Embeddedness-Ansatz (nach Granovetter 1985) Flashcards
1
Q
Konzept
A
- Ökonomisches Handeln nicht isoliert zu betrachten, sondern immer eingebunden in einen spezifischen sozialen, meist auch räumlichen Kontext!
- Unternehmen sind also relational handelnde Akteure unterschiedlich stark in ihren jeweiligen Kontext eingebunden sind.
- Dies bestimmt Ihren Erfolg unmittelbar mit.
2
Q
Embeddedness
A
- Einbettung der Wirtschaftsakteure und ihrer Handlungen in soziale, gesellschaftlichen (und räumlichen) Kontext
- Relationale embeddedness: Qualität der Beziehung zwischen zwei Akteuren (z.B. durch Vertrauensbeziehung, „trust“)
Strukturelle embeddedness: Qualität der Struktur von Beziehungen zwischen einer größeren Menge von Akteuren (z.B. in einem Netzwerk, Reputation) - Lokale embeddedness: Geographische Nähe von Akteuren innerhalb eines begrenzten Raumes fördert Kooperation, Vertrauen, gleiche Normen usw.
3
Q
Bereiche von Nähe
A
Relationale Nähe:
- Organisationale Nähe/Distanz (z.B. reine Marktbeziehung oder Kooperation zwischen Unternehmen
- Soziale Nähe/Distanz (Einbettung in unmittelbare soziale Zusammenhänge)
- Institutionelle Nähe/Distanz (Einbettung in Werte und Normen der Gesellschaft; übergeordneter institutioneller Rahmen)
- Kognitive Nähe/Distanz (Ähnlichkeit der Wissensbestände zwischen zwei Organisationen bzw. Unternehmen)
<=>
Physische, metrische, „geographische“ Nähe/Distanz
4
Q
Vorteile von Wirtschaftlichen Aktivitäten in relationaler Nähe
A
- Beziehungen gekennzeichnet durch Reziprozität (Wechselseitigkeit), Vertrauen, Dialog, Flexibilität, Selbstregulierung
- Große Offenheit der Vernetzung zwischen beschränkter Zahl autonomer Akteure u. größere Geschlossenheit zu Akteuren außerhalb
- Klassische Ökonomische Vorteile: geringe Produktionskosten durch economies of scale u. economies of scope, Transaktionskostenvorteile, Abstimmung von Produktpaletten, Minderung von Risiken
- Herausbildung von gemeinsamen Lern- und Innovationsprozessen („learning-by-interaction)
- Austausch von explizitem, aber v.a. auch implizitem Wissen
5
Q
Nachteile und Risiken von Wirtschaftlichen Aktivitäten in relationaler Nähe
A
Gefahr des lock-in-Phänomens:
- interne Akteure weisen geringe Offenheit gegenüber anderen Ideen und Neuerungen auf
- Glauben den einzigen Lösungsweg zu kennen, gegenseitige Versicherung der Leistungsfähigkeit
- Tatsächlich jedoch Einschränkung ihrer Flexibilität und Innovationsfähigkeit
- Verlust ihrer Wettbewerbsfähigkeit
- Funktionaler lock-in“: zu stabile u. enge Input-Output-Beziehungen zwischen Firmen einer Region (z.B. Ruhrgebiet); Zulieferer zu sehr an Bedürfnissen wichtiger Firmen ausgerichtet Entstehung eines Dominoeffekts bei Ende der tragenden Basisinnovation
- „Kognitiver lock-in“: Unternehmen haben gemeinsame Weltsicht bzgl. technologischer Möglichkeiten u. wettbewerblicher Herausforderungen frühes Gegensteuern in Krisensituationen bleibt aus
- „Politischer lock-in“: Entstehung einer „Konsenskultur“ durch kooperative Beziehungsgeflechte zwischen Unternehmen, öffentlicher Hand, Verbänden, Gewerkschaften… politische Intervention wird unmöglich