Entwicklung & Globaler Süden Flashcards

1
Q

Definition Entwicklung

A
  • Zielgerichtete Veränderung
  • Verbesserung der (materiellen) Lebenssituation der betroffenen Menschen und Leistungsfähigkeit der (wirtschaftlichen) Akteure in der Region.
  • Was soll sich entwickeln, wie messbar?
    Begriffe „Entwicklungsland“, „Schwellenland“, vs. „Globaler Süden“ (Länder des Südens) — „hoch entwickelte Volkswirtschaft
    „Normativitätsproblem“
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2
Q

Definition Entwicklungsland

A
  • schlechte Versorgung großer Gruppen der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln, dadurch Unterernährung und Hunger
  • niedriges Pro-Kopf-Einkommen, Armut
  • keine oder nur eine mangelhafte Gesundheitsversorgung
  • hohe Kindersterblichkeitsrate und eine geringe Lebenserwartung
  • mangelhafte Bildungsmöglichkeiten, eine hohe Analphabetenquote
  • hohe Arbeitslosigkeit, ein insgesamt niedriger Lebensstandard, eine oft extrem ungleiche Verteilung der vorhandenen Güter
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3
Q

Definition Schwellenland

A
  • Keine international gültige Definition
  • Schwellenländer sind zwar international meist noch als Entwicklungsländer klassifiziert
  • Typisch für diese Länder ist aber, ein umfassender Wandlungsprozess (z.B. überdurchschnittlicher Anstieg des Pro-Kopf-Einkommens und dadurch mittleres Einkommen)
  • Oft kann die soziale Entwicklung noch nicht mit den wirtschaftlichen Wachstumsraten mithalten (Lebenserwartung, Bildungsniveau oder Zugang zu Energie- und Wasserversorgung)
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4
Q

Definition Globaler Süden

A
  • unterschiedlich definiert, teilweise auch politisch und moralisch aufgeladen
    Drei wichtige Merkmalsebenen werden oft impliziert:
  • Tatsächlich südliche geographische Lage
  • Kolonialgeschichte
  • Niedriger Entwicklungsstand (relativ zum globalen Norden)
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5
Q

BIP & BNE

A

BIP = Bruttoinlandsproduktes, innerhalb der Landesgrenzen
BNE= Das Bruttonationaleinkommen, bis 1999 auch Bruttosozialprodukt dass sich im Besitz von Inländern befinden (also z.B. alle von Deutschen erwirtschafteten Einkommen, egal ob im Inland oder im Ausland erzielt)
- Meistverbreitete Methoden, um wirtschaftliche Entwicklung zu messen
- informelle Tätigkeiten nicht erfasst
- geben keinen Aufschluss über die Verteilung einer Entwicklung im Raum
- Keine Reflektion von Armut oder Arbeitslosigkeit
- meist pro Kopf Angaben

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6
Q

Gini Koeffizient

A
  • Gibt den Grad der Ungleichheit der Einkommensverteilung z.B. für ein Land oder eine Region an
  • Wird nach dem häuslichen Pro-Kopf Einkommen angegeben
  • Zahl zwischen 0 (Gleichverteilung) & 1
  • geht aus der sogenannten Lorenzkurve hervor besteht aus verschiedenen Punkten, die die Relation zwischen dem kumulativen Prozentsatz der Bevölkerung (x-Achse) und dem kumulativen Prozentsatz des Einkommens dieser Bevölkerung (y-Achse) wiedergeben
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7
Q

Armutsschwellen

A
  • Einkommensgrenze, unterhalb derer die Sicherung der menschlichen Grundbedürfnisse nicht gewährleistet ist
  • Was zur Deckung der Grundbedürfnisse in einem Land notwendig ist, wird in Abhängigkeit von dem jeweiligen Entwicklungsstand, von den jeweils geltenden sozialen Werten und Normen definiert.
  • Deshalb fallen Armutslinien von Land zu Land unterschiedlich aus
  • Für internationale Vergleiche wird von der Weltbank die Armutslinie bei einer Kaufkraft von 1,9 US-Dollar pro Tag (Stand 2015) und Person angesetzt.
  • Menschen, denen zur Sicherung der wichtigsten Grundbedürfnisse pro Tag weniger zur Verfügung steht, gelten als absolut arm.
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8
Q

absolute Armut - Kritik

A
  • rein monetärer Indikator liefert keine Informationen über Bildung, Lebenssituation und Lebensstandard
  • Die Verteilung der Armut wird nicht wiedergegeben
  • „Geld allein macht nicht glücklich!“
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9
Q

Human Development Index

A
  • Kennzahl für den Stand der menschlichen Entwicklung ein, der sich auf ganze Länder bezieht
    1. Gesundheit: Durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt
    2. Bildung: Alphabetisierungs- und Einschulungsquoten
    3. Wohlstand: Bruttoinlandsprodukt pro Kopf
  • weltweite Verbesserung (allerdings keine Aussage über Verteilung innerhalb Bevölkerung)
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10
Q

HDI - Kritik

A
  • Zahl und die Verteilung armer Menschen nicht direkt gemessen
  • keine Auskunft über die Disparitäten der Indikatoren und deren Korrelation in einem Land: Inwieweit beeinflusst zum Beispiel das Einkommen die Schulbildung?
  • nur Hilfsgröße für die tatsächliche Lebenssituation der Bevölkerung an
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11
Q

GDI

A
  • Gender Development Index
  • quasi HDI für Frauen
  • Vergleich mit Männer Wert
  • > Umso größer der Unterschied, desto niedriger ist GDI Wert
  • so ähnlich ist Child Labour Index
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12
Q

Was bedeutet der Rohstoffreichtum im Kontext der Globalisierung?

A

Theorie der säkulären Verschlechterung der terms of trade (Prebisch 1950):
- Terms of Trade = welche Importmenge für den Erlös einer Exporteinheit erworben werden kann
- Steigen die durchschnittlichen Preise der exportierten Güter stärker als die der importierten Güter, verbessert sich die Außenhandelssituation des Landes
- Langfristige Verschlechterung der Terms of Trade der Entwicklungsländer, deren Exporte zum großen Teil aus Rohstoffen und technisch wenig anspruchsvollen Produkten bestehen
-> güterspezifische Einkommenselastizität der Nachfrage
-> ungleich ausgeprägten Fortschritt
=> Devisenmangel, Verschuldung und Zahlungsbilanzdefizite in den Entwicklungsländern

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13
Q

Das Problem der Dutch Disease

A
  • tritt häufig auf, wenn ein Land Güter (zumeist Rohstoffe) in großem Umfang exportiert
  • > Außenhandelsüberschüsse, durch die es zu einer Aufwertung der Währung des Landes kommt
  • bringt Absatzprobleme von Gütern der übrigen exportierenden Industrien mit sich
  • sinkende Export dieser Güter führt dann zum Rückgang oder Verschwinden der betroffenen Industrien und somit zu grundsätzlichen sozioökonomischen Problemen wie z. B. Arbeitslosigkeit.
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14
Q

Externe Abhängigkeiten, Lock-In und Regimefestigung

A
  • Aufgrund nötigen „Know-hows“ und Kapitaleinsatzes sind oft ausländische Firmen für den Ressourcenabbau nötig (Gefahr von Korruption im Vergabeverfahren)
  • Lock-In-Gefahr: Die gewonnenen Mittel können totalitäre Regime erhalten oder sogar fördern und wirtschaftlichen, politischen und weiteren gesellschaftlichen Wandel lähmen
  • Einnahmen werden oft primär für Prestigeobjekte genutzt
  • Interessen der Industrieländer an besonders lukrativen Ressourcen (Öl, Diamanten oder Industriemetalle) schützen korrupte staatliche Regierungen, indem keine Sanktionen zugelassen werden
  • Ressourcen können Begehrlichkeiten wecken und zu Konflikten führen
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15
Q

Das Problem der Enklavenökonomien

A

– basieren auf der Übereignung von Ressourcen an extraterritoriale Akteure, ohne dabei nennenswerte endogene Wertschöpfungsketten zu generieren.
- Die enklavenwirtschaftliche Charakterisierung des Rohstoffabbaus weist darauf hin, dass die sektorale Produktionslogik vom lokalen Produktionszyklus entkoppelt ist

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16
Q

land-locked countries

A
  • Länder ohne Meereszugang
  • Handelskosten im Durchschnitt etwa 10% höher als in maritimen Ländern
  • exportieren im Schnitt weniger pro Kopf
  • schneiden bei allen drei Indikatoren des HDI‘s im Durchschnitt schlechter ab
    (nur 57 % des BIP ihrer Nachbarn)
  • Lebenserwartung ist deutlich geringer (ca. 3,5 Jahre)
  • Bildungsindex fällt geringer aus
17
Q

Abhängigkeiten der land-locked countries

A

Faye et al. (2004)

  • neben den distanzbedingten höheren Transportkosten
    1. Abhängigkeit von der Infrastruktur des Nachbarn
    2. Abhängigkeit von den politischen Beziehungen zum Nachbarn
    3. Abhängigkeit von Frieden und Stabilität im Nachbarland
    4. Abhängigkeit von den administrativen Praktiken des Nachbarlands
18
Q

Bad Governance

A
  • schlechte Regierungsführung und Politik (auch auf regionaler Ebene)
  • Governance = Steuerung (schließt auch schlechte Unternehmensführung, Gewerkschaftsführung etc. mit ein)
  • > ungleich government = Regierung
  • kann erheblich zur Entwicklung eines Landes beitragen
19
Q

Beispiel für Bad Governance: Einseitiges Rent-Seeking

A
  • Rentier-Ökonomie= politökonomische Grundlage von Rentier-Staaten, die nicht auf eigenen wirtschaftlichen Leistungen, sondern auf Zufluss von Einkommen von außen (Renten) beruht
  • Rohstoffrenten (z.B. für Öllieferungen), Lagerenten (z.B. für die Kontrolle über strategisch wichtige Kanaldurchfahrten) und internationale Renten = Entwicklungszusammenarbeit.
  • externen Einnahmen fließen direkt dem Staat zu
  • oft Abhängigkeiten und langfristige Entwicklung wird behindert
  • nicht primär auf nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung ausgerichtet, sondern auf Absicherung der Rentenzuflüsse und eine Kontrolle über die Rentenverteilung im Innern durch die amtierende Staatsführung und ihre Klientel
  • politökonomische Theorie bietet Erklärungen für Entwicklungsblockaden
20
Q

Beispiel für Bad Governance: Klientelismus und Patronage als Schlüsselprobleme

A
  • Klientelismus: Ein Gesellschaftssystem, das aus asymmetrischen wechselseitigen Abhängigkeits- und Austauschbeziehungen zwischen Eliten und der Masse der Bevölkerung, d.h. zwischen Patronen und Klienten besteht.
  • Patronage: Teilaspekt von Klientelbeziehungen, der die Leistungen des Patrons an seine Klientel betrifft.
    Tribalismus: „Stammesbewusstsein“ bzw. -Zugehörigkeitsgefühl. Die Gesellschaft wird dabei als Menge kleinerer Gemeinschaften (Stämme) begriffen.
  • Für die Entstehung von demokratischen Strukturen ist der Klientelismus ein Hindernis.
    = >Überspitz formuliert: Korrupte Machthaber geben Geschenke an ihr Klientel und halten so an ihrer Herrschaft fest. Leistungskonkurrenz spielt entsprechend keine Rolle und inkompetente Leute regieren.
21
Q

Landrechtproblematik

A
  • Unklare Gewohnheitsrechte
  • Keine vertraglich festgelegten Rechte/Pflichten
  • Korruption im Landrecht
  • Konflikte wegen der Zugangsrechte
  • Ein Missbrauch ist jederzeit möglich
22
Q

Tragedy of the Commons (Tragik der Allmende)

A
  • Grundannahme: frei verfügbare, aber begrenzte Ressourcen werden nicht effizient genutzt und sind von Übernutzung bedroht
  • Ursache für die Fehlnutzung ist der fehlende Anreiz für den individuellen Ressourcennutzer, die von ihm verursachten Nutzungskosten zu berücksichtigen
  • Beispiele: Raubbau an Wäldern und Wildtierbeständen
23
Q

Grundüberlegungen zur „Unterentwicklung“ im globalen Süden

A

Teufelskreisansätze: z.B geringes Einkommen -> schlechte Ernährung -> Krankheit (geringe Leistungsfähigkeit) -> geringes Einkommen
Externe Erklärungsansätze:
- Vor- und Nachteile durch globalen Handel
- Kolonialismus (Willkürliche Grenzziehung, Sklavenhandel, Nation Building)
- Politische, ökonomische, kulturelle und soziale Deformationen vorhandener Strukturen durch äußere Einflüsse

24
Q

Modell der Fluggänse

A

Wie Fluggänse im Formationsflug, folgen die Länder der „Leitgans“ Japan bei der wirtschaftlichen Entwicklung
- ADIs können positive/negative Effekte haben (hier +)
Japan:
- Suche nach industriellen Niedriglohnstandorten -> Großteil der ADI in bisherigen Schwellen- und Entwicklungsländern des asiatisch-pazifischen Raums (Investitionen & Technologietransfer)

25
Q

Modernisierungsthese

A
  • Unterschiede in internen Wachstumsdeterminanten sind verantwortlich für niedrigen oder hohen Entwicklungsstand
  • Beseitigung vorhandener Defizite v.a. durch externe Stimulation einen dynamischen Entwicklungsprozess einleiten kann
  • richtigen Stimuli -> spillover, trickle-down, multiplikator Effekte die Wohlstandseffekte weit ins Land ausstrahlen und Disparitäten abgebaut werden
  • Abbildung: Rostows Stufenmodel