VL 9. Sitzung: Lernstörungen Flashcards
Was sind Lernstörungen?
• Lernstörungen sind erwartungswidrige Probleme in spezifischen schulischen
Fertigkeiten wie Lesen, Schreiben oder Rechnen.
• Sie beruhen häufig auf neuronalen Defiziten und können durch gezielte Maßnahmen behandelt werden.
Wie werden Lernstörungen klassifiziert?
Nach ICD-10 gehören sie zu den “umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer
Fertigkeiten” (F81).
Dazu zählen:
- Lese-Rechtschreib-Störung (F81.0): Probleme mit Lesefertigkeit und Rechtschreibung.
- Isolierte Rechtschreibstörung (F81.1): Nur Rechtschreibprobleme.
- Rechenstörung (F81.2): Defizite in mathematischen Fähigkeiten.
- Kombinierte Lernstörung (F81.3): Mehrere Bereiche betroffen.
Welche Kriterien gelten für Lernstörungen?
- Leistungen mindestens 2 Standardabweichungen unter dem alters- und
intelligenzbezogenen Durchschnitt. - Keine sensorischen oder neurologischen Defizite.
- Diagnostik mittels standardisierter Tests.
Prävalenz und Komorbidität (?): Wie häufig treten Lernstörungen auf?
Je nach Kriterien 4-15 %.
Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen.
Lernstörungen korrelieren oft mit ADHS und anderen Entwicklungsstörungen.
Welche Komorbiditäten gibt es?
Häufig treten Lese- und Rechenschwäche gemeinsam auf. Es gibt genetische Faktoren
und familiäre Vorbelastungen.
Welche Maßnahmen gibt es für Lernstörungen?
- Nachteilsausgleich: Extra Zeit bei Prüfungen, Anpassung von Aufgaben.
- Förderprogramme: Spezifische Unterstützung bei Lesen, Rechtschreibung und
Rechnen. - Therapie: Lerntherapie durch qualifizierte Fachkräfte
Was ist das Response-to-Intervention (RTI)-Modell?
Ein mehrstufiges Interventionsmodell:
- Tier 1: Screening und Prävention im Klassenkontext.
- Tier 2: Zusatzförderung für Risiko-Schüler:innen.
- Tier 3: Intensive Einzelförderung und engmaschige Überprüfung.
Welche Kritik gibt es an den Kriterien für Lernstörungen?
- IQ-Diskrepanz: Unzuverlässige und willkürliche Klassifikation.
- P-Diskrepanz: Fähigkeiten sind kontinuierlich verteilt, Cut-off-Werte sind willkürlich.
- Keine klare Abgrenzung zu äußeren Faktoren wie schlechter Beschulung
Was sagt das DSM-5 über Lernstörungen?
Das DSM-5 hat das Diskrepanzkriterium abgeschafft. Stattdessen müssen Symptome
(z. B. langsames Lesen, Probleme beim mathematischen Denken) über mindestens sechs Monate
trotz Intervention bestehen.