Politische Kultur- und Einstellungsforschung Flashcards

1
Q

Definition politische Kultur

A
  1. [im engeren Sinne]
    das charakteristische Muster politischer Orientierungen in einer Bevölkerung umfasst explizite oder implizite, bewusste oder unbewusste Einstellungen, Meinungen, Werte und Ideologien gegenüber den Institutionen und der Leistungsfähigkeit des Politiksystems sowie die Vorstellung der Bürger über ihre individuellen Handlungskompetenzen und Einflusschancen.
  2. [im weiteren Sinne]
    umfasst die in einer Gesellschaft praktizierten politisch wichtigen Verhaltensweisen, d.h. auch politische Partizipationformen der Unterstützung oder des Protests bezüglich politischer Inhalte, Prozesse, Strukturen oder Akteure.
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2
Q

Wie etabliert sich eine politische Kultur in einer Gesellschaft?

A

Die politische Kultur wird erlernt und internalisiert von den Bürgern durch permanente, direkte oder indirekte Sozialisations- und Erfahrungsprozesse

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3
Q

4 Dimensionen politischer Meinung/Orientierung

A
  1. Kognitive Dimension: Informiertheit, Verständnis
  2. Affektive Dimensionen: Gefühle, Vorstellungen
  3. Evaluative Dimension: Urteile, Meinungen
  4. (Konative Dimension: Partizipation, Verhalten) -> nur bei weiter Definition eingefasst
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4
Q

Politische Kultur bezieht sich auf welche Teilbereiche des Politikbegriffes und wie?

A
  1. Polity = Politische Strukturen und Institutionen - Wissen
  2. Politics: Politische Prozesse - Gefühle
  3. Policies: Materielle Politiken - Meinungen
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5
Q

4 Objekte politischer Orientierung

A
  1. Politisches System als Gantes
  2. Politische Input-Prozesse und ihre Akteure
  3. Output-Prozesse
  4. eigene Rolle des Individuums als politischer Akteur
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6
Q

4 Typen politischer Kultur

A
  1. Pariochale politische Kultur
    - kein Interesse an der Politik, der Mensch interessiert sich für seine nächste Umgebung
    - korrespondiert mit traditionaler Gesellschaft
  2. Untertanenkultur
    - Politische Inhalte gelten als unverständlich
    - Politische Prozesse und Strukturen gelten als Obrigkeit -> untergeordnet
    - korrespondiert mit Autokratie
  3. Partizipativkultur
    - Politik als öffentliche Angelegenheit
    - Bürger sind überzeugt von der Beeinflussbarkeit politischer Prozesse und Strukturen
    - korrespondiert nicht so gut mit Demokratie
  4. Bürgerkultur
    - alle Elemente der Partizipativkultur, aber durch Elemente der Untertanen- und Parochialkultur moderiert
    - korrespondiert mit Demokratie
  • > der ideale Bürger ist ein potenziell aktiver Bürger (eben nicht zu viel -> Partizipativkultur und nicht zu wenig -> Parochial)
  • > durch civic cultur wird Überforderung des politischen Systems verhindert
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7
Q

Wie lautet die Kongruenzthese?

A

Politische Systeme sind langfristig stabil, wenn sie in eine kongruente politische Kultur eingebettet sind.

(Zusammenhang zwischen politischer Struktur und politischer Kultur entsteht)

(Politische Systeme benäötigen ein ausreichendes Maß an Unterstützung (Easton) bzw. empirischer Legitimität (Lipset))

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8
Q

Welche Art von Unterstützung für politische Systeme bennent Easton?

A

spezifische und diffuse Unterstützung für…

  1. die politische Gemeinschaft
  2. das politische Regime
  3. die politischen Herrschaftsträger

Genauer:
Diffuse Unterstützung für die Nation: Identifikation mit der pol. Gemeinschaft = National

Diffuse Unterstützung für das politische Regime ist die Regimelegitimität & Regimevertrauen.

Diffuse Unterstützung für die politische Autorität ist die Legitimität der Autoritäten & das Vertrauen in Autoritäten

Spezifische Unterstützung für die politische Autorität ist die Zufriedenheit mit den Outputs.

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9
Q

Definition von 1. Unterstützung, 2. diffuser und 3. spezifischer Unterstützung nach Easton

A
  1. Unterstützung ist eine Einstellung, bei der eine Person sich selbst entweder positiv oder negativ zu einem Objekt/Sachstand positioniert. Solche Einstellungen werden können in parallelen Handlungen gezeigt werden.
  2. diffuse Unterstützung ist eine langfristige, stabile , grundlegende Verpflichtung.
  3. Spezifische Unterstützung ist auf eine spezifische Performanz bezogene, in Relation zu dem, was politische Autoritäten tun und wie sie es tun. Output-orientiert.
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10
Q

Wertewandel und Freiheitsstreben zeitlich

A

Politische Kulturen, Wertewandel und kollektive Präferenzen in der Gesellschaft ändern sich langsam -> sind eigentlich sehr stabil

(nur gut zu wissen, nicht auswendig lernen)

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11
Q

Definitionen Inglehart

  1. Werte
  2. Wertorientierung
  3. Normen
A
  1. Werte = jene Zielorientierung, die das Handeln der Menschen motivieren kann
  2. Wertorientierung beschreibt diejenigen Werte, die ein Mensch auch tatsächlich verinnerlicht hat

/im Unterschied dazu…

  1. Normen sind gesellschaftlich sanktionierte Werte, die nicht unbedingt verinnerlicht sein müssen.
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12
Q

5 Emanzipatorische Werte nach Inglehart/Wenzel

A
  1. Wertschätzung für individuelle Freiheiten
  2. Unterstützung für bürgerliches engagement
  3. Toleranz menschlicher Vielfalt
  4. Betonung menschlichen Wohlbefindens
  5. Vertrauen in Mitbürger
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13
Q

Beispiele materialistischer Werte und post-materialistischer Werte

A

Materialistisch: physiologische Bedürfnisse, Sicherheitsbedürfnisse = Hunger, Schutz

Post-materialistisch:
Zugehörigkeit, Achtung, Selbstverwirklichung = Liebe, Ich-Motive/Status, Anerkennung für Eigenes

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14
Q

Anwendung Deutschland

Vergleich West- und Ostdeutschland in ihren Angaben zur Qualität und Wertigkeit der Demokratie

A

“Die Demokratie ist die beste Staatsform”

Westdeutschland:
2000 auf 2005: Rückgang von 92 auf 85%
(“Unentschieden” gestiegen)

2014 auf 2019 in Westdeutschland Fortsetzung von steigenden Werten

Ostdeutschland:
2000 auf 2005: Rückgang von 78 auf 64%
(“Es gibt eine Staatsform, die besser ist”)
2014 auf 2019 geringer Rückgang von 82 auf 79%

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15
Q

Anwendung Deutschland

Zufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie in Ost und West

  • genereller Trend
  • Analyse von Personengruppen
A

Genereller Trend: Kontinuierlicher Anstieg mit gleichbleibendem Abstand zw. Ost & West

Osten immer ca. 20/30% weniger zufrieden.

2018 auf 2019 erstmals gegenläufig:

  • Ostdt. steigt
  • Westdt. sinkt

-> keine Hinweise auf Dekonsolidierung

Analyse von Personengruppen:

  • Im Osten sind Randgruppen weniger zufrieden
  • mehr Jüngere sind unzufrieden, als ältere
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16
Q

Anwendung Deutschland

Zusammenfassung
-> Bezug auf Dekonsolidierungsthese auf der Einstellungsebene

A
  1. persistente Unterschiede zw. Ost & West
  2. keine starken Hinweise auf eine Dekonsolidierung
  3. markante Unterschiede zw. Parteianhänger & Wählerschaft

–> These nicht bestätigt

17
Q

Allgemeine Kritik an der empirisch-analytischen politischen Kulturforschung

A
  1. Verengung des Kulturbegriffs auf messbare politische Orientierungen
  2. Problematik der “Sozialen Enrwünschtheit in standardisierten Umfragen
  3. Interkulturelle Vergleichbarkeit von Begriffen, Kategorien und Konzepten
  4. “Preference Falsification” in autoritären Regimekontexten
18
Q

Kritik an Ingleharts Analyse

A

„In einer Zeit, in der es üblich geworden ist, die Demokratie gegenüber autoritären Alternativen vorzuziehen, lautet die Frage nicht, ob Menschen die Demokratie präferieren…
!!Die Frage ist vielmehr, ob sie dies aus dem rechten Grund tun: als intrinsische Wertschätzung für die Demokratie definierenden Freiheiten.“!!
(Welzel 2013:277)

… und welche Bedeutungen schreiben Befragte in unterschiedlichen Gesellschaften dem Begriff der Demokratie zu?
-> die grafik verstehe ich nicht