahrung bald nach Mahlzeiten schwallartig wieder erbrechen würde.
An welche Erkrankung denken Sie?
Hypertrophische Pylorusstenose: Symptome treten ca. ab 3. Lebenswoche auf, schwallartiges Erbrechen nach den Mahlzeiten, Gedeihstörungen
Hypertrophische Pylorusstenose
Nennen Sie mögliche Differenzialdiagnosen!
- Duodenalatresie: sofortiges, meist galliges Erbrechen nach der Geburt, geblähter Oberbauch, eingefallener Unterbauch; Mutter Polyhydramnion
- Pancreas anulare: Pankreatitis, Erbrechen, Verschlussikterus, geblähter Oberbauch
- Adrenogenitales Syndrom: bei Mädchen virilisiertes Genitale; bei Salzverlustsyndrom entgleister Elektrolythaushalt (Hyponatriämie, Hyperkaliämie, metabolische Azidose) mit Apathie, Trinkschwäche, Erbrechen ab 2./3. Lebenswoche
- Hiatushernie, Kardiainsuffizienz: schlaffes (atonisches) Erbrechen in ersten Lebenswochen, Gedeihstörung, Aspiration des Erbrochenen mit rezidivierenden bronchopulmonalen Infekten
- Habituelles Erbrechen: Ausschlussdiagnose; Säugling spuckt/erbricht nach den Mahlzeiten, keine Gedeihstörung; Mütter häufig unsicher im Umgang mit Kind, fehlerhafte Fütterung (zu große Mengen), aber auch physiologische Unreife am Übergang Hiatus oesophageus – Magen
Hypertrophische Pylorusstenose
Welche weiteren Befunde können Sie bei der klinischen Untersuchung erheben?
- Sichtbare Magenperistaltik
- Tastbarer Tumor
- Atemstörung
- Gedeihstörung
- evtl. Bewusstseinseintrübung
Hypertrophische Pylorusstenose
Wie sichern Sie die Diagnose?
- Sonographie des Abdomens: muskuläre Verdickung im Pylorusbereich (s. Abb.)
- Labor: metabolische hypochlorämische Alkalose, Hypokaliämie, erhöhter Hämatokrit
Hypertrophische Pylorusstenose
Diskutieren Sie die therapeutischen Maßnahmen!
Akut: Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution, Korrektur des Säure-Basen-Haushaltes
Konservativ: bei leichteren Fällen häufige, kleine Mahlzeiten bei erhöhtem Oberkörper, Spasmolytika (z. B. Methylscopolamin 1 gtt./sublingual vor jeder Mahlzeit)
Operativ: bei schweren Fällen bzw. Versagen der konservativen Maßnahmen nach Stabilisierung des Säuglings Pylorotomie nach Weber und Ramstedt (extramuköse Durchtrennung der Muskulatur, Abb. 6.2)
Bei einem 45-jährigen Mann ist 7 Tage zuvor wegen eines Kolonkarzinoms eine Hemikolektomie links mit primärer Anastomose durchgeführt worden. Der postoperative Verlauf war zu- nächst unauffällig, es ist mit dem Kostaufbau begonnen worden. Nun klagt der Patient seit dem Vorabend über zunehmende Bauchschmerzen. Bei der klinischen Untersuchung finden sie ein gespanntes Abdomen mit diffuser Druck- schmerzhaftigkeit sowie reduzierten Darmgeräuschen. Im Labor fällt eine Leukozytose von 20.000/μl sowie ein CRP von 15,5 mg/dl auf. Die Temperatur beträgt rektal 39,5 C.
Welche Verdachtsdiagnose stellen Sie? Welche Untersuchung veranlassen Sie zur Bestätigung Ihrer Verdachtsdiagnose?
Anastomoseninsuffizienz mit sekundärer Peritonitis: Fieber, Anstieg der Entzündungsparameter (Leukozyten , CRP ), diffuser Druckschmerz des Abdomens, reduzierte Darmgeräusche 6 – 8 d postoperativ
CT Abdomen mit oraler, rektaler und intravenöser Kontrastmittelgabe (Triple-KM)
Bei der Diagnostik findet sich ein Kontrastmittelaustritt im Bereich der Anastomose (Abb. 7.1). Sie veranlassen eine Laparotomie und finden eine ausgedehnte Peritonitis.
Welche Form der Peritonitis liegt hier vor? Nennen Sie weitere Formen?
Es liegt eine sekundäre Peritonitis infolge einer Nahtinsuffizienz vor. Bei dieser Peritonitisform kommt es zur direkten Einschleppung der Erreger durch Perforation eines Hohlorgans als Folge einer Entzündung (z. B. Divertikulitis), iatrogen (Insuffizienz einer chirurgischen Naht oder intraoperative Kontamination) oder bei Durchwanderungsperitonitis (z. B. bei Appendizitis).
Bei der primären (spontanen) Peritonitis (selten, 1 – 2 %) besteht keine offene Verbindung der Bauchhöhle zu einem Infektionsherd, die Infektion erfolgt im Rahmen von Begleiterkrankungen hämatogen oder lymphogen (cave: auch die aszendierende Pelveoperitonitis der Frau als Folge einer Adnexitis wird zu den primären Peritonitiden gezählt). Auftreten meist bei weiteren Risikofaktoren, z. B. Aszites bei Leberzirrhose, Immunsuppression (HIV) oder Tuberkulose.
Peritonitis
Beschreiben Sie die weitere Therapie bei diesem Patienten!
- Herdsanierung: Neuanlage der Anastomose, ggf. Vorschaltung eines protektiven Ileo- bzw. Kolostomas
- Reinigung der Bauchhöhle: ausgiebige Spülung des Abdomens mit mehreren Litern Ringerlösung, Desinfektionsmittel (z. B. Chloramin, Taurolin)
- Antibiotikatherapie: zunächst kalkuliert nach zu erwartendem Erregerspektrum, z. B. mit Cephalosporin der 3. Generation (Claforan 3X2 g) und Metronidazol (Clont 2X0,5 g), gezielte Umstellung nach Erregerbestimmung
- Postoperativ Intensivtherapie
Was ist der Mannheimer Peritonitis-Index (MPI)?
Der Mannheimer Peritonitis-Index ist ein krankheitsspezifischer Score, der aufgrund verschiedener klinischer Variablen eine Mortalitätsprognose erlaubt.
Risikofaktor - Punkt
Alter mehr als 50 Jahre 5
Geschlecht weiblich 5
Malignom 4
Präoperative Peritonitisdauer mehr als 24 h 4
Ausgangspunkt nicht Dickdarm 4
Ausbreitung diffus 6
Organversagen 7
Exsudat (nur eine Ja-Antwort)
– klar 0 – trüb-eitrig 6 – kotig-jauchig 12
MPI weniger 20: Letalität nahe 0%
MPI mehr als 29: Letalität 50%
Ein 22-jähriger Mann verletzt sich bei der Gartenarbeit am linken Unterarm. Da die Wunde nur sehr klein ist, versorgt er sie selbst mit einem Pflaster. Nach einigen Tagen bemerkt er Kopf- und Rückenschmerzen und eine zunehmende innere Unruhe. Bei Geräuschen und
starkem Sonnenlicht kommt es zu einer Verkrampfung der Gesichtsmuskulatur, die er nicht beeinflussen kann. Er stellt sich bei seinem Hausarzt vor, der ihn sofort ins Krankenhaus einweist.
Welche Erkrankung vermutet der Hausarzt Ihrer Meinung nach bei dem Patienten?
Tetanus (Syn.: Wundstarrkrampf): Verletzungsanamnese, erste klinische Zeichen des Tetanus (Spasmen der Gesichts- und Kaumuskulatur neben unspezifischen Prodromi wie Kopfschmerzen, Schwindel)
Tetanus
Welcher Erreger kommt als Auslöser in Frage? Erläutern Sie die Pathophysiologie der Erkrankung!
Erreger: Clostridium tetani (grampositiver anaerober Sporenbildner)
C. tetani bildet ein Neurotoxin (Tetanospasmin), welches über die Axone bis zu den motorischen Vorderhornzellen im Rückenmark wandert und dort zu einer Aufhebung der Renshaw-Hemmung führt; es kommt zu einer erhöhten motorischen Aktivität mit Muskelkrämpfen schon bei kleinsten äußeren Reizen
Tetanus
Nennen Sie die typische klinische Trias dieser Erkrankung!
- Trismus: Kiefersperre aufgrund einer Kontraktur der Massetermuskulatur
- Risus sardonicus: Verkrampfung der Gesichtsmuskulatur, als Folge entsteht ein grinsendes Gesicht (sog. Teufelslachen, s. Abb.)
- Opisthotonus: Überstreckung des Patienten, sodass er nur noch auf dem Hinterkopf und den Fersen liegt