Regierungssysteme Flashcards

1
Q

Was ist ein Regierungssystem im engen Sinne?

A

die formal-rechtlichen, mit ihren Prärogativen/Zuständigkeiten in der Regel in der Verfassung verankerten zentralen Institutionen der Exekutive und Legislative, ihre innere Struktur, ihr Zusammenwirken und ihre Beziehungen zur Herrschaftsordnung. ->Das Verhältnis/Interaktion von Staatsoberhaupt, Regierung und Parlament, beeinflusst durch Wahlsysteme (Regelmäßigkeit, Wahlrecht, Verhältnis- oder Mehrheitswahl)

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2
Q

Was ist ein Regierungssystem im weiten Sinne?

A

die Gerichtsbarkeit, die Verwaltung sowie die für die politische Willensbildung relevanten Institutionen und Organisationen, wie Wahlsystem, politische Parteien, Interessengruppen und Medien. -> fast schon synonym mit comparative politics

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3
Q

Wie werden Regierungssysteme klassisch unterschieden?

nicht klausurrelvant

A
  • nach Bagehot
  • Präsidentielle + Parlamentarische Systeme
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4
Q

Wie sind präsidentielle Systeme aufgebaut?

A

= Präsident und Parlament werden in getrennten Wahlakten vom Volk gewählt.
- Die Amtszeiten der beiden Institutionen sind voneinander unabhängig.
- Präsident ist Regierungschef & Staatsoberhaupt.
- Die parteipolitische Zusammensetzung der Regierung spiegelt nicht zwingend die des Parlaments wider.
- Der direkt gewählte Präsident nominiert die Mitglieder der Regierung und das Parlament kann nur bestätigen; Parlament trägt auch keine politische Verantwortung für das Überleben des Kabinetts, seine Aufgabe ist die Gesetzgebung und Beschluss über den Haushalt der Regierung
- Gewaltenteilung besteht zwischen Exekutiver & LEgislativer

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5
Q

Wie sind parlamentarische Systeme aufgebaut?

A

= Regierung ist dem Parlament zugehörig.
- de jure ist das Parlament die entscheidende Institution der Politikgestaltung.
- Regierung ist vom Vertrauen der Parlamentsmehrheit abhängig. Verliert die Regierung die Unterstützung der Mehrheit der Parlamentarier ist sie zum Rücktritt gezwungen
- Regierungspartei trägt den Regierungschef -> Fraktionsdisziplin ist unerlässlich.

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6
Q

Idealtypische Unterscheidung (Prä/Parl) nach Winfried Steffani (1979)?

A

-Das primäre und hinreichende Unterscheidungsmerkmal ist die Abberufbarkeit der Regierung durch das Parlament aus politischen Gründen = parlamentarisches System
- alle anderen sind dann präsidentielle Systeme

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7
Q

Primäre und Sekundäre Merkmale des parlamentarischen Systems

A

Primär: Regierung kann aus politischen Gründen vom Parlament abberufen werden
Sekundär:
1. Kompatibilität von Regierungsamt und Parlamentsmandat
2. Rücktrittsverpflichtung der gesamten Regierung
3. Auflösungsrecht der Regierung gegenüber dem Parlament
4. Kontrolle der Mehrheitsparteien durch die Regierung aufgrund starker Fraktionsdisziplin

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8
Q

Primäre und Sekundäre Merkmale des präsidentiellen Systems

A

Primär: Regierung kann NICHT aus politischen Gründen vom Parlament abberufen werden

Sekundär:
1. Inkompatibilität von Regierungsamt und Parlamentsmandat
2. KEINE Rücktrittsverpflichtung
3. KEIN Auflösungsrecht des Präsidenten gegenüber dem Parlament
4. Geringe Fraktionsdisziplin

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9
Q

Was ist der dritte Typ sui generis neben Präsidentiell und Parlamentarisch und wieso wurde er eingeführt?

A
  • Semi-Präsidentialismus nach Duverger
    -Problem: doppelköpfige Exekutive: Präsident und Regierungschef (meist: Premier/Ministerpräsident) (Premier kann abberufen werden Präsident nicht)
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10
Q

Wieso sui generis des Semi-Präsidentialismus?

A

Weil er keine Mischform aus präsidentiell und parlamentarisch ist, sondern einzig in seiner Art

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11
Q

3 Definitionsmerkmale des Semi-Präsi nach Duverger

A
  1. Der Staatspräsident ist für eine feste Amtszeit (quasi-)direkt (weil Wahlmänner an Votum der Wähler gebunden sind) gewählt.
  2. Premierminister und Ministerregierung (die Regierungsmacht) sind vom politischen Vertrauen des Parlamentes abhängig.
  3. Der Staatspräsident hat bedeutende Befugnisse („quite considerable powers“) (1980: 166).
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12
Q

3 Spielarten des Semi-Präsi nach Duverger

A
  1. Systeme mit besonders machtvollen Präsidenten (z.B. Frankreich seit 1958 – „Republikanische Monarchie“) - very considerable powers;
  2. Systeme mit ausbalanciertem Kompetenzverhältnis von Präsident und Premier (z.B. Finnland) - quite considerable powers;
  3. Systeme, in denen der Präsident vorwiegend repräsentative Aufgaben ausübt (z.B. Österreich) somehow considerable powers
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13
Q

Was bedeutet quite considerable powers?

A
  • Definition schwierig, daher schwankt auch das Konzept
  • Muss sich den Kontext und nicht nur die Verfassung anschauen
  • ???
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14
Q

Wie wird der Semi-Präsidentialismus aufgeteilt?

A

-Präsidentiell-parlamentarische Systeme
-Premier-präsidentielle Systeme

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15
Q

Was zeichnet Präsident-parlamentarische Systeme aus? (nenne Beispiele)

A
  • Premierminister und Kabinett sind sowohl dem Präsidenten als auch der Legislative politisch verantwortlich.
    +
    (-> (quasi-)direktgewählter Staatspräsident
    -> Premier wird von Staatspräsident nach eigenen Kriterien ernannt)

z.B. Russland, Weimarer Republik.

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16
Q

Was zeichnet Premier-präsidentielle Systeme aus? (nenne Beispiele)

A
  • Der Regierungschef ist nur dem Parlament verantwortlich, d.h. der Präsident kann die Regierung aus verfassungsrechtlichen, nicht aber aus politischen Gründen abberufen.

(-> (quasi-)direktgewählter Staatspräsident & Regierungschef
-> Präsident hat Einfluss auf Regierungsbildung und kann Parlament auflösen
-> Regierungschef & Kabinett sind nur dem Parlament verantwortlich)

z.B. Frankreich, Finnland, Portugal 1982.

17
Q

Welches Regierungssystem hat Frankreich?

A

Semi-Präsidentialismus (premier-präsidentiell)
-> nach Steffani “quite considerable powers”

18
Q

Was sind die sechs zentralen Machtbefugnisse des Präsidenten Frankreichs?

A
  1. Bestellung des Premierministers ohne Bestätigung durch Nationalversammlung (Art. 8) (Abberufung nur mit absoluter Mehrheit durch die Nationalversammlung)
  2. (Auflösung der Nationalversammlung (Art. 12))
  3. Anwendung des Notstandsartikels (Art. 16)
  4. Ausschreibung von Referenden (Art. 11)
  5. Beantragung von Verfassungsänderungen (Art. 89)
  6. „Domaine réservé“ (Art. 5, 15) -> Reservemacht, Präsident als Garant der nat. Unabhängigkeit (Integrität des Staatsgebiets, Oberbefehlshaber der Streitkräfte, bestimmt aber nicht die Außen- und Verteidigungspolitik)
19
Q

Wie bezeichnet Sartori Frankreich im Semi-Präsi weiter?

A

als “oszillierendes System” (schwankend)

Warum?
Weil du eine geeinigte Regierung (unified government) -Präsident als Kopf der Regierung, Premier als “Stabschef des Präsidenten” oder Kohabitation (Premier viele verfassungsmäßige Entscheidungskompetenzen eigenständig, Verhältnis Premier, Präsident zwischen Kooperation und Konflikt) haben kannst
–> Hierarchisches Verhältnis kann zu einem gezwungenen Kooperativen Verhältnis werden

20
Q

Was bedeutet Kohabitation?

A
  • gespaltenen Exekutive (divided government), in der Präsident und Premierminister der Opposition sich gegenüberstehen
  • Premier verfügt über die Unterstützung einer Mehrheit in der Nationalversammlung.
    -aktuell in Frankreich: Minderheitsregierung Präsident und Premier kommen aus dem gleichen Lager
  • Wie häufig?–> k.A.
21
Q

Was beobachtet Linz (1994) zum Zusammenhang von Regierungssystem und Demokratie?

A

„perils of presidentialism“ vs. „virtues of parliamentarism“
perils weil: Präsidentielle Demokratien im 20. Jahrhundert häufiger und schneller zusammengebrochen als Demokratien mit parlamentarischem System.

22
Q

Welche Ursachen verortet Linz für die „perils of presidentialism“?

A
  • duale Legitimation ->Legitimationskonflikt des Präsidenten
  • feste Amtszeiten
  • „winner takes all“-Prinzip und die Gefahr der Personalisierung politischer Macht

-> diese Gefahren fördern den Zusammenbruch von Demokratien im Präsidentialismus

23
Q

Zeige die Argumentationsstruktur Linz zu „perils of presidentialism“ auf.

A

Präsidentialismus -> Keine Koalitionsanreize (winner takes it all) -> Minderheitenregierung (divided government) -> gesetzgeberische Ineffektivität (legislative gridlock) -> Konfrontation, Blockade (feste Amtszeit, duale Legitimität) -> Zusammenbruch durch a) Militärputsch oder b) Selbstputsch

24
Q

Erkläre Cheibubs Gegenargument zu Linz „perils of presidentialism“.

A
  • an sich liegt Linz richtig, präsidentielle Systeme sind weniger langlebig

ABER
- statistisch geringere Lebensdauer von Präsidialsystemen kann nicht über den Präsidentialismus erklärt werden
- Die Korrelation zwischen Regierungssystem und Lebensdauer kann nicht über den Kausalmechanismus erklärt werden (spurious correlation).

  • Instabilität durch dritte exogene Variablen
    a) aus Militärregimen entstehen meist präsidentielle
    b) alte Regimeeliten kontrollieren und verhandeln Transition
    c) Militär präferiert ein System mit Vetopunkten (Veränderung status quo zu erschweren)

–>es ist wahrscheinlicher, dass präsidentielle als parlamentarische Systeme folgen und diese dann scheitern (Putschfalle, schlechte sozioökonomischen Rahmenbedingungen, schwache Parteien,…)