4.1 Affektive Störungen und Suizidalität: Unipolare Depression Flashcards

1
Q

Was sind unipolare Depressionen?

A

Affektive Störungen, für die das Vorliegen von depressiven Symptomen bei Abwesenheit von (hypo-)manischen Symptomen charakteristisch ist.

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2
Q

Welche unipolaren Depressionen gibt es nach ICD-10?

A
  • F32: Einzelne depressive Episode: ausschliesslich depressiv, mind. 2 Wochen
  • F33: rezidivierende depressive Störung: depressive Episode bei vorherigen depressiven Episode
  • F34.1: Dysthymie: chronisch depressiv, aber selten so ausgeprägt wie depressive Episode
  • F38.8: Saisonale affektive Störung: Depression in der dunklen Jahreszeit
  • F53: Postnatale-partiale Depression: innerhalb von zwei Jahren nach der Geburt
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3
Q

Welche weiteren affektiven Störungen (neben unipolaren Depressionen) werden im Buch / aus ICD-10 aufgezählt?

A
  • F30: Manische Episode: manische Symptome von mindestens einer Woche
  • F30.0: Hypomane Episode: weniger schwer ausgeprägte manische Episode
  • F30.1: Manie ohne psychotische Symptome: Manische Episode mit Einschränkung sozialer oder beruflicher Funktionsfähigkeit
  • F30.2: Manie mit psychotischen Symptomen: Schwere Form von F30.1, z.B. mit Wahn, Ideenflucht, Rededrang)
  • F31: Bipolare affektive Störung: Ein oder mehrere depressive Episode und mind. eine manische Episode
  • F344: Zyklothymia: Chronische Instabilität der Stimmung mit zahlreichen hypomanischen und dysthymen Phasen
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4
Q

Was können manische Symptome sein?

A
  • situationsabhängige Hochstimmung
  • Überaktivität
  • Rededrang
  • vermindertes Schlafbedürfnis
  • leichte Ablenkbarkeit
  • gesteigerte Libido
  • übermässige Vertraulichkeit
  • Reizbarkeit
  • Selbstüberschätzung und Grössenideen
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5
Q

Zwischen welchen zwei Störungsbildern wird bei der unipolaren Depression unterschieden?

A
  • phasischer Verlauf (z.B. depressive Episode)
  • chronischer Verlauf (z.B. Dysthymie oder chronische Depression)
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6
Q

Was gehört zu den Kernsymptomen klinisch relevanter Depressionen?

A
  • anhaltend gedrückte Stimmung
  • Anhedonie (Unfähigkeit, Freude zu empfinden)
  • Interessensverlust
  • Antriebslosigkeit
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7
Q

Welche weiteren Symptome können bei Depressionen dazu kommen?

A
  • Affektive Symptome ( z.B. Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Verzweiflung)
  • Kognitive Symptome (z.B. negative Gedanken und Einstellungen gegenüber der eigenen Person und Zukunft, Hoffnungslosigkeit, ständiges Grübeln)
  • Motivational-behavoriale Symptome (z.B. Antriebslosigkeit, sozialer Rückzug, Verringerung des Aktivitätsniveaus, Suizidhandlungen)
  • Somatisch-viszerale Symptome (z.B. Schlafstörungen, Energieverlust, Appetit- und Gewichtsveränderungen, Libidoverlust)
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8
Q

Wie unterscheiden sich der ICD-10 und das DSM-IV am Beispiel einer Depressiven Episode (F32) bzw. einer Episode einer Major Depression?

A
  • Das ICD-10 zählt verminderten Antrieb oder gesteigerte Ermüdbarkeit als Hauptsymptom, das DSM-IV als Nebensymptom
  • Bei ICD-10 etwas stärkerer Fokus auf kognitive Symptome (Selbstwertgefühl, pessimistische Zukunftsperspektive)
  • Das DSM-IV hat einen etwas stärkeren Fokus auf psychomotorische Symptome (zählt sie früher auf, zusätzlich psychomotorische Unruhe/Verlangsamung)
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9
Q

Wann kann laut DSM-IV ein somatisches Syndrom zur Depressiven Episode mitcodiert werden?

A
  • Interessenverlust
  • fehlende Aufhellbarkeit
  • psychomotorische Hemmung oder Agitiertheit
  • Libidoverlust
  • Appetits- und Gewichtsverlust
  • Früherwachen und Morgentief

-> Diese Symptomatik ist laut Studien mit einem erhöhten Suizidrisiko assoziiert.

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10
Q

Ab wann wird laut DSM-IV eine depressive Episode zur chronischen Major Depression?

A

Wenn sie mehr als zwei Jahre anhält.

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11
Q

Was ist eine Double Depression?

A

Eine von einer depressiven Episode überlagerte Dysthymie (chronische aber leichtere depressive Symptomatik)

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12
Q

Wie häufig sind unipolare depressive Störungen?

A
  • gehört zu den häufigsten auftretenden psychischen Erkrankungen
  • Lebenszeitprävalenz bei Frauen 25% und bei Männern 12%
  • Erkrankung mit weltweit höchsten Gesellschaftlichen kosten
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13
Q

Wie ist der Verlauf von unipolaren depressiven Störungen?

A

Durchschnittlich:
* depressive Episode von 5 Monaten
* Zykluslänge (depressive plus beschwerdefreie Phase) von 5 Jahren
* 80% der Betroffenen erleben mehr als eine depressive Episode
* 20-30% der Betroffenen erleben einen chronischen Verlauf

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14
Q

Was ist die Schwierigkeit bei der Diagnose von depressiven Störungen?

A

Sie müssen von bipolaren und schizoaffektiven Störungen, normalen und komplizierten Trauerreaktionen und depressiven Syndromen in Folge von körperlichen Krankheiten abgegerenzt werden.

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15
Q

Welche biologischen Erklärungsmodelle für depressive Störungen gibt es?

A
  • Genetik (moderater genetischer Einfluss, vermutlich aufgrund mehrerer Gene)
  • Monoaminmangelhypothese
  • Dysregulation der HHN-Achse
  • Neuroplastizitätshypothese
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16
Q

Was ist die Monoaminmangelhypothese?

A
  • entwickelt in den 60er Jahren
  • besagt, dass Depression auf Mangel der Neurotransmitter Noradrenaliin, Serotonin und Dopamin (die Monoamine) zurückzuführen sei
  • Ist umstritten
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17
Q

Was ist die Dysregulation der HHN-Achse?

A
  • Überaktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HHN-Achse) führt zu erhöhtem Cortisolspiegel
  • zwei drittel der depressiven Patienten haben erhöhte Cortisolwerte

–> deswegen wird eine erhöhte Aktivität der HHN-Achse als kausaler oder aufrechterhaltender Faktor für Depressionen diskutiert.

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18
Q

Was ist die Neuroplastizitätshypothese?

A

Besagt, dass eine Störung der funktionalen und strukturellen Anpassungsleistung des Gehirns / dessen synaptischer Verbindungen (Neuroplastizität) für die Depressionsentwicklung verantwortlich sind.

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19
Q

Welche lerntheoretischen Erklärungsmodelle für depressive Störungen gibt es?

A
  • Verstärker-Verlust-Modell von Lewinsohn
  • Theroie der gelernten Hilflosigkeit
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20
Q

Was ist das Verstärker-Verlust-Modell von Lewinsohn?

A

Sie besagt, dass eine zu geringe Rate an positiven Verstärkern zu depressiven Symptomen führt:
(-> dies wiederum führt zu einem sozialen Rückzug und dadurch zu einer noch geringeren Rate an positiven Verstärkern)

21
Q

Was ist die Theorie der gelernten Hilflosigkeit von Seligman?

A

Demnach stellt sich Depression ein, wenn Betroffene keinen Zusammenhang zwischen ihrem Verhalten und negativen Ereignissen in ihrer Umwelt erkennen.

22
Q

Welche kognitiven Erklärungsmodelle für depressive Störungen gib es?

A
  • Attributionale Hilf- und Hoffnungslosigkeitstheorien
  • Kognitives Modell der Depressionsentstehung nach Aaron Beck
23
Q

Was besagen Attributionale Hilf- und Hoffnungslosigkeitstheorien?

A

Besagen, dass Depressionen als Folge eines internalen, globalen und stabilen Attributionsstils bei Misserfolgen auftreten.
-> Umstritten, da zwar korrelational aber eventuell nicht kausal.

24
Q

Was ist das kognitive Modell der Depressionsentstehung nach Aaron Beck?

A

Depression entsteht durch dysfunktionale kognitive Schemata, d.h. automatische negative Gedanken und eine verzerrte Wahrnehmung und Interpretation der Realität. -> Eine negative Sicht auf sich Selbst, die Welt und die Zukunft

KOGNITIVE TRIADE = NEGATIVE INTERPRETATION VON (1) DER UMWELT, (2) SICH SLEBST, (3) DER ZUKUNFT

-> auch hier empirisch nicht so klar unterstützt.

25
Q

Nenne ein soziologisches Erklärungsmodell für depressive Störungen?

A

Modell von Brown und Harris (1978)
In Zusammenhang mit Selbstwert , akuten Belastungen und Bewältigungskompetenzen führen folgende Dinge zu depressiven Störungen:
a) früher Verlust der primären Bezugsperson
b) fehlen einer Unterstützenden Beziehung
c) mehr als 3 Kinder unter 14
d) Arbeitslosigkeit

26
Q

Was besagen motivationale Erklärungsansätze für depressive Störungen?

A

Sie betonen die Relevanz von unbefriedigten Bedürfnissen, unerfüllten Wünschen und unerreichten Zielen für depressive Störungen.

27
Q

Was besagen integrative Erklärungsansätze für depressive Störungen

A

Sie fokussieren auf das Zusammenspiel verschiedener Faktoren.

28
Q

Welche biologisch orientierten Behandlungsansätze für Depressionen werden im Buch beschrieben?

A
  • pharmakologische Therapie (Medis)
  • Elektrokonvulsionstherapie (EKT)
  • Neurostimulationsverfahren
  • transcranielle Magnetstimulation (TMS)
  • Lichttherapie (v.a. bei Winterdepressionen)
  • Schlafentzugstherapie
29
Q

Was sind die Nachteile der pharmakologischen Therapie?

A
  • viele Nebenwirkungen
  • nach Absetzen nur eingeschränkt Schutz vor Rückfällen
30
Q

Was ist Elektrokonvulsionstherapie (EKT)? Was sind die Vor- und Nachteile?

A

Ein geringer Stromimpuls verursacht einen Krampfanfall im Gehirn

Vorteile: 65-90% Erfolgsquote
Nachteile: vorübergehende Gedächtnisstörungen, delirante Syndrome, Risiken in zusammenhang mit Vollnarkose

31
Q

Was sind Neurostimulationsverfahren? Was sind Nachteile?

A

Elektroden werden im Gehirn implantiert stimulieren Zellen in depressionsrelevanten Kerngebieten.

Nachteil: stark invasiv

32
Q

Was ist transcranielle Magnetstimulation (TMS)?

A

Eine weniger invasive Form von Neurostimulationsverfahren

-> wird aber noch erforscht.

33
Q

Was ist Schlafentzugstherapie? Was sind die Vor- und Nachteile?

A

Völliger (ganze Nacht), partieller (zweite Nachthälfte) und selektiver (bestimmte Tiefschlafphasen) Schlafentzug führt zu Stimmungsaufhellungen.

Nachteile: bei nur kurzem darauffolgenden Einschlafen sind die Effekte weg, Effekte sind zeitlich begrenzt

Vorteile: frei von Nebenwirkungen

34
Q

Was ist das Ziel von Verhaltenstherapie?

A

Erhöhung der Rate an positiver Verstärker (auf Basis des Verstärker-Verlust-Modells)

35
Q

Wie läuft Verhaltenstherapie ab?

A
  1. Zusammenhang zwischen Verhalten und emotionalem Erleben wird gesucht (z.B. mithilfe von Tagebüchern)
  2. Es werden Aktivitäten erarbeitet, mit denen die Stimmung positive beeinflusst werden kann (insbesondere positive interpersonale Erfahrungen und intensive körperliche Aktivitäten)
  3. Ein Plan wird erstellt, wann die Aktivitäten ausgeführt werden
  4. Systematische und nachhaltige Umsetzung des Planes
  5. Training für Defizite in sozialen, kommunikativen, emotionalen undoder Problemlöse-Kompetenzen, die während der Verhaltenstherapie auftreten können
36
Q

Was ist die Herausforderung bei der Verhaltenstherapie?

A

Patienten fällt es anfangs oft schwer, den Zusammenhang zwischen ihrem Verhalten und ihrer Stimmung zu erkennen.

37
Q

Was ist die kognitive Depressionstherapie nach Aaron Beck?

A

Patienten erarbeiten (wie Wissenschaftler) alternative Hypothesen für Ihre Gedanken und testen diese in Experimenten.

z.B.
Gedanke: Ich bin nichts Wert, weil ich nichts leiste
Alternativhypothese: Wenn das stimmt, müssten ja auch Kinder und Haustiere nichts wert sein
Experiment: Ich mache keine Überstunden und schaue, was passiert -> niemand findet das schlimm

38
Q

Was sind typische Schwierigkeiten bei kognitiver Depressionsbehandlung?

A
  • bei schwer depressiven Patienten oft nicht möglich -> zuerst behavoriale Aktivierung
  • Patienten deuten Behandlung als Schuldzuweisung -> erklären, dass solche Gedanken bei Depression normal sind
  • es ist schwer zu klären, was wahr oder logisch ist
  • Patienten fühlen sich überfordert
39
Q

Was ist die kognitive Verhaltenstherapie der Depression (KVT)?

A

Kombination der Verhaltenstherapie und der kognitiven Depressionstherapie

40
Q

Welche Elemente enthält ein typisches KVT-Programm?

A
  • Diagnostik, Psychoedukation und Beziehungsaufbau
  • Herleitung des therapeutischen Rationals
  • Aufbau positiver Aktivitäten
  • Bei Bedarf: Training notwendiger (z.B. sozialer) Kompetenzen
  • Kognitive Umstrukturierung
  • Rückfallprophylaxe (langfristige Integration der Denk- und Verhaltensgewohnheiten in den Alltag)
41
Q

Wie lässt sich das therapeutische Rational herleiten?

A

Nach dem Modell von Hautzinger (2003)

42
Q

Was gehört zu den goldstandards der psychotherapeutischen Akutbehandlung unipolarer Depressionen?

A
  • KVT
  • Behavoriale Aktivierung
  • Interpersonale Therapie (IPT)
43
Q

Was weiss man zu Wirksamkeit der verschiedenen Therapien?

A
  • KVT ist der pharmakotherapeutischen Behandlung vermutlich überlegen
  • psychotherapeutische Behandlungen schützen vermutlich stärker vor Rückfällen
  • ein kombinierter Einsatz von medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung kann am wirkvollsten sein
44
Q

Was sind die fünf Symptombereiche von Depression gemäss Podcast?

A
  • Emotionale Symptome (Extreme Traurigkeit, Freudlosigkeit, Sich leer fühlen, Angst, Wut, innerlich getrieben, Spannung
  • Motivationale Symptome (Willenlos, kein Antrieb, wenig lust, allein sein)
  • Verhalten (Körperhaltung: Kraftlos, gebeugt, spannungsleer, Rückzug; Mimik: maskenhaft, versteinert, weinerlich; Sprache: leise, monoton)
  • Kognitive Symptome (sich für ungenügend, minderwertig oder böse halten, schlechtes Gedächtnis, Grübeln, Wahn, Zwänge, Zweifel, abhängig, Kontrollverlust)
  • Somatische Symptome (Kopfschmerzen, Benommenheit, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen, Verdauungsprobleme, Schwäche)
45
Q

Was ist das Kupferschema des typischen Verlaufes von Depressionen?

A
  1. Normalität
  2. Sich steigernde Symptome
  3. Beginn der Behandlung
  4. Response
  5. Remission/Recovery oder Relapse bzw Reocurrence
46
Q

Wie würden rezidivierende, wie chronische und wie einzelne depressive Episoden auf einer Kurve aussehen?

A
47
Q

Wie könnte ein Beispiel einer kognitiven Therapie aussehen?

A
48
Q

Welche dysfunktionalen Annahmen und Interventionen gibt es?

A
  • Übergeneralisierung (trifft immer zu)
  • Selektive Abstraktion (nur Misserfolge zählen)
  • Übertriebenes Verantwortungsgefühl (Für jedes Misslingen verantwortlich)
  • Annehmen einer zeitlichen Kausalität, Vorhersage ohne zeitliche Evidenz (einmal = immer)
  • Bezugnahme auf die eigene Person
  • Katastrophisieren
  • Dichotomes Denken (schwarz/weiss)