5.1 Angststörungen: Spezifische Phobien Flashcards
Was sind Spezifische Phobien?
Angsterkrankungen, bei denen die Betroffenen unter extremer Furcht vor bestimmten Objekten oder Situationen leiden.
Zwischen welchen fünf Typen von spezifischen Phobien wird unterschieden?
- Tiertypus (Beginn unter 10 Jahren)
- Umwelttypus (Naturereignisse, Beginn in Kindheit)
- Situationstypus (z.B. Fahrstühle, Tunnel, Menschenmengen)
- Blut-, Spritzen- und Verletzungstypus
- Anderer Typus (z.B. ersticken, kostümierte PErsonen, Insektenstiche,..)
Wo sind die spezifischen Phobien im ICD-10 zu finden?
Unter F4: Neurotische Belastungs- und somatoforme Störungen
Welche Kriterien müssen für die diagnose einer spezifischen Phobie gemäss ICD-10 erfüllt sein?
- deutliche Furcht vor Objekt oder Situation ODER deutliche Vermeidung solcher Objekte oder Situationen
- Angstsymptome in den gefürchteten Situationen
- deutliche emotionale Belastung durch Symptome oder Vermeidungsverhalten; Einsicht, das Verhalten übertrieben und unvernünftig ist
- Beschränkung der Symptome auf die gefürchtete Situation oder Gedanken darüber
Was ist bei der Diagnose von Kindern und Jugendlichen bezüglich spezifischen Phobien speziell?
Sie wird erst bei Fortbestehen der Symptomatik über mind. 4 Wochen
-> weil phasenweises Auftreten von Ängsten typisch sind.
Was ist für die Unterscheidung von einem normalen Ausmass von Angst und einer pathologischen Angstreaktion wichtig?
Die Einschätzung der emotionalen Belastung bzw. die konkrete Beeinträchtigung der Patientinnen und Patienten.
Welche Fragebögen und Ratingskalen zu spezifischen Phobien gibt es?
- Angsterwartungsfragebogen bei Flugreisen (AES, 1996)
- Blood Injection Symptom scale (BISS, 1997, bei Spritzen)
- Dental Fear Survey (DFS, 1973)
- Fear Survey Schedule (FSS-III, 1976, Allgemein)
- Fragebogen zur Angst vor Spinnen (FAS, 2002)
- Herzangstfragebogen (HAF, 2001)
- Tunnelangstfragebogen (TAF, 2000)
- Prüfungsängstlichkeitsinventar (TAI-G, 1991)
Wie ist die Prävalenz von spezifischen Phobien?
- 12-Monate: Männer 4,5 und Frauen 10,8
- Lebenszeit: bis zu 15%
Was sind die häufigsten Typen von spezifischen Phonbien?
- Situativer Typus
- Tiertypus
- Blut-, Spritzen und Verletzungstypus
Wie häufig wird bei spezifischen Phobien eine Behandlungseinrichtung aufgesucht?
Zwischen 12-30%, meist nur wegen Komorbitäten.
Was sind typische Komorbitäten bei spezifischen Phobien?
- Sozialphobie (44%)
- Panikstörung (15%)
- auch: Posttraumatische Belastungsstörung, Zwangsstörungen, affektive und somatoforme Störungen
Wann beginnen spezifische Phobien?
- Typischerweise in der Kindheit (v.a. Tier, Spritzen, auch Umwelt)
- Situative Phobien nehmen mit dem Alter tendenziell zu
Was ist die Zwei-Faktoren-Theorie nach Mowrer (1939)?
Es geht davon aus, das Phobien traumatische Erfahrungen voraus gehen und sie in zwei Faktoren entstehen:
- Klassische Konditionierung (Ursprünglich neutrale Reize erhalten durch Kopplung mit traumatischen Ereignissen die Angsteinflössende Wirkung)
- Operante Konditionierung (Vermeidung führt zu negativer Verstärkung)
-> Umstritten, es gehen selten traumatische Erfahrungen voraus
Was ist das Three-Pathway-Modell von Rachmann (1977)?
Besagt, dass es drei Wege des Angsterwerbs gibt:
1. Klassische bzw. operante Konditionierung
2. Imitations- bzw. Modellernen
3. Instruktionslernen (z.B. Warnungen von Eltern)
-> Theorie ebenfalls umstritten
Wie ergänzten Pouton und Menzies (2002) das Three-Pathway-Modell?
Mit einem vierten Aspekt:
mangelnde Erfahrung in der Bewältigung von potenziell Angst auslöstenden Situationen (z.B. bei Kindern, die in der Kindheit nie fallen -> Höhenangst)
Was besagen die Vulnerabilitäts-Stress-Modelle zu spezifischen Phobien?
Dass die Wechselwirkung zwischen genetischer Disposition und Stresslevel zur entstehung von Angserkrankungen beitragen kann.
Was sind Risikofaktoren für Angsterkrankungen?
- angeborene Prädisposition
- frühkindliche Neigung zur verhaltensgehemmtheit (Behavioural Inhibition System BIS)
Was hat die Amygdala mit Angsterkrankungen zu tun?
Bei Läsionen der Amygdala konnten konditionierte Furchtreaktionen verhindert, bei Stimulation induziert werden.
Was ist die eindeutig nützlichste Behandlungsempfehlung bei spezifischen Phobien?
Konfrontation
Welche Arten der Konfrontation werden unterschieden?
- Graduierte Exposition (ansteigend angstauslösende Reize)
- Massierte Exposition (direkte Konfrontatin mit maximal Angst auslösenden Reizen
beide können in Sensu oder in Vivo stattfinden:
* in sensu (in der Vorstellung)
* in vivo (in der Realität)
Warum wird Blut-, Spritzen und Verletzungsphobie anders behandelt?
Weil es nicht zu einer Sympathikusaktivierung wie bei Angstreaktionen üblich kommt, sondern zu einem plötzlichen Absenken des Blutdrucks (Ohnmachtsanfällen).
Wie werden Blut- Spritzen und Verletzungsphobien behandelt?
Mit Applied Tension:
Erlernen eines gezielten Anspannen der Skelettmuskulatur zur kurzfristigen Blutdrucksteigerung.
In welchen fünf Sitzung läuft Applied Tension ab?
1: Verhaltensanalyse, Erlernen der Anspannungstechnik
2 und 3: Darbietung von Angstauslösendem bildmaterial, Wahrnehmen erster Anzeichen einer Ohnmacht, Anwenden der Anspannungstechnik
4: Besuch bei Blutspendeeinrichtung, Beobachtung, eigene Spenden, Anwenden der Anspannungstechnik
5: Beobachtung einer Operation (z.B. am offenen Herzen), Anwenden der Anspannungstechnik
Wie häufig sind Angststörungen im Vergleich zu anderen psychischen Störungen?
Sie machen etwa einen drittel der psychischen Störungen aus.
Was sind die Angst- und Paniksymptome?
Allgemeine Symptome:
* Hautmissempfindung
* Hitze/Kälte
Vegetative Symptome:
* Herzklopfen
* Schwitzen
* Zittern
* Mundtrockenheit
Thorax/Abdomen Symptome:
* Atemnot
* Beklemmung
* Brustschmerzen
* Übelkeit
psychische Symptome:
* Sterbensangst
* Kontrollverlust
* Unwirklichkeit
* Schwindel
Welche Störungsmodelle für spezifische Phobien gibt es?
- Zwei-Faktoren Theorie (Mowrer, 1939)
- Preparedness: seligman (1971)
- Three Pathway-Modell (Rachmann, 1977)
- Vulnerabilitäts-Stress-Modelle
Was sagt die Preparedness Theorie von Seligman?
Dass sich die spezifische Phobie aus biologischer Vulnerabilität aufbaut, also eine gewisse Vorbereitetheit für die Phobie.